Aus dem amerikanischen Englisch
von Alan Tepper
www.hannibal-verlag.de
Für Julia und Max
Mit besonderem Dank an die Polizeipräfektur, die mir den Zugang zum gesamten Petiot-Dossier ermöglichte, das seit den damaligen Geschehnissen unter Verschluss gehalten wurde.
Impressum
Der Autor: David King
Titel der Originalausgabe:
„Death in the City of Light – The Serial Killer of Nazi-Occupied Paris“
ISBN: 978-0-307-45290-0
© 2011 by David King
This translation is published by arrangement with Crown Publishers, an imprint of the Crown Publishing Group, a division of Random House, Inc.
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
Coverdesign: www.buerosued.de
Coverfoto: © Martin Amis
Layout und Satz: Thomas Auer, www.buchsatz.com
Übersetzung: Alan Tepper
Lektorat: Dr. Matthias Auer, Bodman-Ludwigshafen
Korrektorat: Mag. Verena Zankl, Innsbruck
© by Hannibal
Hannibal Crime, ein Imprint der KOCH International GmbH, A-6604 Höfen
www.hannibal-verlag.de
ISBN 978-3-85445-436-6
Auch als Paperback erhältlich mit der ISBN 978-3-85445-435-9
Hinweis für den Leser:
Kein Teil dieses Buchs darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, digitale Kopie oder einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. Der Autor hat sich mit größter Sorgfalt darum bemüht, nur zutreffende Informationen in dieses Buch aufzunehmen. Es kann jedoch keinerlei Gewähr dafür übernommen werden, dass die Informationen in diesem Buch vollständig, wirksam und zutreffend sind. Der Verlag und der Autor übernehmen weder die Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch den Gebrauch von in diesem Buch enthaltenen Informationen verursacht werden können. Alle durch dieses Buch berührten Urheberrechte, sonstigen Schutzrechte und in diesem Buch erwähnten oder in Bezug genommenen Rechte hinsichtlich Eigennamen oder der Bezeichnung von Produkten und handelnden Personen stehen deren jeweiligen Inhabern zu.
Inhalt
Vorwort
1. Deutsche Nacht
2. Ein Arzt der einfachen Leute
3. Erste Spuren
4. Zwei Zeugen
5. „100.000 Autopsien“
6. Die Frau mit dem gelben Koffer
7. „Mein Mann, ein Monster?“
8. Die Lieferung
9. In der Schattenwelt
10. Die Lügenfalle
11. Wo steckt Petiot?
12. Die Gestapo-Akte
13. Postkarten von der anderen Seite
14. Letzte Station: Argentinien
15. Krieg im Schatten
16. Der unheimliche Dachspeicher
17. Enttäuschung
18. Weitere Neun
19. Die Liste
Bildstrecke
20. Apokalyptische Wochen
21. „P.S.: Vernichte alle meine Briefe“
22. Endstation Saint-Mandé-Tourelle
23. Vernehmungen und Verhöre
24. Das Schicksal schlagen?
25. Die Knellers
26. Prozess oder Zirkus?
27. „Der Tod? Für mich keine Bedrohung!“
28. 2:1
29. Im Mörderhaus
30. Schwarze Fingernägel
31. „Ein Hauch des Bösen“
32. Der Friseur, der Visagist und die Abenteurerin
33. Das Ende?
34. Naufrageur
35. Der Urteilsspruch
36. Die Planke der Justiz
37. Die Beute
Epilog
Danksagungen
Fotonachweise
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11. März 1944
Dichter schwarzer Rauch drang in Jacques und Andrée Marçais’ Appartement im fünften Stock der Rue Le Sueur Nummer 22 im noblen Pariser 16. Arrondissement. Es hatte vor fünf Tagen begonnen, und aufgrund des ungewöhnlich warmen Wetters wurde es nun immer schlimmer. Der Rauch waberte durch die Ritzen der hölzernen Fensterrahmen und überzog die Möbel mit einem schmierigen Film. In der Luft hing ein Übelkeit erregender Gestank, den die Anwohner unterschiedlich wahrnahmen: Einige meinten, es würde nach verbranntem Karamell stinken, andere beschrieben es als den Geruch von verbranntem Plastik oder von Grillfleisch schlechter Qualität. Die Geruchsbelästigung schien vom gegenüberliegenden Haus zu kommen. „Nun unternimm doch etwas“, forderte Andrée Marçais ihren Mann auf, als dieser kurz vor 18 Uhr von der Arbeit zurückkehrte, woraufhin er sich auf den Weg zum Nachbargebäude machte.
