Ines Witka - Magie

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Theater der Lust – Magie
Das vielschichtige Spiel im Liliths Secret Theatre rund um geheime Wünsche und Begierden geht weiter.
Viktoria ergreift die Chancen, die sich ihr durch die Arbeit beim Theater eröffnen. Ihre Ménage-à-trois mit Gil und Ralf, den Besitzern des Theaters, erreicht ihren erotisch-experimentellen Höhepunkt. Schon glaubt Viktoria ihre eigenen gewalttätigen Fantasien überwunden zu haben, da tauchen
die quälenden Dämonen wieder häufiger auf und bringen sie schließlich in Lebensgefahr. Viktoria erkennt: sie muss und will den Untiefen ihrer Seele auf den Grund gehen.
In einer außergewöhnlichen Inszenierung stellt sie sich ihren «höllischen» Widersachern und kommt einem Familiengeheimnis auf die Spur, dessen Botschaft weit über ihre eigene Geschichte hinausgeht.
"Magie" ist nach den Romanen «Rausch» und «Mut» der 3. Band aus der Trilogie «Theater der Lust».
Janina Gatzky, Co-Herausgeberin des Magazins Séparée: "Explizite Erotik mit psychologischem Tiefgang! Theater der Lust ist ein Gegenentwurf zu einem lustfeindlichen Feminismus. Es zelebriert die Kraft der Sexualität und ist ein Plädoyer für den enttabuisierten Umgang mit weiblicher Lust.
Ein Buch, das Mut macht, sich von den Dämonen der eigenen Vergangenheit zu befreien, selbstbewusst mit der eigenen Libido umzugehen und Fantasie in intensives (Er)Leben zu übersetzen."

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Um mich für die aufmerksame Beratung zu bedanken, wollte ich etwas kaufen und wählte aus einer Vitrine ein weiches Spitzenhalsband. An der Kasse entdeckte ich dann den Flyer des Clubs namens Dark Light. Der Name sagte mir damals nichts.

Heute weiß ich, dass sich der Club direkt unter dem Theatercafé befindet. Der Eingang liegt im Hinterhof des Theaters. Eine steile Treppe führt in den Garderoben- und Kassenraum hinunter. Von dort geht’s über eine schwankende Holzbrücke in die Clubräume. Auf dem Weg über die Brücke steigt die Spannung unwillkürlich. Die Backsteinwände des Gewölbekellers sind unverputzt. Ein Teil des Clubs ist als Bar eingerichtet. Der größte Teil ist jedoch als mittelalterliche Welt inszeniert.

Beim ersten Besuch ging ich mit aufmerksamen Augen durch die Clubräume. Dabei versuchte ich, die Ställe, die Ketten, den Pranger und andere Möbelstücke, die ich im schummrigen Licht erkannte, mit der Professionalität einer Forscherin wahrzunehmen. Irritiert musste ich zur Kenntnis nehmen, dass sich mein Geschlecht – meine Lady – mit heftiger Erregung meldete. Sie funkte ununterbrochen: »Das ist geil, ja, fesseln, ja, am Pranger stehen, ja, ja.« Einen noch größeren Konflikt zwischen Kopf und Körper erlebte ich, als ich die erste Schlag-Session beobachtete. Davor brachte ich Schläge mit frauenfeindlichen Reden und dem mit Gewalt verbundenen Sex in Verbindung. Ich brachte es mit meinem eigenen Ausleben von Selbsthass und mangelndem Selbstwertgefühl in Verbindung. Doch am Pranger stand keine Frau, sondern ein Mann, der sich schlagen ließ und dies genoss. Trotz dieser Widersprüche zuckte meine Lady und bescherte mir ein feuchtes Höschen. Im Laufe dieses Rundgangs begegnete ich auch Frauen, die Schläge empfingen, und sie dienten ihrem Vergnügen.

In den Monaten, die seit diesem Streifzug durch die Geschäfte und den ersten Erlebnissen im Club vergangen waren, entdeckte ich mit der Theater-Clique so viel Neues. Wie viel Vergnügen mir eine Augenbinde und Handfesseln bereiten, wie ich Federn für sanfte Streicheleinheiten und die Klatsche für leichte Schläge genieße und wie lustvoll es sein kann, dabei fixiert zu sein und nicht zu wissen, was als Nächstes geschieht.

Ohne Ralfs und Gils liebevolle Unterstützung hätte ich nie gewagt, ihnen die hässliche Geschichte von Alexanders Abschiedsfick zu erzählen oder den Tisch beim Roten Mond Salon zu betreuen. Die Angst, dass sie mich dann nicht mehr lieben, empfinde ich bei ihnen nicht. Ralf fand Alexanders Verhalten abscheulich, Gil war voller Mitgefühl und gleichzeitig aufgebracht.

»Ich behaupte mal, dass das häufig vorkommt«, sagte sie damals. »Diese ungeklärten Vorfälle zwischen Beziehungspartnern, die der Mann als leidenschaftlichen Fick deutet und die Frau bestenfalls als Missverständnis. Du machst dir vor, dass dies noch einmal ein Akt nach Alexanders Regeln war. Er nimmt sich das, was er will, und das ist okay für ihn, weil er ein Mann ist. Du lässt es zu, weil du noch seine Frau bist. Doch diese Pflichterfüllung dem Mann gegenüber existiert nicht mehr. Heute gibt es sexuelle Selbstbestimmung und den Tatbestand der Vergewaltigung in der Ehe. Du kannst Alexander anzeigen. Willkommen im 21. Jahrhundert.«

Ich erinnerte sie an meine Herren der Hölle, mit denen ich mir ausgefeilte Szenarien von erzwungenem Sex vorstelle.

