Arend Remmers - In Christus gesegnet
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Der Apostel Paulus teilt im Brief an die Epheser Dinge mit, die wir in keiner anderen Schrift des Neuen Testaments finden. Dieser Brief lässt und in Sphären blicken, die von der Erde weit entfernt sind: «die himmlischen Örter».
Diese Vers-für-Vers-Auslegung erklärt den Brief an die Epheser für den christlichen Leser von heute.
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Mit freundlicher Genehmigung von Christliche Schriftenverbreitung e.V.ISBN Printversion: 978-3-89287-228-3 ISBN E-Book: 978-3-89287-582-6 © 2021 Christliche Schriftenverbreitung e.V.und www.bibelkommentare.deDieser Kommentar ist im Internet veröffentlicht unter: www.bibelkommentare.de/ebooks/uid?cmt.104.epubKontakt: info@bibelkommentare.de
Einleitung
Empfänger des Briefes
Ephesus, eine antike Handelsstadt Kleinasiens in der Nähe der Küste des Ägäischen Meeres war zur Zeit des Neuen Testaments die Hauptstadt der römischen Provinz Asien. Der Apostel Paulus war dort zu einem kurzen Aufenthalt während seiner zweiten Reise (um 51–54 n. Chr.; vgl. Apg 18,19–21) und danach für drei Jahre während seiner dritten Reise (um 54–58 n. Chr.; vgl. Apg 19,1–20,1; Apg 20,31). In dieser relativ langen Zeit hörten viele Menschen in Ephesus und Umgebung das Evangelium, so dass dort eine Versammlung entstand, die schon bald in Glauben und Lehre gefestigt war. Noch einmal hatte Paulus persönlichen Kontakt zu den Ältesten (oder Aufsehern) dieser Versammlung, als er diese auf seiner Rückkehr von Griechenland nach Milet kommen ließ und bewegende Abschiedsworte an sie richtete (Apg 20,17–38).
Aus der Gefangenschaft in Rom (Eph 3,1; 4,1; 6,20) schrieb Paulus dann seinen Brief an die Epheser, das heißt wohl in den Jahren 61–62 n. Chr. Da in einigen wichtigen Handschriften des Neuen Testaments die Worte „in Ephesus“ in der Einleitung des Briefes fehlen (Papyrus P46; im Codex Sinaiticus und Vaticanus nachträglich eingefügt), sind die meisten Theologen zu der Auffassung gelangt, der Brief sei ein Rundbrief für verschiedene Versammlungen in Kleinasien gewesen. Beweise dafür können jedoch ebenso wenig erbracht werden wie für die Vermutung, der Brief sei aus der früheren zweijährigen Gefangenschaft von Paulus in Cäsarea geschrieben worden. Der Überbringer dieses Briefes (wie auch des Briefes an die Kolosser) war wahrscheinlich Tychikus (vgl. Eph 6,21; Kol 4,7).
Die Versammlung in Ephesus hat in gewisser Hinsicht repräsentativen Charakter für die ganze Versammlung Gottes auf der Erde:
1 Paulus hat in Ephesus, soweit wir wissen, länger gearbeitet als an jedem anderen Ort, nämlich drei Jahre (Apg 20,31).
2 Seine ‚Abschiedsrede' an die Ältesten von Ephesus beschreibt in einzigartiger Weise, was christlicher Dienst in der Versammlung ist.
3 Der Brief an die Epheser enthält den ganzen Ratschluss Gottes über Seinen Sohn, über die Errettung von Sündern und über die Versammlung. Er ist einer der erhabensten Briefe des Neuen Testaments.
4 Zur Zeit der Abfassung des ersten Briefes an Timotheus befand der junge Mitarbeiter von Paulus sich in Ephesus, wo er die in diesem Brief enthaltenen wichtigen praktischen Anweisungen über das Verhalten im Haus Gottes empfing.
5 Der erste der Briefe an die sieben Versammlungen in Kleinasien (Off 2 und 3) ist an die Versammlung in Ephesus gerichtet. Hier zeigen sich jedoch die ersten Anzeichen des geistlichen Niedergangs; die Gläubigen haben ihre „erste Liebe verlassen“ und werden zur Buße aufgerufen.
Gegenstand des Briefes
Als Paulus den Brief an die Gläubigen in Ephesus schrieb, befand er sich im Gefängnis in Rom, also in äußerlich sehr schlechten Umständen. Aber in diesem Brief, der dem Kolosserbrief in vieler Hinsicht ähnelt, teilte er Dinge mit, die wir in keiner anderen Schrift des Neuen Testaments enden. Hier dürfen wir einen Blick in das Herz Gottes tun. Man könnte sagen: Nun, das können wir doch in der ganzen Heiligen Schrift; die Liebe Gottes sehen wir doch überall. Das ist wahr. Aber mit dem Blick in das Herz Gottes meine ich, dass uns nicht der Standpunkt unserer Bedürfnisse, unserer Not als Sünder mitgeteilt wird. Der Mann, der im Tempel ausrief: „O Gott, sei mir, dem Sünder gnädig!“ (Lk 18,13), kam zu Gott aus seiner Not heraus. Der Brief an die Römer, der ja das Evangelium in besonders ausführlicher Form enthält, begegnet dieser Not des Menschen. Mit den Worten: „Da ist keiner, der Gutes tue“ (Röm 3,12), können wir uns identifizieren und sagen: Ja, das bin ich. Darauf geht der Römerbrief mit der Rechtfertigung des Sünders ein.
