War Donald Trump jemals so richtig, richtig traurig?
Paul Manafort: Erst war er Donnie’s Paul-US, jetzt ist er sein Saulus. Und das alles wegen der Russ’. Es ist ein Verdruss, er erzählt nur noch Stuss, weil er’s durch Mueller so muss. Doch für Donnie, den Primus, ist noch lange nicht Schluss.
Wirbelstürme kommen, Wirbelstürme gehen. Donald Trumps Frisur bleibt.
Das älteste Kernkraftwerk der USA hat heute seinen letzten Arbeitstag. Kernschmelz-Donnie seinen 604.
Bleiben noch 856 Tage, bis der Reaktionär abgeschaltet wird.
Oder ’ne Laufzeitverlängerung kriegt.
Donald Trumps neue Reality-TV-Show läuft in China und den USA, hat Milliardenquoten und trägt den Titel: Der Zollstreckungsbeamte .
Die Vereinigten Staaten sind eine gespaltene Nation, und der heutige Tag zeigt es mal wieder. Trumps Ex-Affäre Stormy Daniels veröffentlicht ein Buch und berichtet darin ausführlich über Donnies Fleischpeitsche. In Berkeley, Kalifornien, verkündet derweil der Stadtrat, dass auf kommunalen Veranstaltungen, die montags stattfinden, künftig nur noch veganes Essen angeboten werden darf.
Nur für die Statistik: Die Zahl der Pressegespräche im Weißen Haus ist unter Trump deutlich gesunken. Verglichen mit der Zeit unter Obama findet nur noch ein Drittel an Frage-und-Antwort-Stunden statt. Wobei die Stunden keine Stunden mehr sind, denn auch die Gesprächsdauer ist zurückgegangen. Von einstmals 60 Minuten auf gerade noch 20. Aber warum auch nicht? Das Zeitalter der Reduktion liebt das Sparen, nicht das Sparring.
Die Trump-Regierung will künftig nur noch 30.000 Migranten pro Jahr aufnehmen. Aktuell sind es 45.000, unter Obama waren es mehr als doppelt so viele. Und selbst das ist nur ein Bruchteil derer, die es versuchen. Allein sechs Millionen Menschen stellen jährlich einen Antrag auf eine Green Card und daran ändern auch Trumps Tiraden und seine Abschottungspolitik nichts. Amerika ist und bleibt für viele ein Sehnsuchtsort. »Emigration« ist für sie ein Anagramm für »Ort in Magie.«
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA betrug Ende vergangener Woche 201.000. Das ist der niedrigste Wert seit dem 15. November 1969, ebenjenem Tag, an dem die Vereinigten Staaten auf einem ganz anderen Gebiet einen Höchstwert erreichten. Damals, am 15. November 1969, fand nämlich die größte Anti-Kriegs-Demonstration in der Geschichte der USA statt. Allein in Washington versammelte sich eine halbe Million Menschen, um gegen den Vietnam-Krieg zu protestieren. Im ganzen Land waren es rund zwei Millionen, die auf die Straße gingen. Und heute? Da unterstützen die USA Saudi-Arabien in einem barbarischen Krieg im Jemen, dem bereits über 16.000 Zivilisten zum Opfer gefallen sind. Eine Reihe von Politikern und Militärs wollte die Unterstützung für die Saudis jetzt stoppen, aber dann hat »Verteidigungs-«Minister Mike Pompeo erfahren, dass damit US-Waffenverkäufe im Wert von 2 Milliarden Dollar gefährdet wären und da hat er ihre Bedenken vom Tisch gewischt. Amerikanische Rüstungskonzerne wie Raytheon können also weiter Waffen und Munition in riesigen Mengen produzieren – und die Zahl der Erstanträge wird weiter sinken.
Während ich mich immer noch frage, wie jemand wie Donald Trump Präsident werden konnte, fragt er sich wahrscheinlich immer noch, wie es denn möglich war, dass er nicht schon viel früher in dieses Amt gekommen ist. Den Raum dazwischen füllt dieses Tagebuch.
