Dagmar Kohlmann-Scheerer
Kontern – aber wie?
Dagmar Kohlmann-Scheerer
Gekonnt kontern –
frech parieren
Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im
Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
Lektorat: Susanne von Ahn, Hasloh
Umschlaggestaltung: +malsy Kommunikation und Gestaltung, Bremen
Umschlagmotiv: +malsy Kommunikation und Gestaltung, Bremen
©2016 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Das E-Book basiert auf dem Buch „Konter - aber wie?“ von Dagmar Kohlmann-Scheerer, ©2015 GABAL Verlag GmbH, Offenbach.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit
schriftlicher Genehmigung des Verlages.
www.gabal-verlag.de
ISBN Buchausgabe: 978-3-89749-182-3
eISBN epub: 978-3-86200-046-3
Inhaltsverzeichnis
Sprache und Körpersprache wichtig
Dieser Leitfaden des gekonnten Konterns entstand aus der Anregung meiner Seminarteilnehmer. Sie hatten den Wunsch, das im Seminar „Gekonnt Kontern“ Erlebte und Gehörte noch einmal nachlesen zu können. Für den von mir schon jahrelang verwendeten Titel „Gekonnt kontern“ hatte dann leider schon ein anderer Verlag Titelschutz beantragt, sodass dieses Buch jetzt „Kontern – aber wie?!“ heißt.
Sie werden nach der Lektüre des Buches um viele Ideen reicher sein, wie Sie aus einer Situation heraus schnell und treffend reagieren können. Erwarten Sie aber nicht, im Handumdrehen ein Profi im Kontern zu werden. Denn neben einem Repertoire an passenden Antworten gilt es beim verbalen Schlagabtausch Folgendes zu beachten: Erstens müssen Ihre Körperhaltung, Ihre Stimme, Ihre Mimik, Ihr Auftreten, Ihre Haltung, Ihr Blick, also Ihr ganzer Körper, zu dem passen, was Sie sagen. Mehr noch, das Gesagte muss dadurch getragen werden. Zweitens müssen Sie Fantasie, Kreativität, eine gesunde Portion Frechheit, Mut und Albernheit zulassen oder erlernen. Erst in dieser Kombination werden Sie zu einem gelassenen, unangreifbaren, schlagfertigen Menschen.
Unterordnung zieht Angriffe an
Ein Mauerblümchen bleibt ein Mauerblümchen und wird auch weiter so behandelt, selbst wenn es einmal die Jahrhundertantwort gefunden hat. „Subdominante Menschen“ (also Menschen, die sich in untergeordneten Rollen befinden) rufen oft durch ihre demütige oder sich selbst klein machende Haltung bissige Hunde auf den Plan. Wer seinen Buckel zum Schlag hinstreckt, der wird erwartungsgemäß einen „draufbekommen“. Wer ständig dem Blick anderer ausweicht und hilflos und unsicher wirkt, wird in Verhandlungen eher auseinander genommen als jemand, der genau diese Merkmale nicht zeigt.
In diesem Buch erfahren Sie deshalb zunächst einiges Wissenswertes aus Physiologie und Psychologie: Wie reagiert Ihr Körper bei einem verbalen Angriff? Wie arbeitet das Gehirn? Sie erhalten Hinweise, wie Sie sich selbst besser kennen lernen und wie Sie Ihr Selbstbewusstsein trainieren können. Auf dieser Basis zeige ich Ihnen dann Möglichkeiten auf, wie Sie in unterschiedlichen Situationen „gekonnt kontern“.
Das Spiel des Lebens mitbestimmen
Sie nehmen teil am Spiel des Lebens und Sie entscheiden, ob Sie an den Spielregeln mitbasteln oder ob Sie Mitläufer bleiben. Das heißt nicht, ab morgen arrogant, draufgängerisch und aufgeblasen zu werden – nein, werden oder bleiben Sie selbstbestimmt und gelassen, egal in welcher Situation. Es wird Ihnen gelingen. Dazu wünsche ich Ihnen Erfolg.
