Gerhard Oberkofler - Arnold Reisberg. Jüdischer Revolutionär aus dem Königreich Galizien

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Arnold Reisberg. Jüdischer Revolutionär aus dem Königreich Galizien: краткое содержание, описание и аннотация

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Arnold Reisberg, geboren am 17. Februar 1904 in Borislav (Galizien) war Erstgeborener einer ostjüdischen Familie, die zu Beginn des Weltkrieges 1914 aus Galizien nach Wien geflohen ist. Durch die Begegnung mit Schriften der Kommunistischen Internationale, die 1919 zum I. Kongress zusammengekommen ist, erhielt der Begriff Freiheit für Reisberg in jungen Jahren eine konkrete humane Dimension. Es war für ihn nicht mehr die bürgerlich-liberale Freiheit, ein Ghetto möglichst auf dem Weg zum Friedhof zu verlassen, sondern eine Freiheit, die mit allen Menschen geteilt werden sollte, die Freiheit von Unterdrückung und Würdelosigkeit jeder Art. So trat er 1923 dem Kommunistischen Jugendverband und 1924 der KPÖ bei, nicht als eskapistischer Idealist, sondern als Aktivist und Propagandist. Über Wien (1914-1934), Prag (1934) und Moskau (1934-1937), über den GULag (1937-1946), eine Strafansiedlung in Tassejewo (1946- 1954) sowie über einen Aufenthalt in Mossalsk (1955−1959) kam Reisberg im Februar 1959 in Berlin an. Dort hat er als marxistisch-leninistischer Historiker, zu dem er an der Wiener Universität ausgebildet worden war, bis zu seinem Tode am 20. Juli 1980 herausragende wissenschaftliche Arbeiten zur Geschichte der Republik Österreich und über Wladimir Iljitsch Lenin veröffentlicht.
Arnold Reisberg ist zeitlebens «unverbesserlicher» Kommunist geblieben. Er gab Zeugnis für die Utopie einer neuen ökonomischen sozialen, politischen und kulturellen Ordnung der Welt.

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A. R. war sportlich, er trat der Wiener Fußballmannschaft des Vereins Bar Kochba bei. Das war für Wiener Jugendliche nicht ungewöhnlich, denen sich viele Jugendverbände von den Pfadfindern bis hin zu Zionisten anboten. Der Fußball begann in der jungen Republik, viele junge Männer zu begeistern. Der Name Bar Kochba (Sohn des Sterns) leitet sich vom Führer des letzten großen Aufstandes der palästinensischen Juden gegen die Römer ab (132–135 n. u. Z.). Kaiser Hadrians (76–138 n. u. Z.) Feldherr Severus hatte aus Britannien kommend die aufständischen Juden in ihrem letzten Bollwerk Bethar (auch Better, Festung westlich von Jerusalem) eingeschlossen. Bar Kochba war dort mit allen getreuen Aufständischen gefallen. Jüdische Fußballer hätten sich so wie die Tschechen, Ungarn, Polen oder Jugoslawen in der Buntheit von Wien heimisch fühlen können, es wäre nicht notwendig gewesen, einen eigenen jüdischen Fußballklub zu gründen. 49Die Veränderungen von Wien seit Kriegsende waren allerdings massiv. „Die Zeiten ändern sich und mit den Dingen auch die Menschen“, sagt ein altes Sprichwort, dessen Wahrheit sich immer wieder bestätigt. Der Zionismus gewann unter jungen Juden an Boden, doch besuchte A. R. keine zionistischen Kongresse oder Sommerlager so wie der seit 1918 (bis 1934) in Wien III, Landstraßer Hauptstraße mit seiner Familie wohnende Teddy Kollek (1911–2007). 50A. R. war in seinen studentischen Jahren Funktionär seines Bar Kochba Fußballvereins. Am 22. Juni 1921 sollten sich gegnerische Jungmannschaften, zu denen die Jungmannschaft von Rapid gehörte, bei ihm für ein Sonntagsspiel am 26. Juni melden. 51Um Ostern 1922 wurde in der Wiener Morgenzeitung von einer Reorganisation des Bar Kochba Fußballvereins mit A. R. berichtet. 52

