Die hier angesprochene Fehlernährung trägt auch maßgeblich zur krankmachenden Wirkung der Schadstoffbelastung bei. Daraus folgt:
Die Ernährung spielt die größte Rolle bei der Entstehung von Krankheiten – aber auch bei ihrer Heilung. Darum geht es in diesem Buch.
Der Körper des Menschen ist, was er isst
Der menschliche Körper besteht aus Billiarden einzelner Zellen sowie aus den Zwischenräumen zwischen diesen Zellen (Zellzwischenräume, meist Bindegewebe). Die Zellen, das Blut und die Zellzwischenräume bestehen aus genau den Baustoffen, die über die Nahrung zugeführt werden. Beispielsweise besteht die Zellmembran, die äußere Hülle einer Zelle, aus Fettsäuren. Wenn die Nahrung nun ranzige oder trans-Fettsäuren enthält, dann werden diese in unsere Zellmembranen eingebaut und stören für längere Zeit, oft für Monate, die Funktionen der Zellen empfindlich. Sie können nicht mehr so viel „Bio-Energie“ bilden und sind nicht mehr flexibel. Unsere Zellen können auch das Zellgift Acrylamid enthalten, das immer aus acrylamidbelasteten Nahrungsmitteln oder hohen Blutzuckerwerten herrührt. In menschlichen Körpern finden sich außerdem oft viele unerwünschte Schwermetalle oder chemische Giftstoffe.
Diese unerwünschten Substanzen stören empfindlich die Stoffwechselprozesse der Zelle und damit auch die der Organe und des ganzen Körpers. Sie sind eine Ursache für Krankheiten. Die Menge dieser Chemikalien und Schwermetalle, die meist sehr lange, wenn nicht lebenslang, in unserem Körper festsitzen, hängt direkt auch von der Ernährungs- und Lebensweise ab. Grob gesehen gilt folgende Regel:
Menschen, die überwiegend Nahrungsmittel aus kontrolliert biologischem Anbau oder Wildsammlung zu sich nehmen sowie weniger Tierprodukte essen, haben deutlich weniger Schadstoffe in ihrem Körper. (Das gilt allerdings nicht für Produkte, die nur das Bio-Siegel der EU tragen.) Dagegen sind die Körper von Menschen, deren Nahrung aus konventionell angebauter Nahrung und vielen Tierprodukten besteht, um ein Vielfaches mehr mit diesen Giftstoffen belastet. Diese chemischen Substanzen lagern sich nicht nur im Körper ab, sondern beeinträchtigen auch die Darmflora negativ.
Sind Bio-Nahrungsmittel gesünder?
Ein Mensch nimmt in seinem Leben durchschnittlich etwa 30 Tonnen Lebensmittel und 50 Tonnen Getränke zu sich. Damit nimmt er möglicherweise auch viele Kilogramm Schadstoffe auf. Denn zahlreiche Schadstoffe, die in unseren Körperorganen nachweisbar sind, stammen aus unserer Nahrung. Hier können wir höchst erfolgreich Einfluss nehmen: Es ist mehrfach belegt, dass biologisch angebaute Nahrungsmittel deutlich weniger Schadstoffe enthalten als konventionelle Nahrungsmittel.
Der Grund dafür: Im biologischen Landbau sind künstliche Chemikalien wie Insektizide (Insektenvernichtungsmittel), Fungizide (Pilzvernichtungsmittel), Herbizide (Unkrautvernichtungsmittel), Phosphatdünger (der hochgiftiges Uran enthält) und künstlicher Stickstoffdünger (der giftiges Cadmium enthält) verboten. Auch genveränderte Nahrungsmittelpflanzen, die ein sehr hohes Gesundheitsrisiko bergen, sind im biologischen Landbau nicht zugelassen. Zudem ist die Qualität des Bodens durch die Menge der darin lebenden, Humus bildenden Regenwürmer und Mikroorganismen um ein Vielfaches höher. Auch unser Trinkwasser wird bei Bio-Anbau weniger mit Rückständen aus Phosphatdünger und Pflanzenschutzmitteln belastet.
