In der letzten Wendung des Verses ( und weil er es zerstört hat ) könnte sich das Objektpronomen אתו auf Jerobeam („ihn“) oder sein Haus („es“) beziehen. Wenn Jerobeam gemeint wäre, würde er als Personifikation seines Hauses betrachtet, so dass die Bedeutung im Grunde genommen gleich wäre. In jedem Fall steht dieser Satz in Spannung zu Vv. 1–4: Warum sollte Bascha dafür verdammt werden, dass er Jerobeams Haus schlägt, wenn er nur die Drohung Jhwhs in die Tat umsetzt (14,7–11)? Aufgrund dieser Spannung wurde vorgeschlagen, ועל als adversativ oder konzessiv zu verstehen und nicht als kausativ: „obwohl/trotz der Tatsache, dass er es zerschlagen hat“. 27Seebass spricht sich zu Recht gegen diese Interpretation aus, weil dann zwei identische Konstruktionen unterschiedlich gedeutet würden: „ wegen all des Bösen, das er getan hat … obwohl er es zerschlagen hat“. 28Doch wenn die vorangegangene Wendung – darüber, wie Jerobeams Haus zu werden – sich nicht auf Baschas Sünde bezieht, sondern auf den Untergang seines Hauses, kann ועל nicht konzessiv gemeint sein, sondern wäre vielmehr eine Glosse oder ein Nachtrag zum Nachtrag, wie Noth es ausgedrückt hat. 29
Baschas Scheitern Am Bericht über Baschas Regierungszeit lässt sich gut ablesen, dass DtrH die Geschichte als Schauplatz des Handelns Jhwhs ansieht. Der Wechsel der Königshäuser geht eher auf den Ungehorsam der Könige gegenüber Jhwh zurück als auf politische, gesellschaftliche oder militärische Faktoren. Darüber hinaus wird ein solcher Wechsel zuvor durch Jhwhs Boten – die Propheten – angekündigt. Entsprechend hat Bascha seine königliche Stellung seiner Erhebung durch Jhwh verdankt. Als König wurde ihm eine große Verantwortung übertragen, und die Konsequenzen für sein Scheitern bei der Abkehr von Jerobeams Abfall waren gravierend. Insgesamt erscheint seine Herrschaftszeit als traurige Ironie. Er hätte hinsichtlich der von Jerobeam begründeten Sünde für Abhilfe sorgen können; stattdessen setzte er diese Sünde fort und fügte der Sünde Jerobeams noch Mord hinzu. Trotz der Länge von Baschas Regierungszeit, die über die Jerobeams hinausgeht, hält sich DtrH nicht so lange mit ihm auf; es wird ein kurzer Blick auf das geworfen, was hätte sein können, und dann ein kurzer Abriss der Wirklichkeit geliefert. Der Anachronismus der Kultzentralisation Der historische Bascha hätte allerdings die Heiligtümer von Dan und Bet-El nicht als Glaubensabfall angesehen. Wie jeder andere altorientalische König hätte er die Erhaltung der nationalen Heiligtümer seines Königreichs als religiösen Akt betrachtet. Wenn die Erhaltung solcher Heiligtümer nicht möglich gewesen wäre, dann wäre das von Volk und König gleichermaßen als Gefährdung der Nation angesehen worden, durch die man sich den Zorn Gottes zuziehen konnte. Die Vorstellung einer Zentralisation und die alleinige Legitimität des Jerusalemer Tempels war zur Zeit Baschas auch in Juda noch nicht entwickelt worden. Ihr Ursprung kann kaum vor dem Ende des Nordreichs liegen. Doch der Anachronismus war für DtrH nicht von Bedeutung, wenn er sich dessen denn überhaupt bewusst war. Vielmehr war dies die Erklärung, die sich DtrH aus seiner Beobachtung der Geschichte und aus seinem Glauben nahelegte, der sich an Jhwh orientierte, wie auch sein Bauen auf das Gesetz des Deuteronomiums. Trotz der Kürze des Berichts über Baschas Regierungszeit ist diese in den Königebüchern wichtig, weil durch sie die Entwicklung bestätigt wird, die mit Jerobeam ihren Ausgang nahm und für Israel in einer Tragödie enden wird.
