Benjamin Markovits - Spieltage
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Es war vermutlich der Sabbat, den sie hier drinnen gerade begingen. An der Tür zur Synagoge fragte mich ein Mann in schwarzem Anzug und Krawatte nach einem Ausweis. Ich holte meinen Führerschein heraus. Ironi-scherweise wird zwar der Name eines Juden, aber nicht unbedingt das Jüdischsein als solches vom Vater an den Sohn weitergegeben. Von meinem hatte ich sowohl den Namen als auch das Gesicht geerbt: schmal, kantig, ein bisschen verhungert aussehend. «Markovits» und eine prägnante Nase reichten aus, um Zugang zu bekommen. Ein anderer junger Mann, diesmal im Tallit- Überwurf, den er auf zärtliche, fast schon feminine Art zusammenhielt, bot mir in einem Weidenkorb einige Kippas zur Auswahl an. Ich nahm eine aus Leder, wegen des Gewichts und weil ich keine Haarklammer hatte, und ging geduckt durch eine niedrige Tür in das rötliche Dämmerlicht der Synagoge.
Alles, was ich im Licht des Buntglasfensters an der Decke sehen konnte, waren alte Männer, und auch davon nicht viele. Links und rechts von einem Mittelgang, der auf den schmucklosen, geöffneten Toraschrein zuführte, standen Holzbänke. Die Männer «schokelten» unermüdlich im Gebet, und die leichte, wiederholte Bewegung ihrer Rücken und Köpfe erinnerte mich irgendwie an eine Aufwärmübung, die Charlie uns immer vor dem Training machen ließ: von den Zehen bis zu den Fersen abrollen, um die Achillessehne zu dehnen und die Waden zu kräftigen. Ich spürte ein Pochen in den Knien und den Knöcheln, als ich mich ihnen anschloss, den Kopf gesenkt und die Hände mit einiger Verlegenheit auf den Bauch gelegt. Ich hatte gehofft, mich einfach hinsetzen zu können.
Es waren ihre Stimmen, die mich bei der Stange hielten, ihr leiser, mehrstimmiger Singsang, der meine eigene Kehle mit schmerzhaftem Mitgefühl belegte. Ihre Gebete waren anders als die, mit denen ich aufgewachsen war, weicher und mit mehr Zischlauten, und die Akzentuierung ihrer Gesänge wirkte älter und weniger musikalisch. Dennoch kam mir die blinde Dringlichkeit ihres Gesangs, der nicht einmal richtiger Gesang war, ziemlich vertraut vor. Die Sonntagsschule, in die ich gegangen bin, bis der Unterricht mit der Footballsaison kollidierte, behandelte das Hebräische wie eine Sprache, die man nachspricht, aber nicht wirklich verstehen muss. Ich hatte keinerlei Zweifel daran, dass die Männer, die da vor und zurück ruckelten, Hebräisch sprechen konnten, nur waren die Wörter, die sie sangen, zu etwas zerfallen, das grundlegender war als die Bedeutung: zu Tönen und Rhythmen.
Damals, am Ende der Pre-Season, tat mir alles weh, auch mein Herz – ich hatte Heimweh und das Gefühl zu versagen. Die Erschöpfung machte mich sentimental, und ich fing an zu weinen.
Niemand bemerkte es. Eine Gemeinde wie diese hatte sicher ausreichend Gründe zu trauern; Tränen waren hier nichts, über das man sich wunderte. Der Holocaust war mir in meiner amerikanischen Kindheit immer wie ein Symbol für etwas Entsetzliches vorgekommen: sowohl für das Böse, zu dem Menschen fähig waren, als auch für das Leid, das andere ertragen konnten. Als Symbol war er schon immer machtvoll gewesen. Doch jetzt nahm ich ihn zum ersten Mal als Tatsache wahr, was ihn noch viel schlimmer werden ließ.
Die Männer vor mir waren zum Großteil Überlebende; am Ende des Zweiten Weltkriegs waren sie ungefähr so alt wie ich jetzt. Ihre Eltern hatten vielleicht meine Urgroßeltern gekannt – hatten ihnen vielleicht abgeraten, nach New York auszuwandern. München hatte früher eine große und sehr aktive jüdische Gemeinde, aber die meisten Synagogen wurden gemeinsam mit den Juden, die darin gebetet hatten, während des Krieges eliminiert. Dieser provisorische Tempel war in der Nachkriegszeit aus einem Wohnblock herausgehauen worden, schnell errichtet in der Lücke, die eine Bombe gerissen hatte, zwischen den höheren, älteren und ansehnlicheren Häusern ringsum. Die erste und zweite Etage waren entfernt worden. Übrig war davon nur eine schmale Galerie, die über drei Wände verlief. Dort beteten die Frauen. Erst als ich mich endlich hinsetzen konnte, bemerkte ich, wie sie sich vorbeugten und hinuntersahen.
