Aber jetzt sag ich euch mal, was das Nervigste an der Menschheit und ihrem Gott ist: Wenn Sein Name bemüht wird, dann ist das beinahe eine Garantie dafür, dass es in irgendwelchen Blödsinn mündet. Die Menschheit und ihr Gott beginnen Kriege. Die Menschheit und ihr Gott stehen Fortschritten in der Medizin, der Wissenschaft und anderen Wegen zum Verständnis des Universums im Weg. Die Menschheit und ihr Gott bekämpfen den gesunden Menschenverstand mit Dummheit, wenn es um Fragen der Politik, der Freiheit, des allgemeinen Wohlergehens und der Sicherheit geht. Die Menschheit und ihr Gott sind dazu verurteilt, sich die Zukunft lediglich mittels dogmatischer Mythen zu erschließen, die zu einer Zeit entstanden, in der man noch daran glaubte, dass Flüche jemanden krank machen und Blutegel das „schlechte Blut“ aus dem Körper ziehen und uns gesund machen könnten. So sieht die so genannte Weisheit der Glaubensbrüder aus. Das Problem ist eben, dass Religionen keine Updates bekommen; sie laufen mit einer Software, neben denen Fünf-Einviertel-Zoll-Disketten wie futuristische Zeitmaschinen aussehen. Die christliche Bibel mit all ihren Schwachstellen hat völlig den Anschluss an die moderne Zeit verpasst; wenn es sich um irgendein anderes Buch handelte, dann würden sich die Leute über jede daraus zitierte Passage oder Anekdote kaputtlachen. Das gilt genauso für alle anderen dicken Wälzer, die den großen Weltreligionen zugrunde liegen. Die Gläubigen siechen in religiöser Dummheit vor sich hin und kommentieren ständig alles Mögliche mit Zitaten aus ihren „Lehrbüchern“, völlig unabhängig vom Kontext oder der Relevanz.
Wisst ihr, mir ist klar, wieso Religionen geschaffen wurden – oder sagen wir mal so, ich kann mir einen ziemlich guten Reim drauf machen, wieso die Menschen in wilden Phantasien nach der Wahrheit suchen. Mir gefällt die Vorstellung durchaus, dass Götter erfunden wurden, um Dinge zu erklären, die wir nicht verstehen, wie die Sterne, Vulkane und das Wetter. Und seit wir schlau genug sind, um die einzelnen Teile selbst zu einem stimmigen Bild zusammenzusetzen, weiß ich, wieso sich der Zweck der Götter schließlich darauf verlagerte, anzuzeigen, wie wir miteinander umgehen: Einige von uns brauchen eine Richtung im Leben oder zumindest irgendetwas, das uns Konsequenzen für all unsere Taten in Aussicht stellt. Als Menschen sind wir einfach noch zu unzivilisiert, um friedlich zusammenzuleben. Mit uns ging es aufwärts, als Regeln aufgestellt wurden, das verstehe ich.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, bitte gestatten Sie mir, dass ich Sie kurz mit der Realität konfrontiere.
Wir schreiben jetzt das Jahr 2013. Und ich muss sagen, wenn ihr noch immer ein Regelwerk braucht, das zu einer Zeit geschrieben wurde, wo die Leute Kamele heiraten wollten, dann habt ihr größere Probleme, als den richtigen Leitfaden fürs Leben zu finden. Die menschliche Rasse hat über die Jahrhunderte großartige Köpfe hervorgebracht, Philosophen von so überragendem Durchblick, dass wir mit jeder Generation entscheidende neue Entwicklungsschritte gemacht haben. Aus dem gleichen Genpool stammen Wissenschaftler und Mathematiker von hervorragendem Kaliber, die nach und nach die Geheimnisse von Raum, Zeit und unseren eigenen genetischen Code geknackt haben. Mit jedem Schritt in Richtung spirituelle Freiheit, das kann ich mit Stolz sagen, entfernen wir uns weiter und weiter von den Fesseln des Aberglaubens. Aber fast immer sind es die Altvorderen unserer Rasse, die sich an diesen Mist klammern wie Fliegen an ein Plumpsklo, und das sind leider meist die Leute, die Machtpositionen innehaben und die „heilige Schrift“ dazu benutzen, um die Köpfe – und die Wählerstimmen – ihrer Schäfchen zu kontrollieren.
