„Ihr seid alle Ehrenmänner,“ lacht Lore. „Und darum kann es doch wohl keinen treffen, wenn man eine Bildähnlichkeit zitiert. Aber wenn ihr wollt, erkläre ich natürlich feierlichst, daß ich Herrn Imperiali durchaus nicht beleidigen wollte. Nur die dumme Erinnerung und weil er mich vorhin fragte, ob ich mit ihm nach Südamerika reisen wollte.“
„Donnerschlag! Herr Imperiali!“ lacht Silvester. „Sie gehen forsch ins Zeug!“
Senhor Imperiali hat seine Ruhe wiedergefunden. Er zeigt sogar schon wieder seine weißen Zähne. „Ich hatte mir allerdings erlaubt ... darf ich hoffen, mein Fräulein, daß Sie meine Bitte erfüllen?“
„Ausgeschlossen!“
„Bestimmt ausgeschlossen, Herr Imperiali,“ ruft Silvester Begas über den Tisch. „Die Lore kriegen Sie nicht für alle Goldschätze Perus. Die ist mit der Kapelle Begas verheiratet!“
Das Thema wird fallen gelassen, aber die frühere lustige Stimmung will nicht so recht wiederkehren. Auguste Erlenkamp fühlt sich nachträglich noch für Senhor Imperiali beleidigt und hüllt sich in einen Eismantel. Auch Herr Mallik ist verstimmt. Diese Lore Glant muß doch immer aus der Rolle fallen — denkt er ärgerlich und nimmt sich vor, mit Begas bald über diese „Belastung“ der Kapelle zu sprechen. Senhor Imperiali bemüht sieh nach wie vor um Lore, aber in sein Gesicht ist ein nachdenklicher Zug getreten, der immer stärker zum Ausdruck kommt, als er das Aussichtslose seiner Bemühungen einsieht.
„Schluß machen, wenn es am schönsten ist,“ sagt Lore weise. „Gehen wir schlafen!“
Silvester Begas erhebt sich sofort. Auch Senhor Imperiali läßt es sich nicht nehmen, Lore bis zu der kleinen Villa zu begleiten, in der sie und ihr Bruder einlogiert sind. Als sie schon die breite Strandpromenade hinter sich haben, entdecken Lores noch sehr klare und nüchterne Augen eine Schattengestalt, die in der Nähe des kleinen Hauses herumlungert. Der Mann scheint die Herannahenden bemerkt und den Wunsch zu haben, nicht gesehen zu werden, denn er entfernt sich plötzlich sehr eilig in Richtung der Dünen.
„Hans Böge!“ ruft Lore laut und verwundert, als die Gestalt unversehens in den Lichtkreis einer Laterne gerät. Aber der Mann hört nicht. Im nächsten Augenblick ist er zwischen den Dünen verschwunden.
„Es war Hans Böge,“ beantwortet Lore die Frage Silvesters. „Natürlich wieder ein kleines Abenteuerchen. Stelldichein in den Dünen. Na, von mir aus! Gute Nacht, Silvester! Vielen Dank für den netten Abend, Herr Imperiali!“
Harry Glant, der Solide, schläft längst. Lore hingegen liegt oben in ihrem Zimmer noch eine Weile wach und überdenkt die Geschehnisse des Abends. Sie denkt an die kokette und neidische Auguste Erlenkamp, an den unausstehlichen Mallik, an Silvester, an den ulkigen Senhor Imperiali, der sie mit nach Peru nehmen will, und auch, ein bißchen betrübt, an Hans Böge, der also nun doch wieder in den Dünen von Fanö mit irgendeiner Frau herumscharwenzelt.
Wie kann sie wissen, daß zur selben Stunde Hans Böge am Fuße einer Düne sitzt und wie ein verliebter, sentimentaler Sekundaner so lange zu der kleinen Villa hinüberstarrt, bis in Lores Zimmer das Licht ausgedreht wird?
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