Rupert van Gerven - Die Zeit ohne uns

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Aaron, Jude, Dekorateur beim KaDeWe, und Herbert, Kommunist und Schriftsteller, lernen sich 1927 in Berlin kennen. Ab 1933 sind die beiden Repressalien ausgesetzt und für die Liebenden beginnt eine schreckliche Zeit, die sie zwar überleben werden, aber Konzentrationslager und Zuchthaus hinterlassen nicht nur auf dem Körper tiefe Narben.
Rupert van Gervens Debütroman ist eine Zeitreise von den goldenen 1920er bis zu den 1950er Jahren des Wirtschaftswunders. Gleichzeitig ist es die Geschichte der homosexuellen Liebe, die durch politische und gesellschaftliche Ideologien gefeiert, gequält und bestraft wird.

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»Habe ich dir erlaubt zu rauchen?«

Dem Nackten wird die Zigarette aus dem Mund geschlagen. Hastig wird die angebrannte Kippe vom Kunden entsorgt.

»Nicht nur, dass der große Junge ungehorsam war, er hat wohl auch seine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht!«

Aaron blättert in einem Schulheft, zählt Fehler auf, kritisiert das Gekritzel. Mit einem roten Stift werden die falsch geschriebenen Worte unterstrichen.

»Ich wollte es ja, aber ich bin doch ein dummer Junge, außerdem hatte ich noch andere Aufgaben zu erledigen ...«

»Halt den Mund!«

Der Kunde kniet vor dem Bett, sein Oberkörper liegt bewegungslos auf den weichen Daunen. Die Reitgerte wird durch die Luft gezogen. Ein Schrei wird noch in den Kissen erstickt, aber je öfter die Gerte trifft, umso verzweifelter sucht der Schmerz, sich lautstark zu äußern.

Nach getaner Arbeit liegt der Kunde regungslos auf dem Bett, er jammert, doch Aaron hat sich schon wieder umgezogen. Die beiden vereinbaren einen neuen Termin, der in den jeweiligen Kalender eingetragen wird. Ein letzter ungnädiger Blick. Sein Kunde lässt sich auf den Fußboden gleiten, kauert in Embryohaltung auf dem Teppich, rappelt sich auf und kniet demütig mit gesenktem Kopf zu Aarons Füßen. Erst wenn der Herr das Zimmer verlassen hat, darf das devote Objekt aufstehen.

Aaron stößt die Kneipentür auf, lässt sich zwei mit Bier gefüllte Krüge geben. Vorsichtig balanciert er damit die vier Treppen des Hinterhauses herauf.

»Mutti, bist du noch wach? Schau mal, ich hab was Leckeres mitgebracht.«

Seine Mutter sitzt auf dem alten Sofa und stopft die Socken seiner Geschwister. Alt ist sie und grauhaarig, kaum mehr als einen Meter sechzig groß. Ihre Augen muss sie anstrengen, um den Faden durch das Nadelöhr zu bekommen. Sieben Kindern hat sie das Leben geschenkt, eine Totgeburt war dabei, zwei sind im Kindbett gestorben. Ihr Mann ist bei Bauarbeiten vom Gerüst gefallen. Die Frage, ob seine Mutter je schön war, kann Aaron gar nicht beantworten, ihre Haare sind dünn, zu einem kleinen Knoten im Nacken zusammengezwirbelt und sie trägt alte, abgewetzte Kleider. Die Nägel ihrer Finger sind vom vielen Putzen schmutzig und brüchig. Zärtlichkeit empfindet er für sie selten.

