Zusätzlich müssen Frauen immer auch sehr fleißig sein, wenn sie hierarchisch nach oben kommen wollen, bei manchen Männern funktioniert das leider oft auch ohne eine vergleichbare Leistungsbereitschaft. Vielleicht schon deshalb, weil der Mann stets an die nächste Ebene denkt, selbst dann, wenn er seine Fähigkeiten bereits klar ausgereizt hat. Frauen hingegen muss man oft zu mehr Verantwortung überreden, selbst dann, wenn sie klar in der Lage sind, diese dann auch zu schultern .
Aber selbst wenn Frauen fleißig, engagiert und top kompetent sind: Sie sollten niemals den Fehler begehen, darauf zu warten, dass man sie entdeckt. Es wird nicht passieren! Deshalb: Schauen Sie genau hin, wie erfolgreiche Männer dafür sorgen, dass sie wahrgenommen werden, wir können da noch viel lernen.«
Lächeln ist gesund. Lächeln macht sympathisch. Lächeln baut Beziehungen auf. Achtung: Unkontrolliertes Dauerlächeln im Business bringt Punktabzug in Sachen selbstbewusstes Auftreten.
Ute Ehrhardt hat mit ihrem Bestseller Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin den Begriff des »Mona-Lisa-Syndroms« geprägt, an dem Frauen kollektiv leiden würden. Das unergründliche Lächeln Mona Lisas stellt für die Autorin »das stärkste Symbol weiblicher Unterwerfung« dar.
Das Bild der braven und bescheidenen Frau ist noch vorhanden
In der Tat lächeln Frauen zu viel und zu oft. Auch dann, wenn es um etwas Ernstes wie das Verkünden von Einsparungsmaßnahmen oder Unangenehmes wie das Führen von Gehaltsgesprächen geht. Statt mit strengem Blick ihren Gegner in Schach zu halten, lächeln sie sanft, bringen ihren Kopf in Schräglage oder fahren sich mit den Händen durch die Haare. Auch der Dekolleté-Griff – mit einer Hand unterhalb des Halses in die Blusenöffnung fahren – wird öfters gesehen.
In einem konkurrierenden Business-Umfeld sind solche Unterwerfungsgesten tabu. Ebenso Gefälligkeitsgesten. Fahren Sie Ihren Service-Reflex zurück und unterdrücken Sie Sätze wie »ich hol’ mal eben den Kaffee« oder »kopiere mal eben die Unterlagen«. Männer können auch Kaffeemaschinen und Kopierer bedienen, allerdings ist Kaffeekochen oder Unterlagenkopieren lassen natürlich angenehmer. Probieren Sie es aus! Hüten Sie sich auch vor Sätzen wie »Sie können das doch am besten«. Das schmeichelt zwar, aber prompt hat man sich schon wieder eine Aufgabe aufgehalst, die man nicht erledigen wollte oder sollte. Kann sein, dass es Ihnen persönlich nichts ausmacht, solche Dinge eben schnell zu erledigen, wenn Sie aber meinen, damit ernten Sie Anerkennung: Weit gefehlt! Im Gegenteil, die Krux ist: Sie zementieren damit genau das Bild von der braven, bescheidenen Frau, das der Großteil der Männer – bewusst oder unbewusst – sowieso noch im Kopf hat. Nur: Brav- und Bescheidensein haben im Business nichts zu suchen.
Frauen sagen zu wenig, was Sache ist. Egal, ob dem Lebenspartner gegenüber oder im Beruf. Die gelebte Frauensolidarität am Arbeitsplatz – mehr Wunschtraum als Wirklichkeit?
Managerinnen wird oft Mangel an Solidarität vorgeworfen
Oft wird beklagt, dass Frauen, die es nach oben geschafft haben, gar nicht erst versuchten, andere Frauen zu fördern. Vielmehr werfen sie ihren Kolleginnen vor, selbst daran schuld zu sein, dass sie nicht mehr Erfolg haben, und schlimmstenfalls hindern sie sie sogar am Aufstieg.
Die Frauenforschung hat dafür den Begriff Queen Bee Syndrome geprägt. Die Bienenkönigin arrangiert sich mit ihrer Rolle als Ausnahme und Vorzeigefrau, adaptiert männliche Vorurteile gegenüber Frauen in Führungspositionen und leugnet mögliche Diskriminierungsmechanismen. Mit anderen Worten: Sie kultiviert ihren Sonderstatus und ist blind für die Probleme anderer Frauen. Aktuelle Daten über die Verbreitung des Syndroms sind mir nicht bekannt. Wunderer/Dick (1997) kommen in einer Studie aus dem Jahr 1995 zu dem Ergebnis: Das Bienenkönigin-Syndrom besteht, aber nur in gemäßigter Ausprägung.
