14Jakob schlug dort sein Nachtlager auf und stellte von seinem Besitz ein Geschenk für seinen Bruder Esau zusammen: 15200 Ziegen, 20 Ziegenböcke, 200 Mutterschafe, 20 Widder, 1630 säugende Kamele mit ihren Jungen, 40 Kühe, zehn Stiere, 20 Eselinnen und zehn Eselfohlen. 17Er teilte die Tiere in einzelne Herden auf, gab sie seinen Hirten und befahl ihnen: »Zieht vor mir her und lasst jeweils einen Abstand zwischen den einzelnen Herden.«
18Dem Mann, der die erste Gruppe anführte, gab er folgende Anweisung: »Wenn du meinem Bruder Esau begegnest, wird er fragen: ›Wohin gehst du? Wessen Sklave bist du? Wem gehören die Tiere, die du vor dir her treibst?‹ 19 P Dann sollst du antworten: ›Sie gehören deinem Diener Jakob und sind ein Geschenk für seinen Herrn Esau! Er kommt hinter uns her.‹« 20Den anderen Hirten gab er dieselbe Anweisung und befahl ihnen: »Genau so sollt ihr zu Esau sprechen, wenn ihr ihn trefft. 21 P Und sagt ihm auch: ›Dein Diener Jakob kommt hinter uns her.‹« Jakob dachte sich nämlich: »Ich will Esau mit den Geschenken freundlich stimmen. Wenn ich ihm dann persönlich gegenübertrete, wird er mich vielleicht friedlich empfangen.« 22 P Also gingen die Tiere als Geschenk voraus, Jakob aber verbrachte die Nacht im Lager.
Jakob ringt mit Gott
23 P -24 P In der Nacht stand Jakob auf. Er nahm seine beiden Frauen, die beiden Sklavinnen und seine elf Söhne mit sich und überquerte den Jabbokfluss an einer Furt. Auch seinen gesamten Besitz brachte er über den Jabbok. 25 P Dann blieb er allein zurück. Da kam ein Mann und kämpfte mit ihm bis zum Morgengrauen. 26Als der Mann merkte, dass er Jakob nicht besiegen konnte, gab er ihm einen Schlag auf sein Hüftgelenk, sodass es ausrenkte. 27 P Dann sagte er: »Lass mich los, denn der Morgen dämmert schon.«
Doch Jakob erwiderte: »Ich lasse dich nicht los, bevor du mich gesegnet hast!«
28»Wie heißt du?«, fragte der Mann.
Er antwortete: »Jakob.«
29 P »Du sollst nicht länger Jakob heißen«, sagte der Mann. »Von jetzt an heißt du Israel F . Denn du hast sowohl mit Gott als auch mit Menschen gekämpft und gesiegt.«
30 P »Nenn mir deinen Namen!«, forderte Jakob ihn auf.
»Warum erkundigst du dich nach meinem Namen?«, fragte der Mann. Dann segnete er Jakob.
31 P Jakob nannte die Stätte Pnuël F – ›Angesicht Gottes‹ –, denn er sagte: »Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und trotzdem bin ich noch am Leben!« 32Die Sonne ging gerade auf, als er Pnuël verließ. Wegen seiner Hüfte hinkte er. 33Bis heute essen die Israeliten nicht den Muskel über dem Hüftgelenk, weil Jakob auf diese Stelle geschlagen wurde.
Jakob und Esau schließen Frieden
1Mo 33
1 P Dann sah Jakob in einiger Entfernung Esau mit 400 Mann herankommen. Er verteilte seine Kinder auf Lea und Rahel und auf die beiden Sklavinnen. 2Dann stellte er die Sklavinnen mit ihren Kindern ganz vorne auf, dahinter Lea mit ihren Kindern und zuletzt Rahel und Josef. 3 P Er selbst ging vor ihnen her. Bis er zu seinem Bruder kam, verneigte er sich siebenmal tief. 4 P Esau rannte ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Beide weinten.
Heilung
1. Mose 33,4
Als Jakob sich Esaus Segen erschlich, wollte Esau ihn töten (27,41), und Jakob rannte um sein Leben. Jetzt, nach Jahren der Trennung ohne jegliche Kommunikation, umarmen sich die Brüder herzlich. Was ist im Laufe der Jahre passiert, das Esaus bitteres Herz hat weich werden lassen? Zeit hilft dabei, viele Wunden zu heilen, weil sie uns die Möglichkeit gibt, über das nachzudenken, was wirklich wichtig ist.
Zeit ist allerdings nicht das einzige, das wir zur Heilung brauchen. Wir wissen nicht, was in diesen Jahren der Trennung von seinem Bruder in Esaus Herz und Kopf vorging, aber wir wissen, dass er bereit war zu vergeben, als er wieder auf Jakob traf. Wenn jemand uns Unrecht getan hat, wird die Zeit entweder unser Herz verhärten, uns bitter und unnachgiebig werden lassen, oder sie wird es erweichen und uns eine Sehnsucht danach schenken, die Beziehung zu erneuern.
