Die Zeit, die ich dafür aufbringen muss, ist das eine: einmal wöchentlich zehn bis zwölf Minuten zählen, teilen, einsortieren. Und dann zweimal täglich ungefähr zehn Sekunden, um mir den Zaubertrank, das Lebenselixier, zuzuführen. Die realen Kosten in Heller und Pfennig, Euro und Cent? Geringfügig mehr als die Mitgliedschaft bei einer sehr günstigen Fitnessstudio-Kette, aber deutlich weniger als die in einem Premium-Studio. Insgesamt auch weniger als ein Bier in der Kneipe oder ein Latte Macchiato im Café. Um die zwei Euro am Tag. Das ist es mir wert. Wer weiterliest, wird verstehen, warum.
Natürlich werde ich auch verraten, was sich hinter „Tausendgüldenkraut“ und den anderen Geheimzutaten verbirgt. Aber man möge mich richtig verstehen: Jede*r Leser*in kann mit den Informationen, die ich hier gebe, anstellen, was er oder sie will. Ich betreibe hier ausdrücklich keine Werbung für irgendetwas oder irgendwen, sondern fordere jede*n dazu auf, sich selbst weiter über alles zu informieren, was er oder sie interessant findet. Um aber etwaigen Nachfragen – Was kaufst du bei wem? Wie viel kostet es? – vorzubeugen, finden sich an der einen oder anderen Stelle Hinweise auf bestimmte Produkte. Ende der Werbedurchsage.
Dieses Buch erzählt davon, wie ich in den Jungbrunnen gefallen bin. Aber es ist eine ausdrücklich private Geschichte. Ich bin weder ein Arzt noch ein Heiler, und ich werde tunlichst vermeiden zu sagen: „Sie müssen nur dies und jenes tun, dann wird ganz sicher …“ Ich erzähle meine Geschichte.
1t1p.de/pcy0
2t1p.de/t7g5
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1t1p.de/9g43
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Ach, warum denn noch ein Buch zum Thema Fitness und Gesundheit über 50? Ich habe vor zwei Jahren ein erstes Buch geschrieben, über die Ursachen und schwerwiegenden Folgen unseres täglichen Zucker-Überkonsums: Zucker – tödliche Versuchung , erschienen im Braumüller Verlag (t1p.de/LBZU) 1 . Zumindest einem Freund habe ich damit geholfen, dem drohenden Diabetes zu entgehen. Ein Bluttest vor einem längeren Auslandsaufenthalt ergab einen schockierenden Zuckerwert von 300 mg/dl (80–100 mg/dl gilt als normaler gesunder Wert). Der Langzeitwert HBA1c im Blut, der zwischen 4,3 und 6,2 Prozent liegen sollte, lag tatsächlich bei 11 Prozent. Klarer Fall: Prädiabetes. Erst mal verschrieb der Arzt Tabletten, um die Insulinausschüttung zu stimulieren (also mehr Insulin, um den zu vielen Zucker aus dem Blut besser in die Fettzellen zu transportieren). So befördert man das Übel, statt seine Wurzel zu bekämpfen. Die nächste Stufe ist dann normalerweise – nach Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse – das Insulinspritzbesteck, dreimal täglich pieksen. Später dann Nerven- und Nierenschäden und zum Schluss noch der amputierte Diabetiker-Fuß. Das ist die klassische Diabetes-II-Karriere. Und der Tod kommt dann auch fünf bis sieben Jahre früher als bei Nicht-Diabetiker*innen.
Nicht alle Menschen sind mit wissenschaftlichen Größen vertraut. Vom Kilogramm (kg) wissen wir, dass es 1000 Gramm (g) sind: altgriechisch „chílioi“ heißt „tausend“. Dagegen sind „mg“ Milligramm, ein Tausendstel von einem Gramm. In diesem Fall ist es das lateinische Wort für Tausend: „milli“. Und Mikrogramm, international abgekürzt „mcg“, bei uns gerne auch „μg“ (griechisches M, gesprochen: „mü“), kommt vom griechischen „mikro“, das heißt „klein“. Ein Mikrogramm (mcg) ist wiederum ein Tausendstel von einem Milligramm, also ein Millionstelgramm.
Den Liter (l) kennen wir alle, aber den Deziliter (dl) kennen eher die Österreicher („an Dezi Heurigen bitte“) und Fachleute. Und dann brauchen wir auch noch nano, kurz „n“. Das kommt vor als Nanogramm (ng) oder Nanomol (nmol). „Nano“ ist die Steigerung von „mikro“, also noch mal tausendmal weniger, ein Nanogramm ist ein Milliardstelgramm. Und das Mol? Man hat alle chemischen Elemente gewogen. Und festgestellt, dass ihr Atomgewicht in Gramm eine ganz bestimmte Anzahl von Atomen enthält, nämlich ~6x10^23 Atome, eine Sechs mit 23 Nullen. Ein Mol ist nun das Gewicht eines Moleküls als miteinander verbundene Atome. Zum Beispiel Wasser: H2O hat zwei Wasserstoff-Atome (Atomgewicht circa 1) und ein Sauerstoff-Atom (16). Ein Mol Dihydrogenoxid (das wäre der korrekte chemische Name), also Wasser, wiegt 18 Gramm – das ist ungefähr ein Schnapsglas voll – und enthält eben auch 6 x 10^23 Moleküle. Oder ausgeschrieben: 600 000 000 000 000 000 000 000 – ganz schön viel, gelt?
