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Meine Reise zur Robustheit
Ich habe lange geglaubt, dass ich robust bin. Bis zu dem Tag, an dem ich den Konkursantrag für mein Unternehmen unterschrieben habe. In diesem Moment platzte meine Robustheitsseifenblase, und ich schlug in der kargen, harten Wirklichkeit des Scheiterns auf. Damals wurde mir klar, wie einfach es ist, robust und stark zu sein, wenn alles perfekt funktioniert und die Geschäfte laufen.
Zwölf Jahre davor stand ich mit sieben Herren in dunklen Maßanzügen, jeder ein Glas Sekt in der Hand, in einer eleganten Anwaltskanzlei. Gerade hatte ich mit feuchten Händen den Kaufvertrag für das Unternehmen, bei dem ich bisher als Geschäftsführer angestellt war, unterschrieben. Die Situation fühlte sich seltsam surreal an. Noch nie hatte ich einen so hohen Geldbetrag überwiesen. Nach einem zweiten Glas Sekt jedoch konnte ich meiner Euphorie freien Lauf lassen. Mit dem heutigen Tag konnte eine denkwürdige Erfolgsgeschichte beginnen. Ich stellte mir bereits vor, wie ich in ein paar Jahren Zeitungsinterviews zu unserem großartigen Geschäftsverlauf geben und darüber in Vorträgen vor anderen Unternehmern und Studenten berichten würde.
Zwölf Jahre später habe ich meine Geschichte tatsächlich erzählt. Jedoch anlässlich einer »Fuck‐up‐Night«. Da erzählen Unternehmer vor großem Publikum von ihren Erlebnissen des Scheiterns, damit andere Menschen davon lernen und daraus Inspiration gewinnen können. Es kostete mich damals große Überwindung, eine Bühne zu erklimmen und mein gigantisches Scheitern zu schildern. In diesem Augenblick wurde mir klar, was unternehmerische Robustheit tatsächlich bedeutet und dass wir erst in wirklich prekären Momenten erkennen können, ob wir darüber in ausreichendem Maß verfügen oder nicht. Dieser Moment hat mein Leben verändert, und ohne diesen Moment würden Sie, geschätzte Leser, dieses Buch nicht in Händen halten.
Da Sie es aber in Händen halten, sind Sie wahrscheinlich einer von rund vier Millionen Kleinst‐ oder Kleinunternehmern im deutschsprachigen Raum. Oder einer von drei Millionen Einzelunternehmern, die ihre unternehmerische Tätigkeit entwickeln und im Sinne von Wachstum ausbauen wollen. Damit sind Sie das Rückgrat der Wirtschaft Ihres Landes oder auch der Motor der Wirtschaftsleistung! Das sagen zumindest Politiker und Wirtschaftsforscher – und es trifft ja auch zu.
Aber bemerken Sie etwas davon, dass Sie das Rückgrat der Wirtschaft sind? Erhalten Sie die Aufmerksamkeit der Politik? Bekommen Sie das Interesse von Ausbildungsinstitutionen in Form von passenden Angeboten für Ihre Anliegen und Nöte? Finden Sie viele Bücher, die Ihnen helfen können, Ihre speziellen und zahlreichen Anforderungen besser zu verstehen und zu meistern?
Also ich bemerke wenig davon!
Dabei würden Sie sich als tapferer mehr oder weniger »Einzelkämpfer« wirklich mehr Aufmerksamkeit verdienen. Abgesehen davon, dass Sie ein offensichtlich wichtiger Bestandteil Ihrer Volkswirtschaft sind, ist Ihre Aufgabe als Unternehmer sehr viel komplexer und schwieriger, als es von außen oft wahrgenommen wird. Aber nicht nur das. Die Anforderungen an Sie als Unternehmer sind in »normalen« Zeiten schon um einiges herausfordernder, als Sie es sich vielleicht selbst eingestehen würden oder vor Ihrer Gründung vorgestellt haben. In Krisenzeiten aber – wie die Finanzkrise von 2008 oder die Corona‐Pandemie – kommen noch einmal zusätzliche Belastungen und Herausforderungen hinzu.
Ich selbst wurde wirklich gut ausgebildet. Bevor ich Unternehmer wurde, hatte ich eine erfolgreiche Karriere in zwei Konzernunternehmen hinter mir. Ich habe enorm viel Fachliteratur gelesen. Mein eigenes Unternehmen war ausgezeichnet strukturiert und gut geführt. Unsere Pläne waren ordentlich ausgearbeitet und wohlformuliert. Wir haben viel Geld verdient, und das auch zur großen Freude der Banken, Förderstellen, unserer Investoren und unserer Mitarbeiter. Ich war in meiner Branche und in der Region hoch angesehen und wurde, wie am Tag des Kaufes erträumt, tatsächlich eingeladen, anderen Unternehmern zu erzählen, wie man ein kleines Unternehmen in schwierigen Zeiten führt. Im Nachhinein ist mir das etwas peinlich. Da stand ich vor meinen Zuhörern und meinte, ihnen nahebringen zu können, wie erfolgreiches Unternehmertun funktioniert. Dabei hatte ich, wie mir später schmerzhaft bewusst wurde, auch sehr viel Glück gehabt.
Und eines Tages, wie das Leben eben so spielt, verließ mich das Glück. Das Projekt war eigentlich viel zu groß für mein Unternehmen. Aber, keck geworden von den lückenlosen Erfolgen der letzten Jahre und im tragenden Glauben an meine große Robustheit, nahm ich es an. Schließlich war das Projekt wieder gut ausgearbeitet und wohldokumentiert, genau wie im Lehrbuch. Auch die Banken glaubten weiterhin an mich und meine Kollegen und liehen mir umfangreiche finanzielle Mittel. Nur – dieses Mal hatte ich kein Glück. Das Projekt ging spektakulär schief. Meine Kollegen und ich konnten uns noch zwei Jahre lang tapfer gegen die Insolvenz wehren. Aber irgendwann kam, was kommen musste.
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