Während eines kurzen, glühenden Moments der Erkenntnis wurde ihr bewusst, dass die neue Verbundenheit zwischen ihnen nichts mit ihren Fähigkeiten zu tun hatte – sie mussten einfach nur gut zusammenspielen. Und wenn er nicht die Initiative ergriff, dann musste sie es eben tun.
Ihr Sexleben wurde fantastisch.
Auf eine ihrer Lieblingsspielereien waren sie ganz zufällig gekommen. Alles fing damit an, dass sie ihm spontan auf der Couch den Hintern zuwandte und langsam ihr Kleid hochzuschieben begann. Ihn so zu verführen machte sie nervös, aber es war herrlich und wurde noch besser. Gerade, als sie sich auf seinen Schoß hatte sinken lassen, klingelte das Telefon. Es klingelte mehrmals. Clara schaute auf das Display und wusste, dass sie antworten musste, als sie Saras Namen las.
„Ich höre jetzt nicht auf, dich zu ficken“, sagte Rickard.
„Okay, aber sei bitte leise“, sagte Clara und unterdrückte ein Wimmern, während sie den Anruf annahm.
„Hey! Was machst du gerade?“, fragte Sara und im Hintergrund war Stimmgemurmel zu hören, das Klirren von Porzellan und das Kratzen von Stuhlbeinen auf dem Boden. Clara hoffte, dass diese Geräusche laut genug waren, um das Klatschen von Rickards Hüften an ihrem Hinterteil zu übertönen. Nach einem kurzen Moment der Bedenkzeit antwortete sie: „Ich bin im Fitnessstudio.“
„Okay. Weißt du, was am Wochenende passiert ist?“
„Nein“, sagte sie und stöhnte leise.
„Äh, was machst du gerade?“
„Habe ich doch gesagt, ich bin im Fitnessstudio.“ Die Worte drangen stoßweise aus Claras Kehle und sie atmete schwer. „Ich bin auf dem Stepper.“
„Aha, also ich kann dich auch später anrufen ...”
„Nein, rede einfach, ich höre dir zu.“ Clara unterdrückte ein Stöhnen und richtete sich ein Stückchen auf. Sie näherte sich dem Orgasmus. Bei der nächsten Gelegenheit schaltete sie ihr Telefon in den Lautsprechermodus.
Sara erzählte ihr von ihrem Date mit einem Typen, mit dem sie schon lange zusammenkommen wollte. Er war erst vierundzwanzig Jahre alt und schüchtern, aber attraktiv wie ein griechischer Gott.
Clara verhielt sich so leise wie möglich und hörte ihr zu, aber sie war jetzt kurz vorm Höhepunkt. „Hast du ... hmm, ein paar pikante Details?“, fragte sie.
„Ja, weißt du, unter der schüchternen Oberfläche hat er sich als wahrer Teufel im Bett erwiesen.“
„Hm?“
„Er hat mich Kopf voran ins Bett gezerrt, hat mich hart von hinten gevögelt und immer wieder an den Haaren gezogen. Oh, Gott, das war schön.“
Diese Worte waren der Katalysator, der Clara zum Explodieren brachte. Sie drehte das Handy weg, ihr ganzer Körper bebte, und anstatt ihrem Orgasmus laut Ausdruck zu verleihen, unterdrückte sie jeglichen Laut.
„Bist du noch da?“, klang es aus dem Hörer. „Hallo?“
„Ja ... ja, ich bin hier. Ich hatte einen Krampf.“
Sara lachte. „Du machst Witze, oder?“
Clara stieg von Rickard und ging vor ihm auf die Knie. „Nein, äh, ich hatte wirklich einen Krampf. In der Wade“, sagte sie und nahm seinen Schwanz in den Mund.
„Ah, ja, das tut scheißweh“, sagte Sara.
„Hmhm, ist aber nichts Schlimmes. Clara glitt mit der Zunge rund um die Eichel. Ihr Haar fiel ihr ins Gesicht und sie musste kurz von Rickard ablassen, um es festzuhalten. Rickard übernahm und begann, stürmisch zu masturbieren. Alles, was Clara tun musste, war, die Zunge auszustrecken und mit ihrem sehnsuchtsvollsten Blick zu ihm hinaufzuschauen. Er kam wie mit einem Peitschenknall und brummte dabei wie ein Bär.
Das war einer der heißesten Momente gewesen, die sie zusammen hatten, und noch einige Tage danach hatte Rickard Clara wie eine Königin behandelt. Seitdem war der ‚Telefonsex‘ ein regelmäßiger Bestandteil ihres Lebens geworden und Clara war dazu übergegangen, diverse Gespräche mit Behörden zu führen, während er sie fickte. Vor allem die Warteschleifen waren so angenehmer, und es war immer wieder lustig, einen unwissenden Gesprächspartner mit seinem steifen und bürokratischen Redeschwall am Ohr zu haben, während sie bis zur Besinnungslosigkeit gevögelt wurde.
