Julia Noah Munier - Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert

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Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert: краткое содержание, описание и аннотация

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Julia Noah Munier untersucht in ihrer Studie erstmalig die Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg in der Weimarer Republik, im NS-Staat und in der Bundesrepublik aus einer diachronen Perspektive. Dabei werden auf der einen Seite die subkulturellen Lebenswelten homosexueller Männer und auf der anderen Seite die strafrechtliche Verfolgungspraxis durch den Staat sowie die Einzelschicksale der Verfolgten dokumentiert. Die Studie stellt aufgrund ihrer systematischen und umfassenden Darstellung einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Anerkennung unrechtmäßiger staatlicher Verfolgung homosexueller Menschen dar.

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»Ganz neuerdings sind es die perversen Erscheinungen des Sexuallebens, die sich als Inhalt von Aufklärungsfilmen besonderer Beliebtheit erfreuen. Darüber muß ja unsere Jugend notwendig aufgeklärt werden! Schon damit sie später einmal für die Straflosigkeit dieser bei uns glücklicherweise strafbaren Vergehen eintreten kann. Das par nobile fratrum Oswald und Hirschfeld zeichnet den Film Anders als die Andern. Er schildert das Geschlechtsleben der Homosexuellen, das zu den genannten Vergehen führt. Ich habe ihn nicht gesehen, schließe nur aus verschiedenen Schilderungen, daß er sehr unanständig ist.« 157

Dem Tübinger Ordinarius war zu Ohren gekommen, dass bei einer Vorführung in Berlin »[…] eine Anzahl Soldaten – die doch sonst nicht gerade die prüdesten sind – mit Protest den Saal [verließ]. Ihr Exodus war begleitet von dem höhnischen Grinsen rassefremder Besucher, die ostensibel sitzen blieben, um diese Köstlichkeit bis zu Ende genießen zu können.« 158

Die Formulierung »rassefremder Besucher« zielt hier unmissverständlich und in antisemitischer Manier auf jüdische Lichtspielbesucher_innen. 159 Erkennbar verschränken sich in Langes Kritik antisemitische Äußerungen mit überheblich postulierten homophoben Kommentaren – erinnert sei an seine für Oswald und Hirschfeld verwendete ironische Charakterisierung als »edles Brüderpaar«. Der Tübinger Ordinarius bemühte damit eine rhetorische Strategie, die in der sexualkonservativen Kritik an sexualaufklärerischen Medien der Zeit und insbesondere in der Kritik an dem Film »Anders als die Andern« stetig bemüht wurde und in der sich Sexualisierungen und Antisemitismus verschränken. 160

»Anders als die Andern« gilt als Oswalds »wirkungsmächtigstes Werk«. 161 Der Aufführung des Films kann insbesondere im Hinblick auf die – heute auch als »bildungsferne Schichten« bezeichneten – Kinobesucher_innen ein emanzipatorisches Potential zugeschrieben werden. Durch das Aufführungsverbot in badischen und württembergischen Lichtspielhäusern kam dieses emanzipatorische Potential – anders als in weiten Teilen der jungen Republik – im deutschen Südwesten trotz seiner vor 1870/71 durch den Code Napoléon und damit durch eine liberale Legislation hinsichtlich mann-männlicher Homosexualität geprägten Gesetzgebung nicht zur Entfaltung. 162 »Das ersehnte Zeichen einer neuen Zeit in unserer Sache« wie der Stuttgarter Leser C. Grieb in dem Heft »Die Freundschaft« die mögliche Aufführung des Films beschrieb, ließ im deutschen Südwesten auf sich warten. 163

2.1.1 Von ersten Impulsen zu Lebenswelten im Aufbruch

Für die Entstehung lebensweltlicher Gefüge homosexueller Männer bzw. Freunde in der Region des heutigen Baden-Württemberg ist vor allem die Bedeutung der zumeist in Berlin publizierten sogenannten »Homosexuellenzeitschriften« hervorzuheben. Hintergrund hierfür bildet einerseits die Aufhebung der Zensur durch Artikel 118, Abs. 2 der Weimarer Reichsverfassung, aber auch die Entstehung einer zunehmenden Konsum- und Freizeitkultur sowie technische Neuerungen der Zeit, die es überhaupt erst ermöglichten, diese Blätter und Zeitungen günstig zu vervielfältigen und u. a. durch ein Abonnentensystem zu vertreiben. 164

Die im Gewand von »Freundschaftsmagazinen« und »Menschenrechtspublikationen« im deutschen Südwesten abonnierbaren und an spezifischen Verkaufsstellen erwerbbaren Publikationen waren wiederholt, auch durch Anzeigen des württembergischen Innenministeriums, mit Zensurforderungen konfrontiert. 165

Grundlage hierfür war im Wesentlichen das ab 1926 eingeführte »Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften« (1926), 166 das anders als das Lichtspielgesetz keine Vorzensur, sondern eine nachträgliche Indizierung vorsah. 167