Seine Nationalien an der Universität füllte A. R. ab seinem ersten Semester, also ab dem Wintersemester 1922/23, handschriftlich in der Rubrik „Religion, welcher Ritus oder Konfession“ mit „mosaisch“ aus und gab in der Rubrik „Muttersprache, Alter“ „polnisch, 18J“ an. In der Rubrik „Heimatzuständigkeit (Ort und Land)“ schrieb er „Mikulince (Galizien) Polen“, in jener zur „Wohnadresse des Studierenden“ „II Wolmutsstraße 19/22“, zur Rubrik „Vorname, Stand und Wohnort seines Vaters“ „Berl, Lehrer, ebenda“ und zu jener „Staatsbürgerschaft“ „polnisch“. Das Nationale von A. R. erhielt am Kopf im 3. Semester von Seiten der Universitäts-Quästur Wien den Stempel „Ausländer“, ab dem Sommersemester 1924 wurde die Rubrik „Muttersprache, Alter“ mit dem Stempel „Volkszugehörigkeit“ ergänzt und A. R. schrieb „jüdisch“ hinein. Ab Sommersemester 1926 druckten die Nationalien in der Rubrik „Muttersprache, Alter“ die Frage „Volkszugehörigkeit“ schon mit, welche von A. R. stets mit „jüdisch“ beantwortet wurde. Das blieb so bis zu seinem achten und letzten Semester 1927. Durchgehend gab A. R. in der Rubrik „Staatsbürgerschaft“ „polnisch“ an. Seine Eltern waren in den Meldeunterlagen von Wien als Österreicher ausgewiesen. Von der Zahlung des Kollegiengeldes war A. R. nicht befreit.

Bis hin zur Wahl eines Dissertationsthemas im Einvernehmen mit dem Wirtschaftshistoriker Alfons Dopsch (1868–1953) 53neigte A. R. eher dem noch im August 1918 für eine Professur in Czernowitz vorgesehenen Historiker Wilhelm Bauer (1877–1953) 54zu. A. R. besuchte in seinen ersten beiden Semestern die zweistündige „Einführung in das Studium der Geschichte“ von Wilhelm Bauer, im zweiten Semester dazu auch dessen zweistündige „Geschichtliche Übungen“. In den ersten Wochen des 3. Semesters von A. R., im Wintersemester 1923/24, zeichneten sich antisemitische Exzesse der völkischen, von ihren christlichen Kommilitonen unterstützten Studenten ab. Am 20. November 1923 musste die Universität vorübergehend ganz geschlossen werden. Die Vorlesungen des Mediziners Julius Tandler (1869–1936) und des Juristen Carl Grünberg (1861–1940) wurden mit den Rufen „Juden hinaus!“ blockiert. „Hinaus mit den Juden!“, diese Parole wurde durch „Hinaus mit den Marxisten“ erweitert. A. R. blieb zeitlebens damit konfrontiert. In diesem seinem 3. Semester (WS 1923/24) belegte er bei Bauer dessen einstündige Vorlesung „Die theoretischen Grundlagen der Geschichte“. Es lässt sich nicht feststellen, inwieweit Bauer seinen rassistisch politischen Eifer in seinen Vorlesungen und Übungen zum Ausdruck brachte. Er rühmte sich jedenfalls, „Juden auf den ersten Blick zu erkennen“ 55. Über Josef II. (1741–1790) räsonierte Wilhelm Bauer 1938 in einem zu Ehren von Heinrich Srbik (1878–1951) 56geschriebenen Beitrag, dieser habe mit seiner Toleranz nicht geahnt, „dass er mit seinen Maßnahmen schicksalhaft in das Leben nicht nur der Juden, dass er fast noch mehr in das der deutschen Nation griff, indem er durch den Zwang zu deutschem Unterricht