Walter Laufenberg - Denk ich an Bagdad in der Nacht

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Bagdad – eine traumhaft schöne Stadt.Im März 2003, in den allerletzten Tagen vor der Eroberung durch die Amerikaner und Engländer, konnte sich der Schriftsteller und Blogger Walter Laufenberg ungehindert in Bagdad und in weiteren berühmten Sehenswürdigkeiten des Irak umsehen. Zu dem Zeitpunkt waren die Städte mit den nach Märchen klingenden Namen noch wunderschön, gerade nur ein bisschen verschandelt von ein paar Sandsäcken und Maschinengewehrnestern. Staatschef Saddam Hussein hatte den Autor neben einer Handvoll Journalisten zu einem Besuch des von Krieg bedrohten Landes eingeladen. Damit wollte er Weltoffenheit zeigen und den Unterstellungen der Amerikaner entgegenwirken, mit denen diese ihren lange geplanten Überfall rechtfertigen wollten.

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Walter Laufenberg

DENK ICH AN BAGDAD IN DER NACHT

edition ♦ karo 2012, horizonte 9

Walter Laufenberg

DENK ICH AN BAGDAD IN DER NACHT

Staatsgast am Abend vor Kriegsbeginn

Ein Reisebericht Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek - фото 1

Ein Reisebericht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.deabrufbar. Walter Laufenberg, DENK ICH AN BAGDAD IN DER NACHT

Staatsgast am Abend vor Kriegsbeginn edition karo im Verlag Josefine Rosalski, Berlin 2012

1. Auflage 2012, © edition ♦ karo

Verlag Josefine Rosalski, Berlin

www.edition-karo.de, alle Rechte vorbehalten Umschlagfoto außen: © naten – Fotolia.com Umschlag innen/​Bagdad Karte: © cartographer – Fotolia.com Alle Fotos im Buch und Porträtfoto Umschlag: © Walter Laufenberg

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

ISBN 9783937881973

Inhalt

Cover

Titel Walter Laufenberg DENK ICH AN BAGDAD IN DER NACHT Staatsgast am Abend vor Kriegsbeginn Ein Reisebericht

Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar. Walter Laufenberg, DENK ICH AN BAGDAD IN DER NACHT Staatsgast am Abend vor Kriegsbeginn edition karo im Verlag Josefine Rosalski, Berlin 2012 1. Auflage 2012, © edition ♦ karo Verlag Josefine Rosalski, Berlin www.edition-karo.de , alle Rechte vorbehalten Umschlagfoto außen: © naten – Fotolia.com Umschlag innen/​Bagdad Karte: © cartographer – Fotolia.com Alle Fotos im Buch und Porträtfoto Umschlag: © Walter Laufenberg 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013 ISBN 9783937881973

Inhalt

Vorwort

Salam Aleikum

Der Strassenkehrer

Der Turm zu Babel ist fertiggestellt

Der sudanesische Türsteher

Die Arroganz der Macht

Mein kleiner Fahrer

Gebacken und gebacken ist nicht dasselbe

Die fröhlichen Koranschüler

Beim Neujahrfeiern auf dem Teppich bleiben

Die Esser im Moscheehof

Ein Z für ein Y vorgemacht bekommen

Mein Mitleser vom Abhördienst

Die Sprache des großen Satans

Die Direktorin im Al Ameriya Shelter

Wir finden schon allein raus

Die Ärzte im Saddam Medical Center

Yellow Submarine

Der Kellner im Hotel-restaurant

Der Lebensbaum

Die Wissenschaftler im Kulturzentrum

Das Victory-Museum

Staatschefs en masse

Kubanische Heiligtümer

Der Zigarrenhändler

Happy Birthday

Die feiernden Studenten

Alle Taschen voller Geld

Der Geldwechsler

Bonbons für alle

Ein zupackender Typ

Wind, Sand und Plastiktüten

Die drei Bäcker

Auf nach Babylon

Der Verkäufer im Kiosk

Hier ist alles sehr, sehr alt

Die deutschsprechende Fremdenführerin

Ich habe Sie gewarnt!

