Der Ruf ihrer Heiligkeit hatte sich indessen schon in der Umgebung verbreitet. Niemand wagte mehr, den verstoßenen Mönch zu verlachen, der ein solch erbauliches Beispiel bot und dessen Leidensantlitz die reinste Gottesliebe ausstrahlte.
Sieben Jahre hatte sie ein Eremiten- und Bettlerleben geführt, als endlich die Mönche im Kloster sich ihres büßenden Bruders erinnerten, und ihn, sowie auch das Kind, wieder in ihre Gemeinschaft aufnahmen. Theodora erhielt mit dem Kinde, das zu einem lieben, gottesfürchtigen Knaben herangewachsen war, eine Zelle, aber die Prüfungstage Theodoras waren gezählt.
Sie weilte mit dem Kinde, das in inniger Liebe an seinem vermeintlichen Vater hing, nur ganz kurze Zeit noch im Kloster. Sie starb allein, von den Brüdern zunächst unbemerkt, in einer Nacht. Nur ein Engel kam zu ihr, und führte ihre liebende, geläuterte Seele den ewigen Freuden zu.
In dieser Nacht vernahm der Abt eine Stimme, die ihm sagte: «Eine große Freude ist diesem Hause widerfahren, denn eine Heilige ist soeben in die Seligkeit eingegangen.»
Der Abt erwachte, rief die Mönche zusammen und alle begaben sich in die Zelle, wo sie Theodora tot auf ihrem Lager fanden an ihrer Seite das weinende Kind. Und am nächsten Tage, da man die Abgeschiedene aufbahrte, wurde das Geheimnis offenbar.
Da die Mönche nun wußten, daß sie eine heiligmäßige Frau also ungerecht verdächtigt und übel behandelt hatten, waren sie tief betrübt, gingen in sich und büßten ihren Irrtum.
Der Mann Theodoras aber hatte in ihrer Todesnacht einen Traum. Ein Engel kam zu ihm und sagte ihm: «Wenn du deine Frau noch einmal sehen willst, gehe morgen früh bei Sonnenaufgang an das große Tor von Alexandria. Dort wirst du einen Mönch finden, der dich zu Theodora führen wird.»
Der Mann tat, wie ihm der Engel geheißen, und der Mönch, dem er sich zu erkennen gab, ging mit ihm ins Kloster, wo er das engelgleiche Gesicht Theodoras noch einmal betrachten durfte. Nachdem er die Selige zur letzten Ruhe bestattet hatte, bat er den Abt demütig, ihn in die Gemeinschaft der Mönche aufzunehmen, was ihm gern gewährt wurde. Auch das Kind blieb fortan im Kloster und soll in späteren Jahren Prior geworden sein, während seine Mutter, von Scham und Reue ergriffen, sich zu Gott bekehrte. Dies geschah auf die Fürbitte der hl. Theodora.
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