Gerda Stauner - Wolfsgrund

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Der Journalist Melchior Beerbauer steht vor einem Scherbenhaufen. Er ringt mit der Frage, ob er das Geheimnis um seinen unehelichen Sohn lüften soll, denn damit würde er seinen besten Freund verlieren. Zeitgleich beginnt er mit der Recherche über die ungeheuerliche Enteignung von fast fünftausend Menschen zugunsten eines Truppenübungsplatzes. Auch seine Urgroßmutter Agathe musste das Dorf und ihre Jugendliebe als junges Mädchen verlassen und kam dennoch immer wieder zurück. Ein einsamer Wolf, der auf dem naturgeschützten Gelände gesichtet wird, weckt Melchiors Interesse. Ein Lesegewinn! urteilt BR Heimat über diese Familiensaga. 2021 jährt sich die Vertreibung von mehreren tausend Menschen vom Gelände des heutigen Truppenübungsplatzes Hohenfels – mitten in der Oberpfalz – zum 70. Mal. Der Roman basiert auf Zeitzeugenberichten ehemaliger Bewohner, die diese schreckliche Zeit selbst erlebt haben. Während der Recherche wurde ein Wolf auf dem heute abgeriegelten Gebiet gesichtet und fand so seinen Weg in den Roman. Zeitgleich mit dem eBook erscheint eine gekürzte Hörbuchfassung des Romans. Eine klanglich wie inhaltlich tadellose Hörbuch-Produktion aus der Oberpfalz!, so Bastian Wierzioch, MDR Kultur.

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Melchior gibt vor, einige Fotos machen zu wollen, und entfernt sich ein Stück vom alten Dorfplatz. Hinter der Kirche, an der alten Linde vorbei, steigt er eine Anhöhe hinauf und blickt schließlich auf die Reste von Schmidheim. Der Pressesprecher und auch der Geländewagen sind aus seinem Blickfeld verschwunden. Die Stille umfängt ihn wie eine sanfte Brise an einem heißen Sommertag. Ab und zu wird sie von Balzrufen eifriger Vögel durchbrochen, die sich gerade auf Brautschau befinden.

Schlagartig wird ihm klar, wie allein er ist. Hier in dieser Einöde kann er es sich endlich eingestehen. Er war nie daran interessiert, eine Familie zu gründen, in Gemeinschaft zu leben, zu teilen, weder Tisch noch Bett. Zumindest nicht auf Dauer. Seine wenigen Freundschaften pflegt er gut. Doch bis auf regelmäßige Treffen mit drei engen Vertrauten hat er kaum soziale Kontakte. Im Grunde kann er nur auf Franzi zählen, seinen besten Freund seit Kindertagen. Aber der hat, im Gegensatz zu ihm, einen anderen Weg eingeschlagen. Franzi hat geheiratet und eine Familie gegründet.

Von einem Augenblick auf den anderen weicht die Einsamkeit einer Traurigkeit, die ihn ohne Vorankündigung überfällt und ihm Tränen in die Augen treibt. Melchior wischt sich mit dem Handrücken den feuchten Schleier weg, holt abrupt die Kamera aus der Tasche und beginnt wahllos zu fotografieren. Er kann und will sich nicht damit beschäftigen, was vor über dreißig Jahren passiert ist. Er hat damit abgeschlossen, hat es tief in sich vergraben und den Schlüssel weggeworfen. Nur in ganz seltenen Momenten, wenn er nicht wachsam genug ist, versuchen sich die Geschehnisse von damals ihren Weg zurück in sein Bewusstsein zu bahnen.

Der Pressesprecher kommt wieder in sein Blickfeld, winkt ihn zu sich und deutet auf sein Handgelenk. Melchior hastet zu ihm zurück, dankbar, sich mit dem bevorstehenden Interview ablenken zu können. Obwohl es die Sonne nun endlich geschafft hat, über den wild wuchernden Bäumen aufzugehen, ist es im Freien dennoch kalt. Sein Begleiter schlägt vor, das Gespräch im Jeep zu führen. Beide lassen sich auf den abgewetzten Sitzen nieder und Melchior holt seinen angespitzten Bleistift und sein Notizbuch aus der Tasche. Er verzichtet auf das kleine digitale Aufnahmegerät, das er nur sehr selten benutzt. Ihm ist es lieber, die Gespräche anhand seiner Notizen zu rekonstruieren. Wenn er später lesend von Zeile zu Zeile, von Seite zu Seite springt, tauchen in seinem Kopf die Bilder des Interviews auf. Er erinnert sich an die jeweilige Situation und sein Gefühl sagt ihm genau, was für seinen Text wichtig ist und was er weglassen kann.

„Wieso haben Sie eigentlich diesen Ort für die Besichtigung ausgewählt?“, beginnt der Journalist einleitend seine Fragerunde. Er achtet darauf, neutral zu klingen. Noch weiß er nicht, welche Richtung ihre Unterhaltung einschlagen wird.

