Gerade wenn andere uns Gewalt antun, wünschen wir uns oft, Rache nehmen zu können. Wo wir uns gegen Rache entscheiden und vergeben, können wir dagegen befreit unseren Weg fortsetzen. Vergebung heißt aber nicht immer auch versöhnte Beziehungen: Gerade da, wo Menschen nicht einsehen, dass sie ungerecht gegen uns waren, ist es manchmal besser, trotz Vergebung Abstand zu nehmen.
Matthäus 5,44: »Ich aber sage: Liebt eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen!«
Vergebung beinhaltet, für die zu beten, die dich hassen und verletzen. Nicht immer ist das leicht, aber es ist der richtige Schritt auf dem Weg, den Kreislauf von Hass, Zorn und Rache zu durchbrechen.
Römer 12,19: Liebe Freunde, rächt euch niemals selbst, sondern überlasst die Rache dem Zorn Gottes. Denn es steht geschrieben: »Ich allein will Rache nehmen; ich will das Unrecht vergelten«, spricht der Herr.
Die Bösen zu bestrafen, ist Gottes Aufgabe, nicht deine, und du kannst Gott vertrauen, dass er gerecht richten wird. Daher kannst du aus dem ewigen Kreislauf von Rache und Vergeltung aussteigen, indem du vergibst.
Epheser 4,31: Befreit euch von Bitterkeit und Wut, von Ärger, harten Worten und übler Nachrede sowie jeder Art von Bosheit.
Eine unversöhnliche Haltung zerstört nicht nur deine Beziehungen, sie vergiftet auch deine Seele. Mit der grundsätzlichen Weigerung, zu vergeben, schadest du dir selbst am meisten.
Kann Vergebung die Folgen der Sünde verhindern?
2. Samuel 11,14-15: Am nächsten Morgen schrieb David einen Brief an Joab …: »Schick Uria in die vordersten Reihen, wo der Kampf am heftigsten ist. Dann zieht euch von ihm zurück, sodass er getötet wird.«
Um seinen Ehebruch mit Batseba und ihre uneheliche Schwangerschaft zu vertuschen, ließ David ihren Ehemann Uria umbringen. Später bekannte er diese Sünde und erhielt Vergebung, aber Uria wurde nicht mehr lebendig. David musste damit leben, dass dieser Mann seinetwegen tot war. Vergebung nimmt uns die Last unserer Schuld und ermöglicht uns, neu anzufangen. Dennoch wünscht Jesus sich, uns grundlegend immer mehr zu verändern, damit wir nicht nur schuldlos sind, sondern auch die Folgen der Sünden in unserem Leben und in der Welt immer mehr abnehmen.
Lukas 19,8: Währenddessen stellte Zachäus sich vor den Herrn hin und sagte: »Herr, ich werde die Hälfte meines Reichtums den Armen geben, und wenn ich die Leute bei der Steuer betrogen habe, werde ich es ihnen vierfach erstatten!«
Vergebung verhindert nicht die Folgen der Sünde. Vermutlich gab es immer noch viele Menschen, die trotz Zachäus' Rückzahlung unter den Folgen seiner Wucherzahlung und der daraus resultierenden Armut litten – sei es Mangelernährung oder geringes Ansehen. Dennoch zeigt dieses Beispiel, dass Vergebung vielleicht nicht alle Folgen unserer Sünde beseitigt, uns aber dazu inspiriert, an diesen Folgen zu arbeiten und in Zukunft anders zu handeln.
Gibt es eine Obergrenze, wie oft wir jemandem vergeben sollen?
Lukas 17,4: »Und wenn er dir sieben Mal am Tag unrecht tut und jedes Mal umkehrt und um Vergebung bittet, vergib ihm.« (S. Anmerkung auf S. 1749)
Hat Liebe eine Obergrenze? Vergebung hat sie auch nicht.
Zusagen von Gott
Jeremia 3,22: »Kommt doch zu mir zurück, meine Kinder, die ihr von mir weggelaufen seid!«
Apostelgeschichte 2,38: Petrus antwortete ihnen: »Kehrt euch ab von euren Sünden und wendet euch Gott zu. Lasst euch alle taufen im Namen von Jesus Christus zur Vergebung eurer Sünden. Dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.«
1. Johannes 1,9: Doch wenn wir ihm unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns vergibt und uns von allem Bösen reinigt.
