Jesus bekehrt die Sünder
durch Liebe,
nicht durch moralisierende Strafandrohung.
So entsteht durch Jesus der Gegensatz
zwischen dem bekehrten, liebenden Sünder
und dem nur buchstabengerechten Legalisten,
(„Und ist ein Mensch gefallen,
führt Liebe ihn zur Pflicht!“, Zauberftöte )
So verlangt der Täufer schließlich,
daß wir uns mit dem „Stärkeren“ befassen,
der mit „Geist und Feuer“,
das heißt mit der Kraft der Liebe tauft.
Johannes pocht auf Moral
und öffnet sie zugleich für die Macht
der allerbarmenden Liebe.
Herr, bewahre mich vor Selbstbetrug, damit die Liebe, die „alle Sünden zudeckt“, nicht zum „Deckmantel der Bosheit“ wird.
Vierter Adventssonntag (Lk 1,39-45)
„Wer bin ich, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“
„Wer bin ich denn?“
„Bin ich wer?“
„Ich kenne mich nicht mehr.“
„Ich kenne mich nicht mehr aus.“
Alle Bemühungen
um Selbstfindung, Selbstverwirklichung
und Selbstbestätigung
verraten die Not des Menschen,
der zu sich selbst
und damit zu den anderen Menschen
noch nicht das rechte Verhältnis
gefunden hat;
das zwanghafte, triebgesteuerte, egoistische Ich
ist noch nicht zum liebenden,
verantwortlichen Selbst geworden.
An der Frage der Selbstverwirklichung
scheiden sich die Geister.
Die einen haben
ein materialisteisches, mechanisches Menschenbild
sie wollen mit Hilfe der Psychologie
ihre Selbstverwirklichung
und Selbstbestätigung
selbst machen.
Die anderen sehen den Menschen
als Geschöpf und Geschenk Gottes;
sie empfangen ihre Selbstverwirklichung
als Geschenk der Liebe Gottes.
Für die ersteren ist alles Leistung,
für die letzteren ist alles
Geschenk und Gnade,
die jedoch auch den eigenen Beitrag verlangen.
Dieser Gegensatz zeigt sich auch
in der Frage:
Was ist das Glück des Menschen?
Für die einen ist Glück
das Haben von Glücksgefühlen;
für die anderen ist Glück
das Bewußtsein,
bedingungslos und unverlierbar geliebt zu sein.
Ähnlich sehen die einen
den Sinn des Lebens
in der Befriedigung
vergänglicher Bedürfnisse
und die anderen
in der Bestätigung durch die Liebe Gottes,
die mir unzerstörbare Daseinfreude schenkt.
Das Geliebtsein ist für mich
auch die Kraft
in Leid, Not und Tod.
Maria und Elisabeth
erfahren ihre gegenseitige Selbstbestätigung
in der Begegnung.
Die Freude –
die Freude im Herrn und am Herrn –
ist die Weise,
durch die diese Bestätigung geschenkt wird,
verbunden mit der Erfahrung:
Gott tut immer Großes.
Herr, ich will dich suchen, damit ich mich durch dich selbst finde.
Die Weihnachtszeit
Weihnachten – Heiliger Abend
(Mt 1,18-25)
„Das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.“
Gott schuf die Menschen
als sein Ebenbild,
als Mann und Frau schuf er sie.
Gott ist das Innigste an Beziehung,
das es gibt.
Gott und Menschen stehen zueinander
wie Mann und Frau,
wie Bräutigam und Braut,
in unauflöslicher Verbindung,
in ewigem Bund.
Maria, die Jungfrau,
die Geliebte Gottes, die Braut Gottes,
ist Symbol für das Volk Gottes,
für die Kirche
und schließlich für die ganze Menschheit.
„Jungfräulichkeit“ ist ein spiritueller Begriff;
er meint die Braut,
die sich schmückt
und auf den Bräutigam wartet,
von dem sie das Leben empfängt.
Jungfräulichkeit
ist die bedingungslose Bereitschaft für Gott;
sie betrifft alle Menschen,
nicht nur die Frauen.
