Aber einen nachhaltigen Eindruck bei ihm scheint vor allem Karl Valentin hinterlassen zu haben, der so hinreißend um die Ecke denken konnte und dessen Lebensweisheiten heute zum großen bayerischen und deutschen Sprachschatz gehören. „Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“, hat uns Karl Valentin hinterlassen, dessen Nachname übrigens dringend mit einem „f “ am Anfang auszusprechen ist; am „Walentin“ erkennt man unzweifelhaft den Preißn. Ebenfalls unvergessen: „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“, „Alle reden vom Wetter, aber keiner unternimmt was dagegen“ oder „War jetz’ des gestern oder im dritten Stock?“
Kann ein Fußballspieler aus Pähl am Ammersee tatsächlich diese hochfliegende philosophische Tiefe, diese Durchtriebenheit des Geistes erreichen? Er kann! Es gibt Müller-Sprüche, die sind in höchstem Maße valentinesk: „Ich lache auch, wenn es regnet. Denn wenn ich nicht lache, hört es ja auch nicht auf zu regnen.“ (Das ist übrigens ein Spruch, den in der Tat auch der alte Valentin höchstselbst so von sich gegeben haben soll.) Oder: „Wir Fußballer denken eh nur von heute bis gestern.“ Beinahe genauso gut sind seine Analysen eines Fußballspiels („Das Ergebnis hat ja oft mit der Leistung zu tun“) und sein schamloses Eigenlob: „Ich bin neidisch auf mich selbst.“ Man kann den Kerl also tatsächlich den Karl Valentin des Fußballs nennen.
Berufshumorist will er trotzdem nicht werden: „Es haben mir schon ein paar Kollegen nahegelegt, in die Entertainment-Branche zu wechseln. Aber ich will nicht witzig sein, weil ich witzig sein muss. Den Komiker Müller wird es nicht so schnell geben.“ Und planbar sind Müller-Sprüche eh nicht, wie er der Bild verriet: „Es ist halt meine Art, den einen oder anderen Spruch rauszuhauen. Das ist nicht vorher überlegt, das kommt einfach so. Ich bin ein Aus-dem-Bauch-raus-Sprücheklopfer.“ Thomas Müller will Hobbykomiker bleiben und weiterhin seine Marktlücke beim FC Bayern und bei der Nationalmannschaft besetzen: „Wir brauchen ja auch einen, der ein bisschen Stimmung macht, damit die anderen sich zurücklehnen können und sich von meinem Quatsch berieseln lassen.“
In dieser Eigenschaft löst Thomas Müller hoffentlich noch einige der drängendsten Rätsel des modernen Fußballs, der voll von unfreiwilligem Humor steckt. Ist es Tierquälerei, wenn Thomas Müller und der FC Bayern den Bock umstoßen wollen? Hilft Gewalt gegen wehrlose Tiere? Ist die Kuh tatsächlich vom Eis, sobald der Bock umgestoßen ist? Was passiert, wenn ein Vegetarier an die internationalen Fleischtöpfe will? Gibt es dafür keine fleischlose Alternative? Warum will nicht nur der FC Bayern unbedingt in Europa überwintern, obwohl es dort saukalt ist? Und wer ist diese legendäre Oma, von der es bei vergebenen Müller-Torchancen immer heißt, „den hätte ja meine Oma gemacht“? Wo hat die sagenumwobene alte Dame ihr Talent her? Liegt es in der Familie? Handelt es sich um gar keine Großmutter, sondern um eine Kroos-Mutter? Und ist die Tore-Oma womöglich mit einem ebenso treffsicheren Opa vermählt, der ein Kandidat für Carlo Ancelotti sein könnte? Einen laufstarken Renntner könnte der FCB sicher gut gebrauchen.
Je mehr lustige Fußballfloskeln man sucht, desto fündiger wird man. Zum Beispiel, manchmal sogar beim FC Bayern: „Wir haben das Spiel nicht angenommen.“ Diese hochmoderne Ausrede hört man jetzt ständig. Aber wie muss man sich das vorstellen? Die Kapitäne stehen mit dem Schiri beim Anstoß, und einer von beiden verweigert die Annahme? Nur mal so angenommen, Sie würden Ihrem Chef sagen: „Chef, ich habe die Arbeit heute nicht angenommen.“ Dann bekommen Sie den größten anzunehmenden Ärger. Dabei haben die Spieler allen Grund, das Spiel anzunehmen, schließlich werden sie dafür mit jeder Menge Annehmlichkeiten belohnt. Beim „Katsche“ Schwarzenbeck hätte es das nie gegeben, der hatte sogar eine eigene Annahmestelle. Für Lotto. Wir haben Grund zur Annahme, dass Fußballer, die das Spiel nicht annehmen, den Abend zuvor schlichtweg versumpft sind, in der Annehm-Bar.
Der moderne Fußball steckt voller Rätsel. Thomas Müller, übernehmen Sie!
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