Alexander Gauland - Helmut Kohl. Ein Prinzip

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Als sich vor Jahren einmal linke Demonstranten vor einer als konservativ gebrandmarkten Bibliothek einfanden, ertönte durch das Megaphon der folgende Kampfspruch: «Das sind Faschos! Die haben da drin Bücher von Gauland! Von Hitler! Von … von Helmut Kohl!» Markanter kann sich die Geschichtsignoranz vieler heutiger Linker wohl kaum desavouieren. Doch stoßen inzwischen die politischen Eliten in ähnliche Hörner, etwa die der CDU, wenn sie allenthalben undifferenziert Nazi-Alarm schlagen und ferner unterstreichen, daß sie mit den traditionellen Prägungen der Christdemokratie rein gar nichts mehr verbindet. Umso augenöffnender ist dieses klug abwägende Buch. Wie in einer Zeitreise führt es den Leser zurück in eine Epoche der BRD-Geschichte, die politisch von einer ebenso farblosen wie wirkmächtigen Gestalt dominiert wurde. Helmut Kohl, die Verkörperung des Parteisoldaten, realisierte einerseits die Wiedervereinigung – seine größte Leistung – und verschuldete andererseits die Aufgabe der D-Mark und befähigte die Kanzlerschaft Merkels. Wer war dieser geheimnisvolle und doch uninteressante Mann, an den sich die eigene Partei heute kaum mehr erinnern will? Alexander Gauland schrieb sein vielschichtiges Portrait vor einem Vierteljahrhundert, als er selbst der CDU noch aktiv verbunden und Kohl «sein» Kanzler war. Es steckt darin eine Zuversicht und Tatkraft, die der Autor bekanntermaßen später in einer alternativen, der CDU abgewandten Partei zu echter Entfaltung bringen sollte. Das Buch beschreibt so gesehen den Lebensweg Kohls und dokumentiert, was wir erst heute erkennen, einen Ausschnitt aus Gaulands politischer Individuation. Es entsteht ein schillerndes, im Spiegel der Zeit gebrochenes Doppelportrait.

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Erstaunlicherweise hat die Revolte von 68 weder die innenpolitischen Grundlagen der Republik noch die außenpolitischen Richtungsentscheidungen in Frage gestellt. Dennoch war sie eine Zäsur für die bundesrepublikanische Gesellschaft, über deren Auswirkungen und Folgen noch immer gestritten wird. Doch während die konservative Publizistik noch immer alles Unheil dieser Welt mit dem Jahre 68 beginnen läßt 34und dabei übersieht, daß diese Revolte die Folge eines »konservativen« Modernisierungsschubs mit gesellschaftlichen Auflösungstendenzen in Richtung auf mehr Wohlstand, mehr Freiheit und damit verbunden größeren Wahlmöglichkeiten war, sind die damaligen Revolutionäre merkwürdig still geworden oder haben sich zu Kritikern der gesellschaftlichen Folgen von 68 gemausert. 35

Betrachtet man das Ende und nicht den Prozeß, so halten sich Negatives und Positives die Waage. Zu den Erbübeln von 68 muß man nach wie vor die Dominanz eines marxistischen Weltbildes rechnen, das den Ordoliberalismus verdrängte und uns in theoretischer Hilflosigkeit zurückgelassen hat. Die Rückkehr von Heidegger und Carl Schmitt hat auch damit zu tun, daß die Gedanken von Eucken, Röpke, Rüstow, Böhm und Müller-Armack nicht weiterentwickelt wurden und jetzt das theoretische Werkzeug zur Bewältigung der Krise fehlt. Die modische Verflachung von Erziehung und Bildung, die Aushöhlung traditioneller Institutionen wie die Auflösung des Politischen in einer zur Handlungsunfähigkeit verdammenden Betroffenheit sind weitere Negativa. Die Geringschätzung des Formalen und das Leugnen des Existentiellen haben die schon vorhandene Neigung verstärkt, alle Konflikte durch Sozialarbeit und Gesprächstherapie, durch Appelle an den »common sense« und gutes Zureden zu überwinden.

Doch den Verlusten stehen auch Gewinne gegenüber. Das Zerstörungspotential von Großtechnik ist uns seit Friedrich Georg Jüngers berühmtem Buch geläufig, ins tägliche Bewußtsein wurde es trotz Hiroshima erst von den Grünen gehoben. Daß wir Lebenswelten nur in dem Umfang und in der Geschwindigkeit preisgeben können, wie sich neue entwickeln, daß der Markt zwar Güter, aber keine Traditionen reproduziert, gehört ebenfalls zu den neueren Einsichten. Daß die Verlangsamung des Fortschritts eine Notwendigkeit für das Wohlbefinden der Menschen wie für die Kohärenz von Gesellschaften ist, wäre in den Anfangsjahren der Bundesrepublik nicht verstanden worden. Die Bewahrung des Romantischen, des Verspielten, des Individuellen gegen demokratische Egalität und wirtschaftliche Rationalität ist gleichfalls ein Stück – vielleicht sogar ungewollter – Betroffenheitserkenntnis. Die Zivilisierung des Politischen im Umgang mit anderen Völkern gehört ebenfalls hierher. Zeigt uns doch der Bürgerkrieg in Jugoslawien, was es für die Menschen heißt, wenn ein Volk sein Sittengesetz mit Blutopfern gegen andere behauptet.