Neben der relativen Schadstoffarmut weisen Bio-Lebensmittel deutlich höhere Mengen an gesundheitsfördernden Vitalstoffen auf.Warum ist das so? Weil sich die Pflanzen wegen des fehlenden Pestizideinsatzes selbst gegen Insekten und Krankheitserreger (wie zum Beispiel Pflanzenpilze) wehren müssen. Diese Abwehrarbeit wird ihnen nicht durch Chemikalien abgenommen. Und die in Bio-Lebensmitteln vermehrt gebildeten pflanzlichen Abwehrstoffe sind für unsere Gesundheit erfreulich positiv. Als Beispiel sei hier die große Gruppe der Polyphenole genannt, die unsere Langlebigkeitsgene (Sirtuin-Gene) „anschalten“ und im Tierversuch die gesunde Lebensdauer auf bis zu 150 % erhöhten. Auch die krebszerstörenden Salvestrole, die meist bitter schmecken, kommen in Bio-Pflanzen vielfach vermehrt vor. Die positiven Wirkungen echter Bio-Lebensmittel werden nur noch durch Produkte aus Permakultur und Wildsammlung übertroffen. Allerdings muss beachtet werden, dass Lebensmittel, die mit dem Bio-Siegel der EU ausgestattet sind, nicht die gleiche hohe Qualität aufweisen wie diejenigen von anerkannten Bio-Anbauverbänden wie Naturland, Bioland oder Demeter.
Oft wird argumentiert, dass allein mit Bio-Nahrung die Weltbevölkerung nicht zu ernähren sei. Eine Studie der Universität Michigan unter der Co-Leitung von Catherine Badgley ergab 2007, dass nach einer weltweiten Umstellung der Ernährungsproduktion auf biologisch erzeugte Nahrungsmittel etwa 75 % mehr Kalorien erzeugt werden könnten. Im Ergebnis wäre das eine Menge, die theoretisch eine Weltbevölkerung von 12 Milliarden Menschen ernähren könnte. 5
Ist „bio-“ generell gleich gesund?
Allerdings muss man auch festhalten: Essen von Bio-Lebensmitteln bedeutet nicht automatisch bessere Gesundheit im Vergleich zu „Normalköstlern“. Denn auch dann, wenn Sie zwar die natürlich erzeugten Bio- oder Wildprodukte kaufen, diese aber ungünstig verarbeiten, bekommen Sie eine Menge neu entstehender schädlicher Substanzen ab. Zum Beispiel werden beim Erhitzen dünnflüssiger Pflanzenöle – egal, ob biologisch erzeugt oder nicht – hochgiftige trans-Fettsäuren gebildet. Trans-Fettsäuren sind in ihrer Struktur veränderte ungesättigte Fettsäuren, die in der Natur praktisch nicht vorkommen. Sie gelten als höchst gesundheitsschädlich, zerstören die Blutgefäße, machen müde und verursachen Krebs. In den meisten Fertignahrungsmitteln, die wir heute konsumieren, sind trans-Fettsäuren enthalten.
Trans-Fettsäuren können enthalten sein im überwiegenden Teil der handelsüblichen, das heißt raffinierten, flüssigen Pflanzenöle, insbesondere in solchen, die einen hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufweisen (Distelöl, Sonnenblumenöl, Sojaöl, Rapsöl, Maiskeimöl, erhitztes Leinöl), aber auch in der Kruste von Vollkornbrot, Leinsamenbrot, Vollkorngebäck, in den in Sonnenblumenöl eingelegten Konserven (wie Sardinen, Oliven) oder in oft mit Sonnenblumenöl versetzten Streichcremes. Trans-Fettsäuren sind außerdem in vielen Margarinen zu finden, aber auch in gerösteten Samen und Nüssen (Sesam, Kürbiskerne, Sonnenblumen, Hanf, Walnüsse, Mandeln, Makadamia, Leinsamen). Weiterhin sind sie in manchen Fischölen, Fischkonserven und in gebratenem Fisch zu finden.
Ein anderes selbst erzeugtes Gift ist Acrylamid, das beim Braten, Backen, Rösten oder Frittieren von Kohlenhydraten entsteht und deshalb insbesondere in der Rinde von Vollkornbroten, aber auch in Kartoffeln, Kuchen, Gebäck, Chips, Flips, Reiswaffeln etc. enthalten sein kann.
Etwa 90 bis 95 % aller verarbeiteten Lebensmittel, die in Geschäften angeboten werden, sind mehr oder weniger ungesund. Das gilt – wenngleich in geringerem Umfang – leider auch für Bio-Läden oder Reformhäuser. Denn nicht nur die handelsüblichen Fertigprodukte, sondern auch die in Bio-Läden angebotenen Fertignahrungsmittel können eine Menge potenziell schädlicher Substanzen enthalten oder ungünstig zusammengesetzt sein. Die oben erwähnten trans-Fettsäuren sind beispielsweise oft auch in vegetarischen Bio-Brotaufstrichen und Pestos nachweisbar. Sie sind ebenso in den meisten Vollkornbroten, in Weizenkeimlingen oder in Gebäck vorhanden, außerdem in vielen Nussmusen oder Nougatcremes. Dort findet sich meist auch Acrylamid, das – wie erwähnt – besonders in der Rinde von Broten, in Keksen, Chips, Popcorn, Reiswaffeln, Maiskeksen und anderen Gebäckarten, in gerösteten Fertigmüslis und Ähnlichem vorkommt. 6
Читать дальше