Jetzt sah die Sache anders aus. Natürlich würden sie weiter herumspielen, aber von nun an musste er seine Ladung wie eine Goldreserve behandeln, die den einzig wahren Schatz heben konnte: Kinder zu bekommen. Nicht das kleinste Körnchen Gold durfte verschwendet werden.
Auch wenn die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft nur in einem kurzen Zeitraum des Monats ideal waren, und einige Studien behaupteten, es sei gut, wenn der Mann sein Sperma einige Tage lang aufsparte, wusste Clara aus jahrelanger Arbeit im Gesundheitswesen, dass Studien sich ständig als fehlerhaft herausstellten.
Sie entschied sich stattdessen für eine mathematische Herangehensweise. Je öfter sie Sex hatten, desto größer war die Chance, dass sie schwanger wurde. Logischerweise musste sie bei jeder sich ihr bietenden Gelegenheit Sex haben. Und sie tat alles dafür, um das zu ermöglichen.
Sie verführte Rickard mit Worten, ihrem launenhaften Verhalten, sie verführte ihn mit sexy Dessous und verbotenen Fantasien. Manchmal schickte sie ihm E-Mails mit Versprechen und anregenden Worten ins Büro. Aber meistens reichte ihre neu erwachte Leidenschaft dafür aus, dass Rickard sich auf sie stürzte, wann immer es ihm passte – und das war oft der Fall.
Sechs Monate ging das so, aber sie war immer noch nicht schwanger. Allmählich wurde sie unruhig und besorgt. Da sie als Ärztin Zugang zum Labor hatte, überredete sie Rickard, eine Spermaprobe abzugeben, und einen Kollegen, den Test durchzuführen. Es stellte sich heraus, das Rickard schlechtes Sperma hatte. Kinder zu bekommen war nicht ganz unmöglich, aber in Verbindung mit Claras Alter standen die Chancen eher schlecht.
Clara war deprimiert. Langsam lebten sie sich wieder auseinander. Nach einem heftigen Streit zog Rickard aus und sie machten Schluss.
Als Allgemeinärztin hatte Clara viel zu tun, in der Regel arbeitete sie fünfzig Stunden in der Woche, aber jetzt übernahm sie jede Schicht, die sie bekommen konnte. Irgendwann kam es ihr so vor, als wäre sie immer in Bewegung. Sie arbeitete, aß und schlief. Manchmal dachte sie darüber nach, ihn anzurufen, aber irgendetwas war immer zu tun, und so vergaß sie diesen Gedanken schnell wieder.
Rickard war der Erste, der sich meldete. Er schrieb ihr einen langen Brief, in dem er sich entschuldigte, ihr aus seinem Leben erzählte und hoffte, dass es ihr gut ging, aber alle Hoffnung versickerte angesichts der vernichtenden Tatsache, dass er nach Frankreich gezogen war und nicht die Absicht hegte, wieder zurückzukehren. Er war aus Claras Leben verschwunden.
Es geschah eines frühen Morgens, als sie eigentlich zu müde war, um über die ganze Sache nachzudenken. Der Mann, der für eine Routineuntersuchung ihr Sprechzimmer betrat, strahlte eine solche Autorität aus, dass sie davon ausging, er habe irgendwo eine wichtige Position inne. Sie war ungewöhnlich wuschig für die frühe Uhrzeit, und sein männlicher Duft löste irgendetwas in ihr aus. Clara konnte sich nicht zurückhalten. Sie glitt mit der Hand über seinen Oberkörper und unter das aufgeknöpfte Hemd.
Sie wusste, dass er in der gleichen Stimmung war wie sie. Er brach das Schweigen, als er ihr mit dunkler, rauer Stimme sagte, wie schön sie sei. Sie schliefen miteinander. Sie war schon einmal gekommen, als er das Tempo erhöhte und sie erkannte, dass es auch bei ihm bald so weit war. Sie schlang die Beine um seine Hüfte.
„Oh Gott, ich komme, ich komme“, murmelte er keuchend. Er versuchte, sich aus ihr herauszuziehen, aber sie hielt ihn zwischen ihren starken Schenkeln fest.
„Was zur Hölle machst du da? Ich habe nichts übergezogen“, rief er, als sie ihn endlich losließ. Er trat einen Schritt zurück und starrte sie an, als versuchte er, ihre geistige Verfassung einzuschätzen. Einen Moment lang fragte Clara sich selbst, ob sie verrückt geworden war, aber dann antwortete sie ruhig:
Читать дальше