Thomas Flichy de la Neuville
Gregor Mathias
2030Neue Geopolitik und die Welt von morgen Aus dem Französischen von Caroline Gutberlet
Impressum
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN: 978-3-86408-199-6
Titelgestaltung und Satz: Frank Petrasch
Coverabbildung: © Moon Light PhotoStudio / Shutterstock
© Copyright: Vergangenheitsverlag, Berlin / 2016
www.vergangenheitsverlag.de
Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.
Das vorliegende Buch entstand im Rahmen eines Forschungsprogramms des Centre Roland Mousnier / CNRS – Université de Paris IV – Sorbonne.
Inhaltsverzeichnis
Kurze Vorwarnung Kurze Vorwarnung Einige der hier vorgestellten Analysen werden den Lesern vielleicht abwegig vorkommen. Dahinter steht die Entscheidung des Redaktionsteams, das an der Entstehung dieses Buches mitgewirkt hat, auch originelle, ja kühne Positionen nicht von vornherein auszuschließen. Schließlich geht es bei einer Zukunftsanalyse darum, sich trotz aller gebotenen Vorsicht eine mögliche Zukunft vorzustellen. Mag sein, dass diese Zukunft in den Augen derjenigen, die düstere Jahrtausendvorhersagen mögen, naiv erscheint, oder auch übertrieben pessimistisch für diejenigen, die der Idee des Aufstiegs und Niedergangs der Kulturen – aus einer eigenartigen Koketterie des Geistes heraus – ablehnend gegenüberstehen. 1 Es wird also tunlichst zu vermeiden sein, die denkbar angenehmste Zukunft vorauszusagen . Die Absicht des vorliegenden Buches ist es daher nicht, zu beruhigen, sondern zu hinterfragen. Andererseits sind Prognosen nicht gleichbedeutend mit Prophezeiungen: Die Prognostiker wissen von vornherein, dass sie sich irren können. In einer Zeit jedoch, in der sich alles zu beschleunigen scheint, wäre es überaus überraschend, wenn die kommenden Jahrzehnte keine Überraschungen bereithielten. Kurz, der Nutzen einer Zukunftsanalyse, die es nicht schafft, sich von der Gegenwart zu lösen, stünde in keinem Verhältnis zur Langeweile, die sie erzeugt.
Einleitung
Haben die Amerikaner die globalen Entwicklungen für 2015 richtig prognostiziert?
„Global Trends 2030“: Zwischen Annäherung und Fehlanalysen
Die besondere methodologische Vorgehensweise
Teil 1 – Wissenschaftliche Prognostik
Kapitel 1 – Die Europäische Union zerbröckelt
Großmütterchen Europa
Konnektivität und Abkapselung
Der Ausschluss der armen Peripherieländer aus der Währungsunion
Das Mittelmeer als Bollwerk gegen Migrationsbewegungen
Eurokorps
Der Abstieg europäischer Mächte
Schwere Unruhen in Wuppertal
Das nicht mehr vereinigte Königreich von Großbritannien
Die Einheit Spaniens bleibt bewahrt
Was wird aus Ceuta und Melilla?
Kapitel 2 – Russland, eine Großmacht im Aufwind
Russland knüpft an seine alte Identität an
Die Erderwärmung als Ursache für eine Neuordnung der Meere
Klimaflüchtlinge
Der geopolitische Gewinn der Öffnung des Nördlichen Seewegs
„Anschluss verlorener Gebiete“ und asiatischer Bevölkerungsdruck
Kapitel 3 – Amerika, Isolationismus der USA und die Ambitionen Lateinamerikas
Amerika wird hispanischer
Der isolationistische Rückzug der USA kommt den aufsteigenden Mächten zugute
Verlauf einer internationalen Krise mit den USA als Zuschauer
Lateinamerika zwischen Ehrgeiz und Ernüchterung
Wird Brasilien zum Konfliktherd?
Kuba 51. US-Bundesstaat?
Mexiko, ein unfreiwilliges Opfer des amerikanischen Isolationismus?
