Die Vorlage zu diesem Buch ist das gesprochene Wort Oshos. Der Diskurs „God is Dead“ ist, wie alle seine „Talks“, aus dem Stegreif vor einer großen Zuhörerschaft gehalten, und wurde vom Tonband übersetzt. Die Redaktion der deutschen Übersetzung folgt der englischen Buchausgabe und gibt, wie diese, so genau wie möglich den spontanen Redefluss Oshos wieder. Alle Osho Diskurse sind als Originale publiziert worden und als Original-Audios erhältlich. Audios und das vollständige Text-Archiv finden sie unter der Onlinebibliothek „Osho Library“ bei www.osho.com
Titel der Originalausgabe:
THE BOOK OF UNDERSTANDING – Creating Your Own Path to Freedom erschienen bei Harmony Books, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC
Ebookausgabe 2020
Umschlaggestaltung: Bunda S. Watermeier, www.watermeier.net
Übersetzung: Rajmani H. Müller
Copyright © der Originalausgabe 2006 by Osho International Foundation, Switzerland, www.osho.com/copyrights
Copyright © 2020 Innenwelt Verlag GmbH, Köln
www.innenwelt-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
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eISBN 978-3-947508-79-2
Über Freiheit und Verantwortung
„Ich glaube nicht daran, zu glauben.
Mein Weg ist zu erkennen –
und Erkenntnis ist eine völlig andere Dimension.
Sie beginnt mit dem Zweifel, nicht mit dem Glauben.
Sobald du etwas glaubst, hörst du auf, es selbst zu erforschen.
Der Glaube ist eines der zerstörerischsten Gifte
für die menschliche Intelligenz.
Sämtliche Religionen beruhen auf dem Glauben,
nur die Wissenschaft beruht auf dem Zweifel.
Ich plädiere dafür, auch die religiöse Erforschung
auf die wissenschaftliche Basis des Zweifels zu stellen.
Dann brauchen wir nichts zu glauben,
aber wir können eines Tages die Wahrheit erkennen –
die Wahrheit unseres Seins und
die Wahrheit des ganzen Universums.”
Vorwort
Die Spiritualität der Zukunft – eine Rebellion des Individuums
Kapitel 1
Diesseits und Jenseits – zum Verständnis der großen Spaltung
Sorbas der Buddha – die Verbindung von Erde und Himmel
Körper und Seele – eine kurze Geschichte der Religion
Arm und Reich – die Wurzeln von Armut und Habgier
Kapitel 2
Glaube und Erfahrung – zum Verständnis des Unterschieds zwischen Wissen und Erkenntnis
Gelehrter und Kind – wie man seine kindliche Unschuld wieder erlangt
Außen und Innen – wo die beiden Welten zusammentreffen
Cleverness und Weisheit – wie man sein verknotetes Denken entwirrt
Kapitel 3
Führer und Gefolgsleute – zum Verständnis der Verantwortung, die in der Freiheit liegt
Hirte und Schafe – die Marionette durchschneidet die Fäden des Puppenspielers
Macht und Korruption – die Wurzeln der Politik im Innen und Außen
Verloren und wieder gefunden – das Wiedererlangen der Einfachheit
Kapitel 4
Gewissen und Bewusstsein – zum Verständnis der Freiheit, die in der Verantwortung liegt
Gut und Böse – Leben nach den eigenen Geboten
Regeln und Verantwortung – die Gratwanderung der Freiheit
Reagieren und spontanes Antworten – die Fähigkeit des weichen Parierens
Kapitel 5
Sinn und Bedeutung – vom Bekannten zum Unbekannten zum Unkennbaren
Energie und Verstehen – der Weg von der Lust zur Liebe
Kamel, Löwe und Kind – der Weg zur Menschwerdung
Vertikale und Horizontale – der Weg in die Tiefen des Jetzt
Nachwort
Über den Autor
VORWORT
Die Spiritualität der Zukunft – eine Rebellion des Individuums
Der Revolutionär gehört zur Welt der Politik, seine Vorgehensweise ist politisch. Nach seinem Verständnis genügt es, die Gesellschaftsstruktur zu verändern, um den Menschen zu verändern.
