Marie Louise Fischer - Leb wohl, liebes Hausgespenst

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Am Ende der Karibikreise zeigt es sich, dass Reisen in die Ferne viel größere Veränderungen mit sich bringen können, als man vorher je geahnt hat. Auf einer der Inseln ist es so schön, dass das Hausgespenst Amadeus nicht wieder mit nach Deutschland zurückfliegen will. «Leb wohl, ma petite Monique … Vergiss mich nicht!» Wie soll sie das auch, solch einen Freund hat noch niemand gehabt. So viele einzigartige Abenteuer hat sie mit ihm erlebt. Wer soll ihr aber jetzt helfen, wenn ihr etwas zustößt? Andererseits kann sie jetzt Freundschaften schließen, ohne dass ihr ein eifersüchtiges Gespenst im Rücken sitzt.-

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Marie Louise Fischer

Leb wohl, liebes Hausgespenst

SAGA Egmont

Leb wohl, liebes Hausgespenst

Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, ( www.marielouisefischer.de) represented by AVA international GmbH, Germany ( www.ava-international.de)

Originally published 1982 by F. Schneider, Germany

All rights reserved

ISBN: 9788711719701

1. e-bogsudgave, 2017

Format: EPUB 3.0

Denne bog er beskyttet af lov om ophavsret. Kopiering til andet end personlig brug må kun ske efter aftale med Lindhardt og Ringhof samt forfatter.

lindhardtogringhof.dk

Lindhardt og Ringhof Forlag A/S, et selskab i Egmont

Ausschiffung mit Hindernissen

Das schmucke Kreuzfahrtenschiff Wassermann hatte erst in den frühen Morgenstunden mit unvorschriftsmäßiger Verspätung im Hafen von Nassau angelegt. In der Nacht zuvor hatte es sich bei orkanartigen Stürmen die Fahrt durch den aufgewühlten Atlantik erkämpfen müssen. Die meisten Passagiere hatten erst Schlaf gefunden, als der Kreuzer die ruhigeren Gewässer nahe der Küste der kleinen Insel New Providence erreicht hatte. So kam es, daß sie sich zerschlagen und erschöpft fühlten, als sie um sieben Uhr geweckt wurden. Sie hätten sich gern noch mal auf die andere Seite gelegt. Aber das war unmöglich, denn die Ausschiffung mußte pünktlich erfolgen. Schon am späten Nachmittag des gleichen Tages wurden neue Passagiere für die nächste Kreuzfahrt erwartet.

Monika und ihre Freundin Ingrid waren einige der wenigen gewesen, die nicht seekrank geworden waren. Jetzt hatten sie Mühe, sich nicht allzu munter zu geben. Sie spürten, daß das nicht in die allgemein herrschende Stimmung paßte, und wollten nicht unnötig anecken. Aber als die Gangway herabgelassen wurde, waren sie die ersten und blickten erwartungsvoll auf das bunte Gewimmel im Hafen hinab. Unten wurde schon der Schiffsbauch geöffnet und das Gepäck auf die Pier gehievt.

„Los, komm schon!“ rief Monika., „Klettern wir runter! Auf was warten wir denn noch?!“

„Auf Norbert und seine Eltern.“

„Die können wir genausogut unten treffen!“ Monika schenkte dem Matrosen, der neben der Gangway stand, um älteren Passagieren behilflich zu sein, noch ein strahlendes Lächeln und machte sich daran, die sehr steile und sehr hohe Leiter hinabzusteigen. In der rechten Hand hielt sie ein Katzenkörbchen, über der linken Schulter trug sie eine Riementasche. Die letzten Stufen nahm sie im Sprung.

„Sag mal, tut es dir denn gar nicht leid?“ fragte Ingrid, die ihr mit Abstand gefolgt war.

„Was?“

„Daß die Kreuzfahrt schon vorbei ist.“

„Ach was“, sagte Monika weise, „kein Glück dauert ewig! Und außerdem … wir haben ja noch was vor uns. Eine Woche Aufenthalt im South Ocean Beach Hotel . Klingt doch Spitze, oder?“

„Wie du es aussprichst, hört’s sich an, als hättest du den Mund voll heißer Kartoffeln.“

Monika lachte. „Na ja, ich spreche eben noch nicht perfekt auswärts. Aber so ähnlich hat mir’s mein Vater vorgesagt.“ Sie wollte ihre Tasche öffnen. „Ich zeig dir den Prospekt …“

Ingrid winkte ab. „Den kenne ich doch längst.“

„Ich sehe ihn mir bloß immer wieder gerne an!“ gestand Monika. „Sag selber … haben wir nicht ein Schweineglück gehabt?! Eine Kreuzfahrt durch die Karibik und dazu noch einen Aufenthalt auf den Bahamas! Wer gewinnt so etwas schon?!“

„Du!“ erklärte Ingrid trocken.

