1. Für ein Jahr Single bleiben
2. Beim dritten Date muss es zum Sex kommen, sonst kein weiteres Investment
3. Mit keinem Mann öfter als drei Mal
4. Schlechten Sex abbrechen
5. Alles zulassen bis auf Urin- und Fäkalspielchen
6. Nicht verlieben (auweia)
7. Keiner über 50
8. Keiner darf kleiner sein als ich
9. Keine Hemmungen
Und es gibt noch eine geheime 10. Regel – ich will am Ende meiner Abenteuerreise meinem Arbeitgeber eine Glückskeks-Sonderedition vorschlagen: erotische Fortune-Cookies! Also, was auch immer ich erlebe: Es muss ein Spruch dabei herausspringen!
Es tut gut, einen Plan zu haben, und was soll ich Euch sagen: Er hat mir – wie eingangs beschrieben – schon beim ersten Date zum besten Orgasmus meines bisherigen Lebens verholfen. Von mir aus kann es so weitergehen …
Öffne dein Lustschloss und spüre den heißen Hauch des Südens
Mein erstes Date soll auf jeden Fall ein Erfolg werden. Also in erotischer Hinsicht kann ich das natürlich nicht vorher wissen, aber ich möchte zumindest sichergehen, dass es am Ende dorthin führt, wo ich hin will: ins Bett (im übertragenen Sinne, von mir aus könnte es auch auf dem Küchentisch passieren oder auf einer Parkbank). Deshalb gehe ich im Geiste meine naheliegenden Optionen durch. Da ist dieser niedliche Kellner in dem Coffeeshop, bei dem ich mir morgens nach dem Joggen immer meinen Hafer-Latte hole. Das habe ich mir nach der Trennung von David-Alexander angewöhnt – also beides: das Joggen und den Hafer-Latte. Der niedliche Kellner heißt Gary, kommt aus Australien, ist, würde ich sagen, Ende 20 und hat so einen süßen Akzent. Er ist mindestens 1,90 Meter groß, was schon mal gut ist, und trägt einen dunkelblonden Dutt. Ja, ich weiß, ist nicht jedermanns beziehungsweise -fraus Sache, aber ich stehe nun mal drauf. Allerdings ist er nicht meine erste Wahl für mein Auftakt-Date. Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht ist er mir eine Spur zu schmächtig. Er trägt seine Jeans im Baggy-Style, und ich habe immer Angst, dass ihm die Hose gleich völlig abrutscht, weil da irgendwie kein richtiger Hintern drin ist. Meistens hat er dazu ein T-Shirt mit V-Ausschnitt an. Insgesamt hat er eine sexy Ausstrahlung und inmitten seines Hipster-Barts ein wirklich anziehendes Lächeln.
Trotzdem: Ich nehme mir vor, Gary erst einmal aufzuschieben. Wer weiß, vielleicht lecke ich mir nach ein paar Reinfällen noch alle zehn Finger nach ihm.
Also weiter: Neulich habe ich auf einer kleinen Party bei Dina ihren neuen Kollegen kennengelernt, Alex. Typ Werber, was kein Wunder ist, weil Dina in einer Werbeagentur arbeitet, also was machen wohl ihre Kollegen?! Haha, schlaue Luzy! Alex sieht echt gut aus: groß, schlank, trainiert, kurzes blondes Haar und hellblaue Augen. Sehr selbstbewusst – und seine Anekdote, wie er sich vor der ersten Präsentation vor einem neuen Kunden für Slipeinlagen noch eben die Hände waschen wollte, die Seife aus dem Spender dann auf seinem Hosenschlitz landete, er den peinlichen Fleck wegwischen wollte und das ganze Dilemma immer größer und größer wurde, bis es am Ende so aussah, als hätte er sich in die Hose gemacht, war wirklich zu komisch.
„Wie ist es ausgegangen?“, fragte ich.
„Ich habe dem Kunden vorgeschlagen, über ein entsprechendes Einlageprodukt für Männer nachzudenken, und wir haben alle herzlich gelacht.“
Typisch. Männer kommen aus ihren eigenen Geschichten immer als Gewinner raus – selbst aus den peinlichsten Situationen. Also Alex muss ich mir erst zutrauen, und dafür muss ich meinen Erfahrungsschatz vergrößern.
Ich durchforste meine Kontakte auf dem Handy.
1. Addy, ehemaliger Schulfreund, Computernerd mit leichtem Bauchansatz und komplett asexuell – kommt beim besten Willen nicht infrage.