Der Rebell hingegen, so wie ich diesen Begriff verwende, ist ein spirituelles Phänomen. Seine Vorgehensweise ist absolut individuell. Seine Vision besagt: Wenn wir die Gesellschaft verändern wollen, müssen wir den einzelnen Menschen verändern.
Die Gesellschaft an sich existiert nicht – es ist nur ein Wort, wie „Menge“: Wenn du nach ihr suchst, findest du sie nirgends. Du begegnest immer nur einem einzelnen Menschen, einem Individuum. „Gesellschaft“ ist nur eine kollektive Bezeichnung, ein Begriff ohne jegliche Realität, völlig substanzlos. Das Individuum hat eine Seele; es hat die Möglichkeit zur Evolution, zur Veränderung, zur Transformation. Das macht einen riesigen Unterschied.
Der Rebell ist die Essenz aller Religion. Er bringt der Welt eine Bewusstseinsveränderung. Und wenn das Bewusstsein sich verändert, wird sich zwangsläufig auch die Gesellschaftsstruktur verändern. Aber umgekehrt geht das nicht. Das haben sämtliche Revolutionen bewiesen, denn sie sind alle gescheitert.
Keine einzige Revolution hat es bisher geschafft, die Menschen zu verändern. Aber wir scheinen diese Tatsache völlig zu ignorieren. Wir halten immer noch an dem Gedanken fest, dass sich durch eine Revolution etwas verändern ließe, durch eine gesellschaftliche Veränderung, einen Regierungswechsel, eine bürokratische Wende, Gesetzesänderungen, einen Wechsel des politischen Systems. Der Feudalismus, der Kapitalismus, der Kommunismus, der Sozialismus, der Faschismus – sie alle waren auf ihre Art revolutionär, aber sie sind alle gescheitert, völlig gescheitert, denn sie haben den Menschen nicht verändert.
Ein Gautama Buddha, ein Zarathustra, ein Jesus – sie sind Rebellen. Sie setzen ihr ganzes Vertrauen in das Individuum. Auch sie waren bisher erfolglos, aber ihr Scheitern hatte völlig andere Gründe als das der Revolutionäre. Die Revolutionäre haben ihre Methoden in vielen Ländern, auf vielfältige Weise ausprobiert – und sind gescheitert. Die Vorgehensweise eines Gautama Buddha hingegen war bisher erfolglos, weil sie noch gar nicht ausprobiert wurde. Jesus war erfolglos, weil die Juden ihn gekreuzigt und die Christen ihn zu Grabe getragen haben. Man hat ihn noch gar nicht ausprobiert – er hatte noch keine Chance!
Der Rebell ist eine noch unerforschte Dimension.
Wir müssen Rebellen sein, nicht Revolutionäre. Der Revolutionär gehört einer sehr profanen Sphäre an. Der Rebell und sein rebellischer Geist sind etwas Heiliges. Der Revolutionär kann nicht für sich alleine stehen; er braucht die Menge, eine politische Partei, eine Regierung. Er braucht die Macht, und Macht korrumpiert. Und absolute Macht korrumpiert absolut.
Alle Revolutionäre, denen es gelang, an die Macht zu kommen, wurden durch die Macht korrumpiert. Sie schafften es nicht, das Wesen der Macht und ihrer Institutionen zu verändern, aber durch die Macht wurden sie selbst und ihr Denken verändert – sie wurden korrupt. Nur die Namen haben sich geändert, doch die Gesellschaft blieb unverändert.
Das menschliche Bewusstsein hat sich seit Jahrhunderten nicht weiterentwickelt. Nur sehr vereinzelt ist ein Mensch zur Blüte gelangt. Unter Millionen von Menschen ist das Erblühen eines Einzelnen nicht die Regel, sondern eine Ausnahme geblieben. Und weil ein solcher Mensch für sich alleine steht, kann ihn die Menge nicht dulden. Sein bloßes Dasein erweist sich als eine Art Demütigung. Seine bloße Anwesenheit fühlt sich wie eine Beleidigung an, denn er öffnet euch die Augen. Er erinnert euch an euer eigenes Potenzial, an eure eigene Zukunft.
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