Kapitel 4 – Afrika, vereinzelte Wohlstandsinseln in einem Ozean der Armut
Ein unterernährter urbaner Kontinent
Bevölkerungsexplosion auf dem afrikanischen Kontinent
Ausländische Beraubung eines Kontinents
Afrikas Neokolonialisten
Das nigerianische Chaos
Eine düstere Zukunft für die Regenbogennation
Kapitel 5 – Der Iran im Zentrum des geopolitischen Spiels
Geopolitische Neuordnung im Nahen und Mittleren Osten
Die Türkei, ein unumgänglicher wirtschaftlicher und militärischer Akteur
Die Union der Turkstaaten
Destabilisierung und Zersplitterung des Nahen Ostens
Umwälzungen in Israel
Der Iran wird Großmacht im Nahen Osten
Kapitel 6 – Indien knüpft an seine alte Identität an
Das bevölkerungsreichste Land der Welt
Religiöse und kulturelle Erneuerung
Das Kastenwesen als Garant des sozialen Gefüges
Wahrscheinliche geopolitische Veränderungen
Indien entdeckt den Norden wieder
Kapitel 7 – China im Jahr 2030, eine geschwächte Großmacht?
Das Bild des Westens von China
Amerikanische Versuche der Eindämmung eines allzu mächtigen China im Jahr 2030
Chinas ungleiche, undurchsichtige Entwicklung
Chinas selbstmörderische Bevölkerungs- und Umweltpolitik
Schluss
Teil 2 – Literarisch-intuitive Prognostik
Von der Prognose zur fantastischen Erzählung
Wie der Blaue Ritter in der Zeit versetzt wurde und sein heimatliches Königreich verwüstet vorfand
Die amourösen Abenteuer vom Blauen Ritter in Moskowien
Wie der Blaue Ritter in Neu-Frankreich nur knapp der Falle seines Feindes entging
Wo der Blaue Ritter in das Herz des neuen Afrika vorstieß
Die Begegnung mit Djamschid und die Abreise gen Orient
Der Blaue Ritter kehrt dorthin zurück, wo er hergekommen ist
Literatur
Anmerkungen
Die Autoren
Wenn ihr eine Wolke im Westen aufsteigen seht, sagt ihr gleich: „Es wird regnen“, und dann regnet es auch. Wenn ihr merkt, dass Südwind weht, sagt ihr: „Es wird heiß werden“, und so geschieht es auch. Ihr Scheinheiligen! Das Aussehen von Himmel und Erde könnt ihr beurteilen und schließt daraus, wie das Wetter wird. Warum versteht ihr dann nicht, was die Ereignisse dieser Zeit ankündigen?�
Lukas 12,54–59
Die Blumen der Zukunft ruhen in den Samen der Gegenwart.
�Chinesisches Sprichwort
Einige der hier vorgestellten Analysen werden den Lesern vielleicht abwegig vorkommen. Dahinter steht die Entscheidung des Redaktionsteams, das an der Entstehung dieses Buches mitgewirkt hat, auch originelle, ja kühne Positionen nicht von vornherein auszuschließen. Schließlich geht es bei einer Zukunftsanalyse darum, sich trotz aller gebotenen Vorsicht eine mögliche Zukunft vorzustellen. Mag sein, dass diese Zukunft in den Augen derjenigen, die düstere Jahrtausendvorhersagen mögen, naiv erscheint, oder auch übertrieben pessimistisch für diejenigen, die der Idee des Aufstiegs und Niedergangs der Kulturen – aus einer eigenartigen Koketterie des Geistes heraus – ablehnend gegenüberstehen. 1Es wird also tunlichst zu vermeiden sein, die denkbar angenehmste Zukunft vorauszusagen . Die Absicht des vorliegenden Buches ist es daher nicht, zu beruhigen, sondern zu hinterfragen. Andererseits sind Prognosen nicht gleichbedeutend mit Prophezeiungen: Die Prognostiker wissen von vornherein, dass sie sich irren können. In einer Zeit jedoch, in der sich alles zu beschleunigen scheint, wäre es überaus überraschend, wenn die kommenden Jahrzehnte keine Überraschungen bereithielten. Kurz, der Nutzen einer Zukunftsanalyse, die es nicht schafft, sich von der Gegenwart zu lösen, stünde in keinem Verhältnis zur Langeweile, die sie erzeugt.
In den USA und in Europa hat die Diktatur der Unmittelbarkeit in Verbindung mit einer Präferenz für konzeptionelle Analysen zu einer groben Vernachlässigung der Zukunftsforschung geführt. Die Antizipationsstudien beruhen fast ausschließlich auf statistischen Analysen und vernachlässigen die kommenden politischen und kulturellen Umwälzungen, wie wenn die neoliberale Vorhersage einer befriedeten Welt nach der Öffnung der Grenzen sich unweigerlich erfüllen müsste. Andererseits verdeckt letztendlich das Prinzip der Ausarbeitung von Zukunftsszenarien das Unvermögen der Zukunftsforscher, die Risiken einer Analyse auf sich zu nehmen und sich ihnen zu stellen. So schrieben die Autoren der Studie
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