Philip Mirowski - Untote leben länger

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"Jahrhundertkrise", «Bankencrash», «Systemkollaps» – Markige
Worte wurden bemüht, um die Wirtschaftskrise zu beschreiben,
die in den letzten Jahren zum Bankrott ganzer Länder geführt hat
und den Euro an den Rand des Abgrunds trieb. Markige Worte, die
nach grundlegenden Änderungen schreien. Doch als wäre nichts
geschehen, geht alles weiter wie bisher: Die neoliberale Wirtschaft
beginnt erneut heißzulaufen, Staatsinvestitionen sind weiter verpönt
und schon sieht man wieder die ersten Spekulationsblasen wachsen.
Angesichts dieser aberwitzigen Beharrungskräfte verfolgt Philip
Mirowski das neoliberale Projekt bis zu seinen Anfängen zurück
und zeigt, wie es gelingen konnte, der Welt eine ökonomische Theorie
nach starren mathematischen Gesetzen überzustülpen, die sich als
stählernes Mantra festgesetzt hat. Seine tiefgreifende, bissig und
anschaulich geschriebene Untersuchung, die Intellectual History,
Kulturkritik und die Aufdeckung des Einflusses mächtiger Interessenverbände
umfasst, zeigt zudem, dass sich der Neoliberalismus
mittlerweile zu einer Kultur verdichtet hat, die alle Bereiche unseres
Lebens bestimmt und auch unser Denken fest im Griff hat. Die Krise
der Wirtschaft entpuppt sich so auch als intellektuelle Krise.

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Dass durchaus tolerante, geistig bewegliche Menschen die Heterodoxie genau während der Blase im Vorfeld von 2007 zu einem endlich abgeschlossenen Kapitel erklärten, scheint mir kein Zufall zu sein. Rückblickend kann man darin einen Abkömmling der neoliberalen Botschaft vom »Ende der Geschichte« erkennen, ähnlich der von Ben Bernanke vor der Krise verkündeten ›Großen Mäßigung‹ der Konjunkturschwankungen, nur im Bereich der Theorie. Ausrichtung und Lehrinhalte der Disziplin waren drastisch homogenisiert worden – nicht zuletzt, weil Graduiertenkollegs nun auch Anfänger ohne abgeschlossenes Grundstudium der Wirtschaftswissenschaft aufnahmen –, was bei Anbruch der Krise bedeutsame Folgen zeitigte, als sich die Ökonomen in stümperhaften Reaktionen ergingen. Die Lehrinhalte und die Vorbildung der jüngeren Generation hatten sich derart verengt, dass sie Positionen außerhalb der eigenen Traditionslinie schon gar nicht mehr kannte und sich ihr Gefühl geistiger Freiheit somit schlichter Ignoranz verdankte. Die Lage wurde so bedenklich, dass heterodoxe Verweigerer sich mitunter als Opfer einer arglistigen Täuschung sahen: »Nichts ist für Kritiker der neoklassischen Lehre niederschmetternder als die Behauptung, die neoklassische Lehre existiere nur in ihrer Fantasie.«23 Keine Säuberung ist heimtückischer als die, die im Schutz der glaubhaften Versicherung durchgeführt wird, sie finde gar nicht statt.

Wie es Big Brother gelang, sich den Ruf politischer Neutralität und Offenheit zu erwerben, lässt sich unterschiedlich deuten; das vorliegende Buch beleuchtet das Phänomen aus mehreren Perspektiven. Schwieriger zu verstehen ist, wie diese Einschätzung selbst im Gefolge der Krise (wenngleich unter ständiger Nötigung), als die Wirtschaftswissenschaft Prügel bezog, gewahrt werden konnte; auch darum wird es im Folgenden gehen. In jedem Fall führte die im neuen Jahrtausend als »Ende der neoklassischen Wirtschaftslehre« vorgetäuschte Toleranz dazu, dass die Reaktionen der Ökonomen auf die Krise noch konfuser ausfielen, als sie es wohl ohnehin gewesen wären.

Allerdings gibt es für diese Geschichte eine bündige Erklärung. Kein Doktorand der Wirtschaftswissenschaft würde sie ernsthaft in Betracht ziehen, doch wir wollen ihr in diesem Buch nachgehen. Sie lautet, dass Quiggin nur zur Hälfte richtig lag: Nicht nur bestimmte wirtschaftswissenschaftliche Modelle sind zombifiziert, vielmehr ähnelt die gesamte neoklassische Tradition den Untoten und torkelt dergestalt schon eine Weile umher. Das würde offensichtlich erklären, warum noch so viel scharfsinnige heterodoxe Kritik ihren unerbittlichen Vormarsch nicht aufzuhalten vermag. Bevor der Leser diese Behauptung kurzerhand als zu hart verwirft, möge er das Folgende bedenken.