Hat dich jemand in letzter Zeit betrogen oder dir unrecht getan? Ist dein Herz verhärtet? Oder bist du schon dazu bereit, nachzugeben und zu vergeben? Als Jesus gefragt wurde, wie oft wir anderen vergeben sollen, antwortete er: »siebzigmal sieben Mal« (Matthäus 18,22). Vielleicht meinte er damit, dass eine konstante Vergebungsbereitschaft der einzige Weg ist, um Heilung und Erneuerung zu erfahren.
5 P Esau sah die Frauen und Kinder und fragte: »Wer ist das?«
»Herr, das sind die Kinder, die Gott mir so zahlreich geschenkt hat«, antwortete Jakob. 6Da traten die Sklavinnen mit ihren Kindern vor und verneigten sich tief vor Esau. 7Dasselbe machte Lea mit ihren Kindern und zuletzt Rahel und Josef.
8 P »Und was hast du mit den vielen Herden beabsichtigt, die mir auf dem Weg hierher entgegenkamen?«, fragte Esau.
Jakob antwortete: »Es sind Geschenke, mein Herr, damit du mich freundlich empfängst.«
9 P »Bruder, ich habe genug«, entgegnete Esau. »Behalte sie doch.«
10»Nein, bitte nimm meine Geschenke an, wenn du mir gewogen bist«, sagte Jakob. »Du hast mich so freundlich aufgenommen! Als ich dich sah, war mir, als ob ich Gott selbst sehen würde! 11Bitte, nimm meine Geschenke an, die dir überbracht wurden, denn Gott hat mich überreich beschenkt. Ich habe mehr als genug.« Jakob drängte Esau so lange, bis er die Geschenke schließlich annahm.
12»Lass uns nun aufbrechen«, sagte Esau. »Ich werde dir voranziehen.«
13Aber Jakob entgegnete: »Mein Herr, du siehst, dass ich kleine Kinder, säugende Schafe, Ziegen und Kühe bei mir habe. Wenn die Tiere zu sehr getrieben werden, könnten sie sterben. 14 P Geh du voraus. Wir folgen dir in unserem eigenen langsameren Tempo und treffen dich dann in Seïr.«
15»Gut«, meinte Esau, »aber ich will wenigstens ein paar meiner Männer mit dir ziehen lassen.«
»Das ist nicht nötig. Sei mir nur wohlgesinnt, mein Herr«, meinte Jakob.
16Esau zog noch am gleichen Tag nach Seïr zurück. 17 P Jakob zog nach Sukkot. Dort baute er sich ein Haus und errichtete Hütten für seine Herden. Deshalb erhielt der Ort den Namen Sukkot F . 18 P Schließlich traf er am Ende seiner Reise aus Mesopotamien wohlbehalten in Sichem in Kanaan ein und schlug vor der Stadt sein Lager auf. 19 P Jakob kaufte für 100 Silberstücke F den Lagerplatz von der Familie Hamors, des Vaters von Sichem. 20Und er errichtete dort einen Altar und nannte ihn El-Elohe-Israel F .
Rache an Sichem
1Mo 34
1 P Eines Tages besuchte Dina einige junge Frauen, die in der Gegend lebten. 2 P Als Sichem, der Sohn des Hiwiters Hamor, des Landesfürsten, sie sah, packte und vergewaltigte er sie. 3Doch Sichem verliebte sich in Dina und bemühte sich, ihre Zuneigung zu gewinnen. 4 P Er sprach sogar mit seinem Vater darüber. »Nimm mir dieses Mädchen zur Frau«, verlangte er.
5Jakob erfuhr sehr bald, dass seine Tochter vergewaltigt worden war. Doch da seine Söhne gerade draußen auf dem Feld das Vieh hüteten, unternahm er nichts, sondern wartete ihre Heimkehr ab. 6Hamor, der Vater von Sichem, kam zu Jakob, um die Sache mit ihm zu besprechen. 7 P Währenddessen kamen auch Jakobs Söhne zurück. Als sie hörten, dass ihre Schwester vergewaltigt worden war, waren sie gekränkt und außer sich vor Wut. Sichem hatte Schande über Jakobs Familie F gebracht, indem er mit Dina schlief. So etwas hätte nicht geschehen dürfen.
8Hamor sagte zu Jakob und seinen Söhnen: »Mein Sohn Sichem hat sich in das Mädchen verliebt. Bitte gebt sie ihm zur Frau. 9Verschwägert euch mit uns: Heiratet ihr unsere Töchter und gebt uns eure Töchter. 10 P Siedelt euch bei uns an; unser Land steht euch offen! Werdet sesshaft und treibt Handel mit uns. Ihr dürft auch Landbesitz bei uns erwerben.«
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