Machen Sie sich eine Checkliste, auf der Sie alle für Sie wichtigen Punkte notieren und klären Sie diese im Familienrat oder mit Freunden und Bekannten, falls Sie allein leben. Gehen Sie sicher, dass der Wunsch nach einem Welpen nicht nur einer spontanen Idee entspringt, sondern ein sorgfältig geplanter Schritt ist, auf den Sie und alle Familienmitglieder sich freuen. Erst dann stellt sich die Frage…
Woher soll der Welpe kommen?
Vielleicht ist Ihr erster Gedanke, sich einen Welpen bei einem Züchter zu kaufen. Den meisten Menschen geht es so, allerdings gibt es auch gute Gründe, die gegen diese Möglichkeit sprechen – zum Beispiel der Gedanke an den Tierschutz. Allein in deutschen Tierheimen sitzen etwa 300.000 Hunde, die ein neues Zuhause suchen, darunter auch viele Welpen und Junghunde. 300.000 verlorene Seelen, die darauf warten, von „ihrem“ Menschen gefunden zu werden.
Allein in deutschen Tierheimen sitzen etwa 300.000 Hunde, die ein neues Zuhause suchen…
… darunter auch viele Welpen und Junghunde.
Unbestritten gibt es Züchter, die ihre Aufgabe in der Hundezucht sehr ernst nehmen und eine gute und verantwortungsvolle Arbeit leisten. Sie sind bemüht, Erbkrankheiten zu vermeiden und den Hund während seiner ersten Lebenswochen so gut zu betreuen, dass er sich optimal entwickeln kann. Sie investieren sehr viel Zeit, Geld und Engagement und verkaufen die Hunde nur an Menschen, die sie eingehend beraten und überprüft haben. Ich möchte die Arbeit dieser Menschen in keiner Weise herabsetzen, aber trotzdem möge mir so mancher Züchter, der diese Zeilen liest, verzeihen, wenn ich frage, welche moralische Rechtfertigung wir eigentlich überhaupt haben, immer mehr Hunde zu produzieren, solange so viele bereits vorhandene in Tierheimzwingern sitzen und sehnsüchtig auf ein neues Zuhause warten?!
Denn auch falls Sie sich für einen Welpen einer ganz bestimmten Rasse wie zum Beispiel Collie, Dackel oder Pudel entschieden haben, werden Sie mit etwas Recherchearbeit und Geduld im Tierschutz fündig. Fragen Sie im örtlichen Tierheim nach und suchen Sie bei den vielen überregionalen und teilweise auch international tätigen Tierschutzorganisationen. Im Anhang dieses Buches finden Sie Adressen von Organisationen, mit denen ich schon erfolgreich zusammen gearbeitet habe, aber natürlich sind dies nur einige wenige und es gibt noch viele weitere. Die meisten Tierschutzvereine, die sich einer bestimmten Rasse verschrieben haben, haben Internetadressen wie zum Beispiel www.collie-in-not.de.
Auf den folgenden Seiten finden Sie Hinweise, worauf Sie bei der Auswahl des Züchters oder der Tierschutzorganisation achten sollten, von der Sie sich einen Welpen holen möchten.
Ein guter Züchter sollte nicht mehr als eine oder maximal zwei Rassen züchten und nicht mehr als zwei bis drei Zuchthündinnen haben. Von so genannten Massenzüchtern, die mit bunten Prospekten oder in Serie geschalteten Kleinanzeigen damit werben, viele Rassen jederzeit verfügbar vorrätig zu haben, sollten Sie unbedingt Abstand nehmen. Bei ihnen handelt es sich um reine Geschäftemacher, die Tiere – Mutterhündin wie Welpen – als Ware betrachten. Diese „Ware Hund“ bleibt oftmals im wahrsten und traurigsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Die Tiere sind mangelhaft versorgt und sozialisiert, in der Regel gar nicht oder unzureichend geimpft, oftmals krank, schlecht (weil möglichst billig) ernährt und meistens sehr lieblos in Zwingeranlagen oder umfunktionierten Ställen gehalten.
