GUIREC SOUDÉE
GUIREC & MONIQUE UND IHRE VERRÜCKTE REISE UM DIE WELT
AUS DEM FRANZÖSISCHEN VON JUTTA ORTH
1. ETAPPE ETAPPE 01 VON DER BISKAYA AUF DIE KANAREN 2.249 MEILEN 141 TAGE O EIER
VON DER BISKAYA AUF DIE KANAREN ETAPPE 01 VON DER BISKAYA AUF DIE KANAREN 2.249 MEILEN 141 TAGE O EIER
2. ETAPPE ETAPPE 02 ÜBER DEN ATLANTIK 3.140 MEILEN 28 TAGE 25 EIER
ÜBER DEN ATLANTIK ETAPPE 02 ÜBER DEN ATLANTIK 3.140 MEILEN 28 TAGE 25 EIER
3. ETAPPE ETAPPE 03 DIE KARIBIK 1.600 MEILEN 409 TAGE 318 EIER
DIE KARIBIK ETAPPE 03 DIE KARIBIK 1.600 MEILEN 409 TAGE 318 EIER
4. ETAPPE ETAPPE 04 VON DEN ANTILLEN NACH GRÖNLAND 3.378 MEILEN 57 TAGE 43 EIER
VON DEN ANTILLEN NACH GRÖNLAND ETAPPE 04 VON DEN ANTILLEN NACH GRÖNLAND 3.378 MEILEN 57 TAGE 43 EIER
5. ETAPPE ETAPPE 05 GRÖNLAND 1.395 MEILEN 239 TAGE 262 EIER
GRÖNLAND ETAPPE 05 GRÖNLAND 1.395 MEILEN 239 TAGE 262 EIER
ÜBERWINTERUNG
6. ETAPPE
DIE NORDWESTPASSAGE
7. ETAPPE
ALASKA
8. ETAPPE
VON ALASKA NACH SAN FRANCISCO
9. ETAPPE
VON SAN FRANCISCO NACH SANKT HELENA
SEGELN MIT HUHN
GUIREC & MONIQUE UND IHRE VERRÜCKTE REISE UM DIE WELT
Schon immer habe ich davon geträumt, um die Welt zu segeln. Um diesen Traum zu verwirklichen, habe ich jahrelang hart gearbeitet, und nun bist du da, direkt vor meiner Haustür. Du wirst YVINEC heißen wie meine geliebte Insel, mein Paradies auf Erden. Du wirst mein Paradies auf See sein. YVINEC ist 28 Jahre alt, ein Haufen altes Metall, an dem der Zahn der Zeit genagt, der Ozean geleckt, die Korrosion gefressen hat. Die Korrosion, oder anders gesagt: der Rost, ist das Hauptproblem bei Stahlbooten. Und ich dachte, mit dem Kauf von YVINEC ein gutes Geschäft gemacht zu haben ... Ihr Rumpf ist so verrostet, dass er an manchen Stellen so dünn ist wie Zigarettenpapier. Als ich ihn reparieren wollte, sind beim Druck auf die ramponierten Stellen gleich Löcher entstanden.
»Mit einem Boot in diesem Zustand in See zu stechen ist der reine Wahnsinn.« Niemand glaubt an dieses Boot. Aber ich, ich glaube daran. Und ich glaube auch, dass man im Leben nichts hinkriegt, wenn man nicht positiv denkt. Es wird Monate dauern, das Boot auf der Werft auf Vordermann zu bringen, abgesehen davon, dass ich kein Geld mehr habe, aber darauf brenn loszufahren. Auf YVINEC warte ich seit drei Jahren. Damals war ich 18 Jahre alt und hatte einen einzigen Traum: mir ein Segelboot zu kaufen. Ich schmiss die Schule, die mich langweilte, und verkaufte mein Motorrad. Mit diesem Geld brach ich mit einem einfachen Ticket nach Australien auf, ohne ein Wort Englisch zu sprechen, mit nur 200 Euro in der Tasche. Nach ein paar anstrengenden Nächten in den Straßen Sydneys fuhr ich ins Landesinnere, um mir auf einer Farm Arbeit zu suchen. Mit meinen ersten Ersparnissen kaufte ich mir ein Fahrrad und radelte kreuz und quer durch den Südwesten, hangelte mich von einem kleinen Job zum nächsten. Dann bekam ich eine Stelle auf einem Krabbenkutter. Aus den drei Wochen, die ich auf dem Meer verbringen wollte, wurde schlussendlich ein Jahr. Ich arbeitete wie ein Besessener, fast 20 Stunden pro Tag, verlud wochenlang Garnelen. So konnte ich genügend Geld verdienen, um nach Frankreich zurückzukehren und YVINEC zu kaufen.
Es kommt gar nicht infrage, noch eine Minute länger zu warten; es gibt immer zu viele gute Entschuldigungen dafür, zu Hause zu bleiben.
Ehe ich mich auf diese Reise begebe, würde ich gern ein Tier adoptieren, um mich nicht so allein zu fühlen und das Leben an Bord ein wenig angenehmer zu gestalten. Ein Hund würde unglücklich, und mit Katzen habe ich es nicht so. So denke ich an ein Huhn: Es würde mir nicht nur Gesellschaft leisten, sondern auch Eier liefern – clever, oder? Leider klären Freunde, die Hühner halten, mich auf, dass gestresste Hühner keine Eier legen. Also lasse ich die Finger davon, zugegebenermaßen enttäuscht.
Rasch erledige ich die anstehenden Arbeiten und bringe eine Schicht grüner Farbe auf – die Farbe der Hoffnung –, und ein paar Wochen später sind nur noch letzte Vorbereitungen zu treffen. Der große Aufbruch rückt näher. Ich gebe meine letzten Euro für eine Unmenge Proviant aus. Hauptsächlich kaufe ich Konserven. Es gibt keinen Kühlschrank an Bord, es bringt also nichts, zu viele verderbliche Lebensmittel mitzunehmen. Ich kaufe außerdem Pulverschokolade und Frühstücksflocken, die mir an schlechten Tagen als Balsam für die Seele dienen sollen.
Schließlich bin ich startbereit und YVINEC ebenfalls. Los geht’s. Stürzen wir uns ins Unbekannte, ins Ungewisse, ins Unendliche, in die Freiheit. Leben wir unseren Traum!
Modell: SCORPION 9
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