Elas, Simris und Omris Regierungszeit (1 Könige 16,8–28)
Übersetzung
[Quellen von DtrH; DtrH]
16,8Im sechsundzwanzigsten Jahr Asas, des Königs von Juda, wurde Ela, der Sohn Baschas, König über Israel, und er regierte in Tirza zwei Jahre lang. 9Simri, der Befehlshaber über die Hälfte seiner Streitwagen, schmiedete ein Komplott gegen ihn, während er sich in Tirza im Haus Arzas, der dem Haus in Tirza vorstand, betrank. 10Simri kam herein und schlug ihn nieder und tötete ihn im siebenundzwanzigsten Jahr Asas, des Königs von Juda, und regierte dann an seiner Stelle. 11Als er zu regieren begann, tötete er, sobald er auf dem Thron saß, das ganze Haus Baschas und ließ davon kein männliches Mitglied des Königshauses übrig und auch keine Verwandten und Freunde. 12So rottete Simri das ganze Haus Baschas aus gemäß dem Wort, das Jhwh gegen Bascha durch den Propheten Jehu gesprochen hatte, 13wegen all der Sünden Baschas und Elas, seines Sohnes, die sie begingen und die sie Israel begehen ließen, indem sie Jhwh mit ihren Götzen erzürnten. 14Alles Übrige von Ela, auch was er alles erreicht hat, ist selbstverständlich auf der Rolle der Chroniken der Könige Israels aufgeschrieben. 15Im siebenundzwanzigsten Jahr Asas, des Königs von Juda, regierte Simri sieben Tage lang in Tirza. Während das Heer Gibbeton belagerte, das den Philistern gehörte, 16hörten die Truppen im Lager, dass gesagt wurde: „Simri hat ein Komplott geschmiedet und auch den König getötet.“ So machten die Truppen Omri, den Befehlshaber des Heeres, an jenem Tag im Lager zum König über Israel. 17Dann zogen Omri und ganz Israel von Gibbeton hinauf und belagerten Tirza. 18Als Simri sah, dass die Stadt erobert worden war, ging er in die Zitadelle des Königshauses und setzte das Königshaus über sich in Brand, so dass er starb 19wegen seiner Sünde, die er begangen hatte, indem er getan hatte, was Jhwh für böse hielt, indem er auf dem Weg Jerobeams wandelte und in seiner Sünde, die er Israel begehen ließ. 20Alles Übrige von Simri, auch von dem von ihm geschmiedeten Komplott, ist selbstverständlich auf der Rolle der Chroniken der Könige Israels aufgeschrieben. 21Damals spaltete sich das Heer; eine Hälfte folgte Tibni, dem Sohn Ginats, und wollte ihn zum König machen, und eine Hälfte folgte Omri. 22Die Truppen, die Omri folgten, besiegten die Truppen, die Tibni, dem Sohn Ginats folgten, woraufhin Tibni dann starb – und Joram, sein Bruder –, so dass Omri König wurde. 23Im einunddreißigsten Jahr König Asas begann Omri zwölf Jahre lang über Israel zu regieren, von denen er sechs in Tirza regierte. 24Er erwarb den Hügel von Samaria von Schemer für zwei Talente Silber und bebaute den Hügel, und er nannte die Stadt, die er gebaut hatte, Samaria, nach Schemer, dem früheren Besitzer des Hügels. 25Omri tat, was Jhwh für böse hielt; er tat mehr Böses als alle, die ihm vorangegangen waren. 26Er wandelte gänzlich auf dem Weg Jerobeams, des Sohnes Nebats, und in seiner Sünde, die er Israel begehen ließ, indem er Jhwh mit ihren Götzen erzürnte. 27Alles Übrige von Omri, auch was er erreicht hat und seine Macht, ist selbstverständlich auf der Rolle der Chroniken der Könige Israels aufgeschrieben. 28Omri legte sich zu seinen Vorfahren und wurde in Samaria bestattet, und sein Sohn Ahab regierte an seiner Stelle.
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
8 Im sechsundzwanzigsten Jahr Asas, des Königs von Juda: So MT. Am Ende von V. 6 haben G BL, VL sowie Syr im zwanzigsten Jahr von König Asa , was verrät, dass es sich um den Anfang von Elas Thronbesteigungsformel handelt. Die Formel wurde durch den sekundären Einschub von V. 7 unterbrochen. Sie wird in V. 8 G BLfortgesetzt, doch die Verwendung des Aorists ἐβασίλευσεν deutet darauf hin, dass es sich dabei nicht um die OG handelt. Dass V. 7 stört, zeigt sich in MT darin, dass Jehus Urteil über Bascha erst auf die Notiz über die Thronbesteigung seines Sohnes Ela folgt. Es überwiegt die hebräische Wendung mit der Wiederholung von „Jahr“ (שנה ל X בשנת), die hier im MT steht; sie wird im MT bei allen israelitischen Königen mit Ausnahme Baschas und Hoscheas verwendet, deren Synchronismus mit בשנת beginnt. Zur Konstruktion siehe GesK §134o; Joüon §142o. Die Wiedergabe bei G Bwiederholt „Jahr“ nur in 2 Kön 13,1.10 (Joahas und Jehoasch). Dass im griechischen Text ein anderes Jahr der Thronbesteigung angegeben wird, könnte auf eine Textverderbnis zurückgehen, die dem Einschub von V. 7 geschuldet ist. Die nachfolgende Chronologie ist davon nicht berührt.
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