Aber darin besteht gleichzeitig die Besonderheit: In vieler Hinsicht unterstützt die Kirche – vor allem die katholische – unsere wissenschaftlichen Entdeckungen. Das war schon immer so. Sie freut sich über tiefgreifende, neue Erkenntnisse, weil sie davon überzeugt ist, dass es sich dabei um Beweise für die Existenz Gottes handelt. Sie wartet geradezu auf bahnbrechende Durchbrüche im Bereich der Teilchenbeschleunigung, weil sie sich von diesem Themenbereich weitere Beispiele für „intelligentes Design“ erhoffen. Abgesehen davon, dass sie dann natürlich versucht, das alles als Leistung des Großen Meisters darzustellen, muss man die Kirche dafür wirklich respektieren. Aber mit dem Respekt hört es dann schlagartig wieder auf, wenn man wiederum daran denkt, wie viele Fälle von Missbrauch gerade mit dieser Religion in Zusammenhang gebracht werden. Meiner Meinung nach hat die Unterdrückung des Sexualtriebs üble Auswirkungen, die sich auf schlimmste Art manifestieren: in der Zerstörung der Unschuld unserer Kinder. Wenn die katholische Kirche tatsächlich irgendwas dagegen täte, dann könnte ich ihr den Umstand an sich vielleicht nachsehen. Aber die verschiedenen papistischen Verantwortungsträger haben beschlossen, lieber ein verbrecherisches Zeugenschutzprogramm aufzubauen, bei dem die Täter von einem Ort zum nächsten geschickt werden, manchmal auch in andere Bundesstaaten oder Länder, und dabei tun sie so, als ob die finsteren Bedürfnisse, die in diesen Monstern schlummern, sich darüber in Luft auflösten. Aber das führt nur dazu, dass der Status Quo erhalten bleibt. Diese Leute sollten verdammt noch mal kastriert und in haiverseuchte Gewässer geworfen werden.
Aber mal wieder zurück zum Thema. Religion in ihrer organisierten und fokussierten Form zerstört unsere Grundfesten und urteilt über die Guten wie über die Bösen; wenn die Gottesanbeter erst einmal richtig in Fahrt kommen, gibt es kein Halten mehr. Verdammt, Amerika wurde auf der Prämisse einer Trennung von Staat und Kirche gegründet … jedenfalls in der Theorie. Die ersten Auswanderer, die sich in den Kolonien ansiedelten, aus denen sich später die USA entwickelten, kamen angeblich in die Neue Welt, um der religiösen Verfolgung in ihrer Heimat zu entgehen. Das ist ja auch völlig okay, würde ich sagen – niemand sollte wegen seines Glaubens oder seiner Lebensweise dämonisiert oder gefoltert werden. Aber viele dieser Glaubensflüchtlinge kamen in dieses Land, um die Heiden zu taufen, die dort bereits lebten. Für die in Nordamerika ansässigen Stämme gab es so etwas wie eine „Neue Welt“ nicht, es war einfach ihr Zuhause. Leider hatte man den neuen Mietern in der Bibel erzählt, dass es keine Wiederauferstehung Christi geben würde, bevor nicht die ganze Welt bekehrt sei. Und so kamen die Siedler ins Land und brannten darauf, die Ureinwohner zu „retten“. Schon bald froren und hungerten sie allerdings und fingen deswegen an, genau die Leute abzuschlachten, die sie ursprünglich hatten taufen wollen, damit sie ihre Nahrungsmittelvorräte plündern konnten. Daher ist die Tür zur Wiederauferstehung von Jesus Christus gewissermaßen die Vortreppe des Hauses Amerika, und sie ist besudelt vom Blut unschuldiger Völker, die einfach auf ihre eigene Weise leben wollten, und die gut ohne irgendwelche europäischen Eiferer ausgekommen wären, die auf Teufel komm raus ihr Seelenheil retten wollten.
Meine Vorväter, Sklavenhalter allesamt, wussten, dass wir nichts auf die Reihe bekommen würden, solange die Sklavenrhetorik der Kirche uns die Hände band. Und jetzt guckt uns doch mal an: Amerika ist eines der frömmsten, selbstgerechtesten und vorurteilsbehafteten Länder unseres Planeten – ach was, der ganzen verdammten Milchstraße. Amerika steht außerdem an fünfundzwanzigster Stelle, wenn es um Bildung geht, und in den letzten vierzig Jahren haben wir keinen echten Visionär von genialer Strahlkraft hervorgebracht. Na gut, okay, vielleicht Steve Jobs und Bill Gates, aber die haben uns lediglich mit besseren und größeren Ablenkungsmöglichkeiten versorgt und tragen von daher nur weiter dazu bei, dass wir auf Platz 25 der Bildungscharts versauern. Die amerikanischen Sekten sind völlig verrückt und machen sofort einen Heidenaufstand, sobald ihr unwissendes Blut in Wallung kommt, und sie protestieren, sobald wir etwas Unerhörtes tun wollen … wie zum Beispiel, die Menschen über die Gefahren von Feuerwaffen aufzuklären oder kräftigere, widerstandsfähige Nutzpflanzen zu züchten, die auch in den unwirtlicheren Landstrichen der Welt angebaut werden könnten. Sie hassen Lesben und Schwule und wollen ihnen das Recht zu heiraten verweigern, obwohl homosexuelle Partnerschaften statistisch gesehen stabiler sind als von Hetero-Paaren, vor allem, wenn man noch die Sozialfälle und die Teenager-Schwangerschaften hinzunimmt, wobei die wohl wesentlich seltener wären, wenn sich die religiösen Rechten nicht bei jeder Gelegenheit gegen Sexualkundeunterricht aussprechen würden. Sie sind so schlecht informiert und selbstgerecht, dass „intelligente Äußerungen“ aus ihrem Mund einen Widerspruch in sich darstellen. Es ist, als ob man aus dem schlechtesten Drehbuch aller Zeiten vorliest … oder aus dem besten, je nachdem, auf welche Art von Filmen man steht.
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