mit Gewalt jüdische Geistigkeit in die abendländische Kultur pumpte“. Über Ludwig Börne (1786–1837) und Heinrich Heine (1797–1856) schrieb er: „Wanderer zwischen zwei Welten, litten diese Bastarde des Geistes an Heimatlosigkeit und verdeckten diese Leere bisweilen mit geradezu satanischen Ausfällen wider das Christentum, wie man sie in Heines Briefen finden kann, mit Ausfällen gegen alles Deutsche, oft auch mit grausamer Selbstzerfleischung. Von dem allen merkte das liberal gesinnte Deutschland nichts, merkte nichts und wollte nicht merken, dass da gesamtdeutsche Interessen von schicksalhafter Größe auf dem Spiel standen.“ 57Für Adolf Hitler (1889–1945) war Josef II. ein „Freund der Menschen“, der in seiner nur zehn Jahre dauernden Regierungszeit als „römischer Kaiser der deutschen Nation“ noch einmal versucht habe, sich „gegen die Fahrlässigkeit der Vorfahren“ zu stemmen. 58

Im ersten Semester 1922/23 konnte A. R. noch die vierstündige „Einleitung in die Philosophie“ von Wilhelm Jerusalem (1854–1923) besuchen und interessierte sich für die Darstellung des eben erst habilitierten Arthur Winkler-Hermaden (1890–1963) über die „Ostalpen im Jungtertiär“, jedenfalls hatte er diese Veranstaltung inskribiert. Wichtig war ihm, seine Kenntnisse in der Stenografie zu verbessern. Er nahm am wöchentlich zweistündigen Kurs des schon 76-jährigen Universitätslektors der Stenografie, Johann Flandorfer (1846–1931), 59der viele Jahre Reichsratsstenograph gewesen war, teil und hörte wahrscheinlich auch das eine oder andere über das Funktionieren und die Mitglieder des Reichsrats. Im zweiten Semester 1923 und am Beginn des Wintersemesters 1923/24 lernte er noch den sozialdemokratischen Politiker und Historiker Ludo Moritz Hartmann (1865–1924) kennen, der „Geschichte Italiens“ (dreistündig) und eine „Besprechung historische Fragen“ (einstündig) anbot. Im Wintersemester 1923/24 hörte er die dreistündige Vorlesung „Geschichte des Mittelalters“ des österreichischen Großhistoriker und Präsidenten der Akademie Oswald Redlich (1858–1944), dann auch jene von Alfred Francis Přibram (1859–1942), der in diesem Semester dreistündig über „Renaissance und Reformation“ vortrug und 1918 mit der Veröffentlichung von Urkunden und Dokumenten zur Geschichte der Juden in Wien begonnen hatte. Přibram, ein Freund von Sigmund Freud (1856–1939) und Josef Redlich (1869–1936), konnte 1939 nach England flüchten. 60Im Sommersemester 1924 besuchte A. R. die Vorlesung „Geschichte Europas“ (zweistündig) des deutschnationalen Viktor Bibl (1870–1947) und lernte erstmals, aber intensiv Alfons Dopsch in dessen sechsstündig angekündigten „Übungen für Anfänger“ kennen. Der Besuch des einstündigen „Philosophischen Seminars“ und der einstündigen Vorlesung über die Relativitätstheorie von Albert Einstein (1879–1955) bei dem 1922 als Nachfolger von Ernst Mach (1838–1916) von Rostock nach Wien berufenen, 1936 ermordeten Moritz Schlick (1882–1936) wird für A. R. ein Muss gewesen sein. Einstein hat die Darlegung seiner Theorie durch Schlick als ausgezeichnet empfunden. Der im Bereich der Geschichte vermittelte metaphysische Interpretationsmechanismus wurde von Schlick hinterfragt und versucht, die Welt materialistisch zu deuten. Walter Hollitscher (1911–1986), nach 1945 einer der führenden Intellektuellen in der KPÖ, war einer der Schüler von Schlick. Mit Mach, der auf den jungen Einstein großen Einfluss ausübte, und mit Schlick wurde als Aufgabe von wissenschaftlicher Erkenntnis gesehen, die Erfahrung in eine möglichst ökonomische Ordnung zu bringen. 