Walter Laufenberg - So schön war die Insel. Bericht aus der West-Berliner Regierungszentrale

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So schön war die Insel. Bericht aus der West-Berliner Regierungszentrale: краткое содержание, описание и аннотация

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Ein Tatsachenroman über die einstige «Insel im Roten Meer», West-Berlin, kurz vor dem Mauerfall. Im Mittelpunkt dieser satirischen Staatskanzlei-Schilderung steht der mittellose Dichter Dr. Orpheus Schmitt aus dem Rheinland, der sich gezwungen sieht, bei der Regierung des Landes Berlin einer festen Arbeit nachzugehen, um seine Ehe zu retten. Er taucht tief hinein in die PR-Welt West-Berlins und ihre politische Schnörkelarbeit und genießt das «Inselleben». Doch dann taucht seine Frau wieder bei ihm auf, und ein Blick zurück in die Vergangenheit wird ihm zum Verhängnis…-

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3.

Schon etliche Wochen in Amt und Würden. Aber wenn er das Rathaus Schöneberg betritt, unter den kritischen Blicken der Pförtner, immer noch dieser spürbar verstärkte Adrenalinausstoß. Was die Grauen zum Glück nicht sehen können. Dabei hat er inzwischen einen sogenannten Dienstausweis. Den ja, aber eben noch keinen Hausausweis. Denn der ist aufwendiger in der Herstellung, hat man ihm erklärt. Wie für die Ewigkeit gemacht. Mit Farbfoto aus der hauseigenen Hausausweiskamera, in Gegenwart des Hausausweisfotografen von ihm zu unterschreiben, anschließend sofort einzuschweißen. Hausausweis-Fototermin nur alle paar Monate.

Dr. O. Schmitt macht sich klar, daß ihn inzwischen alle Pförtner kennen müßten. Um sich selbst zu beruhigen. Sicher ist ihnen aufgefallen, daß ich beim Heimgehen immer so freundlich „Auf Wiedersehen!“ sage, so verbindlich lächelnd, als ob ich das Wiedersehen kaum noch erwarten könnte. Damit macht man sich Freunde. Für den Auftritt am Morgen hat er sich was Besonderes einfallen lassen: Er geht nicht zögerlich auf die Uniformierten zu wie ein Besucher, nein, immer zwei Stufen mit einem Satz nehmend, hastet er so diensteifrig an ihnen vorbei, daß ihn niemand zu stoppen wagt. Beweist doch die Eile wie auch sein nur schnell hingeworfenes „Morgen“, mit betont konzentrierter Miene, ohne einen Blick zur Seite, daß er im Geiste schon festeweg beim Regieren ist. Bei diesem schnellen Durchhuschen nehmen die Grauen es hin, daß er nicht das übliche Aktenköfferchen trägt, dieses geile Standeszeichen, von dem man nie weiß, was drinsteckt. Er hat seine Butterbrote und den Apfel in einer Plastiktüte vom KaDeWe in der einen Hand – ein Jutebeutel ist ihm zu konformistisch –, den fliederfarbenen Damenschirm von Beate, der zufällig mitgekommen ist, in der anderen. Daß ich damit den hochherrschaftlichen Haupteingang des Regierungssitzes verschandele, müßte dem Wachdienst eigentlich suspekt sein, wundert er sich. Aber man ist halt auf Terroristen abgerichtet, nicht auf Individualisten. Dabei würde ich mir so gern einmal in aller Ruhe die Vorhalle des Rathauses Schöneberg ansehen. Diese Pracht in Weiß und rötlich-braunem Sandstein. Oder sind das gebrannte Klinker? Das weiß ich noch immer nicht. Weil: nur nicht genauer hinschauen, nicht stehenbleiben wie einer, der nicht hierhergehört, nur immer schnell weiterhasten. Und diese vollplastischen Köpfe an den Säulen, im Augenwinkel mitgekriegt, was sollen die? Wer schaut da so auf mich herab?

Schon sitzt er wieder in seinem Büro und liest sich ein. Liest, liest, liest – oder döst. Nach zwei Stunden Lektüre wieder das gleiche Erlebnis wie damals im Seminar der Universität. Wenn ihn nur noch die Pflicht am Buch festhielt. Lesen nicht mehr als das Ranpirschen an die Wahrheit, nicht mehr dieses Das-Leben-Anspringen, überhaupt kein Erlebnis mehr. Die Augen lasen noch, wankten gehorsam die Zeilen entlang, hin und her, hin und her, während das Gehirn schon auf Schlaf umgeschaltet hatte. Er las ins Leere hinein, las und las – und wußte längst nicht mehr, was er las. Doch plötzlich döst er nicht mehr, schreckt er sich selbst auf: Ja, bin ich dafür nach Berlin gegangen, damit ich wieder beim Schlaflesen auskomme? Nie hätte ich gedacht, daß das Leben im Zentrum der Macht so belanglos sein könnte. Ich erlebe immer noch nichts, absolut nichts. Dabei hatte mir doch irgendwer gesagt: „Auf dem Posten können Sie was erleben!“

