Die Onlinedatenbank www.garden-cult.deerleichterte das Recherchieren in deutschen Zeitschriften wie „Die Gartenkunst“ und „Die Gartenwelt“ enorm.
Interviews mit Zeitzeugen und Nachkommen von Gartenarchitekten runden die Datensammlung ab.
Am Anfang der Arbeit stand die deutsche Fachzeitschrift „Die Gartenkunst“. In dieser Zeitschrift wurden auch die Mitgliederbewegungen der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst“ verzeichnet. In einem ersten Schritt wurden alle Mitglieder mit einer österreichischen Adresse (die Liste findet sich im Anhang) exzerpiert, um so einen Überblick über die an Gartenkunst interessierten Personenkreise zu erhalten. Im nächsten Schritt wurden biografische Daten der in Wien ansässigen Personen in Archiven und Fachzeitschriften gesammelt. Begleitend wurden Zeitzeugen ausfindig gemacht und interviewt.
In diese Phase der Arbeit fiel eine erste Analyse der österreichischen gartenbaulichen Zeitschriften. Innerhalb dieser Medien wurde nach Autoren gesucht, die in der Mitgliederliste aufschienen, und nach Artikeln, die Lebensumstände bzw. politische Einflüsse sichtbar machten. Innerhalb der in Zeitschriften wie der „Gartenzeitung“, „Der Erwerbsgärtner“ oder der „Allgemeinen Österr. Gärtner-Zeitung“ meist vorhandenen Rubriken „Mitteilungen“, „Personen“ oder „Korrespondenz“ wurde die Tätigkeit der bekannten Personen in Vereinen und Verbänden recherchiert, um so deren Bedeutung für die Berufsgruppe darstellen zu können.
In einem weiteren Schritt wurde die Affinität einzelner Personen zum Nationalsozialismus untersucht. Zu diesem Zweck wurden alle in Wien ansässigen Personen dieser Mitgliederliste am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien auf ihre NSDAP-Zugehörigkeit überprüft und das Vorhandensein von Personenakten in österreichischen und ausländischen Archiven recherchiert. Gleichzeitig wurden die Quellen auf das Vorhandensein von jüdischen Gärtnern durchleuchtet, die vorgefundenen Akten analysiert und forschungsrelevante Daten exzerpiert. Die vorhandene Personenliste wurde überarbeitet und auf diejenigen Personen reduziert, die sich als systemrelevant herauskristallisierten, so zum Beispiel SchuldirektorInnen oder in Berufsverbänden aktive Personen. Mit der Vertiefung und Erweiterung des Wissens über die sozialen, politischen und ökonomischen Veränderungen während des Forschungszeitraums wurde eine nochmalige Durchsicht der Fachzeitschriften notwendig.
Bei der nachfolgenden Betrachtung und Ordnung des gesammelten Materials stand die Frage der Relevanz der Quellen im Vordergrund. Ausgehend von einer möglichst umfassenden Betrachtung der Fragestellung wurden die gefundenen Materialien den unterschiedlichen Fragen zugeordnet und auf ihre Bedeutung hin analysiert. Das Ergebnis dieser Betrachtung spiegelt sich in der inhaltlichen Gliederung der Arbeit. Um die möglichen Auswirkungen der jeweils herrschenden politischen Systeme auf die Berufsgruppe darstellen zu können, wurde die Arbeit in fünf thematische Abschnitte unterteilt.
Im ersten Kapitel finden sich einleitende Worte. Kapitel zwei beschreibt Methodik, Zielsetzung und Abgrenzung der Arbeit zu anderen gartenbaulichen Themenbereichen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Untersuchungszeitraum und ihrer Bedeutung für die Berufsgruppe. Anhand einzelner Unterkapitel werden Themen wie „Arbeitslosigkeit“ oder „Wirtschaftskrise und Gartenbau“ näher beleuchtet.
Im vierten Abschnitt werden gesetzliche und freiwillige Berufsverbände, deren organisatorischer Aufbau und ihre Funktionäre beschrieben und die Folgen politischer Entscheidungen für die Vereinigungen dargestellt.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit für den Untersuchungszeitraum wichtigen Fragen, die die Gärtner beschäftigten und die es dringend zu lösen galt. So gab beispielsweise die Frage der Zugehörigkeit des Gartenbaus, ob zur Landwirtschaft oder zum Gewerbe, den Vertretern des Berufsstandes bis 1934 und noch darüber hinaus Anlass zu heftigen Kontroversen.