Dass Frauen, die in Toppositionen aufgestiegen sind, einen gewissen Adaptionsprozess durchlaufen haben, ist anzunehmen. Wie sonst hätten sie sich in den Machtzentren und Männerzirkeln durchsetzen sollen? Der steinige Weg einer Businesskarriere geht nicht spurlos an einem vorüber.
Das Phänomen lässt sich auch bei Männern beobachten. Wie viele Jungmanager tragen große Veränderungsvisionen vor sich her über eine neue Managementwelt, die sich mehr und mehr in Luft auflösen, je höher sie die Karriereleiter erklimmen und je mehr der wirtschaftliche Erfolgsdruck wächst! Ihre Verbesserungsabsichten fallen entweder der tagtäglichen Routine oder dem goldenen Kalb Shareholder-Value zum Opfer. Der Grat zwischen Anpassungsfähigkeit und Angepasstsein ist schmal.
Ich möchte an dieser Stelle nicht den Eindruck erwecken, dass alles beim Alten bleiben sollte, oder gar, dass es in den Unternehmen richtig läuft. Nein, aber ich möchte davor warnen, die Frauen, die nach oben durchdringen, mit Erwartungen zu überfrachten. Wenn Frauen (oder Männer) verkrustete Strukturen und Routinen aufbrechen wollen, müssen sie mit Widerständen rechnen. Wer hat nicht schon einen Veränderungsprozess mitgemacht, der als Rohrkrepierer endete. Change-Prozesse sind im Management an der Tagesordnung, ihr Scheitern aber auch. Wir alle haben emotionale Sperren gegen Veränderungen, fürchten, das Gewohnte und Vertraute zu verlieren. Das gilt auch für die, die den Wandel initiieren. Veränderungen können auch gewaltig schiefgehen.
Von der Stutenbissigkeit
Ein weiterer Begriff aus der Tierwelt – die Stutenbissigkeit – hat den Konkurrenzkampf unter Frauen wieder aufleben lassen, zumindest in den Medien. Fragen Frauen sich wirklich mehr als Männer: »Was hat sie, was ich nicht habe?« Betrachten und begutachten Frauen sich untereinander kritischer, als sie Männer beurteilen? Wird erst einmal das Handtaschenlabel gecheckt und dann die Kompetenz? Kann sein, kann aber auch nicht sein. Meine persönliche Beobachtung in diesem Zusammenhang: Frauenfreundschaften drohen entweder an Beziehungs- oder an Berufserfolgen zu zerbrechen. Und tun es manchmal leider auch.
Das sagen Frauen:
»Niemand will, dass Sie Erfolg haben, am allerwenigsten Sie selbst. Eine Frau zerstört ihren Triumph, weil sie Schuldgefühle wegen ihres Sieges empfindet. Andere Frauen, und auch Männer, sähen Sie lieber geschlagen.«
HARRIET RUBIN: Machiavelli für Frauen
Eins ist gewiss: Wenn Frauen mehr Erfolg haben wollen, dann sollten sie sich zusammenschließen, statt sich zu übersehen. Schauen Sie sich um. »Die oder ich«, das bringt Sie nicht weiter. Machen Sie gemeinsame Sache! Frauen, die behaupten, sie sähen keine wirklich qualifizierten Frauen hinter sich, gehören doch hoffentlich der Vergangenheit an. Frauen sind für die Zusammenarbeit gemacht, oder wie war das mit der höheren Teamfähigkeit von Frauen? Etwa nur ein Gerücht?
Gott sei Dank gibt es Umfragen wie die des nordrhein-westfälischen Frauenministeriums, die belegen: Wenn Frauen über die Besetzung von Führungspositionen entscheiden, wählen sie eher wieder eine Frau.
Von Frauen geförderte Frauen kommen weiter
Auch die internationale Studie Leaders in a Global Economy (Galinsky et al.) bestätigt die weibliche Mentorenschaft für Frauen als eines der wichtigsten Instrumente, um Frauen zu fördern. Zwar sagten 87 Prozent der befragten weiblichen und männlichen Führungskräfte auf die Frage, wer ihnen am meisten bei ihrem Aufstieg geholfen habe, »ein Mann«. Was aufgrund der rein zahlenmäßigen Verhältnisse im Management auch nicht verwundert. 19 Prozent der weiblichen Führungskräfte nannten aber immerhin als wichtigsten Mentor eine Frau. Und interessanterweise erreichten die Frauen, die von einer Frau gefördert worden waren, häufiger eine höhere Position als diejenigen, die von einem Mann unterstützt worden waren.
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