eine Zumutung sein kann,
die auf Unverständnis stößt.
Der Gehorsame, der Gehorsam gelernt hat,
ist letztlich mit Gott allein,
dem er mehr gehorchen muß
als den Menschen mit ihren durchaus
berechtigten und notwendigen
Erwartungen und Forderungen.
Glaubensgehorsam kann menschlicher
Ungehorsam sein,
aber menschlicher Ungehorsam ist noch nicht
Glaubensgehorsam.
Herr, lehre mich deinen Gehorsam und mache mich vorbildlich dort, wo ich Verantwortung trage.
Oktav von Weihnachten – Hochfest
der Gottesmutter Maria (Lk 2,16-21)
Maria bewahrte alles in ihrem Herzen.
Besonders beim Jahreswechsel
werden viele Menschen nachdenklich,
die sonst nicht so viel nach-denken.
Unser Leben ist uns gegeben
in der Kontrasteinheit von Zeit und Ewigkeit.
Der Mystiker weist auf diese Einheit hin.
Zeit ist Ewigkeit.
Ewigkeit ist Zeit ( Angelus Silesius ). Die Ewigkeit ist uns in Form von Zeit gegeben. Mitternacht, „Null Uhr“, ist der Punkt, an dem die Ewigkeit in der Zeit in Erscheinung tritt.
Es gibt zwei Gefahren in unserem Leben:
daß wir nur für das Zeitliche leben;
dann wird unser Leben sinnlos;
oder daß wir nur an die Ewigkeit denken
und dabei die Verantwortung
für unser irdisches Tun und Lassen
zu wenig wichtig nehmen.
„Das Vergangene vergeht nicht“;
alles Zeitliche geht ein in die Ewigkeit.
Das Zeitliche erleben wir in Rhythmen:
Tage, Wochen, Jahre, Jahres-, Tageszeiten.
Wir erleben beides:
Immer wieder das Gleiche (Kreislauf);
und doch geht es immer weiter (Fortschritt).
Symbolisch: Kreis und Gerade werden eins in der Spirale.
Wir leben in der Zeit und mit der Zeit.
Wir müssen irdisch planen und berechnen.
Darum müssen wir die Zeit be-rechnen
und eine „Zeitrechnung“ erstellen.
Aber wo fangen wir an?
Bei einem Kreis
ist jeder Punkt Anfang und Ende zugleich.
Jede Zeitrechnung beginnt
mit einem wichtigen historischen Ereignis.
Für uns Christen ist es die Geburt Jesu:
Sie ist das „einzige, das zählt“.
Sie ist auch das „End-gültige“,
das, was an jedem Ende,
das wir durchmachen müssen,
noch zählt.
Im Wort „endlich“ ist beides vereint:
Hoffnung und Angst.
„Endlich“ bist du da!
Aber auch alles Irdische ist „endlich“:
Nichts kann man festhalten,
jeder Augenblick ist vergänglich.
Daraus ergibt sich
eine doppelte Empfehlung für das Leben:
Lebe jeden Tag neu, laß ihn kommen und gehen.
Schaffe und pflege gute Gewohnheiten,
durch die du die Nullpunkte (Totpunkte) überwindest.
Dies gilt besonders für den religiösen Bereich.
Das heutige Marienfest
zeigt uns die Gottesmutter:
Sie hat den Un-endlichen
empfangen und zur Welt gebracht;
dadurch hat sie sich selbst verewigt.
Herr, nimm mir durch deine Unendlichkeit die Angst vor dem Ende dort, wo in meinem Leben etwas zu Ende geht.
Zweiter Sonntag nach Weihnachten
(Joh 1,1-18)
Wir haben seine Herrlichkeit gesehen …
Im Wort „Herrlichkeit“ bringt die Bibel
viel vom unbegreiflichen Wesen Gottes
zum Ausdruck.
Die Herr-lichkeit Gottes ist untrennbar
von der Herr-schaft Gottes.
Dies wird deutlich im Bild
vom „Thron der Herrlichkeit Gottes“,
das uns mehrfach
im Evangelium gezeigt wird.
Die herrliche Herrschaft Gottes
ist die letztlich einzige Herrschaft,
die es gibt,
und der am Ende alles und alle
dienen „müssen“ bzw. werden:
Wenn Gott, die absolute Liebe,herrscht
und alle der Liebe dienen,
(„ihre Knie beugen“) ist das Reich Gottes oder die „Königsherrschaft Gottes“ vollendet.
