Im Jahr darauf traf ich mich wieder mit Karin zu Hause in Paderborn und ging bei meinem Lieblingswettkampf, dem Osterlauf, über die Halbmarathonstrecke an den Start. Ich war gut vorbereitet und hatte die Woche vorher extra weniger trainiert, um hier besonders schnell zu sein. Ich befand mich zu Beginn in einer recht flotten Gruppe, die ich aber bereits nach gut fünf Kilometern ziehen lassen musste, als ich erfuhr, dass die Läufer der Gruppe eine Zeit von 1:17 bis 1:18 Stunden anpeilten. Das war für mich viel zu schnell, und ich wollte meine Bestzeit von 1:23 Stunden gerne verbessern. Die letzten zwei Kilometer wollten irgendwie nicht vorbeigehen. Im Ziel standen dann 1:21 Stunden auf meiner Uhr. Das war großartig. Meine Beine fühlten sich tatsächlich auch nach einer persönlichen Bestzeit an. Wir feierten noch die Ostertage und meine neue Bestzeit im Halbmarathon.
In diesem Jahr hatte ich mich für den Ironman Canada angemeldet. Wir flogen zunächst nach Vancouver und mieteten uns dort einen Mietwagen für drei Wochen. Vom Flughafen aus fuhren wir circa 45 Minuten in Richtung der amerikanischen Grenze. Hier wohnt Annelore, die beste Freundin meiner Mutter, mit ihrem Mann Heinz. Die zwei waren nicht zu Hause, hatten uns aber den Schlüssel hinterlegt.
Am nächsten Tag ging ich eine kleine Runde laufen, bevor Karin und ich nach Downtown Vancouver fuhren und ein wenig Sightseeing machten. Ich kannte Vancouver, denn ich hatte Annelore und Heinz bereits zweimal besucht. Als die beiden am dritten Tag immer noch nicht auftauchten, machten wir uns langsam Gedanken. Am Abend kamen sie dann aber schließlich doch noch von ihrem Kurztrip nach Hause.
Wir verbrachten dort noch ein paar schöne Tage, bevor wir uns auf dem Weg nach Penticton machten, wo am 26. August der Ironman Canada stattfinden sollte. Der Ort liegt in einem Weinanbaugebiet zwischen zwei Seen. Es wird dort im Sommer sehr warm und eignet sich ideal, um sich vor dem Wettkampf noch ein paar Tage an einem der Seen Abkühlung zu verschaffen.
Ab Donnerstag ging ich dann vor wie bei jedem Ironman, Unterlagen abholen etc. Der Wettkampf war mit über 2.900 Teilnehmern mehr als ausgebucht. Am Wettkampfmorgen bot sich am Strand des Sees ein gewaltiger Ausblick. Es gab nur eine Startgruppe und eine Boje nach 1,9 Kilometern, um die alle Teilnehmer herummussten. Der Schwimmsplit wurde daher sehr unruhig, und ich war froh, als ich nach 1:15 Stunden auf dem Rad saß. Doch gleich auf den ersten Radkilometern bekam ich muskuläre Probleme, eine Art Krampf nach fünf Kilometern. Zum Glück legte sich das später, und die Radstrecke fing an, mir Spaß zu machen. Sie bestand, wie auch die Schwimmstrecke und die anschließende Laufstrecke, nur aus einer Runde. Nach 5:23 Stunden konnte ich mein Rad dann in der Wechselzone wieder abstellen. Das Laufen klappte auch wunderbar. Als ich nur noch fünf Kilometer zu absolvieren hatte und den Sprecher im Ziel schon hören konnte, bekam ich plötzlich starke Schmerzen am Knie. An Weiterlaufen war nicht zu denken. Ich bewegte das Knie vorsichtig, und tatsächlich – nur bei der Laufbewegung tat es weh. Ich versuchte es immer wieder, brauchte jedoch für die letzten fünf Meilen eine Ewigkeit, die ich abwechselnd im Gehen, Laufen und Humpeln hinter mich brachte. Nach einem Marathon von 3:44 Stunden blieb die Uhr bei 10:23 Stunden stehen. Für diese Strecke war es ein tolles Ergebnis, nur leider lagen zwischen einem Qualifikationsplatz für Hawaii und mir noch einige Plätze. Besonders ärgerlich: Ohne die Knieprobleme hätte es wohl gereicht, aber der Marathon besteht nun einmal aus 42,195 Kilometer und nicht nur aus gut 37. Ich war trotzdem zufrieden, und über Whistler ging es wieder zurück nach Vancouver. Dort besuchten wir noch einmal Annelore und Heinz, bevor wir ein paar Tage später wieder zurück nach Deutschland flogen.