Kontaktadresse:
Dagmar Kohlmann-Scheerer DKS-Training
Tölzer Strasse 13
82008 Unterhaching
Fon: 089-811 58 95
Fax: 089-811 27 62
E-Mail: info@dks-training.de
Internet: www.dks-training.de
1. Wie reagiert Ihr Körper auf einen Angriff?
Der Wunsch, spontan zu reagieren
Vermutlich kennen Sie die Situation, Sie werden plötzlich verbal angegriffen und sind vor Überraschung völlig sprachlos. Sie schnappen hörbar nach Luft – die Empörung steht Ihnen ins Gesicht geschrieben. Jetzt – und nur jetzt – würden Sie gern schlagfertig kontern. Doch bis Ihnen etwas einfällt, ist der „Gegner“ schon wieder weg. Entweder führen Sie noch Stunden später innere Selbstgespräche oder Sie kochen weiter vor Zorn und nehmen sich vor, beim nächsten Mal aber garantiert die richtige Antwort parat zu haben.
Stellen Sie sich vor, Sie (weiblichen Geschlechts) gehen auf dem Flur Ihres Unternehmens arglos Richtung Kaffeeküche und begegnen auf diesem Weg Ihrem „Lieblingskollegen“. Er grinst schon von weitem und auf gleicher Höhe mit Ihnen sagt er: „Bist du dicker geworden oder passt dir diese Hose einfach nicht?“
Psychische Reaktion:
Blanke Wut und der Wunsch, hier eine grandiose Antwort auf der Zunge zu haben.
Körperliche Reaktion:
Die Synapsen im Hirn klappen schlagartig zu und nichts geht mehr – Blackout! Der Puls beschleunigt sich, die Hände werden feucht, das Gesicht rötet sich.
Hormonelle Reaktion
Freuen Sie sich – Ihr Körper reagiert sehr vernünftig und normal. Er schüttet „nur“ Adrenalin oder Noradrenalin aus. Hormone, welche uns die notwendige Kraft (nicht die Intelligenz) zu einer körperlichen Reaktion verleihen. Dieser Prozess wird vom Stammhirn gesteuert. Dazu ist es verpflichtet, denn es hat die Aufgabe, für unser Überleben zu sorgen. Wenn Sie jetzt dem Kollegen kommentarlos eine Backpfeife gegeben hätten, hätten Sie (durch die Bewegung) das dafür bereitgestellte Adrenalin verbraucht und Ihr Körper wäre glücklich und zufrieden.
Was es damit auf sich hat, verdeutlicht folgendes Beispiel aus der Urzeit der Menschheit:
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen als NeandertalerIn inmitten Ihres Clans vor dem Lagerfeuer und brutzeln eine Wildsau. Das Fell lose um die Schulter gelegt, die Keule ruht neben Ihnen … Plötzlich hören Sie ein Geräusch – Sie halten inne und lauschen. Einer Ihrer Kameraden hat auch etwas gehört und sagt: „Ruhe mal, ich habe was gehört.“ Ein anderer sagt: „Was du auch immer hörst!“ Ein dritter sagt: „Ja, das war ein herunterfallender Ast.“ Sie sagen: „Nein, es kann auch der Berglöwe sein, denn der schleicht schon die ganze Zeit in der Gegend herum.“ Ihr Gegenüber meint: „Nein, das ist der verfeindete Stamm, ich habe schon vor langer Zeit die Rauchzeichen gesehen.“ „Ach was du dir immer einbildest“, sagt der andere wieder und widmet sich in aller Gelassenheit der Wildsau. Die Diskussion geht noch ein wenig hin und her. Plötzlich bricht aus dem Gebüsch tatsächlich der verfeindete Stamm heraus und versucht Sie alle zu ermorden. Der Berglöwe denkt sich: „Da kann ich mitmischen“, und sucht sich ebenfalls ein leckeres Opfer aus. Last but not least erschlägt der herunterfallende Ast flugs den darunter Sitzenden.
Kognitive Reaktion
Während der Diskussion ist unser intelligentes „Denkhirn“ in Aktion. Es wägt Geräusche gegeneinander ab, es verwirft, es konstruiert, es vermutet, denkt sich aus, setzt Gedachtes in Sprache um, und und und …
Das dauert eindeutig zu lange. Bis dieser Denkvorgang endlich abgeschlossen ist, haben der verfeindete Neandertalerstamm, der Berglöwe und der Ast Gelegenheit, in aller Ruhe die Attacke vorzubereiten.
Dieses Fiasko konnte sich der liebe Gott nicht länger anschauen, denn auf die beschriebene Weise hätte sich die Menschheit schneller verringert als vermehrt. Somit musste er einen Riegel vor die endlosen Diskussionen schieben: das limbische System.
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