Der Botschaftsgärtner

Ausflug nach Basra

Der Polizist mit seiner Suzuki

Dank der Überlegenheit der modernen Technik

Der dollargierige Zöllner

Bye-Bye Bagdad

Lauter berühmte Bagdader

Vorwort

Der Autor hat sich im März des Jahres 2003, in den letzten beiden Wochen vor dem bewaffneten Überfall durch die Amerikaner und Briten, im Irak umgesehen. Als völlig unabhängiger Internet-Publizist zusammen mit einigen Zeitungsjournalisten von Saddam Hussein eingeladen, der auf diese Weise der Welt zeigen wollte, wie man im Irak lebt. Diese letzte Gruppe von Beobachtern aus dem Westen hat zwar keinen persönlichen Kontakt zu Saddam Hussein mehr aufnehmen können, weil der Staatschef sich wegen der Invasionsdrohung bereits versteckt halten musste. Dafür aber gab es auf unterschiedlichen Ebenen Besuche und Gespräche, die vielfältige Eindrücke von Land und Leuten boten. Durch den Krieg und die anschließenden bürgerkriegsähnlichen Unruhen, die zu erwarten waren und bis heute andauern, hat der Autor zwar den direkten Gesprächskontakt zu den Menschen verloren, die er dort getroffen hatte, nicht aber die starke emotionale Verbindung mit ihnen. Um den Menschen im Irak eine Wiederaufnahme des Kontakts mit dem Westen zu erleichtern, schildert der Autor im Folgenden anhand seiner Tagebuchnotizen seine Begegnungen mit ihnen, und das ohne alle Beschönigungen oder Verzerrungen. Ein Reisebericht und zugleich eine Momentaufnahme vom Zustand des Irak unmittelbar vor seiner weitgehenden Zerstörung.

Walter Laufenberg, Mannheim im Juli 2012

Salam Aleikum

DER STRASSENKEHRER

Den ersten Iraker, der in mein Leben trat, habe ich nie gesehen. Er war nur mein Korrespondenzpartner. Als ich ihm einen Brief geschrieben habe, musste ich ihn mit Exzellenz anreden. Denn er war der Botschafter seines Landes und gerade erst mit seinem Tross von Bonn nach Berlin, in unsere neue Bundeshauptstadt, umgezogen. Ich hatte ihm zu danken für die persönliche Einladung zum Besuch seines Landes, die er mir zugeschickt hatte, als Schmuckblatt, unterschrieben von Staatschef Saddam Hussein. Mit dabei das erforderliche Einreisevisum. Da war ich sehr gespannt auf die Begegnung mit dem großen Diktator. Und alle Warnungen und das Unverständnis meiner Freunde und Bekannten ließen mich kalt.

„Du spinnst ja wohl“, kriegte ich zu hören.

„Die Amis können jeden Tag losschlagen“, wurde ich belehrt. Dabei wusste ich das schon aus der Tageszeitung, in der die Behauptung des amerikanischen Präsidenten stand, der Irak produziere Massenvernichtungswaffen.

„Das grenzt an Selbstmord“, hieß es kopfschüttelnd.

Doch ich hatte zugesagt. Für mich war das ein Akt der Solidarität mit den unter schrecklichen Entbehrungen leidenden Menschen im Irak. Ich wollte zumindest ein klein wenig mit dafür sorgen, dass der Krieg nicht als einzige Lösung des Irakproblems akzeptiert werden muss. Ich wollte mich gerade für dieses Land einsetzen, das als Wiege unserer Kultur und Brücke zur Antike galt. Wo die Schrift entstand, das Rad und die Pflugschar erfunden wurden, aber auch die Sechzig-Minuten-Stunde sowie der 360-Grad-Winkel, der Scheckverkehr und das Gesetzbuch. Es ging mir nicht um ein Abenteuer. Ich wollte mich für die Erhaltung aller noch vorhandenen Zeugnisse der ältesten Stadtkulturen der Erde einsetzen. Dafür war ich bereit, ungewöhnliche Gefahren auf mich zu nehmen.

Nur meine Frau bestärkte mich in der Absicht, an die Front zu fahren, die sich gerade aufbaute. „Welchem Schriftsteller wird schon die Chance geboten dabei zu sein, wenn die Guten über die Bösen herfallen, um im Namen einer höheren Verantwortung für die Ordnung auf der Welt zu sorgen. Das ist die Gelegenheit, dir selbst ein Bild davon zu machen, ob die Guten wirklich die Guten und die Bösen wirklich die Bösen sind.“

Also fuhr ich los, allerdings mit einem eingeschränkten Auf-Wiedersehen für meine Frau: „Vielleicht ja schon bald, vielleicht auch erst nach langer Wartezeit, vielleicht nie mehr.“

Den Namen des Botschafters habe ich vergessen, wie ich auch vergessen habe, mich danach zu erkundigen, was er heute macht. Zu viele Zeitungsjahrgänge voller Neuigkeiten haben ihn zuverlässig unter sich begraben.

Und an die freundlichen irakischen Beamten an der jordanisch-irakischen Grenze, die mir am 3. März des Jahres 2003 bei der zeitraubenden Prüfung meines Reisepasses in ihrem nüchtern grauen Bürohaus die Sitzecke mit Bürosesseln und Couchtisch anboten und einen heißen Tee einschenkten, habe ich nie mehr gedacht. Um sie habe ich mir keine Sorgen gemacht. Wozu auch? Grenzer wie Diplomaten werden immer gebraucht, selbst wenn die großen Bilder des Staatschefs verschwinden. Vor allem das überlebensgroße Foto Saddam Husseins auf dem Hof der irakischen Grenzstation, wo die Leute bei starkem Andrang geduldig auszuharren hatten, unter den Augen des Allmächtigen. Ein Diplomat und Grenzer, das waren meine ersten Iraker. Funktionäre nur. Die lassen mich kalt.

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