2. Chris, kenne ich aus meiner Zeit im Gym – sexy, sehr trainiert, groß, blond, ein bisschen naiv, aber ganz süß. Mal sehen …
3. Daniel – mein allerbester Freund, Ende 30, Musiker, spielt Schlagzeug, superlustig, schlau, schlagfertig, gut aussehend mit dunkelroten Locken und einer Topfigur, sensationeller Tänzer. schräg und immer ‚up-to-date’. „In den USA verletzen sich jedes Jahr 11.000 Menschen bei erotischen Experimenten.“ So was muss man erst mal wissen! Also Daniel wäre mein Mr. Right – gäbe es da nicht eine Sache: Daniel ist … Nein, nicht schwul. Er ist nur 1,65 Meter groß, und das ist mir definitiv zu klein.
„Das sagt aber nichts über meine Penisgröße!“
Mag sein, geht aber trotzdem nicht!
4. Gil – ein ehemaliger Studienkollege von mir, groß, ein bisschen schlaksig, Typ Cordanzug, hip, mit einem ausgeprägten Sinn fürs Romantische, liebt und schreibt Gedichte – wäre einen Versuch wert. Ich habe allerdings lange nichts von ihm gehört, womöglich ist er längst in einer Beziehung und liest seinen Kindern Goethe vor
5. Herbert – hat um die Ecke von meiner Wohnung ein Architekturbüro. Anfang 40, sehr lässig, wuschelige Locken, ein Lächeln wie Ryan Gosling, Topbody – ist leider gerade frisch verliebt, sonst wäre er meine erste Wahl gewesen
6. Kasimir, Haus- und Hofhandwerker meiner Eltern. Er kommt aus Polen, dürfte so um die 40 sein, hat ebenfalls einen sehr süßen Akzent (ich merke gerade, dass ich auf Akzente stehe), trägt Glatze (steht ihm sehr gut), arbeitet gerne mit freiem Oberkörper, ist etwa so groß wie ich und hat diese erotische Ausstrahlung eines Stahlarbeiters. Ziemlich sexy.
7. Mike – guter Freund von Dina. Nicht hübsch, nicht hässlich, Typ Jeff Bezos in jung. Immer ungebunden, feiert gerne und lässt nichts anbrennen. Möglich, aber kein Muss.
8. Robin ist Ende 30. Ihn habe ich mal im Bus kennengelernt. Arbeitet in einer Szenebar. Ich war schon ein paarmal da, und er ist wirklich total niedlich: ein bisschen zerzaust, offenes Gesicht, dunkelblonde Mähne, strahlendes Lächeln, kleine Lachfältchen um Augen und Mund, nicht sehr groß, aber größer als ich, immer im sehr lässigen Outfit – Jeans und Hemden mit Blumenmuster. Ich bin mir aber nicht sicher, ob er schwul ist.
9. Und dann, ebenfalls unter „R“, stoße ich auf Ramon. Treffer! Ramon ist der Salsa-Lehrer, von dem Dina mir schon seit zwei Jahren vorschwärmt. „Der ist so wahnsinnig sexy – wenn ich nicht vergeben wäre, würde ich sofort mit ihm in die Kiste steigen!“
„Susan aus unserem Kurs hat mit Ramon eine Nacht verbracht – die ist völlig hin und weg.“
„Ramon hat mich heute so angetanzt, das hat mich total angemacht.“
Inzwischen ist Dina von Salsa mit Ramon zu Vinyasa Yoga mit Vidya gewechselt. „Es wurde mir einfach zu heiß mit Ramon – ich suche mir jetzt nur noch Kurse, in denen Frauen unterrichten.“
Ramon! Das bedeutet: Ich muss mich zum Salsa-Kurs anmelden. Dabei ist Tanzen nicht gerade meine Stärke. Meine Kondition lässt auch zu wünschen übrig. Und Sport im Allgemeinen gehört sowieso nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Immerhin jogge ich jetzt seit zwei Monaten – das dürfte ein bisschen helfen. Auf keinen Fall kann ich da einfach so auftauchen und direkt mitmachen. Ich muss mich vorbereiten. Vor allem optisch. Deshalb kaufe ich mir erst mal ein neues Sportoutfit. In der Umkleidekabine überfallen mich übelste Selbstzweifel, weil das Licht von oben auf meinen Körper fällt. Sehe ich da erste Dellen auf meinen Oberschenkeln? Seit wann wölbt sich mein Bauch über dem Gummizug? Sind die verlorenen vier Liebeskummer-Kilos heimlich zurückgekehrt? Kann man mit Mitte 30 überhaupt noch bauchfrei zum Sport gehen? Und wie sieht das Ganze in Bewegung aus? Ich hüpfe in schwarzen Shorts und einem weißen Sport BH vor dem Spiegel auf und ab.
„Alles in Ordnung da drin?“, fragt eine männliche Stimme vor der Kabine, und in einem übermutigen Impuls öffne ich den Vorhang und frage:
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