Insgesamt aber wollen Seelenkarten die Ebene der Seele berühren und ihr vielleicht über diese berührende Resonanz einen Hinweis geben für die grundlegende Beobachtung, in immer wieder ähnlichen Situationen zu landen.
Der Mythos bringt den Konflikt auf magische Art und Weise in Bewegung, weil es sich stets um eine uralte Geschichte handelt, der eine Bewegung inne wohnt. Diese Geschichte hat schon unzählige Menschen berührt.
Was berührt dich an dieser Geschichte? Oft kann man es nicht wirklich benennen oder man will es auch gar nicht …
Man will dieses Gefühl haben, wenn man es noch mal liest, hört oder sieht. So wie Kinder für einen Zeitraum lang immer wieder die gleiche Geschichte hören wollen, obwohl sie sie eigentlich schon auswendig kennen.
Die mythologischen Wesen berühren durch ihr Wesen einen Bereich unseres eigenen Seelenweges. Dieser Bereich will im Wesentlichen nicht in eine Didaktik gequetscht und analysiert werden.
Wenn dieser berühende Moment ungestört und intim stattfinden konnte, dann kann man anschliessend durchaus zu diversen drängenden Fragen gelangen:
Habe ich mein Weltbild vielleicht aufgrund alter Wunden erschaffen?
Ist es unter Umständen Zeit, elementare Glaubenssätze zu hinterfragen? Was passiert in mir und mit meinen Gefühlen, wenn mir erlaubt ist, mich zu bewegen? Welche Gefühle steigen - in Bezug auf mein Thema oder ganz grundsätzlich - in mir auf?
Seelenkarten erzählen Seelengeschichten. Sie gehen uns alle an, denn wir sind alle „alt“ oder bauen jedenfalls auf alten Erfahrungen auf. Welche Geschichte hat mit meiner Frage etwas zu tun?
Wenn ich im Alltag immer wieder einen Bezug herstelle zu Erfahrungen und Gefühlen, die in einem größeren Zusammenhang stehen, entfaltet sich meine Seelenaufgabe automatisch. Ich lerne und fühle und sammle Erfahrungen. Es geht dabei nicht um Erfolg im irdischen Dasein, sondern um die Ernte, die man am Ende eines Lebens einsammelt. Aber Erfolg im irdischen Dasein ist dadurch nicht ausgeschlossen und gar kein Hinderungsgrund für eine reiche Seelenernte.
Jeder macht es so, wie er es für richtig hält und alles findet seinen Platz.
Mythos und Seelenaufgaben
Was haben Mythos und mythologische Wesen mit Seelenaufgaben zu tun?
Wörtlich übersetzt aus dem griechischen bedeutet Mythos einfach nur Erzählung, Rede oder Märchen.
Allerdings sind die überlieferten Mythen mehr als nur Erzählungen.
Sie beschreiben uns das Weltbild und die Erfahrungen der alten Ahnen.
Ein Mythos erzählt immer vom Glauben und den Erfahrungen mit unsichtbaren Mächten und von den Zeiten, in denen „Götter“ die Erde gestalteten.
- Es gibt sogenannte Urmythen, die an weit auseinander liegenden Orten der Welt entstanden sind und ähnlich von der Entstehung der Menschheit erzählen.
- Die Psychoanalyse spricht von Archetypen (C. G. Jung) als Grundstrukturen der menschlichen Vorstellungswelt. Diese sind in Träumen, Kunstwerken und allgemein in Symbolen erfahrbar.
- Die griechische Sagenwelt hat mit den Göttermythen auch Naturallegorien geschaffen und sie mit druidischen Bildern einer sogenannten goldenen Vorzeit verknüpft.
- Das kirchliche Christentum betrachtete die überlieferten Mythen als eine konkurrierende heidnische Theologie, die es unschädlich zu machen galt.
- Heute sind es Personen, die zu Mythen gemacht werden. Das können real existierende Menschen sein (Gandhi, Atatürk, …), aber auch Phantasiewesen oder Filmhelden.
Ein Mythos lässt sich nicht von außen zerpflücken. Er möchte gefühlt und intuitiv erfasst werden. Dann kann er eine Geschichte übermitteln. Man kann sich mit Teilen der Geschichte identifizieren und Kraft oder Inspiration für den eigenen Lebenskampf bekommen. Außerdem schwingt in jedem Mythos die Anwesenheit einer unsichtbaren Welt mit.
