Mit dicken Kohlestiften zeichnete er Messwerte und Wolkenverläufe auf klassische Wettertafeln. Mit dabei waren die beiden Puppen »Sehbastian« und »Sehbienchen«, die je nach Wetterlage einen Schirm oder ein Jäckchen trugen. Wenn Schnee vorhergesagt war, schneite es kleine Papier-flöckchen im Studio. 1960 wechselte die Zuständigkeit für den Wetterbericht vom Seewetteramt in Hamburg zum Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach und damit vom Norddeutschen Rundfunk zum Hessischen Rundfunk (HR). Denn in der ARD galt damals noch das sehr strenge »Ortsprinzip« – das heißt, dass jede Landesrundfunkanstalt ausschließlich über das berichtet, was in ihrem Sendebereich passiert. Und der Wetterbericht entstand zu diesem Zeitpunkt schließlich in Offenbach. So hatte am 1. März 1960 gegen Viertel nach acht »Die Wetterkarte«, die in internen Abrechnungen heute immer noch so heißt, unter dem Titel »Das Wetter morgen« Premiere. Mit dem Wechsel vom NDR zum HR änderte sich auch die Darstellung des Wetters in der Tagesschau. Beim Hessischen Rundfunk setzte man auf die damals sehr moderne »Tricktechnik«. Dafür wurden Papp-Vorlagen mit einer 16-mm-Trickkamera nacheinander abfotografiert. Aus vielen einzelnen Wetter-Bildern ergab sich so am Ende der Wetterfilm. Wetterberichte in den 1950er-Jahren https://youtu.be/jXY1Edrnwhg
> Über den Wolken – Computertechnik ändert den Blick auf das Wetter ÜBER DEN WOLKEN – COMPUTERTECHNIK ÄNDERT DEN BLICK AUF DAS WETTER Anfang der 90er-Jahre hielt die Computertechnik Einzug in die Grafik des Hessischen Rundfunks. Zunächst mit Computern wie »Paintbox« oder »Harry«. Zwei Grafikcomputer, die die Trickfilmtechnik digital machten, indem sie die Arbeitsweise der Trickfilmtechnik auf den Computer übertrugen. Das heißt, dass auch hier noch mit Lochmasken und festen Karten gearbeitet wurde. Nun aber nicht mehr mit einer Kamera, Pappen mit Wolken darauf und einzelnen Trickbildern, sondern mit einem Computer, der die Vorlagen gespeichert hatte und die Bilder digital rechnete. Die Umstellung von der Trick- auf die Computertechnik war ein großer Schritt und dauerte über ein Jahr. Später wurden »Paintbox« und »Harry« von einem »HAL« abgelöst. Ein neueres Gerät, das nach demselben Prinzip arbeite, aber deutlich schneller war. Die Wetterberichte konnten so in deutlich kürzerer Zeit erstellt werden. Die Umstellung auf die neue Technik war eine teure Angelegenheit. Noch wurde beim Hessischen Rundfunk nur eine Wettervorhersage – das Wetter für die Tagesschau um 20 Uhr – produziert. Eine einzelne »Paintbox« kostete damals 120.000, ein »HAL« 300.000 D-Mark. Die neue Computertechnik https://youtu.be/-lHqV2Ap7_w
25 BILDER FÜR 1 SEKUNDE – DIE TRICKTECHNIK DER ANFÄNGE
Kaum ein Thema interessiert und fasziniert die Menschen so sehr wie das Wetter. Und so ist der tägliche Wetterbericht von Beginn an Teil der abendlichen Tagesschausendung. In den 1950er-Jahren erklärten Meteorologen wie Heinrich Kruhl vom Deutschen Seewetteramt in Hamburg live aus einem Studio beim Norddeutschen Rundfunk (NDR), wie sich das Wetter entwickeln wird. Mit dicken Kohlestiften zeichnete er Messwerte und Wolkenverläufe auf klassische Wettertafeln. Mit dabei waren die beiden Puppen »Sehbastian« und »Sehbienchen«, die je nach Wetterlage einen Schirm oder ein Jäckchen trugen. Wenn Schnee vorhergesagt war, schneite es kleine Papier-flöckchen im Studio.
