Luzia Pfyl - Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel

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Frost & Payne - Die mechanischen Kinder Die komplette erste Staffel: краткое содержание, описание и аннотация

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Die ehemalige Diebin Lydia Frost eröffnet eine Agentur für Verlorenes und Vermisstes. Ihr neuster Auftrag führt sie ausgerechnet zurück zur berüchtigten Madame Yueh und den 'Dragons', der Organisation, von der sie sich gerade erst hart ihre Freiheit erkämpft hat. Als gäbe das nicht schon genug Probleme, muss sie auch noch den Pinkerton Jackson Payne ausfindig machen. Doch der Amerikaner hat seine eigenen Aufträge. Frost steht plötzlich im Kreuzfeuer und muss sich zwischen Paynes Leben und ihrer Freiheit entscheiden.
Die gesamte erste Staffel der Reihe «Frost & Payne» von Luzia Pfyl.

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Sie bog in die Straße ein, die sie sich notiert hatte, und hörte durch den dichten Schneefall das leise Dröhnen eines Zeppelins über sich. Als sie hinaufschaute, sah sie geisterhafte Lichtstrahlen und einen dunklen, ovalen Schemen in den tiefliegenden Wolken über die Häuser hinwegziehen.

Sie fröstelte und schlug den Kragen ihres Mantels hoch. Jemand war dabei, den Schnee vom Gehweg zu räumen – in ihrem Viertel gab man sich nicht mal die Mühe –, und sie dankte dem Mann im Stillen, dass sie nun nicht mehr durch knöcheltiefen Schnee stapfen musste. Diese Schuhe waren wahrlich nicht für derartige Wetterverhältnisse geeignet.

Frost steuerte auf das Haus mit der Nummer zehn zu. Die Straße machte hier einen eleganten Bogen und umschloss einen winzigen Park. Die Häuser sahen alle gleich aus und standen wie ein cremefarbenes Bollwerk Schulter an Schulter. Auf der Treppe, die zur Eingangstür hinaufführte, schüttelte Frost den Schnee von den Schultern und vom Hut. Sie klingelte.

Ihr Blick fiel auf das Türschloss, und ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht. Rasch zog sie den rechten Handschuh aus und legte die Hand auf das Schlüsselloch. Sofort spürte sie, wie das Schloss ihr antwortete. Eine angenehme Wärme durchflutete kribbelnd ihre steifgefrorenen Finger.

Die Tür flog auf, und ein großer Mann in Butler-Livree schaute hochnäsig auf sie herab. »Sie wünschen, Madam?«

Frost richtete sich auf. »Guten Tag«, sagte sie gedehnt und mit übertrieben hoher Stimme. Sie ließ ihre Wimpern klimpern und setzte das freundlichste Lächeln auf, das sie sich ausmalen konnte. »Julia Armstrong, sehr erfreut. Ich bin Ihre neue Nachbarin. Ist vielleicht der Herr des Hauses zu sprechen? Garstiges Wetter, nicht?«

Ohne auf die abwehrende Haltung des Butlers zu achten, schlüpfte sie frech durch die Tür. »Ich bin beeindruckt«, kreischte sie los und drehte sich bewundernd im Kreis. »Was für ein ausgezeichneter Geschmack. Ich muss James, das ist mein Ehemann, unbedingt sagen, dass wir solche Tapeten brauchen.« Eine verschlossene Tür links, Treppe hinauf in den ersten Stock, Salon zur Rechten. Flur mit dickem Teppichboden, führte wahrscheinlich in den hinteren Bereich des Hauses, wo sich die Küche und die Räumlichkeiten des Personals befanden.

Der Butler räusperte sich. »Mr. Bingham ist im Augenblick nicht zuhause, Madam.« Sein Ton machte es unüberhörbar, dass er sie am liebsten so schnell wie möglich wieder loswurde. »Ich werde ihm ausrichten, dass Sie hier waren.«

Frost musterte den Butler. Intelligente Augen und militärische Haltung. Breite Schultern. Unter dem maßgeschneiderten Stoff seiner Livree zeichneten sich muskulöse Arme ab. Etwa Mitte vierzig. Dieser Butler würde ihr Probleme bereiten, sollte er sie erwischen. »Bitte, seien Sie ein Schatz und tun Sie das. Mein Mann und ich werden zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen. Wann wird Mr. Bingham denn zurückerwartet?«

Die Miene des Butlers regte sich keinen Millimeter. »Erst sehr spät, fürchte ich.«

Das war gut. Es war Freitag, Mr. Bingham verbrachte den Abend in seinem Club. Dennoch hätte sie den Hausherrn sehen mögen, um ihn einschätzen zu können. »Ach, das macht nichts. Ich würde Ihnen gerne meine Karte hierlassen, aber ich fürchte, ich Dummerchen habe sie zuhause liegen gelassen.« Sie lachte gekünstelt. »Vielen Dank für Ihre Mühen.« Sie hatte fürs Erste genug gesehen.

Die Kälte umfing sie und drang durch die Schichten ihrer Kleidung, als die schwere Eingangstür hinter ihr ins Schloss fiel. Den stechenden Blick des Butlers konnte sie regelrecht am Hinterkopf spüren. Garantiert würde er sie beobachten, bis sie außer Sicht war.