Ein weiterer Ironman sollte die Langdistanz in Arizona im Jahr 2008 werden, also ein Jahr später. Mit Karin sowie meinen Trainingskollegen Jochen und Stephan. Auf der Triathlonmesse traf Jochen auf Jan Raphael, einen Triathlonprofi aus Deutschland. Während die beiden sich unterhielten, redete Stephan mit einem Trainingskollegen von Jan. Wie das bei Langdistanzrennen so ist, ging es dabei unter anderem auch um die Anzahl der Rennen, die man bestritten hatte. Als Antwort bekam Stephan, es sei seine erste Langdistanz. Daraufhin gab er ihm den Tipp, er solle es genießen und es nicht zu schnell beim ersten Mal angehen.
Im Anschluss an den Besuch der Messe schauten wir uns die Rad- und die Schwimmstrecke an. Geschwommen wurde in einem künstlich angelegten See, an dem auf einer Seite Bürogebäude standen. Um diesen See wurde später dann auch der Marathon gelaufen. Die Radstrecke bestand aus drei Runden à 60 Kilometer, die jeweils ein Stück durch den Ort führten, bevor es circa 20 Kilometer leicht bergauf und schließlich wieder hinunter ging.
Mein Schwimmen lief am Renntag ganz okay. Da das Wasser aber sehr kalt war, zog ich mich nach dem Schwimmen komplett um, was mich reichlich Zeit kostete. Das Radfahren lief von Anfang bis Ende perfekt. Auf dem letzten Teilstück Richtung Wechselzone hatte bei der dritten Durchfahrt leider der Wind etwas gedreht. Ich hatte zwischenzeitlich mit einer Radzeit von unter fünf Stunden geliebäugelt, doch nach immer noch respektablen 5:05 Stunden blieb die Uhr dann stehen. Der zweite Wechsel ging etwas schneller. Ich kam gut in meinen Rhythmus. Karin sagte mir in der zweiten Laufrunde, dass Jochen gar nicht mehr weit entfernt sei. Ich hatte schon beim Rad gesehen, dass er nicht weit vor mir lag (Jochen war normalerweise ein ausgezeichneter Radfahrer, er hatte an diesem Tag wohl einige Probleme). Stephan war ein paar Minuten hinter mir. Die Hitze machte mir später aber zu schaffen, und ich konnte mein Anfangstempo nicht mehr halten, kam aber dennoch mit 10:14 Stunden und damit neuer Bestzeit ins Ziel. Jochen war unter zehn Stunden geblieben, und auch Stephan hatte seine Bestzeit steigern können. Jedoch waren wir alle nicht so wirklich glücklich mit dem Erreichten, denn jeder hatte insgeheim auf die Qualifikation für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii gehofft. Für Jochen war die Enttäuschung wohl am größten, er war bereits einige Mal dort gewesen und hatte sich erheblich mehr ausgerechnet, denn in den Vorjahren konnte man sich mit knapp über zehn Stunden hier noch qualifizieren. Stephan und ich waren hingegen in diesem Jahr beide weit davon entfernt. Ich war mit meiner Zeit dennoch sehr zufrieden, auch wenn ich bei den beiden Wechseln wirklich sehr viel Zeit liegen gelassen hatte und mit einem etwas schnelleren Marathon an diesem Tag 9:59 Stunden drin gewesen wären. Im Rückblick bin ich aber sehr happy über das Geleistete. Zum Abschluss der Reise fuhren wir mit dem Auto noch ein wenig durch die Nachbarstaaten und schauten uns Las Vegas, den Grand Canyon und weitere Sehenswürdigkeiten an.
Einen interessanten Punkt möchte ich aber nicht verschweigen: Der Bekannte von Jan Raphael gewann das Rennen. Er hatte sich die Tipps von Stephan wohl nicht so recht zu Herzen genommen, Zeit hatte er sich schon gar keine gelassen. Es war der erste Sieg über die Langdistanz von Andreas Raelert, dem er in den nächsten Jahren noch weitere folgen lassen sollte.
Natürlich nahm ich auch 2009 noch an diversen Wettkämpfen teil, darunter eine Langdistanz, doch die verhängnisvolle Saison begann ein Jahr später, also 2010, mit dem Pulheimer Staffelmarathon. Ich lief in einer ASV-Staffel die zehn Kilometer um die 40 Minuten. Im Februar folgte ein Fünf-Kilometer-Lauf in 18:54 Minuten. Da ich mich auch in diesem Jahr für einen Ironman angemeldet hatte, ließ ich mich im Februar gründlich durchchecken. Anfang Februar wurde eine Ultraschalluntersuchung an meinem Herzen durchgeführt, am Tag darauf machte ich ein Belastungs-EKG. Beim Ultraschall zeigten sich keine Auffälligkeiten, und beim Belastungstest schaffte ich immerhin 400 Watt.
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