„Ja, weil ich ein Glückspilz bin … und du auch, weil du meine Freundin bist!“

„Erwartest du jetzt etwa, daß ich dir auf Knien danke, weil du mich mitgenommen hast?“ fragte Ingrid mit hochgezogenen Brauen.

Monika ärgerte sich erst über Ingrid und dann über sich selber, als ihr klarwurde, daß sie unbeabsichtigt taktlos gewesen war. „Ach, Quatsch mit Soße!“ sagte sie rasch. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht. Du weißt doch genau, wie ich es gemeint habe … einfach, daß wir beide allen Grund haben, uns zu freuen.“

„Ehrlich gestanden, ich hatte mir unsere Ankunft auf den Bahamas anders vorgestellt.“

„Wie anders?“

„Bei strahlender Sonne und blitzblauem Himmel … eben so, wie es auf den Plakaten der Reisebüros immer gezeigt wird.“

„Das kannst du doch nicht ernsthaft erwartet haben … nach diesem Sturm heute nacht! Wie könnte es dann hier strahlend schön sein!?“

„Weiß ich auch nicht“, mußte Ingrid zugeben und zog fröstelnd die Schultern hoch.

Es war nicht wirklich kalt, eher schwül, aber vom Meer kam ein feuchter Wind. Ingrid war warm genug in ihrem braunen Kostüm mit Faltenrock gekleidet, aber, wie meist, ein wenig zu fein. Monika trug Jeans und hatte sich eine Jacke übergezogen; an ihrem glatten, leuchtend roten Haar, das sie im Nacken zusammengebunden hatte, zerrte der Wind.

„Wart’s nur ab“, sagte sie tröstend, „das Wetter wird schon werden … muß es ja, sonst hätten sämtliche Prospekte gelogen.“

„Vielleicht haben sie’s“, meinte Ingrid düster.

„Selbst wenn es so bleiben würde“, entgegnete Monika, „ich fände es interessant genug! Auf der anderen Seite der Erde zu sein! Sieh dir bloß mal die Schwarzen an! Sie sind viel hübscher als die auf Haiti, nicht? Und viel freundlicher! Da, die dicke Mammi mit dem Korb voll Orangen auf dem Kopf … sollen wir uns eine kaufen?“

„Jetzt lieber nicht, sonst verpassen wir noch den Anschluß!“

Ingrids Warnung war nicht unberechtigt. Es herrschte lebhaftes Gewimmel auf dem Kai. Die Koffer wurden ausgeladen und auseinander sortiert und zu Gruppen zusammengestellt.

„Da sind unsere!“ rief Monika. „Stellen wir uns dazu!“

Immer neue Kleinbusse fuhren an. Aus ihnen stiegen Hostessen, junge Mädchen in hellblauen Uniformen. Sie liefen suchend umher und riefen für Monika unverständliche Worte. Später sollten die Freundinnen erfahren, daß es sich dabei um die Namen verschiedener Hotels und des Flughafens handelte. Ein Teil der Passagiere sollte noch heute zurückfliegen, nach Europa oder in die Vereinigten Staaten, andere blieben auf New Providence, und wieder andere endlich sollten gleich weiter auf eine andere Insel der Bahamas geschifft oder geflogen werden. Etwa zwanzig Minuten ging es hoch her.

Ambassador! riefen die Hostessen und Love Beach!, Airport und Coral Harbour!

Monika und Ingrid, die nur wenig verstanden, waren ziemlich verwirrt.

Plötzlich sagte Monika: „Du, ich glaube, die hat eben unser Hotel aufgerufen! Die Blonde da drüben! Bleib du, wo du bist, ich gehe mal hin!“

Sie lief quer über den Kai und pflanzte sich direkt vor der Hostess auf, die suchend über sie hinwegsah und wieder: South Ocean Beach Hotel? rief.

„Ja, da wollen wir hin!“ erklärte Monika.

Die Hostess sah sie an. „Warum hast du dich dann nicht längst gemeldet?“

„Weil ich es erst jetzt verstanden habe! Ich kann nämlich noch kein Englisch, wissen Sie!“

„Ach, dann bist du sicher die Preisträgerin? Entschuldige, daß ich so nervös war! Gerade dich habe ich nämlich gesucht.“

„Dann hätten Sie besser meinen Namen gerufen.“

„Den hatte ich im Moment total vergessen … Monika Müller? Fischer? Schneider?“

„Schmidt, wenn’s recht ist. Aber Monika hätte ja genügt.“

„Du lieber Himmel, du hast ja recht. Sei mir, bitte, nicht böse. Aber ich mache diesen Job noch nicht lange, weißt du, und wahrscheinlich werde ich auch nicht alt dabei werden, obwohl ich mich so auf die große weite Welt gefreut hatte. Aber ich weiß nicht, ob ich mich an die dauernden Aufregungen gewöhnen kann. Wo ist dein Gepäck?“

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