Alle diese Größen finden Sie in der Wikipedia: t1p.de/4h6z 1
Ich hatte meinem Freund jahrelang erklärt, er habe definitiv zu viele Kilos und solle nicht dauernd Schokoriegel, Knusperwaffeln und Gummibärchen in sich reinstopfen – jetzt hatte er die Quittung und war stark verstört. Aber er hatte auch mein Buch gelesen und nahm sich dann plötzlich alles zu Herzen. Verzichtete auf Zucker, reduzierte andere schnelle Kohlenhydrate und nahm binnen fünf Monaten zwanzig Kilo ab. Nach einigen Wochen schon konnte er die Tablettendosis halbieren, nach weiteren 14 Tagen ganz absetzen. Sein BMI (Body-Mass-Index) liegt jetzt bei gesunden 25, sein Nüchternzucker bei 96 mg/dl und der HBA1c bei großartigen 5,4 Prozent. Er ist wieder „clean“ und wird kein Diabetiker mehr werden. Im Januar 2020 war er mit seiner Frau mal wieder in Indien. Nach dem Aufstehen maß er 89 mg/dl und zwei Stunden nach Milchkaffee und Frühstück erst 73, dann sogar nur 70 mg/dl, perfekt, bei Nicht-Diabetikern beginnt Unterzucker erst bei 50 mg/dl (t1p.de/0z11) 1 .
Genau dafür hatte ich das Zucker-Büchlein geschrieben: für meine nahen Freunde und Verwandten, die wir bei der vielen Schokolade, den Muffins und Donuts um uns herum alle Gefahr laufen, uns einen Altersdiabetes einzufangen, und es hat mich riesig gefreut, dass es zumindest einem Freund, ausgerechnet einem meiner besten, so gut hat helfen können.
Und nun sitze ich hier, fühle mich rundum pudelwohl und gesünder als seit Jahrzehnten, aber auch verpflichtet, allen, die nur irgendwie über die alltäglichen Alterszipperlein klagen, meine Geschichte vom Zaubertrank zu erzählen. Wenn meine Erkenntnisse nur ein paar Menschen helfen würden, besser zu leben, gesünder zu bleiben und sich weniger alt zu fühlen, wäre das doch toll, oder?
Zu diesem Buch nur so viel: Ich schreibe eher essayistisch, ich erzähle eher so wie am Tisch mit Freund*innen. Ich will hier keine streng wissenschaftliche Arbeit vorlegen, sondern zusammentragen, was ich bei meiner Suche erfahren habe. Für nahezu jede Überzeugung kann man Studien finden, die dieses und auch jenes belegen. Die aber oft aus statistischer Sicht mangelhaft bis ungenügend sind. Darüber hinaus werden auch selbst in hochgelobten Studien andere Vorläuferstudien falsch zitiert, weil die Autoren die Fundstelle falsch verstanden und deshalb auch falsch wiedergegeben haben. Es gibt also mehrere Fehlermöglichkeiten: Der Sachbuchautor beruft sich auf eine Studie, in der das, was er behauptet, gar nicht drinsteht. Oder es steht drin, basiert aber auf einer anderen Studie, nur steht dort gar nicht drin, wovon die Studien-Autor*innen dachten, dass es da stünde. Den bekanntesten Fall, bei dem falsch abgeschrieben wurde, kennen Sie alle: Nein, Spinat wird nicht, wie jeder kleine Junge früher logischerweise vermutet hat, vom Spielzeugmagneten angezogen, und die Menge Eisen, die er enthält, ist nicht tausendmal größer als in anderem Gemüse. Es war ein falsch gesetztes Komma, das in unzähligen nachfolgenden Berichten und Ernährungsempfehlungen munter abgeschrieben wurde und so den Mythos vom supergesunden Spinat erschuf. Das dramatischste Beispiel für falsch abgeschriebene Angaben sind wohl die 17 Zeilen im Bericht eines medizinischen Assistenten zur Frage, ob Oxycontin abhängig mache. Die Behauptung, dass es nicht süchtig mache, wurde über 15 Jahre lang immer wieder zitiert, aber niemals nachgeprüft. Die Folge sind mittlerweile 400 000 Suchttote und verheerende Zustände im Rostgürtel Amerikas.
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