Maria ist das Symbol
der „ewigen Jungfrau“,
der sich Gott zumutet
in einer unehelichen Schwangerschaft,
in der Geburt im Stall,
auf der Flucht bis hin unters Kreuz.
Sie – als die Geliebte Gottes
stand wohl Gott am nächsten.
Je näher Gott,
desto unbegreiflicher ist er;
je unbegreiflicher Gott,
desto näher ist er für den Glaubenden.
Maria war glücklich („selig“),
weil sie geglaubt hat (Lk 1,45) , nicht weil sie Gott begriffen hat. Wer trotz allem an die Liebe Gottes glaubt, wird irgendwann erkennen, daß Gott, der „in allem Mächtige, immer Großes tut“ – auch im Leid (Magnificat) .
Wir Menschen stolpern auf unserer Gottsuche
immer über das Leidproblem („Theodizeeproblem“) . Wir wollen Gott begreifen, bevor wir an ihn glauben. Doch Gott mutet uns zu, daß wir an seine Liebe glauben – trotz Leid und Tod und des Bösen in der Welt.
„Wie soll das geschehen … ?“
Gott hat uns die Sehnsucht nach Liebe eingepflanzt,
und er schenkt uns immer wieder
die Sternstunden, den Engel,
die erfüllten Augenblicke des Glücks,
die auch im Leid möglich sind.
Aus diesen Ansätzen
kann sich der Mut
zur Zumutung des Glaubens entwickeln.
Herr, gib mir den Mut zu allem, was du mir zumutest.
Weihnachten – Heilige Nacht (Lk 2,1-14)
„Heute ist euch der Retter geboren.“
An das Christkind glauben
Alle Jahre wieder …
führt uns das Weihnachtsfest
an den Ursprung der unzerstörbaren Freude
und der unverlierbaren Hoffnung.
Das Weihnachtsfest ist mehr
als nur die Erinnerung,
daß der historische Jesus einmal Kind war.
Weihnachten ist mehr
als nur eine Geburtstagsfeier.
Das Christkind wird nie älter;
es kommt immer wieder –
nicht nur alle Jahre,
sondern alle Tage –, immer.
Das „Christkind“ ist Symbol für den ewigen Gott.
Gott schenkt und verschenkt sich Er knüpft das Geschenk seines Daseins nicht an Bedingungen; er drängt sich nicht auf; er läßt sich abweisen und kommt trotzdem, damit er immer da ist, wenn wir ihn brauchen und nach ihm schreien.
Das Christkind ist Zeichen der Liebe;
es zeigt uns die ewige Liebe.
Alle unsere Geschenke machen erst dadurch Freude,
daß sie Zeichen der Liebe sind.
Jede echte Liebe stammt von Gott;
darum kommt jedes echte Geschenk
„vom Christkind“,
vom sich verschenkenden Gott.
So kann man sich auch selbst etwas kaufen,
um sich von Gott
beschenken zu lassen.
Wer an das Christkind glaubt,
ist nicht mehr einsam.
Die Liebe Gottes hat „Hand und Fuß“ bekommen und gibt sich uns in die Hand. Er liefert sich den Menschen aus. Er, der alles im Griff hat, läßt sich von den Menschen be-greifen und er-greifen. Man kann liebend ergreifen und hassend ergreifen; Gott läßt Beides zu. Gott ergreift uns, indem er sich ergreifen läßt. Wer Gott liebend ergreift und ihn – sich an ihm – festhält, findet in ihm Halt und Geborgenheit. Was ich fest halte, hält mich fest.
Im Christkind finden wir schließlich die Erfüllung unserer Sehnsucht nach ewiger Liebe. Im Christkind rührt Gott unser Herz an: Nimm mich doch, ich bin dein und will immer bei dir sein; ich werde nie alt.
Herr, laß auch mich das Christkind zur Welt bringen und das Geschenk deiner Liebe weiterschenken
Weihnachten – am Tag (Joh 1,1-18)
Das Wort ist Fleisch geworden.
Das biblische Wort „Fleisch“
meint die menschliche Natur
in ihrer ganzen Armseligkeit,
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