Allein die Möglichkeit der Existenz einer solchen Welt befriedigt bei vielen Menschen die Sehnsucht nach Geborgenheit und Sinn. Die Chance auf Hilfe oder Trost aus den „geistigen Welten“ lässt nur wenige Menschen kalt.
Der Wunsch nach kontrolliertem Austausch mit dieser Sphäre hat die „Wissenschaft“ der Magie entstehen lassen. Mit denselben Ursachen stets die gleichen Wirkungen erzielen zu können: in den alten Zeiten nannte man es Magie, heute heißt es wissenschaftliches Arbeiten. Das ist wichtig für die Entwicklung des menschlichen Wissensschatzes und vollkommen berechtigt. Für die seelische Nahrung war und ist es aber genauso wichtig, Geschichten und Leitbilder zu haben.
Mythos soll inspirieren und trösten, warnen und erklären.
Um seine Seelenaufgaben lösen zu können, wird uns also der Mythos geschenkt. Es sind die Geschichten der ganz alten Ahnen. Alle modernen Mythen bauen auf ihnen auf.
Für die Ahnenmedizin werden mythologische Wesen auf ihre Lebensgeschichten und die daraus vermutlich entstehenden Konflikte untersucht.
Die ahnenmedizinische Lebensdeutung eines solchen Wesens kümmert sich nicht um Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit. Auch psychologische oder kulturhistorische Deutungen sind hier nicht von Interesse. Wir nehmen die überlieferte Geschichte „für wahr“. Darin versteckt sich ein unerlöster Konflikt, der bildhaft ein aktuelles Problem darstellen kann.
Es geht bei der Beantwortung von Lebensfragen im Wesentlichen meistens darum, wieder fühlen zu können, was uns eigentlich behindert. Wir sind immer wieder betriebsblind für uns selbst, wir stecken zu tief in uns drin. Eine Geschichte oder ein Gleichnis ist in der Lage, ein „Aha-Erlebnis“ auszulösen.
Lassen wir uns also anregen von den Problemen der mythologischen Wesen der Ahnenmedizin. Lassen wir uns ein Puzzlesteinchen schenken für die Vervollständigung unserer Seelenaufgaben.
Anmerkung:
Im Kartenset Makrokosmos befinden sich zwölf mythologische Wesen.
In der Zwischenzeit sind derzeit sechs weitere Wesen dazu gekommen und auf sogenannten Zusatzkarten erschienen. Diese sind ausschließlich direkt beim Verlag heil+kunst auf Anfrage erhältlich.
Bitte senden Sie bei Interesse eine Mail über das Bestellformular auf der Verlagshomepage: https://www.heilundkunst.de/verlag/
Verbitterung
Die Ammit ist ein altägyptisches dämonisches Wesen aus der Unterwelt. Sie hat ein Krokodilsgesicht, einen Löwenoberkörper und einen Nilpferdunterkörper. Damit vereinigt sie die drei gefährlichsten Tiere der Pharaonenzeit in sich. Ihr Name bedeutet Fresserin oder Verschlingerin der Toten. Sie wurde nicht angebetet, im Gegenteil. Sie wurde gefürchtet. Ihre Aufgabe war es, die Herzen jener zu fressen, die das Totengericht nicht bestanden.
Das Totengericht fand an einer Waage statt. Das Herz des Toten wurde gegen eine Feder der Maat aufgewogen.
Die Maat symbolisiert eine Summe aus Gerechtigkeit, Wahrheit und Weltordnung. War also das Herz des Verstorbenen schwerer als die (Straußen-)Feder der Maat, fraß es die Ammit auf. Dadurch wurde der weitere Weg der Seele beendet, es bedeutete den endgültigen, zweiten Tod.
Ammit hatte also einen sehr undankbaren „Job“.
Sie arbeitete inmitten von Göttern und galt selbst nur als Dämon. Ihre Arbeit diente als eine Art Müllabfuhr, für die sich die Götter offenbar zu schade waren. Jede Tat von ihr war begleitet von Schreck und Weh eines Menschen, der den endgültigen Tod erleidet. Da kommt keine Fröhlichkeit auf! Selbst wenn diese Arbeit zu Beginn befriedigend für Ammit war, wird doch mit der Zeit ein Gefühl von Benachteiligung entstehen.
Читать дальше