Der Bibel-Lesekreis im Weißen Haus ist noch immer aktiv. Einmal pro Woche treffen sich die drei gottesfürchtigen Ps – Energieminister Perry, Verteidigungsminister Pompeo und Landwirtschaftsminister Perdue – zum Studium der Heiligen Schrift. Dazu kommen noch Wohnungsbauminister Carson und Bildungsministerin DeVos. Trump ist nicht anwesend, kriegt aber jede Woche eine Kopie des Unterrichtsstoffes. Doch den ignoriert er. Er liest lieber in der Bibel, die ihm kürzlich die evangelikalen Christen geschenkt haben, denn da haben einhundert Pastoren eine Widmung für ihn reingeschrieben. Sie lautet: »Die Geschichte wird die Größe, die Sie für Generationen gebracht haben, registrieren.« Das ist natürlich kompletter Schwachsinn, aber immerhin wird die Geschichte nach dieser Widmung die kriecherische Kleingeistigkeit jener einhundert Bauch- und Bibelpinsler registrieren, die – statt Loblieder auf Dyslexic Donald zu dichten – sich besser mal das Ende von Matthäus 6,24 zu Gemüte geführt hätten, denn da steht: »Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.«
Ende Mai forderte Donald Trump massive Preissenkungen bei Medikamenten. Der Pharmakonzern Pfizer sah daraufhin von geplanten Preissteigerungen ab. Das Weiße Haus nahm es als Beleg für den Erfolg von Trumps Politik. Tatsächlich ist der vermeintliche Beweis nichts weiter als die Nebelkerze eines Dampfplauderers, denn die Zahlen sind aufs Ganze gesehen vollkommen andere: In den Monaten Juni und Juli gab es bei Medikamenten insgesamt 24 Preissenkungen. Ihnen stehen 395 Preissteigerungen gegenüber.
War heute bei der UNO. Generalversammlung, hieß es. Aber war kein einziger General da. Fake-Veranstaltung!
(Aus: Donald Trump, Tagebuch , unveröffentlicht.)
Meine Freunde erzählen ständig von irgendwelchen »tollen amerikanischen Fernsehserien.« Ich kann nicht mitreden. Ich habe keine einzige von ihnen gesehen. Ich habe weder Netflix, noch Amazon Prime, noch einen Fernseher. Ich habe nur mein kleines Tagebuch hier. Aber das genügt mir. Es ist meine eigene Serie. Der Held ist ein Reality-Star. Und wenn meine Freunde fragen, was das Tollste an ihm ist, dann sage ich: seine Tolle.
Donald Trump mag ein Problem für die Gegenwart sein, er ist aber auch eins für zukünftige Historiker. Die sind es nämlich gewohnt, die Aussagen und Handlungen eines Menschen einzubetten, in große Ideengebäude, umfassende Diskurse und komplexe Herrschaftsstrukturen. Die Historiker suchen nach Sinn und Kohärenz, aber die finden sie bei Trump nicht. Trumps Präsidentschaft lässt sich am besten als ungeordnete Abfolge fixer Ideen beschreiben.
Der Index für das Verbrauchervertrauen, der die Konsumneigung von Privathaushalten misst, war im September in den USA so hoch wie seit 18 Jahren nicht mehr. Die Republikaner behaupten, die Zahlen seien so gut wegen Trumps Politik. Die Demokraten sagen, sie seien es trotz seiner Politik. Den 99,9 % der Menschen, die keine Politiker sind, ist es egal. Sie haben gewählt, jetzt können sie kaufen.
Verdammt, ich hab schon seit drei Tagen nichts mehr zu Donald Trumps Frisur geschrieben. Aber was soll ich denn dazu noch erzählen? Es ist doch schon alles gesagt worden. Außer vielleicht, dass »Scheitel« das jiddische Wort für Perücke ist …
Hätte ich nur ein Wort, um Trumps Politik zu beschreiben, es lautete: erratisch. Trump selbst würde dann das verkörpern, was die Geologen einen erratischen Block bzw. ein Erratikum nennen: einen Verirrten, der aufgrund spezieller Bewegungskräfte (Wählerwanderung) an eine Stelle gekommen ist, an der er eigentlich nichts zu suchen hat.
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