Vergeltung siehe Gerechtigkeit
Verletzlichkeit siehe auch Kommunikation, Stärken und Schwächen, Überzeugung, Versagen, Zweifel
Was wäre, wenn andere wüssten, wer ich wirklich bin? Gibt es irgendjemanden, dem wir unsere tiefsten Ängste, Verletzungen oder Zweifel offenbaren können oder sollten? Die Bibel lehrt, dass jeder Mensch ein Bedürfnis nach tiefen Beziehungen hat. Wahre Verletzlichkeit ist nur in sehr vertrauten, sicheren Beziehungen möglich, in denen wir auch unsere dunklen und unschönen Seiten zeigen können, ohne abgelehnt zu werden. Gott wünscht sich, dass wir zu ihm offen und verletzlich kommen, mit unserer Schuld wie auch mit unseren Verletzungen und Narben. Nicht immer fällt uns das leicht, gerade dort, wo wir unsere Sünden lieber verstecken und verneinen würden oder ihm nicht trauen. Aber wir finden nur durch Verletzlichkeit hindurch wahre Heilung, Erneuerung und Vergebung. Wenn wir unsere Sünden bekennen, um Vergebung bitten und uns verpflichten, den guten Weg zu wählen, wird unser Verhältnis zu Gott und anderen erneuert und eine große Last wird von uns genommen. Und wo wir uns vor Gott mit unseren Wunden und Narben verletzlich machen, kann er uns dort begegnen und den Weg der Heilung mit uns gehen, auch wenn der manchmal wehtut. Wir können nicht vor jedem vertraut und verletzlich werden, aber wir können Gott vertrauen, und es ist gut, wenn wir in unserem Leben auch nach Menschen suchen, die unseren tiefsten Gefühlen mit Mitgefühl und Respekt begegnen.
Es fällt mir sehr schwer, meine Gefühle mit anderen zu teilen. Wie kann ich eine angemessene Verletzlichkeit lernen?
Psalm 31,9-10: Sei mir gnädig, HERR, denn ich bin verzweifelt! Mein Blick ist getrübt vor Tränen. Mein Leib ist kraftlos, meine Seele ist leer. Ich sterbe vor Kummer, und Sorge verkürzt mein Leben. Das Elend raubt mir die Kraft und meine Glieder sind wie leblos.
Du kannst damit anfangen, dich vor Gott verletzlich zu machen, wenn du betest, indem du ganz ehrlich und offen bist.
1. Johannes 1,9: Doch wenn wir ihm unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns vergibt und uns von allem Bösen reinigt.
Mach dich vor Gott in Bezug auf deine Sünden und dein Versagen verletzlich, denn er ist vollkommen vertrauenswürdig und wird dir bedingungslose Vergebung zusprechen.
Lukas 6,27: »Doch wenn ihr bereit seid, wirklich zu hören, dann sage ich euch: Liebt eure Feinde. Tut denen Gutes, die euch hassen.«
Wenn du begreifst, wie sehr Gott dich trotz deiner Fehler liebt, wirst du dieselbe Liebe anderen weitergeben wollen. Andere zu lieben macht dich verletzlich, aber wo du Liebe wagst und weitergibst, wird diese weitergetragen und kommt auch zu dir zurück.
Jakobus 5,16: Bekennt einander eure Schuld und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Gebet eines gerechten Menschen hat große Macht und kann viel bewirken.
Die Kirche sollte ein Ort sein, an dem Gemeinschaft durch Verletzlichkeit wachsen kann. Lerne deshalb, auch selbst jemand zu sein, der andere in ihren Sünden und Verletzungen liebevoll und nicht verurteilend annimmt.
2. Korinther 1,7: Denn wir sind sicher, dass ihr zwar leiden müsst, aber auch von Gott getröstet werdet. (S. Anmerkung auf S. 1908)
Es ist ein großes Vorrecht für Glaubende, die Verletzlichkeit zu teilen, die in gegenseitigem Trost und Verständnis liegt. Wenn du Verletzlichkeit als etwas Negatives siehst, wirst du immer Probleme haben, dich anderen mitzuteilen. Wenn du sie als eine Chance siehst, deine Beziehungen zu vertiefen, wirst du sie nach und nach einüben können.
Ruth 3,7-10: Als Boas seine Mahlzeit beendet hatte und guter Dinge war, legte er sich neben den Getreidehaufen und schlief ein. Da kam Rut leise herbei, deckte seine Füße auf und legte sich nieder … »Der HERR segne dich, meine Tochter!«, rief Boas aus. »Jetzt zeigst du noch größere Liebe als bisher, weil du nicht jüngeren Männern nachläufst, egal, ob reich oder arm.«
Verletzlichkeit schließt das Risiko mit ein, abgelehnt zu werden, aber nur durch Verletzlichkeit entsteht auch die Chance, dass etwas Großes und Gutes und echte Intimität entsteht.
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