Er sah auch Wolf von Tusch und Wernhard von Ottau in sehr schönen Gewändern.
Der alte Bolemil saß auf einem kostbaren Gesiedel. Er hatte ein wallendes Kleid von braunem Sammet an seinem Leibe, und das Kleid wurde von einem goldenen Gürtel mit grünen Steinen umspannt, und der weiße Bart floß auf den braunen Sammet nieder. Um ihn saßen mehrere alte Männer, und es standen mehrere junge neben ihm, und hörten auf seine Worte, und sprachen zu ihm.
Witiko kam zu Welislaw und Dimut, welche mit einander aus einem Gemache gegen andere Gemächer gingen. Welislaw hatte ein blaues Sammetgewand mit einem silbernen Gürtel, auf dem rote Steine zu Rosen gefaßt waren. Auf dem blonden Haupte hatte er eine weiße Sammethaube mit einer kurzen geraden weißen Feder, die auch aus einer roten Steinrose emporstand. Dimut hatte ein dunkelblaues Sammetgewand mit einem Gürtel, gewebt aus Gold und Silber, hellblauen Steinen, und ihr Haarnetz hatte das Gewebe und die Steine des Gürtels.
Welislaw sagte zu Dimut: »Und wie du heute, sehr schöner Krieger, keine Waffen an dir hast, sondern in dem prächtigen Frauenkleide mit den großen Edelsteinen einhergehst, die nur nicht so glänzen wie die zwei Edelsteine deiner Augen, so bedarfst du auch jenes Pfeiles nicht mehr, den du von unsern Feinden gefangen hast, die jetzt unsere Freunde sind.«
»Sehr schöner Zupan vom Wyšehrad«, entgegnete Dimut, »der du nur dieses Spielzeug an deiner Seite trägst, und in dem prächtigen Männerkleide mit den roten Rosen einhergehst, die du von unserm Freunde Witiko genommen hast, und der du auch zwei blaue Edelsteine als Augen in deinem Angesichte trägst, du bedarfst der Pfeile nicht.«
»Ich bedarf ihrer, um dort zu verwunden, wodurch nichts anderes verwundet werden kann«, sagte Welislaw.
»Du bist der zweite Zupan des Landes, und kannst dir Pfeile genug schneiden lassen«, antwortete Dimut.
»Diese gehen nur in die Herzen der bärtigen Krieger«, entgegnete Welislaw, »wenn ich deinen Pfeil hätte, wäre die Wunde schon da.«
»Er ist in dem Turme zu Rowna bei dem roten Banner, welches der Herzog meinem Bruder gegeben hat«, sagte Dimut.
»Und wenn du von deinem Bruder fort ziehst, wird der Pfeil bei dem roten Banner zu Rowna bleiben?« fragte Welislaw.
»Und wenn ich von meinem Bruder fortziehen so weiß ich nicht, was mit dem Pfeile geschieht«, antwortete Dimut.
Witiko grüßte die beiden, sprach einige Worte mit ihnen, und ging dann seines Weges weiter.
Er sah an einem Fenster Odolen und Sezima stehen. Odolen hatte ein grünes Sammetgewand mit einem silbernen Gürtel, und auf seinen schwarzen Haaren hatte er eine weiße Haube mit einer schwarzen Feder. Sezima war in Blau und Gold gekleidet. Witiko ging zu ihnen, und fragte, ob sie nicht wüßten, wo er den Bischof Silvester finden könne.
Odolen antwortete: »Der ist bei denen, die jetzt in unserem Lande die römische Sprache reden.«
Witiko verabschiedete sich, und ging gegen das Gemach, in welchem der Kardinal Guido war. Er sah den Kardinal auf einem Stuhle sitzen, und an seiner rechten Seite saß der ehemalige Bischof Silvester und an der linken der Propst Daniel. Er sprach mit beiden. Weiter entfernt saßen die Bischöfe Otto und Zdik, und dann saßen oder standen noch andere Herren der Kirche und Priester und verschiedene Menschen.
Witiko entfernte sich wieder von der Tür des Gemaches, und ging eines anderen Weges zurück, als den er gekommen war. Er sah jetzt auch die Herzogin unter Frauen und Jungfrauen sitzen, und sah manche Herren und Frauen neben einander wandeln, und mit einander sprechen.
Er kam auch zu Lubomir. Derselbe saß auf einem Stuhle. Er hatte ein schwarzsammetenes Gewand, und auf dem Gürtel waren viele edle Steine in schimmernden Farben. Die schwarze Haube mit der weißen Feder hielt er in der Hand, und seine weißen Haare und sein weißer Bart leuchteten aus dem schwarzen Gewande. Es saßen mehrere alte Männer bei ihm, und junge standen daneben.