Vermutlich waren die Männer genauso unterschiedlich wie in jeder anderen Gruppe alter Männer, aber auf mich wirkten sie fast durchgehend klein und eher dicklich. Es war irgendwie erholsam, nach einer Woche der körperlichen Vervollkommnung ein oder zwei Stunden unter Leuten zu sein, die ihre eigenen Sonderlichkeiten akzeptiert hatten. Davon abgesehen wollte ich die Gebete gar nicht verstehen; die Unverständlichkeit war Teil ihres Charmes. Wir beugten und bückten uns, riefen laut und murmelten vor uns hin. Sport ist die Kunst, im Grunde bedeutungslose, kleine Handlungen durchzuführen: Mir gefiel die Vorstellung von einem Gott, der von seinem Volk etwas Ähnliches forderte.
Es war genau diese Vorstellung eines göttlichen Herrschers über eine aussterbende Gemeinde, die sich bei mir in jedem Gottesdienst herausbildete und mich immer wiederkehren ließ. Er war nicht an Erfolg interessiert. (Es war schwer, ihn sich angesichts der nach oben verbannten Frauen nicht als einen «er» vorzustellen.) Unglück und Verlieren gehörten genauso zu seinen Schöpfungen. Er mischte sich nicht ein. Die Branche, in der ich mich bewegte, basierte auf Prozenten und Wahrscheinlichkeiten, aber noch nie wurde mir wie hier – durch die Männer, die überlebt hatten, um irgendwann diesen Sabbat zu begehen – so lebhaft vor Augen geführt, welch furchtbare Macht der Faktor Zufall ausübt.
Natürlich ist es nur die Einsamkeit, die hier spricht. Einsamkeit neigt zur Theorienbildung. In Wahrheit war dies ein Ort, an den ich gehen konnte, um mich in einer fremden Stadt am Freitagabend zu Menschen zu setzen, die mir vertraut vorkamen und die mich akzeptierten. Ich behielt (oder stahl) die Kippa, die ich bekommen hatte, und nahm mir vor, sie bei der nächsten Zugfahrt nach München einzustecken, für alle Fälle.
Olafs Eltern lebten auch in Schwabing, und jetzt überlegte ich, ob vor dem Abendessen noch Zeit war, den Gottesdienst zu besuchen. Was mich überraschte, war die leichte Enttäuschung, die der Gedanke, ihn auslassen zu müssen, bei mir auslöste. Ich hatte das weiche Lederkäppchen aus der Tasche gezogen und fing an, es in der Hand zu kneten.
Auf der Strecke hielt der Zug an diversen Bahnhöfen: Junge Bauern aus Bruckberg oder Langenbach stiegen ein. Eine Freitagabendmeute war unterwegs in die Stadt, mit sauberen Jeans und zugeknöpften Hemden; ein paar hatten bereits große Bierdosen geöffnet. Ich fühlte mich zunehmend unsicher, unterdrückte aber hartnäckig den Impuls, die Kippa wieder in die Tasche zu stecken. Gut möglich, dass sie den falschen Eindruck erweckte, nämlich den eines Juden, der normalerweise eine aufhatte, nur war nicht das der Gedanke, der mir leichtes Unbehagen bereitete.
Nicht dass ich in Deutschland je Antisemitismus erlebt hätte. Die Deutschen, die ich kannte, waren von der Vergangenheit ihrer Eltern viel zu betroffen, als dass sie Juden auch nur für existent gehalten hätten – ich meine als Gruppe mit besonderen Merkmalen. «Wir sind alle gleich» war die Lektion, die sie pflichtschuldig verinnerlicht hatten. Aber die Deutschen, die ich kannte, stammten alle aus dem Norden und aus der Mittelschicht. Ich war mir also nicht sicher, ob bayrische Bauern da eine größere Neugier an den Tag legen würden. Gleichzeitig kam es mir wie der Maßstab meiner Einsamkeit vor, dass ich auf Fantasien wie diese so viele Gedanken verschwenden konnte. Und nicht einmal nur Gedanken: Ich prüfte mit Blicken, ob vielleicht jemand zu mir hersah.
Natürlich tat das niemand; doch dann schenkte mir eine junge Frau, die in Fahrtrichtung auf der anderen Seite des Gangs saß, ein freundliches Lächeln. Erneut war mein erster Impuls, die Kippa wegzupacken. Nur kam sie mir irgendwie bekannt vor. Sie trug ihren kleinen Kopf sehr selbstbewusst auf einem langen Hals, hatte Sommersprossen, strohblondes Haar und blaue, unerschrockene Augen.
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