Aber weil er nichts erlebt, hat er wenigstens Zeit, es genauer zu beobachten. Die Augen offenhalten! Immer nur die Augen offenhalten! Beispielsweise das Hin und Her auf den Fluren und das Getue an all den vielen Türen. Das Rathaus scheint hauptsächlich aus Türen zu bestehen: Pendeltüren, Zwischentüren, Brandschutztüren, Bürotüren, Vorzimmertüren, Doppeltüren, Toilettenvorraumtüren ... Ein ständiges Türauf-Türzu, wie im Boulevardtheater. Dabei gilt es höllisch aufzupassen. Immer die sekundenschnelle Abwägung: Muß ich vor dem anderen durch die Tür gehen oder darf ich das keinesfalls, sollte ich für ihn die Tür aufreißen, muß ich ein Zuviel vermeiden, kann ich – scheinbar abgelenkt – einen Schritt zurückbleiben, oder müßte ich, um allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, plötzlich vorpreschen und als erster durch die Schwingtür gehen, sie leger dem ausgestreckten Arm des anderen überlassen? Und was ist mit dem Anklopfen und dem Warten oder wenigstens Zögern? Oder lieber gar nicht anklopfen? Von Tür zu Tür das Durchchecken: Wer von uns ist ranghöher, wer ist der Nächsthöhere? Drükken. Immer dieses eklige Sich-Selbst-Abschätzen. Ziehen. Diese seiltänzerische Gewandtheit, die der schnelle Wechsel der Situationen verlangt, wenn ich eben noch mit dem und jetzt mit diesem und gleich darauf mit jenem über den Gang gehe, mal der zu Ehrende bin, dann der Ehrerbietige – und am liebsten der Unaufmerksame. Drücken. Das einzig Positive an diesem vertrackten Schwänzeltanz der Hierarchen ist, daß einem die Relativität von Größe eingebleut wird. Die Relativitätstheorie sei Einstein hier in Schöneberg aufgegangen, hat Dr. Hecht gesagt. Ob er das mit den Türen gemeint hat?

Das war das Gespräch, in dem es um Beate ging. Wie war er nur auf die Relativitätstheorie gekommen? Er hatte gefragt, ob meine Frau mit im Wohnheim kampiere oder wir schon eine richtige Wohnung gefunden hätten. Und ich hatte ihm gesagt: „Meine Frau kommt nicht mit. Sie hat sich von mir getrennt, bleibt im Rheinland, in unserer Wohnung.“

„So ist das. Sie hat Ihnen den Stuhl vor die Tür gesetzt?“

„Nicht gerade den Stuhl. Aber meine unveröffentlichten Manuskripte und mein Lexikon. Einfach in den Hausflur geworfen. Und meine Kleidung, die Schuhe und so.“

„Ja, ja, die Frauen“, hatte er sich ungewöhnlich kurz gefaßt. Um mich zum Weitererzählen zu zwingen.

„Nein, sie ist sonst gar nicht so. Eine wunderbare Frau. Nur diese Zukunftsängste immer, dieses Sicherheitsbedürfnis. Alle anderen haben einen Mann, dessen Beruf können sie nennen, beklagte sie sich immer, ich aber, ich weiß nie, was ich sagen soll, wenn gefragt wird, wo denn mein Mann beschäftigt ist. Dabei, wer mein Buch gelesen hatte, der war begeistert, der gratulierte mir zu der ungewöhnlichen Sprache, die sei zum Steinerweichen, der redete davon, was für einen Genuß ich ihm geboten hätte, sogar der Hund sei ganz still geworden, als er seiner Frau daraus vorgelesen habe, die Bäume hätten aufgehört zu rauschen, das war schon peinlich – nur, es waren zu wenige, die das sagen konnten, weil einfach zu wenige das Buch gelesen hatten.“

„Damit meinen Sie das Buch, das Sie Ihrer Bewerbung beigefügt hatten?“

„Ja, natürlich, ich habe nur für dieses eine Buch einen Verlag gefunden. Mit viel Glück. Aber auch das hat mir nicht dazu verholfen, einen Verleger für meine weiteren Manuskripte zu begeistern. Ich war ihnen zu unbekannt. Ich war und blieb ein Nichts. Sich ernsthaft um literarische Qualität zu bemühen, ist bei uns der sicherste Weg, seine Anonymität zu sichern.“

„Gut, daß wir davon sprechen. Ich bin auch einer von denen, die Ihnen sagen können: Das war ein Hochgenuß, eine köstliche Lektüre. Ich war so davon angetan, übrigens waren auch meine Frau und mein Sohn so begeistert, daß wir unbedingt Sie für diese Stelle haben wollten. Um den Mann genauer kennenzulernen, der so schreiben kann. Meine Frau und mein Sohn, die freuen sich schon auf Sie. Gelegentlich müssen wir uns einmal zusammensetzen.“

„Ja, sehr gerne. Und ich freue mich natürlich auch, daß ich schon wieder drei Leser mehr habe. Aber meiner Frau genügte diese Welteroberung in kleinsten Schrittchen nicht. Sie wollte, daß ich einen vernünftigen Beruf hätte und ein festes Einkommen.“

„Was Sie ja jetzt haben. Und immerhin war es auch Ihr Buch, das Ihnen dazu verholfen hat.“

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