1 ...7 8 9 11 12 13 ...17 Marty schmiss sich indessen tollkühn auf die Geweihsprossen und knallte den Hammer mehrfach in das Geäst. Unter trockenem Knacken brach es an den getroffenen Stellen auseinander und machte den Weg für das Duo frei.
Der Hirschgott hatte sich inzwischen gesammelt und schleuderte mit seiner Pranke den heranstürmenden Elbstone-Man an die Wand. Der wünschte sich für den Bruchteil einer Sekunde seine Jaqueline herbei und sich und sie an einen anderen Ort. Vorhin war noch alles perfekt gewesen! Stattdessen rutschte Marty hart getroffen an der Wand herab. Doch so einfach würde der Superheld nicht aufgeben. Marty schüttelte sich kurz. Dann war er wieder voll da und schlussfolgerte in seinen Gedanken: Der Dämon ist durch Tim abgelenkt . Er schob die verunsicherten Hannoveraner aus der Gefahrenzone hinaus in den Flur, während eine weitere Silberkugel Bergers in den Dämon einschlug. Abermals wurde dadurch das Monster an seinen Aktionen gehindert.
Der Dämon tobte und zerlegte nun das Zimmerinventar in seine Einzelteile. Die sichere Beute war vorerst entkommen. Nur noch dieser eine Mensch konnte derzeit seinen Blutdurst stillen.
Mittlerweile war die X-1 mit dem verheerenden Implosionsgeschoss vom Hauptkommissar endlich bestückt worden. Connullus entging in seiner Mordgier, dass sich hinter seinem Rücken mittlerweile zwei weitere Sterbliche positioniert hatten: Die EPO-Agenten waren zurück! Henning Sturm und Jana Sommer zielten mit ihren Waffen auf die Lungenflügel des Ungeheuers. Dann leuchteten die Mündungsfeuer der drei Pistolen zeitgleich auf. Die Geschosse verließen den Lauf und schlugen in den Oberkörper des Dämons ein.
Ein Ruck ging durch Connullus, als er die Kugeln spürte. Erneut röhrte der Vasall des Teufels wütend. Die Einschläge würden ihm nichts ausmachen! Doch dann entzündete sich die Munition plötzlich und brachte den Hirschgott zum Erleuchten. Ein innerliches Feuer fraß sich durch das Monster und erhellte das Hotelzimmer. In all seiner Pein schrie der Hirschgott so furchtbar durch den Raum, dass es auch im entferntesten Winkel des Hotels hörbar war. Abschließend bildete sich ein letzter erstaunter Blick in der Fratze des Dämons. Die Kreatur implodierte. Seine gespenstische DNA spritzte durch den Raum und nährte die Tapeten mit ihrem Saft.
Was zurück blieb, war ein Meer aus Blut und Fellfetzen, die an den Wänden klebten oder daran hinunterglitten.
*
Hier gab es für die Nacht noch viel aufzuarbeiten. Pete Saunders, der anscheinend nie schlief, war umgehend in Kenntnis gesetzt worden.
Jaqueline und Pauline fielen nach ihrer Rückkehr den Lovern um den Hals. Die Sächsin drückte Marty ganz fest und gab ihm einen heißen Zungenkuss. Schon wieder hatte ihr Held ohne Rücksicht auf Verluste beispielloses Engagement gezeigt. Pauline nahm Henning in die Arme. Tränen der Erleichterung, dass ihrem Beau nichts passiert war, kullerten die rosigen Wangen der Blondine hinab. Die 31-jährige schmiegte ihren Kopf an den Hals des 1, 90 Meter großen Hünen.
Mittlerweile traf auch Max Schenk, Pathologe der Göttinger Gerichtsmedizin, mit seinem Team ein. Ihn hatte Tim Berger zuvor aus dem Bett geklingelt.
Der Mittvierziger sah mit seinem brav gescheitelten schwarzen Haar und der Hornbrille wie ein überalterter Klassenstreber aus, als er sich das Desaster anschaute. Seine Kollegen machten sich währenddessen im Umfeld des Hotelzimmers sofort an die Arbeit. „Es wird dich vielleicht verwundern, aber hier kann ich nur noch den Tod feststellen“, kam es ironisch über die Lippen Schenks. „Den Tod von zwei Personen; eine weiblich, eine männlich. Einerseits haben wir hier den unverdauten Kopf eines Mannes…“ Schenk deutete zur linken Zimmerecke, wo sich der erkennbare Rest von Finn Bauer befand.