Weder Jacques noch seine Frau wussten, wer das zweieinhalbstöckige Stadthaus Nummer 21 bewohnte. Gelegentlich sah man einen Mann auf einem grünen Fahrrad mit einem Anhänger, dessen Inhalt ein schweres Segeltuch verdeckte. Selten schien er Besucher zu empfangen, die dann fast ausschließlich in der Nacht auftauchten und merkwürdigerweise schwere Koffer mit sich führten.
Als sich Jacques dem imposanten Gebäude mit der verdreckten grauen Steinfassade näherte, sah er sofort, dass der Rauch aus einem schmalen Schornstein qualmte. Allerdings konnte er keinen Blick in die Villa werfen, da die Jalousien im Erdgeschoss geschlossen und die Vorhänge im zweiten Stock zugezogen waren, ausgenommen die durch eine Jalousie verdeckte Balkontür. Jacques drückte den Klingelknopf. Doch es regte sich nichts, weshalb er noch weitere Male läutete. Dann entdeckte er einen kleinen vom Wetter zerknitterten Zettel an einem großen Doppeltor, das einst als Kutschenzufahrt gedient hatte, auf dem zu lesen stand: „Bin für einen Monat verreist. Bitte schicken Sie die Post in die Rue des Lombards Nummer 18, Auxerre.“
Besorgt, dass ein Kaminfeuer das leerstehende Haus in Brand setzen könnte, kehrte Jacques in seine Wohnung zurück und verständigte die Polizei.
Kurze Zeit später trafen zwei Streifenpolizisten auf Fahrrädern ein. Nach vergeblichen Bemühungen, in das Gebäude einzudringen, machten sich die beiden Beamten – Joseph Teyssier und Emile Fillion – auf die Suche nach jemandem, der den Besitzer kannte. Die Concierge Marie Pageot aus Nummer 23 informierte die beiden, dass das Stadthaus unbewohnt sei, aber einem Hausarzt namens Marcel Petiot gehöre, der in der Rue Caumartin 66 nahe des Bahnhofs Saint-Lazare wohne, einem Geschäftsviertel südlich des Rotlichtdistrikts, in dem sich Striptease-Lokale an Bordelle und Nachtclubs reihten.
Da Teyssier nun den Namen und die Telefonnummer des Arztes kannte, begab er sich in den nahegelegenen Gemischtwarenladen Garanne und wählte Pigalle 77–11. Eine Frau nahm den Anruf entgegen und stellte zu Dr. Petiot durch. Teyssier informierte ihn über das Feuer in seinem Haus.
„Haben Sie das Gebäude betreten?“
„Nein.“
„Lassen Sie alles so, wie es ist. Ich werde Ihnen unverzüglich die Schlüssel bringen. Es dauert höchstens 15 Minuten.“
Als Teyssier das Geschäft verließ, sah er einige Anwohner auf dem Bürgersteig, angelockt von der ungewöhnlichen Rauchentwicklung. Nachbarn beobachteten die Menschenansammlung von höher gelegenen Fenstern aus. Die Beamten und die Schaulustigen gingen nervös auf und ab, während sie auf die Ankunft des Besitzers warteten. 15 Minuten verstrichen, doch Petiot war nirgendwo zu sehen. Auch nach weiteren zehn Minuten tauchte er nicht auf. Zu dieser Zeit am frühen Abend hätte eine Fahrradfahrt von der Rue Caumartin bis hierher nicht mehr als zehn bis zwölf Minuten in Anspruch nehmen dürfen.
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