Aus dem Englischen übersetzt
von Alan Tepper
www.hannibal-verlag.de
Über die Autoren
William Shatner hat neben seiner schauspielerischen Tätigkeit als Musiker, Produzent, Regisseur und Autor gearbeitet. Besonders hervorzuheben ist seine Rolle als Captain Kirk in der Serie Raumschiff Enterprise (1966 bis 1969) und sieben Star Trek-Filmen. Für die Rolle des Denny Crane in der Serie Boston Legal gewann er einen Emmy und einen Golden Globe. Shatner lebt mit seiner Frau Elizabeth in Los Angeles.
David Fisher ist Autor von über 20 New York Times-Bestsellern, darunter auch Shatners Bücher Durch das Universum bis hierher sowie Spock und ich: Mein Freund Leonard Nimoy. Er lebt in New York.
Impressum
Titel der Originalausgabe von St. Martin’s Press, NY:
„Live Long And …“
© William Shatner 2018
Dieses Werk wurde im Auftrag von St. Martin’s Press durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover, vermittelt.
Deutsche Erstausgabe 2019
Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com
Coverabbildung: © Maarten De Boer / Contour by Getty Images
Übersetzung: Alan Tepper
Lektorat und Korrektorat: Dr. Matthias Auer
Hannibal Verlag, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN 978-3-85445-665-0
Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-664-3
Hinweis für den Leser:
Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.
Inhalt
1.
Ein glückliches Leben
2.
The Show Must Go On
3.
Die Leidenschaft für Leidenschaften
4.
Ein Plädoyer für Gefühle
5.
Die Grundzutaten: Gesundheit und (ein wenig) Wohlstand
6.
Die seltsame Suche nach Abenteuern
7.
Arbeit und Glück
8.
Beziehungen sind nie relativ
9.
Meine grundlegenden Ansichten
10.
Where Does Time Go?
Danksagungen
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Widmung
Ich möchte dieses Buch einem guten alten Freund von mir widmen, der nicht mehr unter uns weilt. Als ich ins Filmgeschäft einstieg, war Carmen La Via ein junger Agent in Los Angeles. Wir durchlebten viele Beziehungsformen, von Klient über Agent bis hin zum Freund. Er zog nach New York und wurde mein Literaturagent. Wir arbeiteten häufig zusammen, und viele der daraus resultierenden Projekte erwiesen sich als wirklich gut.
Um Ihnen aufzuzeigen, wie taff er sein konnte, möchte ich auf das an seiner Krankenhaustür angebrachte Schild mit der Aufschrift „Bitte nicht wiederbeleben“ hinweisen. Nachdem man ihn schon aufgegeben und ihm die Sterbesakramente erteilt hatte, war er sich selbst überlassen. Aber dieser knallharte kleine Italiener blies uns dann alle mit seiner Energie vom Hocker, als er wieder zur Arbeit erschien.
Die Angehörigen möchten ein „Ruhe in Frieden“ auf seinem Grabstein eingravieren lassen. Ich denke, „Bitte nicht wiederbeleben“ würde es eher treffen. Ich warte darauf, dass wir uns im Geiste wiedervereinen.
Lebe lang …
Ich habe ein glückliches Leben gelebt. Ich erklomm buchstäblich wie sprichwörtlich den Gipfel des Berges. Mir sind die außergewöhnlichsten Menschen begegnet, und ich habe die verblüffendsten Erfahrungen gemacht. Ich bin auf Pferden über die Prärie geritten und mit Motorrädern durch das Land gefahren, habe das Wunder des Aufwachsens meiner Kinder erlebt. Ich habe das ganze Spektrum an Emotionen empfunden, das größte Glück und den schlimmsten Schmerz, habe geliebt und gehasst, die Extreme ausgekostet, das Gefühl der Leidenschaft genossen und Ekstase erlebt. Ich kam 1931 zur Welt und wurde während meiner Lebensspanne Zeuge der flächendeckenden Verbreitung von Antibiotika und der Eliminierung gefürchteter Krankheiten. Ich habe die Erfindung des Fernsehens erlebt, des Internets und der Mikrowelle, mit Ehrfurcht das ungeheure Wachstum der kommerziellen Luftfahrt wie auch der NFL beobachtet. Mein Leben umspannt acht Dekaden voller Aufregung, Entdeckungen, Beziehungen und großen Glücks.
