Das Modell des Konsequenten Humanismus
Erkenntnis als Basis für
das Gelingen einer Gesellschaft
Hans Widmer
E-Book-Version 1.0
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Überarbeitete und erweiterte Version der 1. Printauflage, Herbst 2013
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ISBN: 978-3-907625-78-1 (epub)
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ISBN: 978-3-907625-80-3 (kindle)
Inhalt
Die Schlüssel-Erkenntnisse oder was ist mit dem Modell des Konsequenten Humanismus zu gewinnen?
Der Anfang des Kreises
1. Unerschütterliches Fundament aller Erkenntnis: Anschauungen a priori
2. Materie aus dem Nichts: Dynamik des denknotwendigen Kontinuums
3. Elementarteilchen: Wirbel und Resonanzen im Kleinsten
4. Strukturen, die sich mitteilen: Leben
5. Biologische Datenverarbeitung: Basis für Organe und komplexe Organismen
6. Von Zwängen befreite Datenverarbeitung: Denken
7. Eingespannt – ungebunden: Freier Wille
8. Kollateralgewinn lebensförderlichen Handelns: Glück
9. Glück für alle: Der zweckmäßige Staat
10. Mündige Bürger: Einzig tragfähige Gesinnung
Anhang
Anmerkungen Bildnachweis Biografie des Autors
Was ist mit dem Modell des Konsequenten Humanismus zu gewinnen?
Schlüsselerkenntnisse
Das Modell des Konsequenten Humanismus leitet seine Erkenntnisse Stufe um Stufe her: ausgehend von der Art, wie der Mensch die Welt anschaut, über Elementarteilchen bis zur Staatsphilosophie. Um die Fülle an Tatsachen und Folgerungen auf zumutbarem Raum zu bewältigen, operiert das Modell mit hohem Abstraktionsgrad. Nachstehend eine Übersicht über die Schlüsselerkenntnisse:
1.Die Welt ist erkennbar – ohne jede Rätselhaftigkeit. Ebenso ist der Vorgang des Erkennens erkennbar (das Modell des Konsequenten Humanismus ist auch eine vollständige Erkenntnistheorie).
2.Die quintessenzielle Erkenntnis ist diese: Menschliche Antriebe und Intuitionen
–unterscheiden sich nicht von den Antrieben und Instinkten anderer höherer Primaten;
–sie reichen jedoch nicht aus, um erfolgreich durch eine von Menschen gestaltete Welt zu navigieren.
3.Erst die Vernunft kann dem unschuldigen innersten Wesen eines Menschen den Weg durch diese Welt weisen. Sie steht in dessen Dienst. Dieselbe Vernunft ermöglicht qua Absprache unter den Mitgliedern einer Gesellschaft einen Rahmen, in dem alle ihr Leben zur Erfüllung bringen können.
4.Die Basis für erfolgreiches Wirken der Vernunft ist Erkenntnis: der Welt und dessen, was ein Mensch ist; für ein Individuum insbesondere die Erkenntnis dessen, was es selbst antreibt und lenkt. Erkenntnis ist von der Wirklichkeit bestätigte Hypothese; es gibt keine Erkenntnis, die nicht die Wirklichkeit geliefert hat. Die gesamte Erkenntnis der Menschheit umfasst das, was sie bisher aufgebaut hat; es gibt kein Wissen, das niemand weiß.
5.Denken (gleichwertig: Bewusstsein) ist ein Evolutionssprung: Die bis dahin biologische Datenverarbeitung verselbständigt sich, löst sich von instinktivem Antrieb und Lenkung und baut eine eigene Datenbasis auf. Diese enthält ein Selbst, das das Denken betreibt und koordiniert.
6.Die Antriebe und Intuitionen teilen sich dem Denken als Gefühle mit. Ein Gefühl ist der Auftrag, ein Problem zu lösen, einem Unbehagen auf die Spur zu kommen, einen Zustand zu bewahren oder eine Chance zu ergreifen. Gefühle hätten ohne Denken keinen Sinn und vice versa.
7.Freier Wille ist die Offenheit der Lösung eines Auftrags – nicht die Freiheit der Wahl des Auftrags oder wer man im Augenblick, da zu wählen ist, sei.