61Vielleicht war A. R. zusammen mit Béla Juhos (1901–1971) in den Lehrveranstaltungen von Schlick. Der Pfeilkreuzler Juhos erinnerte zusammen mit Victor Kraft (1880–1975) nach 1945 an den „Wiener Kreis“. Im Wintersemester 1925/26 besuchte A. R. bei Schlick noch dessen einstündige „Philosophie der Mathematik“ und in seinem letzten Sommersemester 1926 dessen einstündige Vorlesung zu „Weltanschauungsfragen“. A. R. näherte sich Dopsch an, besuchte im Wintersemester 1924/25 bei ihm nochmals dessen sechsstündige „Übungen für Anfänger“ und führte mit ihm wegen einer Dissertation Gespräche. Bruno Kreisky (1911–1990) erinnerte sich, dass Dopsch sich im Gegensatz zu vielen anderen Wiener Universitätsprofessoren nie zu irgendwelchen antisemitischen Exzessen herabgelassen habe. 62Für das Philosophicum dachte A. R. an Robert Reininger (1869–1955), dessen vierstündige „Praktische Philosophie“ er in diesem Semester besuchte. Mit dem Sommersemester 1925 war A. R. mit seiner Umschau fertig. Er besuchte wieder die sechsstündigen „Übungen für Anfänger“ von Dopsch, dazu dessen dreistündiges Angebot „Soziologische Grundfragen“, und zur Vertiefung der Philosophie Reinigers einstündige Vorlesung über Gustav Theodor Fechner (1801–1887). Viele Jahre später wird sich A. R. an Fechner erinnert haben, als er den Brief von Marx an seinen Freund Ludwig Kugelmann (1828–1902) vom 27. Juni 1870 las, 63worin Marx feststellte, dass Fechner die Dialektik von Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) überhaupt nicht verstanden habe, oder als er beim Studium von Lenins in Vorbereitung auf die Oktoberrevolution geschriebenem philosophischen Hauptwerk Empiriokritizismus und historischer Materialismus wieder darauf stieß. Da wird A. R. gelernt haben, was Dialektik der Geschichte bei Marx ist, nämlich eine immanente, nur menschengeschichtliche Dialektik, während bei Hegel die Dialektik der Geschichte eine solche des absoluten Weltgeistes ist und insofern doch eine säkularisierte, weil an die Stelle der Transzendenz Gottes eine absolute Metaphysik gesetzt ist. Aber es war doch bereichernd, dass A. R. einmal von Fechner und den mit diesem Namen verbundenen Anfängen der naturwissenschaftlich vorgehenden Psychologie und dem idealistisch-spiritualistischen philosophischen System und dessen panpsychistischem Charakter hörte. 64Im Wintersemester 1925/26 besuchte A. R. erstmals Vorlesungen des von Graz nach Wien gekommenen Heinrich Srbik, der im Einvernehmen mit Dopsch Zweitbegutachter seiner Doktorarbeit sein sollte. Srbik las dreistündig über „Reformation und Gegenreformation“. Hinzu kamen in diesem Semester ein „Repetitorium der Wirtschaftsgeschichte“ bei der eben von Dopsch habilitierten Wirtschafts- und Sozialhistorikerin Erna Patzelt (1894–1987) und eine Lehrveranstaltung bei dem 1919 habilitierten, aus dem galizischen Judentum stammenden Althistoriker mit byzantinischem Schwerpunkt Ernst Stein (1891–1945) über „Kirchenverfassung und Staatskirchenrecht bis zum Konzil von Chalcedon“. Die deutsche Studentenschaft hatte nicht vergessen, ihn in die Liste der Fakultätsmitglieder „nicht arischer Herkunft“ aufzunehmen. 