Die Errichtung des Limes begann mit den ersten Kastellen unter Kaiser Claudius, unter Domitian (81–96) wurde ein Wachsystem mit Türmen und Patrouillen etabliert, Trajan (98–117) und Hadrian (117–138) ließen schließlich jenen Grenzwall errichten, der heute als Limes verrufen ist. Setzen wir als Grundsteindatum für den Beginn der reinen Abschottung der Einfachheit halber das Jahr 100 an. Geholfen hat es den alten römischen Männern nicht. Die Goten plünderten Rom anno 410, die Vandalen 455, und im Jahr 476 setzte der Germane Odoaker den letzten weströmischen Kaiser ab. Das heißt, der Limes konnte das Imperium nicht mal 400 Jahre lang abschotten, und zur See hin nutzte er praktisch überhaupt nichts. Immerhin: Fast 400 Jahre darbten » senatus et populus Romanus « (Cicero) in Weltverschlossenheit. Die Germanen mussten ihre willkommenskulturellen Menschenrechte förmlich erzwingen. Erst als Rom aufhörte, sich abzuschotten bzw. zu verteidigen, wurde es divers, fahrende Völkerschaften veranstalteten multikulturelle Events, und wenig später begann jene Epoche, die fortschrittliche Historiker »das bunte Mittelalter« nennen.
Noch früher als die Römer, angeblich schon 700 Jahre vor der Geburt des islamischen Propheten Īsā ibn Maryam, begannen die Chinesen mit der Abschottung, ebenfalls nach Norden und mit einem ähnlichen kulturellen Dünkel wie die Römer. Ihre Grenze stand nicht nur viel länger als die römische und war mehr als siebenmal so lang, sie war auch viel stärker befestigt. Wie die Römer zahlten die Chinesen einen hohen Preis für ihre Ausgrenzungspolitik und wurden zu einem der rückständigsten Länder der Erde. Nur im 13. Jahrhundert kam es zu einer Öffnung, und dank der mongolischen Einwanderer erlebte die Kultur eine kurze Blüte im sogenannten Reich der Mitte. Mit den Mongolen kamen auch Muslime, zunächst vor allem als mongolische Hilfstruppen, von denen sich während der Yuan-Dynastie viele in China niederließen. Man nannte sie später »Huihui«, aus dieser Gruppe entstand die eigene Nationalität der Hui, die heute um die zehn Millionen Angehörige hat, was in diesem Land als homöopathische Konzentration gilt. Außerdem haben sich diese und andere Muslime sowohl ethnisch als auch religiös mit den Indigenen bis zur Ununterscheidbarkeit vermischt. Jahrhundertlang konnte das Ungarn Asiens seine Abschottungspolitik weiter betreiben. Unter den Ming-Kaisern wurde die Mauer zu ihrer heutigen Gestalt ausgebaut. Aber obwohl nahezu in »Inzest degeneriert« (W. Schäuble), überlebte dieses Volk gerade noch so dank der Einführung des Kommunismus. Wer heute durch Peking oder Shanghai fährt, kann sich überzeugen: Bunt ist dort nichts. Überall bloß Schlitzaugen, und zwar jede Menge. Sogar die heruntergekommenen Stadtränder sind voll davon. Aber kein Schwarzer, keine Nafris, kaum Frauen mit bunten Tüchern auf dem Kopf oder vorm Gesicht, »Gruppen« ohne Ende, doch keine ist bunt. Nur in der Nordprovinz Xinjiang, wo die fidelen Uiguren als größte Bevölkerungsgruppe leben, vermittelt das Land eine Ahnung von Multikulti.
Merkt euch, Kinder: Abschottung hilft nicht, die Grenzen zu schützen. Beziehungsweise nicht länger als ein paar hundert Jahre, und auch dann hat sie nichts gebracht. Grenzen schützt man am besten, indem man auf beiden Seiten derselben vergleichbar unattraktive Verhältnisse herstellt. Danach kann man sich teure Sicherungsmaßnahmen sparen, und es kommt an den Übergängen auch kaum mehr zu noch hässlicheren Bildern.
Tierquälerei: Etwas, das die Natur in jeder Sekunde veranstaltet.