Nehmen wir das Selbstbild der Wirtschaftswissenschaftler, die eine Auflösung des neoklassischen Programms behaupten, vorläufig für bare Münze. Demnach scheinen wir erstens in eine historische Ära eingetreten zu sein, in der die akademische Neoklassik nicht länger »die Wirtschaft« zu erklären versucht, denn etwas Derartiges existiert für anspruchsvolle Ökonomen gar nicht. Kritiker, die über »die Wirtschaft der realen Welt« daherreden, ernten für solche Naivität nur die stumme Verachtung der Hüter des Expertentums. Ausgewiesene neoklassische Wirtschaftswissenschaftler wähnen sich am vermeintlichen Ende der Geschichte vielmehr im Besitz einer veritablen Universaltheorie, die sie folgerichtig auf schlechthin alles anwenden, was sich unter der Sonne findet: auf Leben und Tod, Sex, Neuronen, Nationen, Sprache, Wissen, die Wissenschaft selbst, persönliche Identität, Evolution, Ästhetik, globale Umweltkrisen und selbst auf menschliche Tugenden wie die Würde.24 Durch einen Taschenspielertrick wurde eine Theorie des Handels zur »Theorie der rationalen Entscheidung« – und Entscheidungen werden überall getroffen. Genau so lautet die zentrale Botschaft von Freakonomics, dem Bestseller zur »Großen Mäßigung«: Krass-rebellische (aber durchaus orthodoxe) Ökonomen haben eine Erklärung für jedes Phänomen, egal ob es um Sumo-Ringer, männliche Teenager, Vornamen von Mädchen oder Kriminalitätsstatistiken geht.25 Eine solche Hybris bringt allerdings ihre ganz eigene Tragik mit sich: Dass eine angeblich alles erklärende Lehre in Wirklichkeit gar nichts erklärt, ist eine philosophische Binsenweisheit. Neoklassische Wirtschaftswissenschaftler können potenziell alles als ordnungsgemäßes Produkt eines körperlosen »Eigeninteresses« darstellen, solange nur »Interesse« stets nachträglich definiert, Ordnung mit dem Status quo gleichgesetzt und die Ontologie des interessierten Subjekts in jedem einzelnen Fall anders gefasst wird. Wie bei allen guten Zombies klafft ein Hohlraum, wo sich ihr Gehirn befinden sollte. Die neoklassische Lehre ähnelt einem Katechismus für die Untoten, die kaum bis zehn zählen können.

Die unerträgliche Leichtigkeit der Ökonomie in der Neoklassik ist nur die Spitze des Eisbergs. Sehen wir uns zweitens näher an, wie der »wirtschaftswissenschaftliche Imperialismus« der zeitgenössischen Orthodoxie praktisch funktioniert. Beim munteren Vormarsch in die Interessengebiete anderer Disziplinen hat sie sich ihrerseits großzügig bei deren Formeln und Methoden bedient: Man denke an das Aufkommen der »experimentellen Ökonomik« oder den Einsatz von Magnetresonanztomographie zur Prognose wirtschaftlicher Entscheidungen. Wenn es in der Begriffsbildung der neoklassischen Theorie seit den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts eine Konstante gegeben hat, dann waren es in der Tat ihre sklavischen Bemühungen, durch die Imitation halbverdauter physikalischer Modelle ihren Neid auf die Physik zu bewältigen. Eine Sozialwissenschaft, die in ihrem Eifer, die Werkzeuge und Methoden anderer Disziplinen nachzuahmen, so ungezügelt ist, verfügt für Argumentationen auf dem eigenen Gebiet über kein solides Gültigkeitskriterium mehr, und seit den Achtzigerjahren hat sich dieses Problem noch verschärft. Die scheinbar so mächtige, weil allgegenwärtige Wirtschaftswissenschaft steht schwankend an der Schwelle zum Zerfall in ein ungeordnetes Gemenge der jeweiligen Moden anderer Disziplinen, die immerhin den Vorzug einer theoretischen Agenda haben, aus der neue Praktiken und Methoden hervorgehen.

Drittens sollte sich die Integrität einer lebendigen Disziplin in einem Konsens über Grundlagentexte zeigen, um überhaupt definieren zu können, wer als ihr Vertreter gelten kann. Lehrbücher für das Grundstudium zählen dabei meines Erachtens nicht, da sie lediglich das blasse Gesicht der Disziplin für die Außenwelt sind. Betrachten wir die heutige Orthodoxie, dann fragt sich: Wo ist der John Stuart Mill, der Alfred Marshall, Paul Samuelson, Tjalling Koopmans oder David Kreps des frühen 21. Jahrhunderts? Die Antwort für die Makroökonomie lautet, dass es keinen gibt. In der Mikroökonomie heißt der vermeintliche Goldstandard Microeconomic Theory (1995) von Andreu Mas-Colell, Michael Whinston und Jerry Green, ein ausuferndes und inzwischen auch recht veraltetes Kompendium ohne klare Struktur. Die Ökonometrie wird zwar gezwungenermaßen oft zum Kernbestand der Lehre gerechnet, aber über ihre zentrale Bedeutung für den heutigen wirtschaftswissenschaftlichen Empirismus ist man sich längst nicht mehr einig. Jenseits der Universitätslehrbücher wird die Disziplin nicht von klaren intellektuellen Standards zusammengehalten, sondern von kaum mehr als ein paar Zeitschriften, die aufgrund eines zirkulären Bewertungssystems als unverzichtbar gelten, und der Dominanz einer Handvoll renommierter Fakultäten. Hochschulabsolventen werden sozialisiert und indoktriniert, indem man sie zur Lektüre dieser Zeitschriften nötigt, deren Aufsätze eine Halbwertzeit von fünf Jahren haben: Ohne Ziel und Vision verschiebt sich der Schwerpunkt der Disziplin allenthalben; während sie sich gegen äußere Herausforderer streng abschottet, weist die Orthodoxie im Inneren eine große Leere auf.

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