»Hier, nimm einen Schluck, wir haben zu feiern. Die besten Dekorateure haben eine Prämie bekommen und ich gehöre natürlich dazu. Wir mussten ein Schaufenster zu einem bestimmten Thema dekorieren. Meine Aufgabe war ›Sonnenuntergang am Meer‹.«

»Ach Junge, wo treibst du dich nur immer herum, erzählst Geschichten, machst die Nacht zum Tag. Du streunst herum und lässt mich im Ungewissen. Nie weiß ich, ob ich mir Sorgen machen muss oder ob ich mich beruhigt zurücklehnen kann.«

»Aber Muttchen, es ist alles in Ordnung. Schau mich an! Sieht so ein Herumstreuner aus?«

»Die Annerose fragt immer nach dir, du weißt schon, die Tochter von der Lehmann aus dem Vorderhaus. Also, die arbeitet bei der Post an der Kasse. Nicht schlecht, oder? Kannst du nicht mal mit ihr zum Tanzen gehen? Die ist doch was Reelles.«

Aaron zieht seine Mutter vom Sofa, tanzt mit ihr über den Holzdielenboden und singt:

»Am Abend möcht’ ich mit meinem Liebsten segeln gehen, sofern die Winde weh’n.«

Er schmettert laut, will nichts von Annerose hören, will nur eines, kann nichts sagen.

»Mutti, lass uns trinken, so jung wie heute kommen wir nicht mehr zusammen.«

»Der Krause hat wieder geklingelt, wegen der Miete, erhöht hat er sie auch noch. Was soll ich dem nur sagen? Es reicht doch vorn und hinten nicht. Scheißsystem, wenn die Kommunisten dran wären, dann sähe vieles anders aus, das kannst du mir glauben. Demokratie! Wenn ich das schon höre!«

»Mutti, hör auf, ich hab keine Lust, über Politik zu quatschen. Ist doch alles in Ordnung. Hier ...«, Aaron drückt ein Bündel Geldscheine in ihre Hände, »damit kannst du die Miete bezahlen.«

»Junge, du sollst doch nicht immer ... Hast du genug gegessen oder es wieder mal vergessen? Du fällst noch mal vom Fleisch ... komm, ich mach dir eine Stulle, Schmalz magst du doch gerne.« Frau Rosenbaum holt ein Brot aus dem Brotkasten, schneidet eine dicke Scheibe vom Laib.

»Mutti, ich werde aus dir nicht schlau. Jüdische Kommunistin, wie passt das zusammen?« Aaron hat sich an den Küchentisch gesetzt, schaut seiner Mutter zu, wie sie die Stulle mit Schmalz bestreicht.

»Und du, Junge, was bist du eigentlich? Arbeitest im KaDeWe. Dein Vater hätte das verurteilt.«

Aaron bekommt die Stulle auf den Tisch geknallt. »Maurermeister war er, wie schön das klingt.«

Frau Rosenberg setzt sich zu Aaron, sie schauen sich an. Aaron weiß, wie sehr seine Mutter den Vater vermisst. Sie wirkt zart, zerbrechlich, wenn sie in Gedanken bei ihm ist, so wie jetzt.

Abrupt ändert sich ihr Gesichtsausdruck, die harten Züge treten wieder hervor. »Aber nein, mein Sohn ist ja was Besseres, will sich nicht die Hände schmutzig machen, ist ja auch peinlich, wenn ich gefragt werde: Was macht eigentlich dein Ältester? Nee, wirklich, Aaron, schön ist das nicht.«

Sie macht eine Handbewegung, als wolle sie eine Fliege vor ihrem Gesicht vertreiben. Aaron beißt herzhaft in seine Schmalzstulle, beide wissen, dass er sich nicht zum Kommunisten eignet.

»Mutti, jetzt hat es endlich geklappt, ich wurde als Statist bei der Ufa aufgenommen. Ich habe aber auch nicht lockergelassen, also haben die von mir eine Karteikarte angelegt. Die wollen, dass ich den südländischen Typ verkörpere.« Aaron lächelt, zeigt seine weißen Zähne, als würde er für eine Zahnpasta Reklame machen. »Irgendwann ziehen wir in eine große Wohnung mit eigenem Bad, und lassen das Hinterhaus und Außenklo hinter uns. Gib zu, das würde dir auch gefallen.«

»Du kommst mit den immer gleichen Flausen im Kopf an, wie oft soll ich mir diese Litanei noch anhören? Geh jetzt schlafen. Morgen gibt es Bouletten mit Kartoffelsalat, außerdem müssen noch Kohlen hochgeholt werden.«