Mag die »Toskana-Fraktion« heute Symbol für den Verlust des Politischen in der 68er-Generation sein, die zivilisierende Wirkung selbst oberflächlichster Tourismuserfahrungen läßt sich nicht leugnen. Während die ältere Generation trotz ihres »differenzierten Sprachwissens« und ihrer »kulturellen Erfahrung« mit Italien noch den »Verrat« von 1915 und 1943 verbindet, schätzen die Jungen Pinot Grigio und Bardolino. Sie sind damit trotz aller Bildungsverluste des Massentourismus in den Schoß jener weltbürgerlichen deutschen Tradition zurückgekehrt, die besonders im 18. und im frühen 19. Jahrhundert bestrebt war, sich fremde Lebens- und Kulturformen anzuverwandeln, auch wenn das politisch-kulturelle Interieur der bereisten Länder vielen verschlossen bleibt. Der Widerspruch zwischen Lebenswelt und Politik hat sich aufgelöst, und die antiamerikanisch kostümierte Revolte ist am Ende in eine weitere Verwestlichung Deutschlands gemündet. Statt des Marxismus und des Maoismus obsiegte die Pop- und Hippiekultur und die 68er wurden die kulturellen Erben Adenauers, ihre intellektuellen Wortführer zu Verfechtern der Westintegration. Wenn Jürgen Habermas sich heute zu Helmut Kohls Außenpolitik bekennt 36, dann zeigt das auch die gewaltige Integrationsleistung der deutschen Nachkriegsgesellschaft, deren erster innenpolitischer Härtetest die Überführung des Generationenkonflikts in einen neuen Konsens war.

Betrachtet man die bundesrepublikanische Gesellschaft in den 8oer Jahren, so stellt sie sich als eine reife, ausdifferenzierte Gesellschaft dar, in der die vielfältigen und individualisierten Privatwelten die Uniformität der Arbeits- und Warenwelt kompensieren. Die Errungenschaften der Vielfalt wie der Emanzipation des liberalen Individuums ermöglichen aber auch den libertären Hedonismus und Narzißmus, die Rationalität und Disziplin als die Grundlagen ihrer Ermöglichung zerstören können. Mit den Worten des verstorbenen Historikers Nipperdey: »Wo aber Einheit ist, wächst das Spaltende auch.« 37Doch dies ist das klassische Problem aller reifen Gesellschaften. Die Auflösung des Politischen in höchst unbestimmbaren Gefühlswelten, Hedonismus und Pazifismus, wie das immerwährende schlechte Gewissen der führenden Schichten, waren auch typisch für das England Eduards VII. Vita Sackville-West hat diesen Erosionsprozeß in den Edwardians gültig beschrieben, und wir finden im Ansatz in diesem Buch fast alles, was die Kulturpessimisten beklagen: Genußsucht und Entscheidungsschwäche, notorisch schlechtes Gewissen der Herrschenden und den Unwillen, den politischen Realitäten ins Auge zu sehen. Die kulturelle Überzeugung wird zur Pose ästhetischer Lebensstile und die Kraft zur Gestaltung zerrinnt in schwächliches Epigonentum, wie es Byron in seiner »Ode an Venedig« von einer funktionsunfähigen Elite gemalt hat: »Jedoch in ihrem Schlaf nur murren sie / verschieden von den Vätern ganz – gleichwie / der Ebbe dunkelgrüner Schlamm auch immer / verschieden ist von frischem Flutenschimmer.« In diesen Zusammenhang gehört auch jenes berühmte Votum der Oxford Union, nicht für König und Vaterland zu fechten. Harold Nicolson hat sehr viel später unter Hinweis auf die Ästheten des Bloomsbury-Kreises davon gesprochen, daß sie alle Schuld auf sich geladen hätten, da sie die politische Ordnung nicht zu verteidigen wußten, als es notwendig war. Trotz dieser Gefährdungen bleibt die Geschichte der Bundesrepublik in den letzten vierzig Jahren historisch eine ununterbrochene Erfolgsgeschichte, auf die jene »Whig Interpretation of History« zutrifft, die das Geschehen als eine – wenn auch umkämpfte – Entwicklung zu mehr Toleranz, mehr Freiheit und mehr Demokratie begreift. Der wirtschaftliche Erfolg hat die Teilhabe immer breiterer Schichten an dieser Entwicklung ermöglicht.

Ein hartes, aber am Ende dennoch gütiges Geschick hat das Gesicht Deutschlands gewaltsam nach Westen gewendet. Doch dies ist kein neuer Sonderweg, wie jetzt behauptet wird 38, sondern die Erfüllung deutscher Geschichte. Denn die Idee des Reiches war jahrhundertelang europäisch, nicht deutsch. Das nationale Selbstbild der Deutschen beruht auf einem »selektiven Grundriß» 39der Geschichte, den Treitschke im 19. Jahrhundert mit der deutschen Mission Preußens ideologisch überhöhte, wodurch zur Normalität werden sollte, was historisch gesehen die Ausnahme war. In der Bundesrepublik hat sich der Kreis geschlossen. Denn ihre Staatsdoktrin war eben nicht nur Ausdruck eines rheinischen Provinzialismus, sondern auch Anknüpfung an verschüttete deutsche Traditionen, an Goethes und Humboldts Weltbürgertum ebenso wie an Thomas Manns hanseatische Bürgerlichkeit. Was vom Weströmischen Reich über die Karolinger, die Ottonen und die Staufer zu Karl V. führte, was dann nach über fünfzehnhundert Jahren Dauer für dreihundert Jahre unterbrochen war, um für achtzig Jahre eine vergängliche Form anzunehmen, kehrte zu seinen Ursprüngen zurück. Die Deutschen in der Bundesrepublik haben in den vergangenen vierzig Jahren nach Europa zurückgefunden, da sie das Jahr 1945 darüber belehrt hat, daß Karl V. gegenüber Luther letztlich im Recht war. Helmut Kohl ist in seinen Erfolgen wie in seinen Mißerfolgen, in seinen Stärken wie in seinen Schwächen ein Repräsentant dieser Ordnung.

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