»Witiko«, sagte er, »du gehest allein in diesen Gemächern, und sinnest nach andern Dingen.«
»Ich habe mit einigen Herren gesprochen«, sagte Witiko, »und suchte nun den hochehrwürdigen Bischof Silvester.«
»Mit dem hat der hocherlauchte Kardinal zu reden«, antwortete Lubomir, »er hat ihn und den Propst Daniel zu sich rufen lassen.«
»Ich habe gesehen, wie er mit ihnen sprach«, sagte Witiko.
»Meine Hauswirtin freuet sich schon«, sprach Lubomir, »wenn du einmal in deinem festen Stande bist, und auf eine längere Zeit zu uns kommen kannst, wie du es versprochen hast. Jetzt werden friedliche Zeiten kommen, und wir können von dem reden, was wir in unserem Lande, in unserer Gegend und unter unseren Leuten, und was wir in unserem Hause tun wollen. Boleslawa kann dir auch noch manches sagen, was dir zu gute kommen könnte.«
»Wenn der Frühling in das Land zieht, und unser Wald neu grünt«, antwortete Witiko, »werde ich in dem festen Stande sein, wie Ihr sagt. Und dann werde ich zu einer Zeit um freundliche Gastlichkeit in Daudleb bitten, und ich werde Euch auch bitten, daß Ihr mit den Eurigen nicht verschmähet, eine ehrerbietig gebotene Gastlichkeit in meinem Hause anzunehmen.«
»Ich bin bei dem Beginne deines Hauses gewesen«, sagte Lubomir, »und es geziemt sich, daß ich es auch betrachte, wenn es fertig ist.«
»Ihr dürft nicht allein kommen«, sprach Witiko.
»Wir werden in dein Haus kommen«, sagte Lubomir, »und werden öfter kommen, und werden kommen, wenn die junge Burgfrau in demselben schaltet.«
Witiko antwortete nicht.
Lubomir sprach: »Wenn wir gemach in die andere Welt gehen, die wir weiße Haare haben, so müssen die, deren Scheitel noch dunkel ist, in dem Lande sein, und nach ihnen wieder dunkle Scheitel. Du bist ein guter Mann, Witiko, und die nach dir kommen, werden wieder gute Männer sein.«
»Das sind Dinge der Zukunft«, sprach Witiko.
»Und die Zukunft wird sich erfüllen«, antwortete Lubomir. »Eines ist nicht mehr weit zukünftig, ich wünsche dir recht viel Glück und Heil.«
»Das liegt in Gottes Hand«, sagte Witiko, »und mögen die Friedensjahre, die wir erwarten, voll Segen sein.«
»Und mögen wir den Segen bringen helfen«, sprach Lubomir. »Witiko, komme doch, so lange wir in Prag sind, noch zu mir.«
»Ich werde Euch noch in dem Hause Eures Stammes aufsuchen, wie ich Euch aufgesucht habe«, antwortete Witiko.
»Tue das«, sagte Lubomir.
Nach diesen Worten verabschiedete sich Witiko, und wandelte wieder weiter.
Er traf noch mehrere seiner Freunde, und sprach mit ihnen.
Endlich wurde das Zeichen gegeben, daß das Fest zu Ende sei, und Witiko ritt mit einigen seiner Männer, die ihn draußen erwartet hatten, in seine Herberge.
Die Feier der Kirche des heiligen Veit dauerte noch acht Tage. Der Herzog und die Herzogin, der Kardinal Guido und alle Herren der Kirche und die Herren des Landes waren täglich bei dem Gottesdienste. Die mährischen Fürsten beteten vor der Kirche. Viele Menschen kamen noch von allen Gegenden, und die zuerst keinen Platz in der Kirche gefunden hatten, suchten ihn später zu gewinnen. Nach dem Gottesdienste segnete der Kardinal die Gläubigen, und er segnete sie auf seinem Heimwege. Von dem mittäglichen Walde kamen auch Züge nach Prag, um des Heiles dieser Tage teilhaftig zu werden, und jeder Zug hatte ein kirchliches Banner. Sie lagerten sich zwischen dem Wyšehrad und dem rechten Burgflecken. Manche gingen zu Witiko, und Witiko ging zu ihnen, und er erteilte ihnen Rat und, wo es nötig war, Gaben. Und als sie ihre Gebete verrichtet hatten, und als sie alles, was ihnen zu sehen würdig schien, in Prag betrachtet hatten, traten sie wieder den Heimweg an.
Der Kardinal Guido besuchte alle Kirchen und heiligen Orte, und er hielt in dieser Zeit auch Versammlungen, wie er sie vor ihr gehalten hatte.
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