Der Sonntag zeigt sich von seiner schönsten Seite. Und auch Aaron selbst fühlt sich schön in seiner neuen Garderobe, die ihn weltmännisch aussehen lässt. Er trägt den angesagten American-Street-Style. Ein weißes Hemd mit einer braun-gelb diagonal gestreiften Krawatte, darüber eine graue Weste, das passende Sakko ist selbstverständlich. Eine weiße Kniebundhose, lange weiße Strümpfe, und dazu hochwertige Lederschuhe mit einer dunkel abgesetzten Kappe vollenden das Bild. Die Sonne wärmt, ohne zu brennen, der Ku’damm ist belebt wie immer, doch weder das Knattern der Autos noch das Getrappel der Pferdedroschken stören. All dies wird zur grotesken Hintergrundmusik in einem neuen Stück von Aaron Rosenbaum. Oh nein, diesmal ist es keine Fantasie. Er ist viel zu früh dran, schiebt sein Rad über den Bürgersteig. Wie werden sie den Tag verbringen? Was er wohl beruflich macht, werden sie sich unterhalten können? Man kann sich ja nicht gleich auf das Wesentliche stürzen. Seine Jacke ist ein bisschen zu groß, leicht abgewetzt, die Haare etwas lang. Aaron weiß, dass Herbert für den Massengeschmack zu kräftig ist, doch genau das zieht ihn an. Er will sich geborgen fühlen in starken Armen. Sein Herz schlägt schneller. Endlich mal von einem gehalten werden und nicht immer nur bedienen müssen. Noch eine Wurst und ein Bier. Vor der Wurstbude stellt er sein Rad ab.

»Bitte eine im Darm und ein Pils.«

Die Wurst knackt beim Reinbeißen, heiße Wassertropfen entweichen dem Darm. Das Bier löscht den Durst.

Er hat die Wohnung gar nicht schnell genug verlassen können. Der Dreikäsehoch stellte sich ihm in den Weg. »Ari, nimm mich mit, bitte!« Mit einem »Ich bring dir etwas Süßes mit« bahnte er sich den Weg aus der Wohnung. Der Kleine hatte den Vati nie kennengelernt. Aaron versucht, ein bisschen Vorbild für die Geschwister zu sein, merkt aber, dass er dazu kaum taugt. Kleine Wünsche kann er erfüllen. Mutti fragt schon lange nicht mehr nach, woher das Geld wohl kommen mag. Halb drei, nein, er will auf keinen Fall vor der verabredeten Zeit da sein, wie sähe das denn aus? An eine Litfaßsäule gelehnt auf sein Rendezvous warten? Unmöglich. Vor dem KaDeWe Schaufensterpuppen in grellen Farben. Spiegel reflektieren, Menschen flanieren, die Zeit steht still. Die Uhr der Gedächtniskirche lacht ihn aus. Die Zeitungsjungen glauben, Wichtiges vermelden zu müssen. Einsamkeit in ihm, und das hier, auf dem Ku’damm. Nie hatte er einen festen Freund, kaum einer hielt es bei ihm für längere Zeit aus, zu verrückt, auch zu sprunghaft war er, forderte Toleranz. Viele waren überfordert mit seiner Art, sich selbstbewusst zu präsentieren. Sein Leben ist ein Abenteuer, und er genießt es in vollen Zügen. Einer wie er kann nie genug bekommen. Ihm wird viel geboten, doch er will immer mehr und noch mehr, pickt sich die Rosinen aus. Liebhaber, Kunden, Anzüge, teure Seidenhemden, elegante Handschuhe, Manschettenknöpfe, Fahrrad, Budapester Schuhe, einen Siegelring, goldene Armbanduhr, Firlefanz und was es sonst noch so gibt. Seine Liste ist lang, ein Auto steht auch noch drauf. Die Zeiger der Uhren um ihn herum schieben ihn in Seitenstraßen, lassen ihn schleichen, im Kreis gehen, rückwärts trippeln, Fratzen ziehen, auf die Straße spucken.

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