Doch das ließ Gil nicht gelten. »Ja, das hätten die Männer wohl gerne, eine simple Rechtfertigung für ihre sexuellen Übergriffe. Doch nur weil die Mehrheit aller Frauen immer noch Fantasien darüber haben, wie sie zum Sex gezwungen werden, darf man es nicht tun.« Sie sprühte vor Verachtung. »So einfach darf man es sich nicht machen. Überwältigungs-Fantasien sagen nichts darüber aus, was Frauen tatsächlich erleben möchten. Die Vorstellungen sind davon geprägt, welche schmerzhaften Erfahrungen Frauen gemacht haben. Fantasien helfen, sie in lustvolle umzuwandeln, Konflikte zu bewältigen, an Tabus zu rühren. Es sind komplexe Prozesse des Gehirns. Egal, wie extrem deine Fantasien sind, sie rechtfertigen keine Misshandlungen. Deine Fantasien haben ein Skript. Du wählst den Mitspieler, kontrollierst die Dosis des Schmerzes und der Demütigung. Und, das ist das Entscheidende, sie lassen sich sofort von dir stoppen. Es sind deine Regeln, und es dient deiner Lust.«

Nun könnte ich vor Vergnügen jauchzen, wie gut unser erster Roter Mond Salon geklappt hat.

»Und?«, fragt Gil und lässt sich zu mir aufs Sofa fallen. Der Champagner in ihrem Glas schwappt über.

»Ich fühle mich wie ein Pferd in der Wildnis. Befreit. Erleichtert. Glücklich.«

Gil trinkt einen Schluck Champagner und stellt ihr Glas auf den Boden. »Mir geht es ähnlich. Zu aufgekratzt, um nach Hause zu gehen.«

Sie schiebt die Ärmel ihrer weißen Bluse hoch und legt den Arm um mich. Auf ihrem Unterarm ist Forget the rules eintätowiert. Gil ist ein unruhiger Geist, verfügt über eine unerschöpfliche Energie, arbeitet viel und geht meistens spät ins Bett.

»Du strahlst so was Erwartungsvolles aus. Hast du noch was vor?«

»Stimmt«, kichert sie und dehnt sich genüsslich. »Du, die Bühne ist noch nicht umgebaut. Die gesamte Ausstattung der Samstagsaufführung steht uns beiden jetzt allein zur Verfügung.« Sie öffnet den Verschluss ihrer Halskette mit dem Anhänger aus zwei silbernen Kugeln und lässt ihn in ihre Hand rutschen. »Liebeskugeln für die Lady«, grinst sie.

Bevor ich die Kugeln ganz genau betrachten kann, bewegt sie diese schon auf meinem Venushügel hin und her. »Was meinst du? Hast du Lust, sie zu tragen?«

Als ich nicke, schiebt sie die Kugeln in ihren Mund, öffnet den Reißverschluss meiner Jeans, lässt ihre Hand mit den nun befeuchteten Kugeln in meinen Slip gleiten. Die Objekte rollen die Vulvalippen entlang. Sie sind erstaunlich schwer. Ein leichter Druck, und schon verschwinden sie mühelos nacheinander in mir. »Oh«, murmelt sie. »So bereit?«

Sie beugt sich zu mir herunter und küsst mich auf den Bauch. Langsam und behutsam schließt sie den Reißverschluss.

»Ich habe noch nie solche Kugeln getragen«, gestehe ich. »Was muss ich tun?«

»Nichts«, gluckst sie. »Genieße! Komm!«

Sie streckt mir die Hand hin. Gespannt richte ich mich auf. Die Objekte sind kaum zu spüren. Erst als ich loslaufe, schwingen sie leicht in mir und massieren mich.

Sie stellt eine volle Champagnerflasche in den Kühler und kippt eine Ladung Eiswürfel dazu. Gemeinsam gehen wir zur Künstlergarderobe hinüber.

»Zieh dich um. Die Rollen sind klar, oder?«, fragt Gil. »Ich bin die Baronin.«

Heiß fährt mir ihre Ansage unter die Haut. Will sie eine Szene aus dem Stück Revenge nachspielen? Wenn ja, welche? Und wenn sie die Baronin ist, dann bin ich sicher eine der drei jungen Frauen, die der Baronin zu Diensten sind. Was sie wohl von mir erwartet? Ich bin keine Schauspielerin.

In der Garderobe hängen die Kostüme auf Kleiderständern, alle mit den Namen der Schauspielerinnen versehen. Eine der Frauen hat ungefähr meine Größe. An ihrem Ständer bediene ich mich. Da beim Umkleiden für den Auftritt meist Eile geboten ist, ist das Korsett bereits vorgeschnürt, sodass ich es mühelos allein schließen kann. Mit dem raffinierten Slip Ouvert, den schlichten halterlosen Strümpfen und den rot bemalten Lippen habe ich doch eine überraschende Ähnlichkeit mit der Nichte der Baronin. Die mit Rüschen versehene, kurze Schürze verdeckt, was der Slip sichtbar lässt: Mein feinsäuberlich gestutztes Haar auf dem Venushügel, mein Piercing, die rasierten Lippen. Der Stoff der Jeans, der den Kugeln bisher Halt gegeben hatte, fehlt. Um sie nicht zu verlieren, spanne ich die Beckenbodenmuskulatur an. Als ich versuche, nun auch noch auf High Heels zu gehen, werden die Kugeln zur Herausforderung. Die hohen Absätze verändern die Stellung meines Beckens. Um bei dieser Höhe elegant zu laufen, schwinge ich bei jedem Schritt die Hüften. Der Hüftschwung verstärkt die innere Massage und lässt die Kugeln tiefer sacken. Hoffentlich erreiche ich die Bühne, ohne sie zu verlieren.

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