65Zu dem studentenfreundlichen Ernst Stein pflegte Viktor Matejka (1901–1993), der 1919/20 mit dem Studium der Geschichte begonnen hatte, eine freundschaftliche Nähe. 66„Methodik des Geschichtsunterrichtes“ war in diesem Wintersemester 1925/26 eine weitere Lehrveranstaltung, die A. R. besuchte. Das ist verwunderlich, weil A. R. als Berufsziel nicht das Lehramt im Kopf haben konnte. Es wird der Vortragender Heinrich Montzka (1875–1941) gewesen sein, der A. R. veranlasst hatte, in diese Vorlesung zu gehen. Montzka, der ab dem Schuljahr 1923/24 von Innsbruck kommend Gymnasialdirektor am Sperlgymnasium in Wien II, war, galt als guter und erstaunlich fortschrittlicher Geschichtspädagoge. Er war ausgebildeter Historiker und hatte 1898 mit einer Arbeit „Über die Quellen zur chaldäisch assyrischen Geschichte in Eusebios von Caesareas Chronik“ 1898 in Wien promoviert. 67Montzka hielt Vorträge im Leopoldstädter Volksheim und vielleicht kannte ihn A. R. von dort her. Das 1931 von Montzka publizierte Buch über die Entstehung der Republik wurde von der Arbeiterzeitung der „proletarischen Jugend“ empfohlen, es sei „frei von jeder reaktionärer Heimtücke und ehrlich, demokratisch, republikanisch“. 68Im Sommersemester 1926 beendete er seinen regelmäßigen Besuch von Vorlesungen. Neben der schon erwähnten Lehrveranstaltung von Schlick besuchte er bei seinem Dissertationsvater Dopsch dessen dreistündige Übersichtsvorlesung „Die politischen Theorien des Mittelalters“ und bei Heinrich Gomperz (1873–1942) dessen einstündige Einführung in „Platons Ideenlehre“. Welche „Abschweifungen“ mag Gomperz vorgenommen haben? Er, der aus einer angesehenen und wohlhabenden jüdischen Familie stammte, gehörte einem sich in Jugendtagen gefundenen, elitären Diskussionsklub, Sokratiker, an und gestand mit dem Klubnamen „Simmias“ den geistigen Arbeitern eine selbständige Rolle in der Klassengesellschaft zu. Dabei war ihm die Rolle jener als „Demagogen, Volksredner und Zeitungsschreiber, die sich bei der Masse der Handarbeiter am erfolgreichsten einschmeicheln“, ein Gräuel. 69Erich Weinert (1890–1953) verfasste 1931 ein Gedicht „An die Geistesarbeiter“, welches für diesen Kreis nützlich gewesen wäre, um über die Kathederwelt hinauszukommen. 70Im Sommersemester 1926 ging A. R. zudem in die Vorlesungen des interdisziplinär forschenden, seine Ergebnisse popularisierenden und wegen der Diskussion über die Klimaveränderungen wieder entdeckten Geographen Eduard Brückner (1862–1927), der fünfstündig „Geographie von Mitteleuropa“ angekündigt hatte. Nur einstündig war die von der Pionierin der Entwicklungspsychologie Charlotte Bühler (1879–1963) angekündigte „Sozialpsychologie“, die bei A. R. aber erkennbaren Eindruck hinterließ. Dass A. R. sich auf die für den psychischen Lebenslauf wichtigen Daten von Lenins Jugend so intensiv konzentrierte und die Frage beantworten wollte, weshalb Lenin ein Revolutionär geworden war, kann mit den Anregungen von Charlotte Bühler zusammenhängen. Forschungsschwerpunkt von Charlotte Bühler, von dem sie in ihren Vorlesungen erzählte, war die Psychologie von Kindheit und Jugend und überhaupt die menschliche Biographie. 71

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