8.Glück ist die Belohnung lebensfreundlichen Handelns – in allen Zeithorizonten von der kleinsten Verrichtung bis zur Gestaltung des Lebensganzen. Dabei stellen sich durch Ausschüttung von Hormonen bejahende Stimmungen ein – ohne Einwirkung des Bewusstseins.
9.Über die ganze Lebensstrecke bildet das Selbst die Persönlichkeit heran, die die biologischen Antriebe transzendieren und in diesem Sinn »unsterblich« werden kann. Selbstbestimmung ist unbedingte Voraussetzung für Lebensgestaltung und Ausbildung der eigenen Persönlichkeit und damit für Glück.
10.Der einzige Zweck des Staates ist es, den Freiraum für die Entfaltung des Individuums zu gewährleisten. Er setzt die Selbstbestimmung auf höheren Organisationsebenen fort; konsequenterweise erstellen die Bürger ihren Staat selbst und wirken subsidiär, direktdemokratisch mit.
11.Die Voraussetzung des zweckmäßigen Staates sind mündige Bürger und vice versa. Mündig heißt: Sie verstehen die Probleme der Gesellschaft als ihre eigenen. Die Koevolution von mündigem Bürger und zweckmäßigem Staat benötigt Jahrhunderte. Aufklärung, Selbstbestimmung und Pluralismus katalysieren sie.
12.Zweckmäßige Staaten bilden einen Staatenverein im Sinne Kants. Staaten umfassen kulturell homogene Gebiete, darin regeln ihre Verfassungen alles. Den Verkehr zwischen den Staaten regeln Verträge und bewegliche Strukturen.
Das Modell des Konsequenten Humanismus ist die Bestätigung der Idee Lichtenbergs, dass »im Grunde alle Menschen gleich glücklich sein könnten«. Das Mittel dazu ist die Vernunft und deren Ausgangspunkt die Erkenntnis der Wirklichkeit. Den moralischen Rahmen bildet die Einsicht, dass jeder Mensch ein Zweck in sich ist, und zugleich, dass jeder zur Lösung der Probleme seiner Gesellschaft beiträgt, als seien es seine eigenen.
Der Anfang des Kreises
Allen lebenden Strukturen ist der Drang zur Ausschöpfung der Existenzmöglichkeiten konstituierend eingeschrieben. Neue Arten von Lebewesen müssen stets flexibler sein, um unter den bisherigen zu bestehen. Am Ende der biologischen Evolution steht das Phänomen »Bewusstsein«, das die Existenzmöglichkeiten der Gattung Mensch spektakulär erweitert. Deren Beherrschung der Welt gegenüber dem knappen Überleben ihrer Vorfahren verdeutlicht dies. Ebenso tritt hervor, dass Bewusstsein kein graduell ertastetes Vermögen, sondern ein Evolutions- Sprung ist.
Eben dieses Bewusstsein schafft im Kollektiv qua seiner Überlegenheit unablässig eine Welt über der Natur, für die die Instinkte, die andere Primaten erfolgreich durch ihre Nischen in der Natur leiten, niemals ausreichen. Was Menschen allein durch die von bewussten Wesen gemachte Welt leiten kann, ist ihr Bewusstsein. Die Krux dabei: Die Instinkte sind dieselben, und das Bewusstsein steht in deren Dienst.
Damit kein »Dschungel höherer Raffinesse« entsteht, muss das Bewusstsein die Instinkte in eine humane Kultur transponieren. Davon ist die Menschheit noch weit entfernt. Ihr reales Elend entspringt keineswegs einer Fehlkonstruktion der Spezies, sondern – horribile dictu in Anbetracht historischer wie gegenwärtiger Ungeheuerlichkeiten – fehlerhafter Prägung und Entwicklung des Bewusstseins.
Die erforderliche Erkenntnis legt das vorliegende Modell auf der Grundlage dessen vor, was Wissenschaft bisher hervorgebracht hat: etwa, was Leben sei, der Mensch, Freier Wille, Glück. Wissenschaftliche Erkenntnis rührt aus der systematischen Befragung davon, was als Wirklichkeit erscheint. Erkenntnis ist überhaupt nur aus solcher Befragung zu gewinnen. Philosophische Arbeit beginnt folglich mit der Einverleibung relevanter Erkenntnis: »die enge Pforte, die zur Weisheit führt.«Kant
Immanuel Kant,
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