Gerhard Koll - Ein Fall für die Akten

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Ein Fall für die Akten: краткое содержание, описание и аннотация

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Der Dortmunder Hauptkommissar Seefeld steht vor einem Rätsel. Wenige Tage vor Weihnachten wird eine Prostituierte in der Nordstadt brutal ermordet, Beweise sind schnell gefunden und der Verdächtige sofort gefasst. Doch Seefeld hat seine Zweifel.
Von der Unschuld des Verdächtigen überzeugt, nimmt er die Ermittlungen selbst in die Hand. Warum stehen ihm seine Kollegen im Weg und wer drängt ihn, den Fall ruhen zu lassen? Wollen seine Vorgesetzten nur die Statistik zum Ende des Jahres aufbessern oder ist alles eine fein gesponnene Intrige?

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Gerhard Koll

Ein Fall für die Akten

Ein Dortmund-Krimi

Thriller Koll Gerhard Ein Fall für die Akten Ein DortmundKrimi Hamburg - фото 1

Thriller

Koll, Gerhard: Ein Fall für die Akten. Ein Dortmund-Krimi. Hamburg, edition krimi 2020

1. Auflage 2020

ISBN: 978-3-946734-76-5

Dieses Buch ist auch als eBook erhältlich und kann über den Handel oder den Verlag bezogen werden.

ePub-eBook: 978-3-946734-77-2

Lektorat: Angelika Bünzel

Korrektorat: Kai-Jannik Eschweiler

Satz: 3w+p GmbH, Rimpar

Umschlaggestaltung: © Annelie Lamers, edition krimi

Umschlagmotiv: Zeche Dortmund von Markus Retkowietz/stock.

adobe.com

Karte + Struktur: pixabay.com

Karte Mockup: Designed by alliesinteractive/Freepik.com

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.deabrufbar.

Die edition krimi ist ein Imprint der Bedey Media GmbH,

Hermannstal 119k, 22119 Hamburg und Mitglied der Verlags-WG:

https://www.verlags-wg.de

© edition krimi, Hamburg 2020

Alle Rechte vorbehalten.

https://www.edition-krimi.deGedruckt in Deutschland

1. Kapitel

Frau Bielinski war mit ihren Mischlingshunden Cindy und Hexe trotz des vorweihnachtlichen Schmuddelwetters eine große Runde gegangen, so wie sie es nannte; einmal die Herderstraße entlang, über die Rückertstraße zur Schützenstraße, an der Unfallklinik vorbei in den Fredenbaum und wieder zurück. Dort im Park hatten die Hunde freien Auslauf, konnten auf der Wiese rumtollen, Kaninchen jagen oder nach den Stöckchen suchen, die Frau Bielinski schwerfällig ein paar Meter weit warf. Aber meistens landeten sie hinter den schon weit vorgepreschten Hunden, so dass diese schnell die Lust an dem Spiel verloren.

Manchmal traf Frau Bielinski einige ihrer Hundefreunde, Nachbarn aus dem Viertel, die ebenfalls mit ihren Lieblingen unterwegs waren, dann unterhielten sie sich fachgerecht über die Vierbeiner, sagten, was für tolle Burschen das seien, lobten ihre wahre Freundschaft und erwähnten, dass man ihnen mehr vertrauen könne als so manchen Menschen. Ja, sogar richtig zuhören täten sie und sie waren sich einig, dass die Hunde jedes Wort, das man mit ihnen sprach, verstehen würden. Währenddessen beschnupperten die nassen Vierbeiner gegenseitig ihre Hinterteile und die Rüden versuchten mit ausgefahrenem Glied die Weibchen zu besteigen, was aber auf keinen Fall geduldet wurde. Geradezu ekelhaft war das, was man dort zu sehen bekam: dieses rote, tropfende Ding. Es schien reinste Pornografie zu sein, was man eher mit den Kerlen, die man zu Hause hatte, in Verbindung brachte, als mit diesen treuen Lebewesen. So fuhren die Herrchen mit einem scharfen »Aus!« dazwischen und wunderten sich nicht, dass die Hunde nun doch nicht alles verstanden. Vielleicht dachte man auch nicht weiter darüber nach.

Diese große Runde von fast zwei Stunden machte Frau Bielinski jeden Tag, sofern es nicht in Strömen goss – dann ging sie nur einmal kurz um den Häuserblock – das war für sie der Höhepunkt des Tages, an dem sie aus der Wohnung verschwinden konnte, in der in letzter Zeit immer öfter Opa Heinrich hockte. Ihre neue Trinkhallenbekanntschaft, nur mit Schlafanzughose und Unterhemd bekleidet, ließ sich von vorne bis hinten bedienen und kratzte sich dabei auch noch ungeniert zwischen den Beinen.

Leider war sie jetzt fast wieder zu Hause, aber doch einigermaßen zufrieden, dass ihr heute keine zwielichtigen Gestalten mit Kampfhunden begegnet waren, vor denen sie immer Angst hatte.

