33 P Als der Vater es sich genau angesehen hatte, rief er: »Ja, es ist das Gewand meines Sohnes. Ein wildes Tier muss ihn gefressen haben. In Stücke gerissen wurde Josef, in Stücke gerissen!« 34 P Jakob zerriss seine Kleider und wickelte sich ein grobes Tuch um seine Hüften. Lange Zeit trauerte er um seinen Sohn. 35 P Seine ganze Familie versuchte ihn zu trösten, aber Jakob wollte sich nicht trösten lassen. »Ich werde vor Trauer um meinen Sohn sterben!«, weinte er. Und er trauerte weiter um seinen Sohn.
36 P Die Händler verkauften Josef in Ägypten an Potifar, einen hohen Bediensteten des Pharaos, den Oberbefehlshaber der königlichen Leibwache.
Juda und Tamar
1Mo 38
1 P Etwa um diese Zeit verließ Juda seine Brüder und zog nach Adullam, wo er bei einem Mann namens Hira wohnte. 2 P Dort begegnete er einer kanaanitischen Frau, deren Vater Schua hieß, und heiratete sie. 3 P Seine Frau wurde schwanger und bekam einen Sohn, dem Juda den Namen Er gab. 4Sie wurde noch einmal schwanger und bekam wieder einen Sohn, den sie Onan nannte. 5Als sie noch einen weiteren Sohn bekam, nannte sie ihn Schela. Zum Zeitpunkt von Schelas Geburt wohnten sie in Kesib.
6 P Als sein ältester Sohn Er erwachsen war, verheiratete Juda ihn mit einer Frau namens Tamar. 7 P Doch er war ein gottloser Mann in den Augen des HERRN, deshalb ließ der HERR ihn sterben. 8 P Da sagte Juda zu Ers Bruder Onan: »Du musst Tamar heiraten und deinem Bruder einen Nachkommen verschaffen.« F
9Onan aber wollte keinen Sohn zeugen, der nicht sein eigener Erbe war. Deshalb ließ er jedes Mal, wenn er mit Tamar schlief, seinen Samen auf den Boden fließen. 10Aber das missfiel dem HERRN und er ließ auch Onan sterben.
11 P Da sagte Juda zu seiner Schwiegertochter Tamar: »Kehre in dein Elternhaus zurück und bleib Witwe, bis mein Sohn Schela alt genug ist dich zu heiraten.« Denn er befürchtete, dass Schela ebenfalls sterben würde wie seine beiden Brüder. Also kehrte Tamar in ihr Elternhaus zurück und wohnte dort.
12 P Nach längerer Zeit starb Judas Frau. Als die Trauerzeit vorüber war, gingen Juda und sein Freund, der Adullamiter Hira, zur Schafschur nach Timna. 13Als Tamar mitgeteilt wurde, dass ihr Schwiegervater auf dem Weg zur Schafschur nach Timna war, 14 P zog sie ihre Witwenkleider aus und verhüllte sich mit einem Schleier. Dann setzte sie sich vor das Tor von Enajim, das auf dem Weg nach Timna liegt. Denn sie wusste, dass Schela inzwischen erwachsen war, sie ihm jedoch nicht zur Frau gegeben worden war. 15Juda kam vorüber und bemerkte sie. Er hielt sie für eine Prostituierte, weil ihr Gesicht verschleiert war. 16 P Er ging zu ihr und forderte sie auf: »Lass mich mit dir schlafen!« Denn er wusste nicht, dass es seine Schwiegertochter war.
»Was gibst du mir dafür?«, fragte Tamar.
17 P »Ich werde dir ein Ziegenböckchen aus meiner Herde schicken«, versprach Juda.
»Gib mir ein Pfand, bis du mir das Ziegenböckchen tatsächlich geschickt hast«, forderte sie.
18 P »Was für ein Pfand willst du haben?«, fragte er.
Tamar antwortete: »Ich will deinen Siegelring mit der Schnur und deinen Stab.« Juda gab ihr die Sachen und schlief mit ihr. Tamar wurde schwanger. 19Sie ging nach Hause, legte den Schleier ab und zog wieder ihre Witwenkleider an.
20Juda schickte seinen Freund, den Adullamiter Hira, mit dem Ziegenböckchen zu ihr, um seine Pfänder einzulösen. Doch Hira konnte sie nirgends finden. 21Er fragte die Leute vor Ort: »Wo finde ich die Prostituierte, die hier in Enajim an der Straße saß?«
»Hier gibt es keine Prostituierte«, antworteten sie. 22Hira kehrte zu Juda zurück und berichtete ihm: »Ich konnte sie nirgends finden und auch die Leute des Ortes behaupteten, dass dort keine Prostituierte saß.«
23»Dann soll sie die Pfänder behalten, sonst werden wir noch zum Gespött des Ortes«, sagte Juda. »Ich habe es schließlich versucht, ihr das Ziegenböckchen zukommen zu lassen. Aber sie war nicht aufzufinden.«
24 P Etwa drei Monate später wurde Juda mitgeteilt: »Deine Schwiegertochter Tamar hat Hurerei getrieben. Und sie ist davon schwanger geworden.«
»Führt sie vor das Dorf und verbrennt sie!«, forderte Juda.