»Mit dem ›Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften‹ schuf eine Reichstagsmehrheit aus Liberalen (Teile der DDP, DVP), Konservativen (Zentrum) und Reaktionären (DNVP) Ende 1926 ein neues, effektives Zensur-Instrument, mit dem auch die Zeitschriften gleichgeschlechtlich begehrender Menschen bekämpft wurden. […] Ein Großteil der Zeitschriften gleichgeschlechtlich begehrender Menschen wurde zwischen 1928 und 1932 auf die Liste für ›Schund- und Schmutzschriften‹ gesetzt, einige sogar mehrfach.« 168

Durch das am 18. Dezember 1926 erlassene Gesetz waren »[…] neben zahlreichen weiteren Druckerzeugnissen fast alle Zeitschriften gleichgeschlechtlich begehrender Menschen […] betroffen.« 169

Obwohl in Berlin produziert und herausgegeben, fungierten die Publikationen dennoch auch für den deutschen Südwesten als wichtige Ermöglichungsbedingung, als Kommunikations- und Vernetzungsplattform, die die Herausbildung und Verstetigung subkultureller Lebenswelten und ihre teilweise emanzipatorische Politisierung in der Region des heutigen Baden-Württemberg maßgeblich beförderten. 170

Die Zeitschriften und Blätter waren besonders zu Beginn auf Berliner Rezipient_innen zugeschnitten, wie die abgedruckte Zuschrift eines Lesers aus Württemberg an die Berliner Leser_innen der »Freundschaft« verdeutlicht. Der Stuttgarter beklagte den Berlin-Fokus mit dem Hinweis auf zahlreiche Leser_innen in der Provinz, zu der dieser auch Stuttgart zählte:

»Sehr egoistisch scheinen die Berliner veranlagt zu sein, die am liebsten ihre ›Freundschaft‹ ganz für sich behalten würden. Denn sie denken scheinbar nicht daran, daß es auch draußen in der ›Provinz‹ und im weiten Deutschland noch viele Hunderte und Tausende gibt, denen die ›Freundschaft‹ eine liebe Freundin geworden ist.« 171

Jener Stuttgarter Leser der Zeitschrift »Die Freundschaft«, der sich bereits über die Absetzung des Filmes »Anders als die Andern« empört hatte, forderte im Februar 1920 öffentlich:

»Sehr zu begrüßen wäre es, wenn das Komitee [gemeint ist das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee, Anmerk. d. Verf.] sich mehr um andere Städte [als Berlin, Anmerk. d. Verf.] und die Provinz kümmern würde; in dieser Hinsicht sind wir leider ganz auf Berlin angewiesen. Daher mag auch zum großen Teil die Unkenntnis, das fehlende Interesse beruhen.« 172

Weiter führte er aus:

»Gerade in kleineren Städten leiden so viele unter ihrer Veranlagung, nicht wissend, daß Menschen für sie tätig sind und eintreten. Berlin hat häufig Vorträge populär-wissenschaftlicher Art, während wir fern von da, so gut wie nichts zu hören bekommen.« 173

Mit seinem Leserbrief versuchte dieser Stuttgarter den Mitgliedern des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK: ein 1897 von dem Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld, dem Verleger Max Spohr [1850–1905], dem »Juristen« Eduard Oberg [1858–1917] sowie dem Schriftsteller Franz Joseph von Bülow [1861–1915] in Berlin gegründeter politisch-wissenschaftlicher Zusammenschluss, der sich für die Aufhebung des § 175 RStGB einsetzte und der eng mit dem 1919 gegründeten Institut für Sexualwissenschaft verbunden war), aber auch den homosexuellen Menschen bzw. »Freunden und Freundinnen« im deutschen Südwesten einen ersten Impuls zur politischen Organisierung zu geben. Er fragte, ob es nicht möglich wäre »[…] daß das Komitee einen Mitarbeiter als Pionier senden würde, denn auch wir in den mittleren Städten und in der Provinz ringen nach Freiheit und Aufklärung.« 174 Um seine Bitte zu untermauern, schrieb er:

»Speziell hier herrschen noch die krassesten, mittelalterlichen Ansichten, eine heuchlerische Presse trägt noch Wasser auf die Mühle. Das wissenschaftlich-humanitäre Komitee hätte hier eine dankbare Aufgabe, der Erfolg würde sicher nicht ausbleiben. Ich glaube hier im Sinne Vieler gesprochen zu haben. Vielleicht wären ›Wir‹ dankbarer als die Berliner. Zum Schlusse möchte ich einem Jeden ernstlich zurufen und bitten: laßt alle falsche Scheu fahren, nimmt selbst Teil am Kampf, tretet dem wissenschaftlich-humanitären Komitee bei […].« 175

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