1960 wechselte die Zuständigkeit für den Wetterbericht vom Seewetteramt in Hamburg zum Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach und damit vom Norddeutschen Rundfunk zum Hessischen Rundfunk (HR). Denn in der ARD galt damals noch das sehr strenge »Ortsprinzip« – das heißt, dass jede Landesrundfunkanstalt ausschließlich über das berichtet, was in ihrem Sendebereich passiert. Und der Wetterbericht entstand zu diesem Zeitpunkt schließlich in Offenbach. So hatte am 1. März 1960 gegen Viertel nach acht »Die Wetterkarte«, die in internen Abrechnungen heute immer noch so heißt, unter dem Titel »Das Wetter morgen« Premiere. Mit dem Wechsel vom NDR zum HR änderte sich auch die Darstellung des Wetters in der Tagesschau. Beim Hessischen Rundfunk setzte man auf die damals sehr moderne »Tricktechnik«. Dafür wurden Papp-Vorlagen mit einer 16-mm-Trickkamera nacheinander abfotografiert. Aus vielen einzelnen Wetter-Bildern ergab sich so am Ende der Wetterfilm.
Wetterberichte in den 1950er-Jahren https://youtu.be/jXY1Edrnwhg
MIT DEM MOTORRAD IN DEN SENDER – DER TEXT
Die Texte für das abendliche Wetter kamen bereits gegen 15 Uhr per Auto oder Motorrad mit einem Fahrer des Hessischen Rundfunks vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach zum Hessischen Rundfunk nach Frankfurt. Geschrieben wurden sie von Meteorologen des DWD in einer sehr streng reglementierten, sachlichen, meteorologischen Sprache. Zusätzlich zum Vorhersagetext zeichneten die Meteorologen zwei Karten, auf denen alle Hoch- und Tiefdruckgebiete sowie die wichtigsten Isobaren (die Linien gleichen Luftdrucks, siehe Seite 26
) eingetragen waren. Eine Karte (in Schwarz) zeigte den »Ausgangszustand«, eine weitere (in Rot) den »Endzustand«. So konnten die Grafiker im »Funkhaus am Dornbusch« erkennen, wie sich die Druckgebiete über Europa bewegen würden. Ergänzt wurde der Wetterbericht durch Satellitenbilder, die immer am Anfang des Wetterberichts gezeigt wurden. In den frühen Jahren waren das einzelne Satellitenfotos, die von den Grafikern im HR mit der Trickkamera abgefilmt wurden. Mit der Einführung der Videotechnik schickten die Meteorologen aus Offenbach dann komplette Videofilme nach Frankfurt, die dort in den Wetterbericht eingebaut wurden.
Tagesschau-Wetterbericht vom 10.04.1963 https://youtu.be/FzKjJsm4u4E
TEXT DER WETTERKARTE VOM 10.04.1963
Auf der Vorderseite des über Ostfrankreichs liegenden Störungsausläufers, liegt Deutschland heute noch im Bereich der aus Süden zufließenden Warmluft. Mit der weiteren Verlagerung der Störzone gelangt jedoch Deutschland in zunehmendem Maße unter den Einfluss der kühlen Meeresluft. Die Vorhersage bis morgen Abend: In ganz Deutschland anfangs überwiegend stark bewölkt bis bedeckt und strichweise Regen. Später von Westen her Bewölkungsauflockerung und nur noch einzelne schauerartige Niederschläge. Tiefsttemperaturen heute Nacht: 4 bis 7 °C. Mittagstemperaturen morgen zwischen 12 und 15 °C. Schwache bis mäßige Winde aus südlichen Richtungen.
Von einer fließenden Bewegung der Druckgebiete war man in den 1960er-Jahren noch weit entfernt. Die Entwicklung der Luftmassen über Europa wurde in einzelnen Phasen dargestellt, die dann überblendet wurden. Die Meteorologen in Offenbach hatten dazu die Karten des Hessischen Rundfunks als Vorlage und zeichneten die Druckgebiete und Isobaren in die entsprechenden Vorlagen ein. In Frankfurt wurde die Bewegung der Hochs und Tiefs dann eins zu eins von den Vorlagen auf Trickfilmfolie abgezeichnet. Bei einfachen Wetterlagen nur das Anfangs- und das Endbild. Zogen Wetterfronten über Deutschland hinweg, entschied man sich in einer telefonischen Absprache mit den Wetterexperten in Offenbach, den Verlauf des Wetters in mehreren Phasen darzustellen.
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