Aber im Brief an die Epheser geht der Heilige Geist nicht davon aus, was wir nötig hatten, sondern davon, was im Vaterherzen Gottes war. Deshalb kann man sagen, dass dieser Brief uns einen Blick in Sein Herz tun lässt. Er lässt uns ganz von uns wegblicken in Sphären, die von dieser Erde weit entfernt sind, die „himmlischen Örter“. Dieser Kernbegriff des Briefes kommt fünf Mal vor: in Kapitel 1,3 und 20; Kapitel 2,6, Kapitel 3,10 und Kapitel 6,12. Vielleicht ist es deshalb für uns ein so schwieriger Brief, weil wir so wenig in der Lage sind, uns von unserer Erdgebundenheit zu lösen, obwohl wir als Kinder Gottes alles in diesem Brief Genannte unser eigen nennen dürfen.
Inhaltsübersicht
Der erste Teil des Briefes (Kap. 1–3) beginnt und endet mit Lob und Anbetung für Gott, dem wir alle Segnungen verdanken, die uns in Christus zuteil geworden sind. In Kapitel 1 wird uns der ewige Ratschluss Gottes in Christus für jeden Gläubigen persönlich und für alle gemeinsam mitgeteilt. Kapitel 2 zeigt die Verwirklichung dieses Ratschlusses – wiederum im Blick auf jeden einzelnen Gläubigen und auf alle gemeinsam. Das dritte Kapitel enthält den Weg der Offenbarung des Geheimnisses Gottes in Christus durch den Apostel Paulus. Die gemeinsamen Segnungen der Gläubigen beziehen sich auf die Versammlung (griech. ekklesia ) Gottes, die in diesem Brief in ihrem höchsten Charakter beschrieben wird, und zwar sowohl als Leib Christi, als heiliger Tempel Gottes wie auch als Weib Christi.
Im zweiten Teil (Kap. 4–6) folgen praktische Ermahnungen, die in enger Verbindung mit dem Vorhergehenden stehen. Zunächst wird zur Bewahrung der Einheit des Geistes in der Versammlung aufgerufen, dann folgt eine Belehrung über die verschiedenen Gaben zum Aufbau des einen Leibes (Kap. 4,1–16). Sodann betrachtet Paulus den neuen Menschen in seinen Auswirkungen auf das Leben in der christlichen Gemeinschaft sowie in den Beziehungen der Ehe, der Familie und der Arbeitswelt (Kap. 4,17 bis Kap. 6,9). Schließlich erfordert der Kampf des Gläubigen gegen die satanischen Mächte, die ihm den Genuss der geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern rauben möchten, die ganze Waffenrüstung Gottes (Kap. 6,10–20). Der Brief schließt mit persönlichen Mitteilungen und Grüßen.
Kapitel 1: Gottes Ratschluss
Gruß (Kap. 1,1–2)
Vers 1: Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die in Ephesus sind:[1]
Wenn Paulus sich am Anfang dieses Briefes „Apostel Christi Jesu“ nennt, dann stellt er sich damit als Sein Gesandter vor. Er hatte den Auftrag, von Ihm als dem verherrlichten Herrn im Himmel zu zeugen – anders als die übrigen Apostel, die vom Herrn Jesus auf der Erde berufen waren (auch nach Seiner Auferstehung; s. Mt 28,16–20) und daher einen anderen Aufgabenbereich hatten. Nicht Menschenwille, sondern der Wille Gottes war der Ursprung dieses Auftrags, wie er es ähnlich auch im Brief an die Galater schreibt (Gal 1,1).
Die Empfänger waren die „Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die in Ephesus sind“. Sie waren nicht nur, was ihre Stellung anbetrifft, von Gott geheiligt. In diesem Sinn sind wir alle heilig; jedes Kind Gottes ist ein Heiliger. Deshalb finden wir dieses Wort so oft in den Briefen des Neuen Testaments (vgl. Verse 15. 18; Kap. 2,19; 3,8. 18; 4,12; 5,3; 6,18). Alle Kinder Gottes sind Heilige, weil sie aus der Welt herausgenommen und für Gott beiseite gesetzt sind. Das ist etwas Großes. Aber es gibt auch eine praktische Seite: „Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel“ (1. Pet 1,15). Das soll gesehen werden. Bei den Ephesern sah Gott, dass sie heilig und treu waren. In einigen Bibelübersetzungen steht „gläubig“ statt „treu“; so kann das griechische Wort auch übersetzt werden, obwohl die Bedeutungen sich im Deutschen sehr unterscheiden. Wenn jemand an den Herrn Jesus gläubig geworden ist und auf diesem Weg bleibt, dann erweist er sich als treu. Wenn er dagegen abirrt, ist er untreu. Wir sehen, dass die Epheser „Heilige und Treue“ waren. Ein ähnlicher Gruß gilt nur den Kolossern. Es war also ein großes ‚Kompliment' für die Epheser, dass Paulus ihnen das schreiben konnte.
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