DER AUTOR
Alex von Kuczkowski arbeitete 15 Jahre als Sport-Redakteur für deutsche Boulevard-Zeitungen. Zunächst fünf Jahre bei der »B.Z.« in Berlin. Bis Frühjahr 2014 dann für die »Bild« und »Bild am Sonntag« in Hamburg. Dort berichtete er zuletzt über den Fußball-Bundesligisten HSV. Heute ist er selbstständig und in unterschiedlichen digitalen Projekten aktiv. Seit September 2016 betreibt Alex von Kuczkowski gemeinsam mit Freunden die »Footballerei«, die mittlerweile größte American-Football-Plattform im deutschsprachigen Raum.
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Copyright © 2019 Verlag Die Werkstatt GmbH
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www.werkstatt-verlag.deAlle Rechte vorbehalten Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, Göttingen ISBN 978-3-7307-0489-9
EINLEITUNG
DIE ANFÄNGE
#1 DIE AMERICAN PROFESSIONAL FOOTBALL ASSOCIATION
DIE JAHRE NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG
#2 PLÖTZLICH KONKURRENZ. WIE DIE NFL DIE AAFC UND AFL SCHLUCKTE
#3 STEELERS, 49ERS & CO.: DIE ÄRA DER SERIENSIEGER
#4 DIE LIGA BEKOMMT WEITEREN ZUWACHS
#5 DIE GRÖSSTEN STARS DES 20. JAHRHUNDERTS
DAS WIRTSCHAFTSUNTERNEHMEN NFL
#6 SUPER BOWL – DAS GIGANTISCHE FINALE
#7 DER DRAFT – »VIEHMARKT« DER BESTEN COLLEGE-TALENTE
#8 DIE NFL EUROPE
#9 DIE NFL IN HOLLYWOOD
#10 DIE RIESIGEN STADIEN
DIE GEGENWART
#11 DIE TEAMBESITZER
#12 KAEPERNICK & CO.: DIE GRÖSSTEN SKANDALE
#13 DIE AKTUELLEN TOPSTARS
#14 DIE DEUTSCHEN IN DER NFL
EINLEITUNG
»Das ist mir zu kompliziert.«
»Da gibt’s mir zu viele Regeln.«
»Da wird viel zu oft das Spiel unterbrochen.«
»Ach, das ist doch bloß nur ein neuer Hype.«
Befragt man seinen Freundeskreis zum American Football, findet man in Deutschland noch immer viele Vorurteile. Trotz stetig wachsender TV-Einschaltquoten. Trotz stetig wachsender Fan-Community. Die NFL boomt in Deutschland so sehr wie noch nie. Und 2019 feiert sie auch noch ihren 100. Geburtstag. Zeit also für eine Liebeserklärung an die Liga der Superlative.
Ich verstehe Menschen, die mit American Football nichts anfangen können. Natürlich ist diese Sportart komplex. Nicht umsonst wird sie als »Rasenschach« bezeichnet. Wer nonstop Action sehen will, ist beim American Football falsch. Wer sich gern permanent unterhalten lassen will, ist bei der NFL aber genau richtig. Erstmals in Berührung kam ich mit ihr im Jahr 2001, als ich erst als Reporter für das damalige NFL-Europe-Team Berlin Thunder, später dann für die Hamburg Sea Devils eingeteilt wurde. Mich hat diese Liga sofort begeistert. Das ganze Drumherum fasziniert mich an ihr am meisten. Diese Liga ist mehr als nur eine Ansammlung von Menschen, die ihre Sportart besonders gut können. Viel mehr. Sie ist eine Institution. Ein eigener Kosmos. Eine Welt in sich. Ein Wirtschaftsunternehmen, das auf den maximalen Profit aus ist. Wer körperliche Höchstleistungen sehen will, gepaart mit brachialem Einsatz, Fair Play und menschlichen Dramen, sitzt bei der NFL in der ersten Reihe. Denn sie versteht es, sich perfekt zu inszenieren. Auf vielen unterschiedlichen Tanzflächen.
Das Paradoxe an dieser Liga ist ja: Ihr Spielbetrieb läuft nur fünf Monate im Jahr. Von Anfang September bis Anfang Februar. Dazwischen gibt es keine Pflichtspiele. Und eine neue Saison beginnt nicht etwa mit dem ersten Pflichtspiel. Auch nicht zum Beispiel am Tag nach dem Super Bowl. Nein, sie startet immer Mitte März. Für uns in Europa ist eine so kurze Saison unvorstellbar. Wir sind es gewohnt, das ganze Jahr mit unserem Verein und unseren Lieblingen mitzufiebern. Im Herbst, im Winter, im Frühling und im Sommer (von einer relativ kurzen Sommerpause mal abgesehen). In der NFL hingegen ticken die Uhren anders. Sie ist so etwas wie die fünfte Jahreszeit. Denn natürlich ist sie auch in aller Munde, wenn die Saison nicht läuft. Durch die NFL Combine, in der die hoffnungsvollsten College-Spieler des Landes ihre sportlichen Qualitäten zur Schau stellen. Mit der NFL Free Agency, in der die besten vertraglosen Spieler neue Teams finden und mit Millionen Dollar zugeschüttet werden. Und dem Draft, in dem sich die 32 Teams mit den besten College-Spielern verstärken. Die Liga hat sich eigene Events erstellt, um pausenlos im Gespräch zu bleiben. Nicht wenige davon sind in Szene gesetzt wie die Oscar-Verleihung.
Der Videobeweis wurde bereits 1999 eingeführt, um nichts dem Zufall zu überlassen. Es gibt für alles eine Statistik. Es gibt die Pro Football Hall of Fame. Es gibt den »Salute to Service«-Spieltag. Es gibt die »Brustkrebs-Vorsorge-Wochen«. Es gibt den »My Cause, My Cleats«-Day. Und es werden Auszeichnungen verliehen. Nahezu pausenlos. Für herausragende Leistungen. In jeder Woche, in jedem Monat, für das ganze Jahr. Die NFL weiß, dass man vor allem aus Marketing-Sicht auf Gesichter setzen muss, um Geld zu verdienen. Sie hebt ihre Besten in den Himmel. Produziert mit ihnen Hochglanzfilmchen. Dirigiert sie gekonnt auf eine Stufe mit Hollywood- oder Musikstars. Und die, die da in den Olymp gehoben werden, spielen das Spiel dankbar mit. Der Großteil der NFL-Profis kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Sie genießen es, angehimmelt zu werden, Fans zu haben. Zu zeigen, dass es einem gut geht und dass man zu Reichtum gekommen ist, gehört im US-Sport zum guten Ton. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz. Wer viel Geld hat, gibt’s auch schnell wieder aus. Für teure Autos, wertvollen Schmuck, die vermeintlich besten Freunde. Heutzutage haben es diese Stars auch viel leichter, sich im Rampenlicht zu zeigen. Social Media sei Dank. Die sozialen Kanäle, überall auf der Welt zu empfangen, sind voll von ihren privaten Fotos und Videos, auf denen hauptsächlich dicke Schlitten, Goldketten und Muckis zu sehen sind. Ich persönlich gucke mir so was lieber an als einen Teller mit Essen, der für Instagram in Szene gesetzt wurde …
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