Mit einem verhallenden Akkord, der einem vielstimmigen Amen in der Kirche vergleichbar war, schloß das Spiel. Die Kinder atmeten laut. „Das war schön“, lobte Josef, „du solltest doch bei uns bleiben, Fräulein Steffi.“
Werner Arneburg wollte sich ebenso leise, wie er gekommen, wieder fortschleichen, doch schon bei seinem ersten Tritt schauten sich alle drei Zimmerinsassen um. Da zog der Mann die Türe hinter sich zu und trat vollends ein. Die Kinder sprangen auf ihn zu, Steffi aber blieb sitzen, und ihr Blick flog ihm fast feindselig entgegen. Wieder glaubte sie in seinen Augen Mitleid zu lesen, und bebend rief sie:
„Die gnädige Frau schickt Sie wohl, mir das Spielen zu verbieten? Die Kinder baten darum, und es war zum letztenmal.“
Werner Arneburg lächelte, und sein ernstes, scharfes Gesicht sah viel jünger aus durch dieses Lächeln.
„Ihr Spiel zog mich aus meinem Zimmer treppauf und machte mich zum Lauscher. Verzeihen Sie mein heimliches Eindringen und lassen Sie mich danken —“
Steffi Woschilda stand schroff auf. „Ich spielte ja für die Kinder, nicht für Sie.“
Da verstummte Werner Arneburg, seine Schwester hatte nicht ganz unrecht, die Lehrerstochter aus dem Dorfe schien aufrüherisches Blut in den Adern zu haben. Ein seltsam weiches Gefühl erfaßte ihn für dieses hübsche blonde Geschöpf, aber er suchte vergebens, auf welche Art es ihm wohl gelingen konnte, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Steffi schauerte zusammen. Da war er wieder, der mitleidige Blick, der sie aufs äußerste aufstachelte und empörte, und ohne noch eine Silbe zu sprechen, trug sie die Harfe in das eigene Zimmer hinüber. Als sie nach einer geraumen Weile wiederkam, war das Kinderzimmer leer. Ein paar heiße Tränen quollen in Steffis Augen auf. Hastig riß sie ihr Taschentuch hervor und strich damit die glitzernden Tropfen fort. Hexen weinen nicht, dachte sie bitter, und ich bin ja eine Bernsteinhexe, weil ich so gelbes Haar habe. Die vielen ungeweinten Tränen aber, die alle den Weg durch die großen grauen Mädchenaugen nehmen wollten, mußten in ihren tiefen Quellen bleiben und brannten auf ihrem Herzen wie böses rotes Feuer.
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