„Wissen Sie, Herr Beerbauer“, beginnt der andere zögerlich, „uns allen hier ist klar, dass die Aussiedlung der Menschen und die Ablösung ihres Grund und Bodens im Jahr 1938 tiefe Wunden geschlagen hat. Ich will gar nicht davon sprechen, was im Jahr 1951, bei der zweiten Enteignungswelle, hier passiert ist. Doch das alles ist lange her und die Verantwortlichen von heute sind auch ein Stück weit entgegenkommender. Auf deutscher und auf amerikanischer Seite. Und dieses Entgegenkommen ist bei den alten Schmidheimern auf fruchtbaren Boden gefallen.“

„Soll das heißen, es gibt immer noch Menschen, die die Vertreibung selbst erlebt haben?“

„Also von Vertreibung würde ich nicht sprechen … Aber ja, es gibt noch viele davon. Und die Menschen aus eben diesem Dorf nahmen von Anfang an unser Angebot, ihre ehemalige Heimat besuchen zu dürfen, dankbar an. Eine Win-win-Situation für beide Seiten.“

„Und wie haben sich diejenigen verhalten, die ihr überaus freundliches Angebot nicht annehmen wollten?“ Melchior gelingt es nicht, den sarkastischen Unterton zu verbergen.

„Um Ihnen das zu erklären, muss ich etwas ausholen. Wissen Sie, ich arbeite seit dreißig Jahren hier auf dem Stützpunkt. In all den Jahren bin ich vielen Menschen begegnet. Ehemaligen Gefangenen, sogenannten Displaced Persons, die mit ihren Kindern und Enkeln hierher zurückgekehrt sind, um die Vergangenheit aufzuarbeiten. Soldaten, die im und nach dem Zweiten Weltkrieg hier gedient haben, darunter Amerikaner, Kanadier, aber auch Polen und Deutsche. Und natürlich Menschen, die von hier vertrieben wurden, wie Sie es ausdrücken. Und bei all diesen Begegnungen wurde mir klar, dass es zwei Möglichkeiten gibt, mit diesem Schicksal umzugehen. Die einen versuchen, sich mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen, nach vorn zu schauen und sich etwas Neues aufzubauen. Für sie hat dieser Ort seinen Schrecken verloren, sie sind auf der Suche nach positiven Erinnerungen, versuchen, mit einem guten Gefühl in ihre neue Heimat zurückzukehren.“

„Und die anderen?“ Der Redakteur ist neugierig geworden.

„Die kommen mit einer unbändigen Wut, einem jahrelang unterdrückten Groll hier an. Sie sind auf der Suche nach Wiedergutmachung. Einige führen langwierige Prozesse, sammeln, recherchieren und veröffentlichen ihren Schriftverkehr in Büchern. Wieder andere versuchen, die Presse für sich zu gewinnen. Ich persönlich glaube, dass wir hier diese Wiedergutmachung nicht leisten können. Dieser Prozess muss in den Menschen selbst stattfinden. Wir können ihnen unsere Anteilnahme zeigen, uns ihre Schilderungen anhören und ihnen unsere Zeit schenken. Ein neues Leben aufbauen, in einer neuen Heimat glücklich werden, mit der Vergangenheit ins Reine kommen, das müssen sie selbst schaffen.“

Melchior schaut auf seinen Block. Er hat nicht ein einziges Wort mitgeschrieben. Er ist verwundert, verblüfft von seinem Gegenüber. Das Gespräch entwickelt sich ganz anders, als erwartet. Er hat sich auf Schönfärberei und taktische Monologe über die strategisch wichtige Position der Militärbasis eingestellt – ohne Wenn und Aber. Was er dagegen zu hören bekommt, sind die psychologischen Beobachtungen eines empathischen Mannes in den Fünfzigern. Es bringt ihn aus dem Konzept. Für den Moment weiß er nicht, wo er ansetzen soll, welche Frage er stellen soll. Er überlegt sich, wie er sich verhalten hätte, wie er mit dem Verlust der Heimat umgegangen wäre. Beim Gedanken an Fichtenried und den ehemaligen Bauernhof seines Großvaters überkommt ihn wie immer ein ungutes Gefühl. Als Zwanzigjähriger ist er von dort in die Stadt geflüchtet und nie mehr zurückgekehrt. Er hat sein Zuhause verraten. Zumindest gab ihm seine Mutter immer dieses Gefühl.

Sein Begleiter hat wieder zu sprechen begonnen. Melchior muss sich zwingen, ihm weiter zuzuhören. Er bringt seine ganze Konzentration auf und macht sich Notizen. Es fallen Jahres- und Einwohnerzahlen, Familien- und Hausnamen und in Kurzform klärt ihn der Pressesprecher über die Handwerksbetriebe, die Bauernhöfe und die Pfarreizugehörigkeit des Ortes auf, der einst in Ober- und Unterschmidheim aufgeteilt war. Der Begriff Oberschmidheim ruft eine Erinnerung in Melchior hervor. Er weiß, dass er den Namen schon einmal gehört hat. Er schließt kurz die Augen und sucht in seinem Gedächtnis nach der fehlenden Verbindung, wird aber nicht fündig. Mittlerweile ist er unruhig geworden. Der Journalist hadert mit sich selbst, weil er sein unprofessionelles Verhalten nicht tolerieren kann. Er hasst es, wenn jemand bei einem Gespräch nicht bei der Sache ist. Und nun passiert ihm genau das. Er kann sich einfach nicht auf sein Gegenüber konzentrieren, er muss den Termin irgendwie hinter sich bringen.

„Gibt es vielleicht noch Unterlagen, die für den Artikel hilfreich sind?“

„Ja, ich habe jede Menge alter Fotos gesammelt, die ich Ihnen mailen kann. Wir müssten auch noch den amtlichen Schriftverkehr aus dieser Zeit irgendwo abgelegt haben. Ich suche das gern für Sie heraus und lasse es Ihnen zukommen.“

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