[1]Rotes Heft/Ausbildung kompakt 228
Von Daniel Nydeggerstellvertretender Zugchef und Feuerwehrinstruktor (Schweiz)
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1. Auflage 2021
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© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
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ISBN 978-3-17-039436-0
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»Lehren heißt, ein Feuer zu entfachen, und nicht, einen leeren Eimer füllen.«
Heraklit
Mittwochabend, 20.00 Uhr. Eine Feuerwehrübung ist angesagt. Wie jedes Jahr im April steht das Üben mit der Schiebleiter auf dem Programm. Nach ein paar grundlegenden Informationen wird das Stellen der Leiter geübt: Zuerst an einem Einfamilienhaus neben dem Gerätehaus, danach am Schulhaus und zuletzt beim höchsten Einfamilienhaus im Ort. Die langjährigen Angehörigen der Feuerwehr kennen das bereits. Denn Jahr für Jahr wird an denselben Orten auf dieselbe Art geübt. Am Abend gehen alle nach Hause, froh, auch diese Übung wieder einmal hinter sich gebracht zu haben.
Wurde hier ein Feuer entfacht oder ein Eimer gefüllt? Ausbilden in der Feuerwehr hat zum Ziel, ein Feuer zu entfachen. Der Satz klingt widersprüchlich. Natürlich soll die Feuerwehr das Feuer löschen. Und trotzdem sollen alle Angehörigen der Feuerwehr für ihre Aufgabe brennen. Dazu kann die Ausbildung einen entscheidenden Beitrag leisten. Wenn während der Ausbildung nur »Eimer gefüllt werden«, wirkt sich das langfristig negativ auf die Motivation aus und der Lernerfolg bleibt bescheiden (Crittin, 1993). Der beste Lerninhalt kann nicht effizient vermittelt werden, wenn kein Anliegen für den Stoff geweckt wird. Auch die Lernenden haben ihren Beitrag [6]zu leisten, dennoch liegt viel Potential in der Gestaltung des Unterrichts.
Es gibt verschiedene Faktoren, die ein Ausbilder (auf Grund der Lesbarkeit wird nur die männliche Form gebraucht, weibliche Leserinnen sind damit aber auch gemeint) beeinflussen kann, um die Lernenden zu motivieren. Dazu wurde viel geschrieben und es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, auf alles einzugehen. Dieses Buch beschränkt sich auf einen Faktor: Die Methodik beim Ausbilden.
In jeder Feuerwehr spielt Ausbildung eine große Rolle. Ob Freiwillige Feuerwehr oder Berufsfeuerwehr – Ausbilden und Üben ist wichtig, damit alle Angehörigen der Feuerwehr einsatzbereit sind. Oft gibt es in Fragen der Ausbildung eine gewisse Feuerwehrkultur, die sich je nach Feuerwehr unterscheidet. Nicht selten zieht sich diese über Jahre hin, weil die jüngeren Angehörigen eine bestimmte Form von Ausbildung erleben, und wenn sie dann selber in der Funktion des Ausbilders sind, diese Kultur bereits übernommen haben. Zur Kultur gehören auch die Ausbildungsmethoden. So ergibt sich ein gewisses Methodenrepertoire, welches in einer Feuerwehr angewandt wird. Im optimalen Fall gibt es eine Auswahl an Methoden, im schlechtesten Fall wird nur eine angewandt. Diese angewandte Methode kann gut und wertvoll sein, aber in einer Monokultur wird sie langweilig. Zudem besteht die Gefahr, dass die Methoden in Übungssituationen eingesetzt werden, in denen sie nicht zum Lerninhalt oder zu den Teilnehmern der Übung passt.
Nicht optimal eingesetzte Methoden oder eine Monotonie derselben wirken demotivierend. Das Überraschungsmoment fehlt und die Übung ist absehbar. Da auch die Themenauswahl [7]in der Feuerwehr immer wieder eine ähnliche ist, glauben die Übungsteilnehmer schon zu wissen, was jetzt kommt, hören schlecht zu und denken schon gar nicht mit. Es muss nicht speziell erwähnt werden, dass dies auch für den Ausbilder keine motivierende Erfahrung ist. Allerdings ist es als Ausbilder auch nicht einfach, immer neue Wege in der Übungsgestaltung zu gehen. Dieses Buch will Abhilfe schaffen. Es werden unterschiedliche Methoden vorgestellt, die im Kontext der Feuerwehr eingesetzt werden können.
Es kann und soll allerdings nie das Ziel sein, dass unterschiedliche Methoden einfach um der Methoden willen eingesetzt werden. Methoden sollen immer helfen, den Lerninhalt gut zu vermitteln. Sie sollen motivierend sein und dazu anregen, sich mit dem Lerninhalt aktiv auseinanderzusetzen. Deshalb muss sich der Ausbilder immer wieder fragen: Wie und wann soll ich diese einsetzen? Und bei jeder Übung ist umgekehrt zu fragen: Welche Methode macht hier Sinn? Damit diese Methodensammlung nicht einfach eine Sammlung ist, aus der zufällig ausgewählt wird, müssen wir uns zu Beginn ein paar grundlegende didaktische Überlegungen machen. Wir können diesen Themenbereich nur streifen und wollen nur soweit in die Tiefe gehen, wie es für die Auswahl der Methoden nötig ist. Auch bei den Methoden, die in Kapitel 3
vorgestellt werden, wird immer wieder die Frage gestellt: Wann kann diese Methode angewandt werden? Was sind die Stärken, was die Schwächen? Es gibt keine Methode, die in jeder Übungssituation optimal wäre, deshalb müssen sie immer kritisch hinterfragt und zielgerichtet eingesetzt werden.
Es ist klar, dass die Methodenwahl allein noch keine gute Übung ausmacht, sie ist ein Mosaikstein in einem gesamten [8]Bild. Das Buch soll eine methodische Inspiration sein, um Übungen abwechslungsreicher zu gestalten und die Methoden didaktisch zielgerichtet einzusetzen. Wenn diese Übungen ein Feuer entfachen können, wie es im eingangs erwähnten Zitat heißt, dann hat sich das Verfassen des Buches gelohnt.
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