Von den Hirten in Betlehem lesen wir:
„Der Glanz (= die Herrlichkeit) des Herrn
umstrahlte sie.“
Die Herrlichkeit des Herrn
hat Strahlkraft, Lichtkraft.
Sie setzt sich durch,
verwandelt alles Böse so
wie das Licht die Finsternis.
Die Macht der Liebe
ist letztlich immer stärker
als die Gewalt des Bösen.
Die Herrlichkeit des Herrn „sehen“
heißt bereits: von ihr betroffen sein.
Ich kann kein Licht sehen,
ohne daß ein Strahl des Lichtes
mich trifft
und in mich, in mein Auge eingeht
und mich innerlich hell macht.
Die Herrlichkeit Gottes strahlt ab
und macht uns Menschen „herrlich“.
Und umgekehrt ausgedruckt:
Jede echte Herrlichkeit des Menschen
ist Abglanz der ewigen Herrlichkeit Gottes.
Diese „Übertragung“ von Herrlichkeit
nennt das Evangelium „Verherrlichung“.
In Jesus sind Gott und Mensch
zugleich verherrlicht.
Wer die Herrlichkeit Gottes einmal gesehen hat,
der hat auch ihre zwang- und gewaltlos
überwältigende Kraft kennengelernt.
Daraus erwächst die Hoffnung,
daß am Ende alle gerettet sind.
Denn im Tod werden alle Menschen
(Verbrecher, Sünder, Verzweifelte eingeschlossen)
Gott begegnen und ihn
in seiner ganzen Herrlichkeit sehen.
Die Frage, ob es endgültig Verdammte gibt
– und wenn, wie viele –,
ist in der Offenbarung nicht beantwortet.
Die Antwort kann jeder nur
in seinem persönlichen Glauben finden.
Wer seine Herrlichkeit
nur ein wenig gesehen hat,
wird nicht mehr glauben können,
daß es am Ende „ewig Verdammte“ gibt.
Herr, laß mich deine Herrlichkeit sehen, die mich vor Anmaßung und Selbstherrlichkeit bewahrt.
Hochfest der Erscheinung des Herrn
(Mt 2,1-12)
Und der Stern … zog vor ihnen her bis zu dem Ort,
wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Wenn man in unserer Zeit,
in der viele tradierte Werte und Wirklichkeiten
fragwürdig geworden oder weggebrochen sind,
von Gott reden will,
muß man zuerst vom Menschen reden.
Unser Menschsein ist bestimmt von der Sehnsucht.
Sehnsucht ist das Verlangen nach etwas,
das ich brauche,
aber (noch) nicht habe,
das es aber irgendwo und irgendwie
geben „muß“.
Das Symbol unserer Sehnsucht ist der Stern.
Der Stern ist das Weihnachtssymbol, das in unzähligen Ausführungen uns innerlich anspricht und Weihnachtsstimmung erzeugt.
Der Stern ist ganz hoch oben,
ganz weit weg
und leuchtet in der Nacht.
Ich kann den Stern in meiner Nacht sehen,
weil er strahlt.
Alle können den Stern sehen,
wenn sie wollen.
Das Licht des Sterns
ist im Strahl enthalten;
der Strahl gelangt in mein Auge;
so kann ich den Stern immer
„im Auge behalten“.
Ich darf den Stern meiner Sehnsucht –
den Stern unser aller Sehnsucht –,
nie „aus dem Auge lassen“
und nie „aus den Augen verlieren!“
Dann erfüllt der Stern mein Leben
und macht mich selbst
zum Stern der Hoffnung für andere.
Das Ziel unserer Sehnsucht
ist auf die Welt gekommen, aber es ist nicht von dieser Welt. Andererseits führt uns unsere irdische Sehnsucht aus dieser Welt hinaus, weil sie bei allen irdischen Füllungen nie zur ganzen Erfüllung kommt: „Jeder Mensch, ist er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge“ (Wilhelm Busch) . Schopenhauer und mit ihm viele Nihilisten resignieren, indem sie das Leben sehen als ein einziges Warten auf jemanden, der nie kommt.
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