„… Andererseits liegt hier die ausgeweidete Leiche einer Frau direkt vor uns auf dem blutverschmierten Parkett.“ Jessica Blumfelds tote Augen starrten zur Decke. Aus ihrem Bauch waren meterlange Darmschlingen gequollen. In der Brust prangerte ein riesiges Loch, durch das man bis zur Wirbelsäule gucken konnte. „Zu den Fleischbrocken an den Wänden gibt es wie immer am nächsten Tag ein genaueres Ergebnis. Das Ding hat jedenfalls ganze Arbeit geleistet. Leichensäcke können wir uns an dieser Stelle sparen. Die Überbleibsel sind größtenteils in Frühstücksbeuteln portionier- und so besser händelbar.“ Der Gerichtsmediziner verlor aber auch niemals seinen Humor! Anders dagegen Berger: Ihm war übel. Er hielt sich ein Taschentuch vor den Mund. Der scharfe Blut -und Menschenfleischgeruch biss regelrecht in seinen Augen.
Die Gerichtsmediziner kratzten mit Kunststoffschabern die DNA von den Wänden und manövrierten sie in kleine Tüten. Henning Sturm befand für sich, dass es hier heute in dieser Nacht keine neuen Erkenntnisse geben würde. Jana Sommer und Tim verabschiedeten sich zwecks Augenpflege auf ihr Zimmer. Auch Marty Anders und Jaqueline König verschwanden Richtung Bett. Die übrigen Hannoveraner hatte man ganz unproblematisch auf andere Räume verteilt. Ein herbeibeorderter Psychologe stand ihnen dabei zur Seite. Das war wohl auch angesichts der Vorkommnisse bitter nötig, welche die Eishockey-Fans in den letzten Stunden erlebt hatten.
Der EPO-Agent plante den bevorstehenden Tag. Es tat ihm zwar furchtbar leid, dass es mit dem Langlauf angesichts der passierten Ereignisse nicht klappen würde, aber er wollte das Beste aus der Situation machen.
Am Morgen stand eine Begehung um das Wurmberger Territorium mit einem Harz-Ranger und den fünf Freunden an, während parallel dazu Suchtrupps nach der vermissten Jasmin Schmidt Ausschau halten sollten. Im Detail war das zwar vorhin schon mit allen Beteiligten besprochen worden; trotzdem entschuldigte sich Sturm bei seinen Freunden per WhatsApp noch einmal für die Änderungen im Tagesablauf.
Währenddessen war die bezaubernde Pauline schnell unter die Dusche gehüpft. Als das Wasser der Brause ihren sexy Körper umschmeichelte, ging sie in sich. Die Beiden waren schon gute zwei Jahre ein Paar. Aber ihren Henning liebte sie wie am ersten Tag, als sie sich damals in der von ihr geleiteten Niedersächsischen Staatsbibliothek in Goslar kennengelernt hatten.
Der Agent war Jahre zuvor von schlimmen Ereignissen heimgesucht worden. Fast wäre er daran zerbrochen. Die Blondine dachte nach… Vielleicht hatte er aber damals sogar das Unheil mit Eva heraufbeschworen: Der Deutsch-Däne nahm zu dieser Zeit mit seiner Frau des Öfteren an Seancen teil, da ihn das Thema Tod brennend interessierte. Incubus, der Dämon der Albträume, war seiner Frau infolgedessen erschienen und hatte sie zum Selbstmord getrieben. Sturm fiel daraufhin in ein tiefes Loch. Doch irgendwann kriegte der damalige GSG 9-Polizist die Kurve. Die EPO wurde durch den Fall auf ihn aufmerksam und nahm zu dem Hamburger Kontakt auf. Seine dienstlichen Leistungen waren zuvor herausragend. Sturm schien eine mögliche Verstärkung für die Organisation zu sein. Was hatte er schon zu verlieren? Er schloss sich der EPO an, um fortan übernatürliche Verbrechen zu bekämpfen und vielleicht sogar den Tod Evas zu rächen.
Paulines mitfühlende Tränen vermischten sich mit den Wasserperlen, die an ihrem wunderschönen Körper hinabglitten. Ihrem Beau in dieser Nacht noch etwas Gutes zu tun, war jetzt allerhöchste Priorität! Sie verließ die Dusche und streichelte mit dem Frottee-Handtuch die Feuchtigkeit von ihren üppigen Kurven ab. Dann machte sich die Blondine vor dem Spiegel auf die Schnelle einen Dutt und färbte sich die Lippen rot. Nackt wie Gott sie geschaffen hatte, betrat Pauline die Schlafstelle. „Jetzt ist aber mal gut.“ Die 31-jährige zog Henning sanft das Mobil-phone aus den Händen. „Du musst jetzt mal zur Ruhe kommen, Süßer.“
„Ja, da hast du wohl Recht.“ Der EPO-Agent versuchte sich auf dem breiten Doppelbett zu entspannen. Mittlerweile war es schon drei Uhr morgens. Er sah sich um. Das Zimmer war echt lauschig. Sehr geschmackvoll eingerichtet. Dezentes Licht sorgte für eine wohlige Atmosphäre. Aber dann war da ja noch seine Pauline. Eines hatte sie sich in der kurzen Zeit nach dem Duschen nicht nehmen lassen: Pauline trug jetzt grüne halterlose Strümpfe über den imposanten Beinen. Lasziv räkelte sie sich vor Henning zur leisen Radiomusik, die über dem TV lief.
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