Das sechste Kapitel beschreibt die in Wien vorhandenen Möglichkeiten der schulischen Ausbildung im Gartenbau und weist in mehreren Unterkapiteln auf die damals wie heute in Österreich einzigartigen Gartenbauschulen für Frauen hin.
Im siebten Kapitel werden Personen beschrieben, die bereits in den vorangegangenen Abschnitten erwähnt wurden, da sie als Funktionäre in verschiedenen Vereinen wirkten, große Gärtnereien führten, journalistisch arbeiteten oder im Ausbildungssektor tätig waren. Soweit es die Quellenlage zuließ, wurden ihre beruflichen und privaten Biografien recherchiert und ihre politische Orientierung dargestellt.
In der zusammenfassenden Schlussdiskussion werden die Inhalte der einzelnen Kapitel im Hinblick auf die vorangestellte These überprüft und die daraus gezogenen Schlüsse präsentiert.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf zweigeschlechtliche Darstellung verzichtet. Es sind somit immer auch die weiblichen Varianten gemeint, und dieses Vorgehen ist somit nicht als diskriminierend zu betrachten.
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4Die entsprechenden Literaturangaben finden sich im Literaturverzeichnis.
5Seliger, 2012, S. 105 f.
6Krippner/Meder, 2012, S. 323.
7Zoll+, 23, 23.2013.
8Schneider, 2010, S. 53 ff.
9Gröning/Schneider, 1996, S. 123 f.
10Universität Hannover: http://www.cgl.uni-hannover.de/tagungen/modernism/index.php[Stand 12.02.2014].
11Universität Hannover: http://www.cgl.uni-hannover.de/veranstaltungen/landschaftswahrnehmung/index.php[Stand 12.02.2014].
12Universität der Künste Berlin: http://www.arch.udk-berlin.de/groening/index.php?pageid=1[Stand 12.02.2014].
13Hennecke/Gröning, 2010, S. 10 f.
14Universität Hannover: http://www.cgl.uni-hannover.de/[Stand 12.02.2014].
15Universität Hannover: http://www.cgl.uni-hannover.de/[Stand 12.02.2014].
16Universität Düsseldorf: http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/kunst/institut-fuerkunstgeschichte/schwerpunkte/gartenkunst/[Stand 12.02.2014].
17Verein Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas e.v.: 2009.
18Hennecke/Gröning, 2010, S. 13.
19ISHS: http://www.luh2016.org/[Stand 20.02.2016].
20Wolschke-Bulmahn, 1996; Gröning, 2010.
21Jerábek, 1998, S. 460 f. und http://oesta.gv.at/DocView.axd?CobId=31915[Stand 20.05.2012].
22Krippner/Meder, 2012, S. 323 ff.
23Eminger, 2005, S. 13.
2 Politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen 1918–1945
Am Beginn stand die forschungsleitende Frage, ob die politischen, sozialen und ökonomischen Brüche des Untersuchungszeitraums unmittelbare Auswirkungen auf den Berufsstand der Gartenarchitekten und der Garten- und Landschaftsgestalter hatten.
Um diese Frage beantworten zu können, war es notwendig, diesen Zeitraum – mit Fokus auf die Berufsgruppe – zu beschreiben und sich die Brüche zu vergegenwärtigen. Die Änderungen im politischen, sozialen und ökonomischen Gefüge Österreichs bilden das Gerüst, anhand dessen die Konsequenzen für die Berufsgruppe aufgezeigt werden können.
Allein der mehrmalige Wechsel des politischen Herrschaftssystems – von der Monarchie zur Demokratie, von der Demokratie zum Austrofaschismus, vom Austrofaschismus zur NS-Herrschaft und von dieser wieder zurück zur Demokratie – zeigt, wie herausfordernd und gleichzeitig verunsichernd diese Periode für die Menschen in Österreich gewesen sein muss. Wobei der Wegfall des Herrscherhauses, der mit massiven territorialen Verlusten einherging und die damit verbundene plötzliche „Bedeutungslosigkeit“ innerhalb Europas die Psyche vieler Österreicher nachhaltig prägten.
Auch auf ökonomischer Ebene zeigt sich deutlich, in welch schwieriger Lage sich große Teile der Bevölkerung befanden, und die große Wirtschaftskrise Ende der 1930er-Jahre tat ihr Übriges zur tristen Situation vieler.
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