Sie ging den Weg zurück, den sie gekommen war, bog jedoch nach links ab, statt zur Station der Straßenbahn zu gehen. Hier war eine Lücke zwischen den Häusern, und eine schmale Gasse führte in eine Straße, die auf der Rückseite der Stadtvillen entlanglief. Hier befanden sich die privaten Stallungen. Frost zählte die Häuser, bis sie bei Nummer zehn angelangt war.

Ein Blick in den leeren Kutschunterstand sagte ihr, dass Mr. Bingham tatsächlich außer Haus war. Sie betrachtete die Fassade. Im Gegensatz zur Vorderseite bestand die Rückseite aus einfachem Backstein. Die Fenster waren kleiner, die Gardinen nicht halb so teuer und sehr schlicht gehalten. Frost schaute sich um. Beim gegenüberliegenden Haus leerte ein Hausmädchen gerade einen Eimer Schmutzwasser aus.

Mit wenigen Schritten war Frost um den Kutschunterstand herumgegangen und entdeckte den Hintereingang. Ein schmales Vordach befand sich über der einfachen Holztür, gleich darüber ein Fenster. Frost vermutete, dass sich hinter der Tür die Küche befand. Nach einem weiteren Blick über die Schulter – das Hausmädchen von gegenüber war wieder im Gebäude verschwunden – huschte sie zur Tür und ging in die Hocke. Ein mechanisches Schloss wie an der Vordertür. Wunderbar.

Frost lächelte, als sie zurück zur Straßenbahn ging. Heute Nacht würde sie zurückkommen und sich den Folianten holen. Doch wo bewahrte Bingham ihn auf? In der Bibliothek? Oder in seinem Arbeitszimmer? Sie würde schnell vorgehen müssen, denn sie wollte verhindern, dass der Butler oder ein spät zu Bett gehendes Dienstmädchen sie erwischte.

Ein Knistern in der Luft kündigte die nächste Straßenbahn an. Die dicken Kabel, die kreuz und quer zwischen den Häusern gespannt waren und parallel zur Straße verliefen, begannen zu summen. Durch den Schneefall sah Frost den Wagen herannahen. Als er nur noch wenige Meter von der Station entfernt war, zuckten bläuliche Funken über die Kabel, und winzige Blitze sprangen in die Schienen.

Frost fürchtete stets, eines Tages von einem dieser Stromschläge getroffen zu werden. Es hatte schon Zwischenfälle gegeben, aber seit dem Streik blieb den Londonern, die sich keine der teuren Kutschen leisten konnten, kaum etwas anderes übrig, als das Tram zu benutzen.

Als sie endlich wieder in ihrer Straße in Holborn war, hörte es auf zu schneien. Das drückende Grau lüftete sich ein wenig. Frost ertappte sich dabei, wie sie vor sich hinsummte. Konnte es sein, dass dieser Auftrag von Madame Yueh ihr Spaß machte? War sie nun schon so tief gesunken, dass ihr die Arbeit, die sich ganz klar weit außerhalb des Legalen bewegte und die sie ihr halbes Leben lang gemacht hatte, Freude bereitete? Oder, anders gefragt: Hatte es ihr schon immer Spaß gemacht, und sie hatte es in den drei Monaten einfach vergessen?

»Verfluchte Scheiße«, murmelte sie, als ihr die Schlüssel aus den eingefrorenen Fingern in den Schnee vor der Ladentür fielen.

»Verzeihen Sie, bitte«, hörte sie eine Stimme neben sich. Frost richtete sich auf und erblickte eine Frau etwa in ihrem Alter. Sie trug einen dunklen Wollmantel und hatte ein schönes, aber unscheinbares Gesicht. Ihre rotbraunen Haare waren zu einem adretten Knoten gesteckt, auf dem sie einen schlichten Hut drapiert hatte. Sie hatte vor Kälte die Schultern hochgezogen und schaute Frost mit hellen, beinahe forschen Augen an. »Können Sie mir sagen, wann die Agentur wieder öffnet?«

»Kommen Sie rein, drinnen können Sie sich aufwärmen«, antwortete Frost und öffnete die Tür. Das Glöckchen klingelte, und ein Schwall eisiger Luft strömte in ihr Büro. »Mein Name ist Lydia Frost, die Agentur gehört mir. Bitte, setzen Sie sich.« Sie entledigte sich rasch des Hutes und des Mantels und ging hinüber in die kleine Küche, um Wasser für Tee aufzusetzen. »Milch oder Zitrone?«

»Nur etwas Milch«, kam es unsicher aus dem Büro.

Frost lehnte am Türrahmen, während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, und beobachtete die Frau, als diese die Handschuhe auszog und ihren Schal löste. Sie sah angespannt aus, was nicht unbedingt auf die Kälte zurückzuführen war. Ihre Bewegungen waren fahrig, ihre Augen huschten unruhig durch den Raum. Schlichte, aber gut geschneiderte Kleidung. Tinte an den Fingern, als schriebe sie sehr viel. Bis auf den Ehering kein Schmuck.

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