Achten Sie deshalb darauf, dass ein für Sie in Frage kommender Züchter immer nur einen Wurf großzieht, denn eine verantwortungsvolle Aufzucht von sechs bis zehn Welpen (je nach Größe des Wurfes) verlangt enorm viel Zeit, Arbeitseinsatz und Engagement. Die Welpen müssen liebevoll umsorgt werden, um Vertrauen zum Sozialpartner Mensch aufbauen zu können. Sie müssen geimpft und entwurmt und regelmäßig in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung beobachtet werden. Diese Arbeit bei gleich mehreren Würfen gleichzeitig bewältigen zu wollen, ist unmöglich.
Diese Welpen eines guten Züchters erkunden mit ihrer Mutter die Umwelt.
Welpen von Hundevermehrern hingegen haben meist nichts außer ihrem Zwinger kennengelernt.
Außerdem sollten Sie darauf achten, dass die Tiere mit im Haus oder zumindest mit engem Familienanschluss leben, denn nur so kann es zu einer vertrauensvollen und vor allem ausreichenden Prägung auf den Menschen kommen, so dass diesem angstfrei begegnet werden kann. Ebenso sollte der junge Hund an einen ganz normalen Tagesablauf und die in einem Haushalt üblichen Geräusche wie Staubsauger, Fernseher, Telefonklingeln usw. gewöhnt sein – und das ist er nicht, wenn er draußen im Stall aufwächst, abgeschirmt vom Familienleben. Bedenken Sie das, wenn Ihnen ein Züchter mit blumigen Worten erzählt, wie schön die Hunde es draußen im Garten in „ihrem eigenen Reich“ haben!
Wenn Welpen und Mutterhündin einen zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck machen, ist das ein gutes Zeichen.
Manche Züchter übertreiben ihre Bemühungen einer guten Sozialisation allerdings auch und setzen die Welpen zu früh zu vielen Reizen aus. Der Welpe kann so viele neue Lerninformationen auf einmal aber gar nicht verarbeiten und wirkt überfordert und gestresst. Machen die Welpen einen zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck, ist dies ein gutes Zeichen.
Das Fell sollte nicht stumpf oder verklebt sein; dies lässt Rückschlüsse auf eventuelle Krankheiten und/ oder mangelnde Hygienemaßnahmen zu. Natürlich machen sich Welpen auch mal schmutzig, ebenso wie kleine Kinder, und das ist auch gut und richtig so. Wenn Sie aber einen jungen Hund vorfinden, der einen insgesamt schmuddeligen, verwahrlosten Eindruck macht und in dessen Umgebung Sie verdreckte Näpfe, gammeliges Wasser, viele Kotreste usw. vorfinden, sollten Sie gewarnt sein. Auch die Augen eines Hundes geben Auskunft über die Haltungsbedingungen. Sie sollten klar sein, denn verklebte, geschweige denn vereiterte Augen zeigen, dass der Hund krank ist. In der Regel sind die Verkäufer in solchen Aufzuchtstätten nicht sehr auskunftsfreudig und weichen auf gezielte Fragen nach den Elterntieren, nach bestimmten Eigenschaften der Welpen oder anderen Details aus oder beantworten sie mit allgemeinen Floskeln wie „Ja, aufgeweckt sind die alle.“ oder „Die werden schon noch zutraulich, wenn man sich mit ihnen befasst.“ usw.
Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einen Welpen, der in solchen Haltungsbedingungen aufwächst, nicht zu kaufen, denn bei einem solchen Vermehrer (Züchter sollte man ihn gar nicht nennen) wird mit dem Elend der Hunde und dem Mitleid der Menschen, die diese Hunde in ihrem Elend sehen, verdient. In dem Moment, in dem Sie für den armen Wurm zahlen, geht die Rechnung des Händlers also auf – und es ist ihm vollkommen egal, was Sie von ihm denken oder ob Sie ihn mit strafenden Blicken ansehen. Außerdem werden für diesen von Ihnen bezahlten Welpen andere nachrücken, denen es genauso schlecht ergehen wird, da sich ja immer wieder Menschen finden, die sie aus Mitleid „freikaufen“.
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