25Doch als sie aus dem Dorf geführt wurde, sandte sie ihrem Schwiegervater die Pfänder und ließ ihm ausrichten: »Von dem Mann, dem dieses Siegel, diese Schnur und dieser Stab gehören, bin ich schwanger. Sieh doch, wem sie gehören!«
26 P Juda gab zu, dass sie ihm gehörten, und sagte: »Sie ist mir gegenüber im Recht, denn ich habe sie nicht meinem Sohn Schela zur Frau gegeben.« Juda schlief nie mehr mit Tamar.
27 P Als die Zeit der Entbindung gekommen war, bekam Tamar Zwillinge. 28Während der Geburt streckte einer der beiden seine Hand heraus. Die Hebamme band einen roten Faden um sein Handgelenk und sagte: »Dieser kam zuerst heraus.« 29 P Doch da zog er seine Hand wieder zurück und sein Bruder wurde zuerst geboren. »Was für einen Riss hast du deinetwegen gerissen!«, rief die Hebamme. Deshalb wurde er Perez F genannt. 30Dann wurde der Junge mit dem roten Faden um das Handgelenk geboren, er bekam den Namen Serach F .
Josef in Potifars Haus
1Mo 39
1 P Josef war nach Ägypten gebracht worden. Potifar, ein Minister des Pharaos und Oberbefehlshaber der königlichen Leibwache, kaufte ihn von den ismaelitischen Händlern.
2 P Der HERR half Josef und ließ ihm alles gelingen, während er im Haus seines ägyptischen Herrn arbeitete. 3Potifar bemerkte, dass der HERR mit Josef war und ihm in allem, was er unternahm, Erfolg schenkte. 4 P Deshalb fand er seine Gunst und wurde Potifars persönlicher Diener. Schon bald übertrug Potifar Josef die Aufsicht über sein Haus und die Verwaltung seines gesamten Besitzes. 5 P Von jenem Tag an segnete der HERR Potifar um Josefs willen. Alle Arbeiten im Haus gelangen, die Ernte fiel gut aus und sein Viehbestand vergrößerte sich ständig. 6 P Deshalb gab Potifar Josef Vollmacht über seinen ganzen Besitz. Er kümmerte sich in seinem Haus um nichts mehr, außer um sein eigenes Essen.
Josef war ein gut aussehender junger Mann. 7 P Daher fing Potifars Frau an, ihn zu begehren und forderte ihn auf, mit ihr zu schlafen. 8 P Doch Josef weigerte sich. »Mein Herr vertraut mir in allem, was sein Hauswesen betrifft. 9Er hat in diesem Haus nicht mehr Macht als ich! Er hat mir nichts vorenthalten außer dir, denn du bist seine Frau. Wie könnte ich so etwas tun? Es wäre eine große Sünde gegen Gott.«
10 P Obwohl sie ihn Tag für Tag bedrängte, weigerte er sich mit ihr zu schlafen. 11Eines Tages jedoch war keiner der anderen Sklaven da, während er seiner Arbeit im Haus nachging. 12 P Da packte sie ihn an seinem Gewand und verlangte: »Schlaf mit mir!« Josef riss sich los, ließ sein Gewand in ihrer Hand zurück und floh aus dem Haus.
Versuchung
1. Mose 39,12
Unsere moderne Welt hat es weitgehend aufgegeben, gegen Versuchung anzukämpfen. Nirgends sonst ist diese Kapitulation so deutlich sichtbar wie im Bereich der Sexualität. Selbstkontrolle in diesem Bereich wird oft sogar noch als Prüderie oder Unterdrückung bezeichnet. Die Geschichte des attraktiven und starken Mannes, der den Annäherungen einer mächtigen Frau widersteht, würde sich heute nicht verkaufen. Aber die Geschichte von Josef und Potifars Frau lehrt eine ganze Menge über Versuchung, Sünde und Reinheit. Josef verweigerte sich ihren sexuellen Annäherungen – nicht, weil sie ihn völlig kalt ließen würde, sondern weil er erkannte, dass es Sünde wäre, sich darauf einzulassen – gegen sie, ihren Ehemann (seinen Herrn), seinen eigenen Körper und Gott. Als seine höfliche Ablehnung sie nicht davon abbrachte, floh Josef.
Die beste Strategie gegen Versuchungen ist, jede Situation zu vermeiden, die uns in Versuchung führt.
13Als sie merkte, dass sie sein Gewand in der Hand hielt, er selbst aber geflohen war, 14rief sie ihre Diener. »Mein Mann hat diesen hebräischen Sklaven hierher gebracht, der nur seinen Mutwillen mit uns treibt«, sagte sie. »Er wollte mich vergewaltigen, ich aber habe laut geschrien. 15Da rannte er davon, doch sein Gewand ließ er bei mir zurück.«
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