Sie wollte noch schnell im nahegelegenen Getränkemarkt eine Flasche Korn kaufen. Dabei hoffte sie, dass Opa Heinrich schon aufgestanden war und irgendetwas zum Frühstück vorbereitet hatte. Schlimm war es, wenn er noch im Bett lag und eine Erektion hatte. Dann verlangte er, dass sie sich wieder auszog und sich zu ihm legte, damit er sie haben konnte. Sein fauler Atem drang ihr dabei unangenehm in die Nase. Ertragen konnte sie das nur, wenn sie vorher einige Schnäpse getrunken hatte, dann hatte sie gelegentlich sogar Spaß dabei. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie die anderen Male über sich ergehen ließ und ihm nicht öfter sagte, dass er in seine eigene Wohnung verschwinden solle, die ja nur einige Treppenstufen tiefer im Parterre lag. Vielleicht wollte sie auch nur nicht alleine sein.

Vorsichtshalber wollte sie heute früh eine neue Flasche Frühstückskorn besorgen, da sie nicht wusste, ob noch etwas von gestern Abend übrig geblieben war. Wenn er dann nach ihr rief, konnte sie schnell einen kräftigen Zug nehmen.

Herr Reitmeier, der den Getränkemarkt betrieb und gleichzeitig Eigentümer des Hauses war, in dem sie wohnte, schrieb den Einkauf an.

Eine dicke Kladde lag unter der Kasse. Je weiter der Monat ins Land zog, desto öfter holte er sie hervor, um säuberlich das Produkt sowie den Preis in eine Tabelle einzutragen. Jeder Kunde hatte seine eigene Spalte, versehen mit Namen und Anschrift. Meistens wurde die Rechnung am Anfang des Monats bezahlt. Wenn ein Kunde dann doch nicht zahlen konnte, nahm Herr Reitmeier auch mal den Videorekorder in Zahlung, ließ den Hof fegen oder kleinere Reparaturarbeiten am Haus erledigen, wobei er die Preise festsetzte. Wie säumige Kundinnen ihre Rechnungen beglichen, konnte Frau Bielinski nur erahnen, man sah sie weder den Hof fegen noch andere Arbeiten erledigen. Sie bekamen aber trotzdem immer wieder die Gelegenheit anzuschreiben.

Frau Bielinski nahm die Flasche entgegen, bezahlte dieses Mal und steckte sie in eine abgenutzte Plastiktüte von Lidl, deren Farbe an den Knickstellen durch das ständige Falten völlig verschwunden war, so dass sich ein Gitternetz über die Tüte zog, hinter dem das verblassende Logo der Handelskette nur noch schwach hindurchschien. Es war nicht weit bis zu ihrem Haus, vielleicht zwanzig Meter, jedoch schämte sie sich, die Flasche offen über die Straße zu tragen. So nahm sie die Tüte, wünschte Herrn Reitmeier einen schönen Tag und gab den Hunden, die vor der Tür mit hechelnder Zunge auf sie warteten, den Befehl, nach Hause zu marschieren. Alles schien auf einen rundum perfekten Tag hinzudeuten. Auch hatte sie mit Herrn Reitmeier bereits über die Versorgung an den bevorstehenden Feiertagen gesprochen. Beide waren sich über die Lieferung und den Bezahlungsaufschub einig geworden. Nun freute sie sich auf ein schönes Tässchen Kaffee mit einer Kleinigkeit zum Aufwärmen darin und ein ausgedehntes spätes Frühstück vor dem Fernseher.

Sie hatte kaum die Eingangstür zum Haus geöffnet, als sich auch schon die Hunde durch den schmalen Spalt, der sich aufgetan hatte, zwängten. So rasten sie durch den kalten Flur und liefen die abgetretenen Stufen der Holztreppe hinauf, noch bevor sie den Schlüssel wieder aus dem Schloss ziehen konnte. Mein Gott, haben die es heute eilig, schoss es ihr durch den Kopf, während sie in das dunkle, nach Ruß riechende Treppenhaus trat.

Die Post muss schon da gewesen sein, stellte sie mit klopfendem Herzen fest. Meistens waren es unangenehme Briefe, die sie erhielt; schreckliche graue Umschläge aus Recyclingpapier, die das Sozialamt und das Arbeitsamt benutzten, und die in der Regel nichts Gutes verhießen. Schlimmer jedoch waren die Mitteilungen der Post, die besagten, dass ein Brief für sie beim Postamt hinterlegt sei und dieser somit als zugestellt anzusehen wäre. Abzuholen gegen Vorlage eines gültigen Personalausweises. Da wusste sie, dass die fruchtlosen Mahnungen einiger Versandhäuser zum Vollstreckungsbescheid herangereift waren und folglich mit einem Gerichtsvollzieher zu rechnen war. Eigentlich hätte ihr so etwas egal sein können, da es in ihrer Wohnung nichts zu pfänden gab, aber peinlich war es dennoch. Etwas zittrig steckte sie den kleinen Briefkastenschlüssel ins Schloss der demolierten Box. Diesmal fiel ihr nur ein Reklamebrief entgegen. Erleichtert atmete sie auf. Sie nahm ihn heraus, schloss den Kasten wieder und las im Gehen die goldenen Schriftzüge auf dem schneeweißen Umschlag: Sie sind der nächste Millionär!

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