Die vierte Annahme auf die Frage nach dem Woher und Warum der alles Leben ordnenden ethischen Regeln lautet: Im Innern des Menschen entstand über Generationen hin durch Versuch und Irrtum ein Korrektiv, das den Nutzen belohnte und den Schaden zu meiden suchte. Nutzen und Schaden sowohl für den Einen wie auch für die anderen in einer Gemeinschaft. Dieses Korrektiv spricht seither als eine Stimme, die im Verfolg des Überlebenswunsches von lange her erfahren hat und endlich zu wissen meint, was sein soll und was nicht, was zu wünschen ist und was zu verdammen. Wir nennen diese Stimme unser Gewissen. Es ist, da es nicht offen zu Tage tritt, niemandem verantwortlich als sich selbst. Und dem folgt, ohne Vorgabe eines Zieles und allein getrieben von dem Wunsch, dem eigenen Leben und dem Leben allgemein Frucht und Gedeihen zu sichern, wenn auch zuweilen auf Umwegen und unter Vermeidung äußerer Hindernisse, dem also folgt am Ende all unser Tun und Lassen. Dieses Gewissen anerkennt ohne weiteren Zweifel das Urteil der Selbstevidenz, das nicht hinterfragt werden kann. Dass ein jeder Mensch solch ein Gewissen in sich trägt, auch wenn es oft zu schlafen scheint, wird kaum bezweifelt. Wohl aber ist zu fragen, ob auch eine Gruppe oder gar ein Volk so etwas wie ein gemeinsames Gewissen haben kann. Wer nun meint, man sei mit der Berufung auf ein solches Gewissen wieder dort angekommen, wo der Mensch in seinem dunklen Drange, sich des rechten Weges wohl bewusst sei, dem kann nicht leicht widersprochen werden. Immerhin hat es ein jeder schon erfahren, dass beim Anblick eines neugeborenen Kindes, eines großen Kunstwerks oder einer überwältigenden Landschaft sich ein Gefühl von Glück einstellt und jeder Einwand am Sinn des Lebens sich schamvoll verkriecht. Ein jeder meint in einem solchen Augenblick zu erkennen, was er zu tun und was er zu lassen habe. Wenn auch manch einer glaubt, er müsse daraufhin sein Leben ändern, so ist doch dieser Anruf seines Gewissens meist wieder verflogen, sobald der Anlass dieser Selbstbesinnung aus dem Gesichtskreis gerückt ist.
Nachdem in der hiermit abgeschlossenen Einleitung versucht wurde, eine Begründung für die nachfolgenden Bemühungen um eine neue Ethik zu versuchen, soll im Folgenden auf die vier bisher laut gewordenen Antworten näher eingegangen werden und es werden zugleich die Instanzen benannt, die dafür Verantwortung tragen. Eine jede dieser Instanzen nämlich hat seit jeher einen bestimmenden Einfluss auf die Handlungen und Unterlassungen der Menschen ausgeübt, übt sie noch immer auf den einen oder anderen aus und kann darum nicht einer zeitgeistigen Mode folgend in leichtfertiger Verallgemeinerung beiseitegeschoben werden. Sowohl die den Vorfahren verpflichtete Überlieferung jahrhundertealter Bräuche, als auch religiöse Bindungen an ein überirdisches Jenseits, oder ein Appell an die kritische Vernunft und schon gar nicht die Stimme des individuellen Gewissens können außer Acht gelassen werden, wenn man sich auf die Spur der ethischen Regeln setzen will. Will man mit ihren Forderungen nicht nur einzelne Gruppen, sondern alle, die guten Willens sind, auf einem Weg vereinen, so muss man deren Beweggründe gelten lassen um eines gemeinsamen Zieles willen: des Überlebens des Menschen und des durch ihn bedrohten Planeten.
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