Und so war ich sicher nicht bereit dafür, dass es endete.
Ich habe den Tod in vielen Facetten gesehen. Ich habe ihn in der natürlichen Abfolge erlebt, als meine Eltern alterten und verstarben. Ich war mit der Tragödie eines Unfalltods konfrontiert, denn meine Frau starb bei einem wahrhaft tragischen Ereignis. Ich habe den schmerzhaften Tod enger Freunde durch Krankheiten miterlebt, meine geliebten Tiere in den Armen gehalten, während sie ihr Leben aushauchten. Mir widerfuhr der Schmerz des Verlusts, die Leere. Ich bin auf mehr Beerdigungen gewesen, als ich zählen kann, habe nach Worten gerungen, um trauernde Menschen zu trösten. Ich bin ziellos umhergewandert und habe versucht, den Tod zu verstehen, wobei ich erkannte, dass ich ihn niemals begreifen werde.
Doch 2016 hatte ich eine vollkommen andere Begegnung mit dem Tod: Ein Arzt erklärte mir, ich hätte eine unheilbare Krankheit, sagte, dass ich sterben würde.
Moment mal! Das war etwas komplett Neues. Ich war ziemlich gut darin, Mitleid zu bekunden und derjenige zu sein, der am Ende einer Trauerfeier immer nach Hause ging. Wie sollte ich nun auf die Diagnose reagieren? Wir redeten hier tatsächlich über mein Begräbnis!
„Sie haben Krebs“, teilte mir der Arzt mit.
Das muss ein Fehler sein, dachte ich. So etwas widerfährt nur anderen. Die Diagnose war das Ende einer Kette, die mit meiner Neugier begann. Durch die Lektüre eines Magazins erfuhr ich, dass Wissenschaftler entdeckt hatten, dass Krebszellen ein bestimmtes Protein bilden, mit dem man Rückschlüsse auf ihre Existenz ziehen kann. Die Forscher hatten einen Test zur Erkennung dieses Proteins entwickelt. Es ist ein hochsensibles Verfahren. Meine Frau Elizabeth und ich entschieden uns zu einer Untersuchung. Als das Testergebnis bei ihr auf Gebärmutterhalskrebs hinwies, durchlebten wir einen Monat nahe der Hysterie. Andere Ärzte wandten gründliche und bewährte Diagnostikverfahren an, fanden jedoch keine Auffälligkeiten. Man klärte uns schließlich auf, dass der erste Test noch zu ungenau sei.
Und dann diagnostizierte man bei mir Prostatakrebs. Bei mir! Mein Hausarzt sagte, dass Prostatakrebs manchmal äußerst aggressiv sei und manchmal so „harmlos“, dass man schon lange vor dem inkurablen Ausbruch an einer anderen Krankheit versterbe. Sterben! Ich? Das durfte alles nicht wahr sein. Um herauszufinden, um welche Ausprägungsform es sich handelte, nahm er mir Blut für den PSA-Wert ab, ein Tumormarker dieser spezifischen Krankheit. Bis zu dem Zeitpunkt lag er bei mir immer bei eins oder zwei, also unterhalb der bedenklichen Werte. „Er liegt bei zehn“, teilte mir mein Arzt nach Auswertung mit. „Es ist aggressiver Krebs.“ Zehn! Mein Körper hatte mich verraten.
Ich habe mich stets dem großen Comedian George Burns verbunden gefühlt, der 100 Jahre alt wurde und einfach nicht sterben „konnte“, solange man ihn buchte. Und auch mein Terminplan war viel zu voll, als dass ich Zeit für den Tod gehabt hätte.
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