England hat den nächsten Vergewaltigungsskandal. Wieder handelt es sich, analog zu Rotherham, um minderjährige weiße Unterschichtsmädchen, oft noch Kinder, die von »Asiaten«, wie Bild schreibt (dortzulande ist das ein Synonym für Pakistanis), vergewaltigt, gruppenvergewaltigt, unter Drogen gesetzt, auf den Strich geschickt und misshandelt wurden, und zwar wiederum zu Hunderten. Eines der Mädchen wurde zusammen mit seiner Mutter und seinem Baby ermordet. Aus welchem ethnisch-kulturellen Milieu die Täter stammen, kann sich jeder an den Fingern abzählen, und Daily Mail präsentiert auch ein paar jener edlen Alis und Hussains. Wie in Rotherham wussten die Behörden nahezu alles, ermittelten aber lange nicht, um nicht in den Ruch des Rassismus zu geraten, zumal es Rassen gar nicht gibt, denn die sind ein Konstrukt. Es gibt nur rassistisch und antirassistisch auf der einen, nur rein und unrein auf der anderen Seite, und die Täter haben gleich drei Begründungen, warum sie diese Dinger wie Dreck behandeln dürfen: Es sind keine Moslems, es sind bloß Frauen, und es sind Weiße. Weißes Fickvieh. Von der anderen Seite betrachtet: eine Art willkommenskultureller Beifang.
Geradezu seismographisch wachsam gegenüber dem Missbrauch waren die englischen Behörden aber im Falle Martin Sellners, eines Häuptlings der österreichischen Identitären, der am Sonntag am Londoner Speaker’s Corner eine Rede ausgerechnet über Meinungsfreiheit halten wollte und rechtzeitig gehindert werden konnte, diese traditionelle Stätte der englischen Meinungsfreiheit, an der unter anderem auch radikale Moslems sprechen dürfen, zu schänden. Nach ihrer Ankunft in London wurden Sellner und seine Freundin Brittany Pettibone von der Polizei festgenommen und nach Österreich zurückgeschickt.
Große Unruhe im Bundestag löste vor einigen Tagen ein AfD-Abgeordneter aus, welcher die spärlich besetzten Reihen der politischen Mitbewerber musterte und offenbar durchzählte; der parlamentarische Schlummer wich hektischer Betriebsamkeit; die Sorge, gleich werde von den Populisten wieder ein »Hammelsprung« anberaumt, ging um; es wurde telefoniert und gesimst, man holte Abgeordnete aus den Restaurants, Hotelzimmern, Bars und, hoffentlich, Bordellen, die Zahl der Saaldiener wurde verdoppelt, die Reihen füllten sich. Aber nichts geschah, der Schelm hatte sich wieder gesetzt und tat, als sei nichts gewesen …
Einer der Saaldiener sagte: »Machen Sie denen ruhig Dampf. Ich arbeite seit mehr als zehn Jahren hier, und die werden von Jahr zu Jahr fauler.«
Fremdenführerin hin, Willkommensmaid her, auch der austriakische Kanzler Kurz, scheint’s, kann der Buntheit nicht wehren. Die Zahl der Messserattacken in Wien sei in den vergangenen zehn Jahren um fast 300 Prozent gestiegen, meldet die Kronenzeitung (die Zahlen von 2017 liegen offenbar noch nicht vor, insofern wird die Bilanz des Herrn Kurz noch nachgereicht). Das ist der Unterschied zu Deutschland; hier werden es immer weniger, aber die Medien melden mit geradezu kanzlerinnenfeindlicher Intensität auch jeden Pieks. Dafür haben wir die besseren Statistiker.
Der Dummkopf weiß nicht, dass er dumm ist, sonst wäre er ja klug, und das ist die traurigste, aber zugleich auch komischste Geschichte von der Welt.
Es gibt Malen nach Zahlen, aber auch Märchenerzählen mit Zahlen. Spiegel online ist versiert darin. Diesmal geht es gegen Tellkamp bzw. dessen zu Dresden vorgetragene Zahlen im Zusammenhang mit der Masseneinwanderung bzw. Fachkräfteinfusion. (Dass er ausschließlich die Einwanderung aus Afrika und dem Orient meint und nicht, wie ihm unterstellt wird, die europäische Binnenwanderung rügt, versteht sich sowohl bei diesem Thema als auch diesem Diskussionsklima von selbst.) Der Schriftsteller hatte gesagt, 95 Prozent der sog. Flüchtlinge kämen wegen der Sozialleistungen, was, da hat Spiegel online völlig recht, falsch ist, denn es sind bestimmt sogar 99 Prozent. Leider kann man das Experiment nicht mehr anstellen, ob sie auch ohne diese Verheißung hier hereinschneien würden, denn »nu sind se halt da«. Aber wer ein sicheres Land nach dem anderen durchquert und seine vermeintliche Flucht dort beendet, wo es die höchste Zielprämie gibt, sollte nicht als Flüchtling gelten bzw. so lange in der Spiegel -Redaktion einquartiert werden, bis sich diese Erkenntnis auch dort durchsetzt.
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